After Forever - Remagine

After Forever - Remagine
Gothic Metal
erschienen am 05.09.2005 bei Transmission Records
dauert 49:38 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Enter
2. Come
3. Boundaries are open
4. Living shields
5. Being everyone
6. Attendance
7. Free of doubt
8. Only everything
9. Strong
10. Face your demons
11. No control
12. Forever

Die Bloodchamber meint:

AFTER FOREVER war schon seit jeher eine Band, die stets versuchte, mit allen Mitteln gängigen Erwartungen entgegenzuwirken. Sei es durch Optik, öffentliches Auftreten oder mit Hilfe gesellschaftskritischer Texte – jegliche Klischees gegenüber Gothic Metal Bands hat das holländische Sextett im Laufe der Zeit erfolgreich abgelegt. Bereits der rund ein Jahr zurückliegende Vorgänger „Invisible Circles“ verblüffte durch unerwartete Komplexität, aber „Remagine“ fügt dem ganzen noch eine weitaus größere Portion Überraschung hinzu.
Denn vollkommen entgegen dem üblichen Trend gibt es auf AFTER FOREVERs aktuellem Output weitaus weniger Bombast, dafür rücken aber erstmals wieder auffällige Gameboy-Keyboards in den Vordergrund. Zunächst sorgt dies garantiert für ein gehöriges Stirnrunzeln, denn dadurch wirkt „Remagine“ im ersten Moment wie ein mit dem Urlaubsgeld hastig zusammengeschusterter Lückenfüller.
Nach einer Weile fragt man sich aber unweigerlich, ob ein überdeutlicher Synthesizer-Einsatz auch zwingend die Folge grobschlächtiger Einfallslosigkeit auf der Suche nach einem brauchbaren Melodieträger sein muss. Oder ob dies nicht eventuell auch ein weiteres absichtliches Stilmittel sein kann, um die beliebten musikalischen Gegensätze zu kreieren. Wenn man einem grunzenden Kerl eine klare Frauenstimme entgegensetzen kann, weshalb darf man dann das ungleiche Trio aus schweren Gitarrenriffs, einem klaren Orchester-Sound und künstlichen Synthie-Sounds nicht auch gegeneinander arbeiten lassen?
Hat man sich nämlich erst ein wenig mit dem „neuen“ Sound angefreundet, merkt man beim Verinnerlichen der Songs, dass diese im Grunde gar nicht so grobschlächtig und detailarm daherkommen, wie zunächst vermutet. Vielmehr hat die Band in ihren komplexen Strukturen die Highlights deutlich hervorgehoben, und sie somit leichter zugänglich gemacht. Der rote Faden ist somit viel offensichtlicher zu erkennen, er erreicht halt nur an manchen Stellen die Ausmaße eines dicken Taus.
Auch die Vorliebe der Band für riffbetonten Heavy Metal kommt immer mal wieder zum Vorschein, dennoch wird aber wie gewohnt noch genügend Wert auf intensive Melodien, scharfe Dynamikkurven und melancholische Untertöne gelegt. Im Grunde sind die neuen Songs aber weitaus flotter und somit auch tanzbarer geworden. Für Selbstmitleid ist bei AFTER FOREVER nicht mehr allzu viel Platz.
Man könnte also zusammenfassend behaupten, dass die Band einmal mehr die Grenzen ihres musikalischen Horizonts ein deutliches Stück nach hinten versetzt haben. Ob dies die Fans auch mitmachen, wird sich wohl noch zeigen. Auf jeden Fall werden sie mit „Remagine“ auf eine härtere Probe gestellt, die entweder den Mut der Band nach dem Anderssein belohnt oder aber total in die Hose geht.
-