Hassmord - Scherbenkotsplittergranate

Hassmord - Scherbenkotsplittergranate
Black Metal
erschienen am 15.04.2011 bei Human To Dust
dauert 41:58 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Scherbenkotsplittergranate
2. Das Herz steht still
3. Traktor auf dem Laichenacker
4. Herbstklang
5. November
6. Ein Papst brennt
7. Messias als Gulasch
8. Napalm
9. Deutsch

Die Bloodchamber meint:

Paradoxa sind schon eine interessante Sache. Man kann sich stundenlang das Hirn an ihnen zermartern und kommt doch zu keinem logischen Schluss. Dementsprechend beschäftigen sich Intellektuelle und Wissenschaftler bereits seit Jahrhunderten mit Paradoxien wie dem Bau eines Perpetuum Mobile, der Tatsache dass das Erhitzen von mehreren Eiern weniger Wasser benötigt oder ob jene verdammten Eier überhaupt zuerst da waren und nicht die Henne. Nun scheint es an einem Mitarbeiter der Bloodchamber zu liegen, einen scheinbaren Widerspruch aus der Welt zu räumen – können HASSMORD gute Musik machen?
Die ebenso einfache wie verstörende Antwort: Ja, können sie!

Nun zur näheren Erläuterung dieser Feststellung. HASSMORD waren nach ihrem 1-Punkt-Debüt „Hetzjagd Inferno“ in wohl sämtlichen Onlinemagazinen der deutschen Szene lange Zeit als Störer des akustischen Friedens gesehen worden. Doch holt die Truppe nun zum Vergeltungsschlag aus mit dem selbstauferlegten Ziel, mindestens die Peinlichkeit des Monats im Rock Hard zu werden! Geht man wie ich spätestens mit diesem zweiten Album jedoch davon aus, dass sich die Jungs aus Niedersachsen gerne mal über Black Metal-Klischees lustig machen anstatt sie zu leben, werden sie dieses Ziel wohl weniger erreichen. Mit Liedtiteln wie „Scherbenkotsplittergranate“ oder „Messias als Gulasch“, sowie darin enthaltenen Phrasen der Sorte „Gedärmespaghetti mit Nagelparmesan“ oder „die Abgetrennten Finger fressen wir wie Cocktail-Würstchen“ werden sich HASSMORD eher einen Ruf als EXCREMENTORY GRINDFUCKERS des Schwarzmetalls erspielen.

Davon ausgehen, dass man es hier nur mit schwachsinnigen Texten oder stumpfsinnigem Gerumpel zu tun hat, darf man allerdings nicht. Im Gegenteil – auf dem zweiten Langspieler mit dem wohlklingenden Namen „Scherbenkotsplittergranate“ finden sich teilweise feine Melodien, vereinzelt sogar in Verbindung mit nicht belustigenden Texten. Der Titelsong des Albums zum Beispiel gefällt gar richtig gut, wenn man etwas für Black Metal mit melodischen Leadmelodien übrig hat. So prescht der Opener nach kurzem, eher eigenartigem Soundeffekt-Intro in feinster Pagan Black-Manier los, um einem im Refrain gleich wieder ein schmunzelndes Grinsen abzulocken. Akustische Gitarren und hübsche Spannungsmomente gibt es dazu noch in der Bridge des selben Liedes zu finden. Sofern man nicht gerade „Traktor auf dem Laichenacker“ (wieso auch immer der Schreibfehler eingebaut wurde) fährt, scheint man sich auch mal musikalisch an EISREGEN zu orientieren, wie in dem wohl besten Lied der Scheibe – „November“. Textlich eher traurig gehalten, erinnert das Stück mit der ziemlich coolen Leadmelodie nicht nur aufgrund des sehr ähnlichen Gesanges an die Thüringer Herren.
Als besonderes Schmankerl nehmen HASSMORD schlussendlich in ihrem Rausschmeißer „Deutsch“ all ihre Kritiker auf die Schippe. Wie, sollte man sich am besten einfach selber anhören.

Nachdem ich mit Erwartungen an dieses Album gegangen bin, wie man sie bei einem 1-Punkt-Debüt hat, wurde ich ziemlich überrascht. Sicher, das Drumming ist manchmal nicht allzu präzise, der Sound ist auch nicht der beste, wenngleich er im Vergleich zu „Hetzjagd Inferno“ um Längen besser abschneidet, HASSMORD wollen aber einfach keine Hochglanz-Band sein. Sie wollen nicht durch 3000€-Produktionen auffallen und auch nicht durch besondere musikalische Rafinesse, sie scheinen nur eins zu wollen – Spaß machen. Dieses Ziel erreicht "Scherbenkotsplittergranate" durchaus. Teils mit Musik und teils mit den völlig übertriebenen Texten, die gerade auf Feiern viele Lacher einheimsen werden.
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