Tarek und die Mächte der Hölle


Interview mit Majesty
True Metal aus Deutschland
Scheiß Technik! Nachdem das Phoner-Interview mit Tarek aufgrund technischer Probleme nicht ganz geklappt hat, stand nun der 2. Anlauf an. Da ich beruflich in der Gegend von Lauda-Königshofen weilte, war ein Treffen mit dem symphatischen Majesty-/Dawnrider-Frontmann die beste Lösung für ein ausführliches Gespräch. Man traf sich im bandeigenen Studio, brachte sich mit ein paar neuen Songs des bald erscheinenden Majesty-Albums „Hellforces“ in Stimmung und plauderte bei einem Bierchen/Wein entspannt über Heavy Metal, Fantasy-Geschichten und alles andere.

Nachdem die erste Flasche geköpft war, gings auch schon in die Vollen:

Ihr bringt demnächst mit „Hellforces“ eine neue Majesty-CD auf den Markt. Da du ein großes Studio besitzt und auch Produktionen für andere Bands durchführst, stellt sich die Frage, ob du das Album selber produziert hast, oder ob ihr Hilfe von außen in Anspruch genommen habt.


Für die Produktion war Stefan Kaufmann von Accept/U.D.O. verantwortlich. Wir haben die Platte komplett in seinem Studio in Pulheim bei Köln aufgenommen.

Wie seid ihr an Stefan rangekommen?

Er hat bereits unsere letzte Platte „Reign In Glory“ gemischt, und auf der U.D.O.-Tour haben wir dann besprochen, dass
„Hellforces“ komplett von ihm produziert werden sollte. Ich fand halt die U.D.O.-Produktionen geil, so dass er unsere erste Wahl war. Außerdem war es eine tolle Erfahrung, das erste Mal mit einem Produzenten zu arbeiten. Teilweise hat er uns auch richtig in den Arsch getreten und angespornt, was sich beispielsweise auch in meinem Gesang bemerkbar macht. Hat auf jeden Fall Spaß gemacht!

Die letzten Alben wurden aber komplett von euch selber produziert?

Die „Reign In Glory“ haben wir teils bei Rolf (Munkes, Gitarrist, auch tätig bei Company Of Snakes und Empire; d. Verf.), teils hier bei mir aufgenommen und bei Stefan mischen lassen. Damals kam dann auch die Idee auf, die komplette Produktion von ihm machen zu lassen. Ich finde, es hat sich auf jeden Fall gelohnt, „Hellforces“ bei ihm aufzunehmen, und das werden wir wohl auch für die nächsten Platten so handhaben! Zu dem letzten Treffen mit Stefan gibt es übrigens noch eine lustige Geschichte: Stefan und ich hatten eines Abends mal ein bisschen was getrunken, und nachdem der Laden dichtgemacht hatte, sind wir noch zu einer Dorfkneipe getigert, in der ein paar Kids saßen, die wohl auch Metal hörten. Wir haben uns daraufhin mit ihnen in einen Jugendraum gesetzt und ein paar Songs gespielt. War geil!

Accept scheint sowieso zu deinen Faves zu gehören!?

Ja klar. Es war auch eine große Ehre für mich, mit Udo Dirkschneider den Song „Metal Law“ einzusingen. Accept und Maiden gehören zu unseren Wurzeln. Die Kombination daraus fließt in den Majesty-Stil ein, trotzdem finde ich, dass wir mit dem neuen Album unseren eigenen Stil gefunden haben.

Früher haben euch böse Zungen oft mit Manowar verglichen!

(lacht) Das sind wir gewohnt. Aber wenn ich Songs schreibe, denke ich nicht darüber nach, ob der Song nach Manowar oder jemand anderem klingt!

Aber mal ehrlich: sind Manowar aber nicht doch auch ein Einfluß?

Ja, klar! Ich bin großer Manowar-Fan, hab ich auch nie bestritten. Und der Vergleich mit Manowar ist wohl auch nicht der schlechteste!

Die neue Manowar kommt ja bald!

Ja, hab ich gelesen und bin auch sehr gespannt drauf! Leider spielen sie gerade am Tag des Keep It True-Festival in Stuttgart, so dass ich wohl nach Frankfurt fahren werde.

Du besitzt ja – wie erwähnt – auch ein beachtliches Studio und die Bedienung ist bekanntlich nicht gerade einfach. Wie hast du die notwendigen Fähigkeiten erlernt?

Ich hab mich schon immer für Studiotechnik interessiert und am SAE in Frankfurt gelernt, die Technik zu beherrschen.

Also nicht wie viele andere Cubase auf dem Rechner installiert und drauf los produziert, sondern wirklich von der Pike auf gelernt!?

Ja, ich hab zwar natürlich auch mit Cubase Erfahrungen gemacht, gelernt habe ich aber an einem Analog-Mischpult.

Wie lange machst du das schon?

Eigentlich schon seit ein paar Jahren. Erfahrungen sammele ich dabei, indem ich Demoproduktionen für kleinere Bands mache.

Lebst du von deinem Studiojob, oder arbeitest du auch „regulär“?

