Morgoth - Cursed

Morgoth - Cursed
Death Metal
erschienen in 1991 bei Century Media
dauert 40:02 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Cursed
2. Body Count
3. End To Temptation
4. Unreal Imagination
5. Isolated
6. Sold Baptism
7. Suffer Life
8. Opportunity Is Gore
9. Darkness

Die Bloodchamber meint:

Eine der ganz großen deutschen Death Metal Bands ist heute leider etwas in Vergessenheit geraten. Die Rede ist von MORGOTH. Dabei veröffentlichten die Sauerländer wirklich richtig gute Alben und waren auch international hoch angesehen.

1985 gründeten die Jungs aus Meschede die Band EXTERMINATOR. Dann benannten sie sich in MINAS MORGUL um, da sie einen Begriff aus Tolkiens Fantasiewelt verwenden wollten. Daher auch die letzte Umbenennung hin zu MORGOTH. Gemeinsam nahm man 1988 ein kultiges Demo mit dem Namen „Pits Of Utomno“ auf. Die Band ergatterte einen Vertrag beim Dortmunder Label Century Media. Es folgten zwei EP´s: „Ressurection Absurd“ von 1989 und „The Eternal Fall“ aus dem Jahre 1990. Bis dahin war die Band bekannt für ihren simplen, aber effektiven Death Metal Stil. MORGOTH hatten sich einen wirklich guten Status erspielt und tourten gemeinsam mit AUTOPSY und PESTILENCE, später auch mit OBITUARY (als Co Headliner) und DEMOLITION HAMMER (noch so eine wirklich gute, aber leider in Vergessenheit geratene Band!) durch Europa. „Cursed“ war das erste reguläre Studioalbum der Band und erschien 1991. Es folgten Touren mit KREATOR durch Nordamerika und MASSACRE durch Europa. 1993 erschien dann „Odium“, welches sich kälter, technischer und schwerer zugänglich als seine Vorgänger zeigte und dem Death Metal Stil eine Industrial-artige Note hinzufügte. Schade, dass die Band mit solch einem schwachen Album („Feel Sorry For The Fanatic“ von 1996) abgetreten ist.

In diesem Review soll es aber um den Höhepunkt der Schaffensphase dieser Band gehen. Diesen künstlerischen Zenit fand MORGOTH meiner bescheidenen Meinung nach mit dem Album „Cursed“. Die Alben zuvor waren auch spitze, allerdings hatten MORGOTH noch nicht ihren eigenen Klang gefunden. Auf den beiden EP´s „The Eternal Fall“ und „Ressurection Absurd“ klang die Band noch schwer nach DEATH. Allerdings sollte man das schon fast als Lob verstehen. Denn wer „Scream Bloody Gore“ oder „Leprosy“ liebt, der wird auch diese Scheiben nicht mehr aus seinem CD Player lassen.

Auch „Cursed“ ist tief durchdrungen von den Einflüssen der frühen DEATH Aufnahmen, jedoch war es MORGOTH inzwischen gelungen, der Musik ihre eigene Handschrift aufzudrücken. „Cursed“ ist deshalb so gelungen, weil es Death Metal pur ist. Damit meine ich, dass sich die Band zu diesem Zeitpunkt noch nicht von ihren Wurzeln entfernt hatte und anstatt dessen ihren bis dahin gefundenen Still zu Perfektion getrieben hatte.

„Cursed“ wird von einem düsteren, stimmungsvollen Intro eingeleitet, bevor der erste Song „Body Count“ über den Hörer hereinbricht. Dieser kann die aufgebaute Atmosphäre des Intros halten und betört durch seine fantastischen Riffs. Dunkel und energisch bahnt sich dieser Song seinen Weg. Die Stimme von Sänger Marc Grewe ist genial und vergleichbar mit dem Organ eines Martin Van Drunen. Unheilvoll und bedrohlich wirkt der Anfang von „End To Temptation“, bevor es mit typischen Death Metal Riffs der alten Schule zur Sache geht. Überhaupt muss man sagen, dass das ganze Album ein einmaliges Zeitdokument ist, denn genau so wie „Cursed“ klingt, stellt man sich den perfekten Sound des Death Metals Anfang der Neunziger vor. Das Album ist von seiner Gestaltung her sehr abwechslungsreich ausgefallen.

MORGOTH variieren gekonnt zwischen schnellen, langsamen und Midtempo Parts. Die Riffs sind kraftvoll und ideenreich. Und das wichtigste ist: MORGOTH vergessen auch die Atmosphäre nicht. Die Härte wird nicht außer Acht gelassen, ist aber nicht das Wichtigste für dieses Werk. „Cursed“ beinhaltet einen der besten Songs, den MORGOTH je auf die Menschheit losließen. „Isolated“ ist der Name dieses Klassikers. Geniale Riffs, atmosphärisch auf höchstem Niveau gehalten, schlichtweg eine vergessene Perle des Death Metals. Dieser Song ist eine Klasse für sich. MORGOTH lassen den Hörer nicht mehr entkommen. Auch die folgenden Songs treffen genau ins Schwarze. Ob nun „Sold Baptism“, „Suffer Life“ oder „Opportunity Is Gone“, MORGOTH wissen einfach, wie man düstere Songs und aufregende Riffs schreibt. Der Kontrast zwischen schnellen und langsamen Passagen in Verbindung mit diesen markanten Riffs macht die Dynamik und Intensität dieses Albums aus. Der letzte Song „Darkness“ lässt das Album so atmosphärisch ausklingen, wie es begann. Eine wunderschön gespielte Melodie auf der Akustikgitarre erklingt, bevor langsam gespielte elektrische Gitarren ein Endzeitszenario beschreiben. Wirklich sehr gelungen!

Wie schon erwähnt, sind DEATH ganz klar als Einfluss herauszuhören. An anderen Einflüssen können an manchen Ecken (vor allem beim Soloteil von „Ent To Temptation“ und bei den Riffs von „Opportunity Is Gone“) alte PARADISE LOST zu „Gothic“ Zeiten genannt werden. Auch die damaligen Labelkollegen UNLEASHED scheinen ihren Eindruck bei MORGOTH hinterlassen zu haben. BOLT THROWER sollten vielleicht auch noch genannt werden.

MORGOTH waren zum damaligen Zeitpunkt neben ATROCITY die einzige international anerkannte Death Metal Band aus deutschen Landen. Ich finde es auch heute noch mehr als bedauerlich, dass die Band später auf anderen musikalischen Pfaden wandelte und schließlich zerbrach. „Cursed“ bleibt der Höhepunkt des Schaffensprozesses dieser wirklich genialen Band. Jeder, der Death Metal liebt, sollte im Besitz dieses Zeitdokuments deutscher Metalgeschichte sein.
-