Der „Phoenix“ aus der Asche des Metalcore


Interview mit Tear Of Phoenix
Metalcore aus Deutschland
Wer denkt, die allseits beliebte Mischung aus Melo Death und Hardcore habe nichts mehr zu bieten, dem machen TEAR OF PHOENIX mit ihrer Debüt-EP einen fett klingenden Strich durch die Rechnung. Die Saitenhexer und Songwriter Basti und Max sind sich ihrer Sache auf jeden Fall ganz sicher und erklärten sich spontan zu einem Interview per Chat bereit. Dass vor lauter Enthusiasmus viel durcheinander geraten ist und nicht mehr immer ganz klar ist, wer wann was gesagt hat, ist halb so wild, da sich die beiden, laut eigener Aussage, sowieso immer einig sind.


Ihr seid beide, wenn ich das richtig gelesen hab, keine Gründungsmitglieder.


Nein, im Prinzip sind wir das nicht. Wir haben jedoch einen relativ krassen Stilwechsel „verursacht“.

Habt ihr vor eurem Einstieg bei TEAR OF PHOENIX schon in anderen Bands gespielt? Ging das da musikalisch in eine ähnliche Richtung?

Ja, wir haben beide bei Antagaroth (R.I.P), einer Melodic Death-Band, gespielt. Da waren noch keine Hardcore-Elemente in der Musik vorhanden.

Nach eurem Einstieg ist aus der Hardcore-Band TEAR OF PHOENIX also eine „Metalcore“- Band geworden. Wie ist es denn dazu gekommen? Haben die Jungs gesagt: Wir wollen jetzt ein bisschen Deathmetal in unserer Musik, steigt bei uns ein?

Max: Die Jungs hatten ständig Probleme mit ihrem alten Gitarristen, der eine Woche vor der ersten Show ausgestiegen ist. Da haben sie Basti gefragt, der mit dem alten Drummer René auf eine Schule ging, ob er nicht Bock hätte. Kurz danach hat Basti mich mit ins Boot geholt. Zu der Zeit lief es mit der alten Band nicht mehr sonderlich gut, was den Umstieg nur leichter gemacht hat. Deathmetal wollten die anderen eigentlich überhaupt nicht gern in ihrer Musik haben; die wollten eigentlich Oldschool machen.

Ihr hattet mit Oldschool-Hardcore aber bestimmt nicht so viel am Hut, oder? Wie kann man sich die Zusammenarbeit denn dann vorstellen? Was letzten Endes herauskam, hat ja mit Hardcore nur noch am Rande zu tun.

Basti: Zunächst hab ich gemeinsam mit Renè ein paar Songs geschrieben, die noch Harddcore-lastiger waren. Aber mit der Zeit haben Max und ich einfach immer mehr Melodic Death-Elemente in die Musik einfließen lassen. Ich denke/hoffe aber nicht, dass wir klingen wie eine Kopie anderer Metalcore-Acts. Wir hören auch in der Richtung eher weniger Musik - Hardcore oder Metal, aber wenig Metalcore.
Es ist ja nun mal so, dass jeder Musiker seinen individuellen Stil hat, Songs zu schreiben. Wenn wir zusammen musizieren, kommt halt immer Schwedendeath dabei raus. Da können wir wenig dran ändern. Die Beatdownparts kommen schon eher aus dem ursprünglichen Stil der Band. Wir bemühen uns auch nicht sonderlich, irgendwelche Klischees zu erfüllen. Wir machen die Musik, die wir fühlen, und wenn etwas dabei herauskommt, was den Leuten auch noch gefällt, ist das natürlich super.

Im Bandinfo weist ihr deutlich darauf hin, dass ihr nicht auf den Begriff „Metalcore“ reduziert werden wollt. Habt ihr Angst, als Trendmitläufer unterzugehen? Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass man da gar nicht beeinflusst wird.

Es gibt ja einige Bands, die einfach nur As I Lay dying, Killswitch Engage oder Caliban nachahmen wollen. Diese Musikrichtung heißt Metalcore, also wollen sie unter diesem Aspekt ihre Songs schreiben - Metalcore als eigenständiges Genre. Dagegen wollen wir uns wehren. Wir gehen in den Proberaum und schauen, was herauskommt. Und das ist nun mal schwedischer Deathmetal mit Hardcore-lastigen Beatdowns. Die Intension, aus der die Musik resultiert, ist also eine ganz andere als „oh cool, Metalcore, voll modern, voll geil, das machen wir jetzt auch!“.
Musik hängt auch immer vom Blickwinkel ab. Man könnte bei vielen Bands sagen: Das klingt nach Melodic Death, aber die Band will eine Metalcore-Band sein und wird dann von den Leuten auch so aufgefasst. Bei TEAR OF PHOENIX kommen so unterschiedliche Personen und Einflüsse zusammen, dass sich die Musik unserer Meinung nach nicht wirklich derart kategorisieren lässt.