Neben Majesty und dem Studio besitze ich noch einen PA-Verleih.

Also hast du es geschafft, dein Hobby ganz zum Beruf zu machen!? Etwas, was ja nicht jeder von sich behaupten kann!

Ja, eigentlich schon.

Wie oft probt ihr eigentlich?

Nächsten Freitag ist mal wieder eine große Probe mit allen Bandmitgliedern, wo die komplette Setlist einstudiert wird. Reguläre Proben sind dagegen etwas schwierig, da Marcus (Bassist) in Wuppertal wohnt und Rolf bei Frankfurt. Björn, Michi und ich proben dagegen wöchentlich und trinken danach abends auch mal einen.

Wie sieht eigentlich die Metal-Szene bei euch aus?

Wir haben eine relativ große Metal-Cover-Szene hier, aber wenige Bands, die eigene Sachen machen. Majesty waren eine der ersten Bands, die eigene Songs geschrieben haben. Natürlich haben wir auch mit Coversongs angefangen und haben „Breaking The Law“ (Judas Priest) und „Balls To The Wall“ (Accept) nachgespielt. Aber ich hab dann auch angefangen, eigene Songs zu spielen, was sehr gut ankam und uns die ersten Erfolge beschert hat.

Wann hast du angefangen, selber aktiv Musik zu machen?

So mit 17, 18 habe ich mit meinem damaligen Klassenkameraden Udo Keppner (ex-Gitarrist) abends bei nem Bierchen den Entschluß gefasst, eine Band zu gründen. Udo konnte zu der Zeit noch nicht Gitarre spielen, so dass ich ihm angeboten habe, ihm die Griffe beizubringen. Am nächsten Tag hat er sich eine Klampfe besorgt und Majesty waren geboren.

Hattest du Unterricht, oder hast du das Gitarrenspielen autodidaktisch gelernt?

Ich hatte erst Unterricht für Gitarre und Klavier, nach den Grundlagen hab ich’s mir dann selber beigebracht. Komplett angefangen habe ich – wie wohl jeder – mit Blockflöte, bin dann zum Klavier gekommen und wollte später natürlich Gitarre spielen.

Kommen wir mal zu Dawnrider. Wie ist die Platte bisher angekommen?

Ich hab bisher noch keine Verkaufszahlen, aber die CD scheint bei den Leuten fantastische Resonanzen bekommen zu haben. Ich bin jedoch nicht ganz zufrieden mit dem Sound. Ich bin gegen Ende doch etwas in Zeitdruck geraten mit dem Mischen und musste darüber hinaus auch noch auf die Gesangsspuren einiger Leute warten. Der Sound ist zwar in Ordnung aber die nächste CD wird auf jeden Fall klangtechnisch besser werden.

Du hast schon das nächste Dawnrider-Album in Planung?

Ich hab schon ein paar Ideen im Hinterkopf. Jetzt kommt erst mal die Tour mit Majesty, und im Herbst wird ich dann die ersten Schlagzeuger reinholen und mit den Aufnahmen beginnen.

Weißt du auch schon, wer nächstes Mal dabei sein wird?

Ich hab schon mal mit einigen Leuten Kontakt aufgenommen, kann aber noch nichts Näheres sagen, da bisher noch nichts bestätigt ist. Ein paar vom letzten Mal werden wohl wieder dabei sein und einige neue. Außerdem hoffe ich, dass ich nächstes Mal ein kleines Buch der CD beilegen kann, was dieses Mal leider nicht möglich war.

Wie hat eigentlich euer Label Massacre reagiert, als du sie mit deinem Projekt konfrontiert hast?

Ganz locker. Nach einer Viertelstunde war klar, dass Dawnrider über Massacre veröffentlicht wird.

Und wie kam es zu den Kontakten zu den einzelnen Gästen der Platte?

Die Kontakte kamen soweit übers Keep It True-Festival zustande, vor allem mit James Rivera (Helstar/ex-Destiny´s End/ex-Seven Witches/Distant Thunder) und Mark Shelton (Manilla Road). Mit Ross the Boss dagegen (ex-Manowar) bin ich seit einiger Zeit gut befreundet. Er war gerade mit seiner Band Brain Surgeons auf Tour und hat mich angerufen und mich zu einem Konzert eingeladen. Im Gegenzug wurde er dazu verpflichtet, zu mir ins Studio zu kommen, wo wir erst mal einen getrunken haben und er dann sein Solo eingespielt hat. Was Sven von Wizard und Buschi von Paragon angeht, gab es auch keine Probleme, da ich die beiden auch sehr gut kenne. Der Kontakt zu Charly von Paradox kam über Oliver Weinsheimer (Schreiber des Heavy-Magazins und Mit-Initiator des KIT-Festivals) zustande. Die Zusammenarbeit mit den Leuten hat dann auch eine Menge Spaß gemacht, da jeder eine eigene Stimme hat und nicht gleichförmig klingt. Die Sänger von Dawnrider sollten alle eine eigene wieder erkennbare Stimme besitzen. Darauf habe ich sehr geachtet.

