In Diepholz wird der Tod melodiös


Interview mit Chronicle Of Tyrants
Melodic Death Metal aus Deutschland - Diepholz
Obschon CHRONICLE OF TYRANTS erst seit 2002 bestehen, haben sie mit „Nemesis MMIV“ ein recht beachtliches Debütalbum veröffentlicht und können auch bereits auf einige Konzerte mit durchaus größeren Gruppen zurückblicken. Über alles rund um’s Banddasein gab mir Sänger Manu Auskunft.

„Chronik der Tyrannen“, „Nemesis MMIV“ oder wie ihr auf eurem Inlay (wie ich finde treffend…) abgedruckt habt: „the plague that we call mankind will erase itself before the end of time“ – das alles erscheint mir recht menschheitskritisch, wenn nicht gar etwas misanthropisch. Liege ich da richtig?


Hm klingt sicherlich so, da gebe ich dir Recht. Du hast mit diesen Wörtern, bzw. Zitaten, Passagen rausgesucht, die aus Marcos Feder stammen. Er ist für einen Großteil der Musik und teilweise auch für die Lyrics zuständig und dabei nimmt er sich gerne immer Sachen vor, in denen er kritisiert. Jedoch sollte man da bei uns keinen zu großen Wert drauflegen, da für uns die Texte definitiv an zweiter Stelle stehen. Die Musik ist das Wichtige. Wir sind also prinzipiell keine „gesellschaftsverdrossenen“ Jungs, eher im Gegenteil.

Wenn ja, spiegelt sich das auch in den Texten wider? Wenn nein, was reflektieren diese dann?

Siehe oben. Bei uns schreiben Carsten, Marco und ich die Texte. Jeder behandelt zu meist etwas anderes. Von daher kann ich dir nicht soviel drüber sagen. Meine Texte sind situationsabhängig von dem Moment an, wann ich sie schreibe. Ob ich gut drauf bin oder schlecht oder was mich gerade akut bewegt. Demnach kann man keine grundsätzliche Aussage darüber machen, was unsere Texte reflektieren. Man sollte diese auch nicht zu wichtig nehmen.

„Nothing To Fear“ klingt ziemlich nach Amon Amarth – was ihr ja auch selber in eurer Biographie schreibt. Da drängt sich natürlich der „Verdacht“ auf, dass die Schweden euch beeinflussen bzw. inspirieren…

Es ist der einzige Song, der wirklich nach Amon Amarth klingt. Prinzipiell möchten wir uns gerne davon lösen, dass wir ständig mit den Schweden verglichen werden, da es unserer Meinung nach nicht zutrifft. Da stehen eher andere Schweden Bands Pate für unseren Sound:
Hypocrisy oder At The Gates, jedoch stehen wir ungern als Kopie da, sondern denken eher, dass wir
unseren eigenen Stil mit dem der schwedischen Bands kombinieren.

Passagen wie bei „Lifeless“ oder „Cerebral Assassin“ weichen etwas vom CHRONICLE OF TYRANTS-Stil ab. Habt ihr vor euren Stil noch mehr in eine solche „Mischrichtung“, also auch mit keyboardanteiligen Black Metal-Passagen auszubauen, oder stellt sowas bei euch eher die Ausnahme dar?

Schwer zu sagen. In erster Linie spielen wir Death Metal und das soll auch so bleiben. Wir werden diesen Stil also nicht durch irgendwelche genrefremden Elemente zur Unkenntlichkeit verwässern. Viel >mehr sollen diese Passagen die Atmosphäre untermalen und die verschiedenen Facetten unserer Songs unterstreichen. Sicherlich wird so was in Zukunft noch Verwendung finden.

Wie kamt ihr auf diese Tobi-Sache am Ende eures Albums? Ein lustig-kranker Auswuchs eines Proberaumaufenthalts?

Die Urversion dieser Geschichte beinhaltete nicht diese Comicsamples, sondern wir spielten es einmal auf unserem ersten Gig als kleine Grindcore Persiflage.
Das ganze mit den Samples zu erweitern war Marcos Idee. Er ist Fan dieser Lava Lava Comics und wollte es als Hidden Track auf die Scheibe packen. Daran merkt man auch, dass wir nicht alles bierernst nehmen.
Bei Tobi handelt es sich um einen Kumpel von uns, der uns schon seit Anbeginn die Stange hält und für uns ab und an promotionstechnisch unterwegs ist. Somit ist das ganze auch als kleines Dankeschön zu sehen.

Wie schaut es mit den Plattenfirmen aus? Habt ihr da irgendwelche Aussichten, unter anderem im Zusammenhang mit den bisherigen Reaktionen/Rezensionen und dem „Metal Battle“?

Durch die neue Scheibe werden mehr und mehr auf uns aufmerksam, sowohl neue Fans als auch Bands melden sich bei mir. Labeltechnisch hat sich noch nicht viel getan. Mit den Rezensionen des Albums werde ich wohl gegen Ende des Jahres einige Bewerbungen raushauen, wahrscheinlich zusammen mit ein paar neuen Songs. Wenn sich natürlich vorher etwas viel versprechendes offenbart, sagen wir selbstverständlich auch nicht nein.

Ihr scheint noch nicht so viele Konzerte gehabt zu haben (was ja nicht schlimm ist), habt aber dafür schon mit Dismember, Final Breath, Disillusion und God Dethroned Konzertabende bestritten.
Ein positiver Eindruck wie ich finde – ist das auch für euch eine Art Erfolgszeichen? Schließlich kommt
nicht jeder so schnell zu derartigen Mit-Auftrittsmöglichkeiten.


Die von dir erwähnten Gigs waren allesamt für uns ein Erfolg. Überall sind wir positiv aufgenommen worden und hatten sehr viel Spaß bei den Auftritten. Von daher denke ich schon, dass wir das als Erfolgszeichen sehen kann, da wir somit auch die Möglichkeit hatten, uns einen grösserem Publikum zu präsentieren

Was habt ihr bezüglich CHRONICLE OF TYRANTS so vor – bestimmte Vorhaben oder Aussichten?

Neue Songs schreiben, erfolgreiche Gigs bestreiten und früher oder später einen Deal an Land ziehen. Wir würden uns gerne einen gewissen Namen in Deutschland machen, jedoch ist das bei der Unmenge an Undergroundbands ein schwieriges Unterfangen. Aber ich denke wir sind auf dem richtigen Weg.

Vielen Dank, dass du dir euch Zeit für meine Fragen genommen habt! Die Schlußworte darfst du zu „Papier“ bringen.

Vielen Dank an dich für das Interview und an alle, die uns bisher unterstützt haben, sowohl durch Erwerb unseres Albums als auch durch einen Besuch eines unserer Konzerte.
Alle die uns nicht kennen und die auf melodisch angehauchten Death Metal stehen sei gesagt: Besucht uns unter www.chronicle-of-tyrants.com und hört in die Songs rein. Vielleicht gefällt es ja dem einen oder anderen.
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