Aber als Metalcore-Freak würde mich schon interessieren, ob es nicht doch irgendwelche Bands aus dieser Richtung gibt, die euch, wenn schon nicht beeinflussen, dennoch gefallen oder Respekt abfordern.

Basti: Ich mag Unearth, As I Lay Dying, God Forbid, As We Fight usw. – schon eher die Melodic Death-lastigeren Kollegen aus dem Genre. Ich mag halt Bands, bei denen man merkt, dass die nicht nur eine At The Gates-Scheibe im Schrank haben.
Max: Also von mir persönlich aus ließe sich da nur Heaven Shall Burn nennen.

Reden wir mal über eure Platte! Wie kam es denn zur Zusammenarbeit mit den Kohlekeller-Studios? Ein doch ganz namhaftes Studio, wenn ich mich nicht irre.

Wir sind mit den Jungs von Since The Day ganz gut befreundet. Die haben da ihr aktuelles Album aufgenommen und haben uns das Studio empfohlen. Nach dem ersten Telefonat mit dem Kohle (Cheffe da) war uns klar, dass wir in das Studio wollen.

Seid ihr denn zufrieden mit dem, was im Studio zustande gekommen ist?

Also mit dem Sound bin ich sehr zufrieden und hoffe außerdem, dass die Songs an sich ganz cool geworden sind. Als Band fehlt einem ja leider die objektive Sicht auf die eigenen Songs. Wir sind alles in allem mit dem Ergebnis doch relativ zufrieden, gerade unter dem Gesichtspunkt, dass unser Drummer ein paar Wochen vor dem Studiotermin ausgestiegen ist und wir die CD mit einem neuen Mann hinter der Schießbude eingeprügelt haben.

Habt ihr denn noch mehr Songs auf Lager, so dass es auch bald für einen Longplayer reichen könnte?

Ja haben wir. So langsam werden die Pläne für einen Longplayer auch schon konkreter. Allzu lange wird es wohl nicht mehr dauern, bis es da wieder was von uns auf die Ohren gibt.

Wer schreibt eigentlich bei euch die Texte?

Basti: Den größten Teil schreibt der Chris (Sänger). Gelegentlich schreiben auch mal Max oder ich den ein oder anderen Text.

Ist einer von den Texten, die ihr geschrieben habt, auf der EP gelandet?

Basti: Ja... „Tears“ habe ich geschrieben. Aber über Texte kannst du weder mit Max noch mit mir wirklich reden.
Max: Ja, wir denken Texte sind die Aufgabe des Sängers, der die eigenen Texte auch live besser ausdrücken kann .
Basti: Max und mir bedeuten die Texte nicht sonderlich viel, dass sieht bei Chris einfach anders aus. Wir, also Max und ich, drücken unsere Emotionen nicht in den Texten, sondern mit der Musik aus.

Wie sieht’s aus mit Live-Aktivitäten? Spielt ihr euch fünfmal in der Woche den Arsch ab? Welches Publikum habt ihr? Überwiegt da eher die Hardcore- oder die Metal-Fraktion?

In letzter Zeit war sehr wenig los, was Live-Aktivitäten angeht. Aber es geht wieder voran. Am 3. Februar steht erst mal eine neue Show mit Today Forever in Treysa an. Und es werden mit Sicherheit in nächster Zeit noch einige dazu kommen.
Bis jetzt haben wir größtenteils vor Hardcore-Publikum gespielt, wollen aber auf jeden Fall in nächster Zeit auch die Metalszene beehren.

Wie hoch steckt ihr eure Ziele? Habt ihr euch für die Zukunft vorgenommen, ganz groß rauszukommen? Oder gefällt euch euer Dasein als Undergroundband ganz gut?

Im Prinzip wollen wir einen Deal bei einem coolen Label haben; muss kein großes sein. Die Zusammenarbeit muss passen. Wir würden uns gerne den Arsch abtouren und wünschen uns, dass sich viele Leute an unserer Musik erfreuen. Ist natürlich auch alles eine Frage der privaten Umstände. Bleibt halt abzuwarten, wie sich alles entwickelt.

So! Da mir jetzt die Fragen ausgehen, bleibt hier noch Platz für Sachen, die ihr noch dringend loswerden wollt...

Basti: Danke an alle, die uns supporten. Jemand soll uns bitte einen Deal bescheren! ;-)
Außerdem greez an Anneka!
Max: Kommt zu unseren Shows und kauft unsere CD! ( wenn ihr wollt :-) )Und Gruß an meine Mama, falls sie das je lesen sollte.

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