Wie hast du es geschafft, Rob Rock zu engagieren? Ich vermute mal, dass der Mann etwas schwieriger aufzutreiben ist!

Zuerst wollte er nicht so richtig und wollte erst mal das Demo hören. Ich hab daraufhin einen groben Rough Mix gemacht, den ich selber eingesungen habe und ihm geschickt. Er fands sehr geil und hat letztendlich dann auch zugesagt.

Werdet ihr bei Majesty-Shows auch Dawnrider-Songs spielen?

Eher nicht. Vielleicht mal einen, wenn mal einer der Sänger gerade verfügbar ist. Johanna (Mott, Sängerin von Dawnrider und Gastsängerin auf „Hellforces“) wird aber auf der Tour dabei sein und ihre Majesty-Parts singen.

Kannst du kurz was zum Konzept der Dawnrider-Story erzählen?

Los ging das ganze bereits zu „Sword And Sorcery“-Zeiten, als ich anfing, ein Fantasy-Buch zu schreiben. Eines Abends hab ich mich mit einem Glas Wein ans Klavier gesetzt und versucht, die Vorgeschichte zu vertonen. Ich hatte die Charaktere im Kopf und wollte den Leuten erzählen, wie die Geschichte beginnt. Dann kam die Idee auf, dass jeder Charakter von einer anderen Person verkörpert werden sollte. Und so war Dawnrider geboren und die Geschichte, die man hoffentlich in den nächsten Tagen unter www.dawnrider.de nachlesen kann.

Aber Angebote bezüglich des eigentlichen Buches hast du noch nicht?

Das Buch ist noch nicht fertig. Wenn es abgeschlossen ist, bekommen es erst einmal Kumpels zu lesen. Ich würde mich sowieso nicht als Schriftsteller bezeichnen, da gibt es definitiv bessere. Für mich ist die Schreiberei nur ein Hobby. Wenn die Leute die Geschichte für gut befinden, werde ich sie logischerweise veröffentlichen. Aber erst mal kucken, wies ankommt.

Um was dreht sich die Geschichte eigentlich genau?

Eigentlich handelt es sich um eine typische Fantasy-Geschichte, um Gut und Böse. Es geht um ein Land namens Riandra, das besetzt wird, und die Geschichte beginnt mit einem 14jährigen Jungen, der sich zum Dawnrider ausbilden lässt. Ziemlich schwer zu beschreiben, lies es dir einfach durch!

Dann waren für dich als Fantasy-Fan die Verfilmungen der Herr Der Ringe-Trilogie wohl…

(bevor ich weiterreden kann) GOTT!!! Ich finde die Bücher schon göttlich und die Filme genauso!

Obwohl die Filme ja doch etwas vom Buch abweichen…

Man muß meiner Meinung nach beides als separates Medium sehen. Man kann aus einem Buch nicht alles 1:1 auf einen Film übertragen. Ich finde beides als Kunstwerk richtig geil. Aber Peter Jackson ist eh einer der besten Regisseure der Welt!

Was er ja auch schon vorher war!

Auf jeden Fall. Baindead z.B.!!!

Nach einem längeren Smalltalk über lustige Horrorfilme, große deutsche Metalbands sowie die beidseitige Passion für Harry Potter ruft dann doch wieder die Arbeit. Also weiter im (Interview-)Text: Wie bist du eigentlich zum Keep It True-Festival gekommen?

Ich mache das KIT zusammen mit Oliver Weinsheimer, einem sehr guten Freund von mir. Eines abends, 2002 oder so, saßen wir zusammen und unterhielten uns über die Gleichförmigkeit der deutschen Festivals. Wir kamen dann auf die Idee, ein Festival zu organisieren, auf dem Newcomer und alte Kult-Bands wie Omen, Manilla Road oder Brocas Helm zusammen auftreten können.

Bleibt bei diesem Unternehmen denn kohlemäßig was hängen, oder müsst ihr jedes Jahr draufzahlen?

Es geht uns darum, ein Festival für Fans zu veranstalten, bei dem der Eintritt unter 20 Euro liegt, das Bier maximal 2 Euro und ein Shirt 14 Euro kostet. Es bleibt geldmäßig nicht viel hängen, aber wir machen das KIT aus Überzeugung. Metal ist für mich eine Lebenseinstellung und ich hab keinen Bock darauf, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen!

Wie habt ihr es eigentlich geschafft, Grim Reaper zu einem Auftritt auf dem diesjährigen KIT zu bewegen?

Olli hat durch seine Schreiberei fürs Heavy alle möglichen Kontakte und hat dafür gesorgt, dass Grim Reaper eine Show spielen. Ich war selber überrascht, dass das geklappt hat. Der Mann ist einfach gigantisch!

Zum Schluß mal eine persönliche Frage; Tarek ist ja kein deutscher Name. Welcher Abstammung bist du?

Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater ist Araber aus Palästina, aber schon seit seiner Studienzeit hier. Ich selber bin aber in Deutschland geboren und spreche auch die arabische Sprache nicht.

Ok, Tarek, dann danke ich dir für dieses Gespräch. Und nun laß uns aufbrechen und einen trinken gehen!
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