Über kollidierende Welten im Metal, im Moshpit und anderswo


Interview mit Maroon
Metalcore aus Deutschland - Nordhausen
Die Nordhausener MAROON beweisen mit ihrem neuestem Longplayer „When Worlds Collide“ sehr eindringlich, wo in der deutschen Metal/Hardcore-Landschaft der Hammer hängt. Basser Tom verrät die Erfolgsgeheimnisse seiner Band, und klärt noch nebenbei, dass Tanzen und Gewalt nichts miteinander zu tun haben und dass auch Veganer lecker Bolognese mögen.

Erstmal Gratulation zur gelungenen neuen Platte! Nach meinen ersten Eindrücken seid ihr abwechslungsreicher geworden und habt mehr melodische Metal-Einflüsse in euren Sound integriert. Wie hat sich das entwickelt?

Tom: Ach, das war eine ganz normale Entwicklung. Durch vieles Touren, endlosen Stunden in irgendwelchen Studios und natürlich Monaten allein im Proberaum lernt man einiges dazu, gerade beim Songwriting. Frühere Platten hätten sicher auch schon um einiges anders und zackiger geklungen, wenn wir sie mit den Fähigkeiten, die wir jetzt besitzen geschrieben und aufgenommen hätten. Die neue Platte ist halt einfach sieben Jahre nachdem sich die Band gegründet hat entstanden und dementsprechend auch ausgereifter und ein wenig selbstbewusster. Es wäre schlimm, wenn man sich als Band nicht entwickeln würde.

Ihr habt „When Worlds Collide“ im Hansen Studio in Dänemark aufgenommen.Wie kam es dazu, und seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?

Tom: Der Plan war eigentlich, wieder zu Tue Madsen zu gehen. Aber irgendwann waren wir uns nicht mehr einig, ob es klug wäre, erneut denselben Produzenten zu nehmen. Jacob Hansen war der zweite auf unserer Liste und wir haben uns entschieden, mal jemanden neues zu probieren. Das war definitiv eine sehr gute Entscheidung, denn wir sind mehr als zufrieden mit seiner Arbeit.

Waren die bisherigen Reaktionen auf euer neues Werk nur positiv? Hegt ihr große Erwartungen oder geht ihr ganz locker an die Sache heran?

Tom: Bis jetzt waren alle Reviews, die ich gelesen habe, durchweg positiv. Wir wollen schon einen Schritt weiter kommen mit der neuen Platte, zumal wir alle zu 100 Prozent von den neuen Songs überzeugt sind. Aber schon jetzt ist die Präsenz der Platte enorm. Viele Reviews, viele Interviews und einiges an Werbung. Wir werden sehen, wie sich die Platte verkauft und vor allem, wie sie den Leuten gefällt.

Die Gastauftritte von Mercenary-Sänger Mikkel Sandager und Agnostic Front's Roger Miret sind ganz besondere, für MAROON ungewohnte Momente auf dem Album. Wie kamt ihr auf die Idee, die beiden für euch singen zu lassen? Plant ihr euren Sound auch in Zukunft mit cleanen Gesangsparts zu bereichern?

Tom: Die Idee, mit Roger etwas zusammen zu machen, stand schon vor Endorsed By Hate im Raum, da wir uns schon länger kennen. Leider hat es erst jetzt geklappt. Bei Mikkel war es so, dass wir jemanden für die Keyboards auf der neuen Platte brauchten. Da haben wir Mikkels Bruder Morten gefragt, der bei Mercenary Keyboard spielt. Morten hat den Mikkel gleich mitgebracht, und da wir alle Fans von Mercenary sind, ließen wir es uns natürlich nicht nehmen, ihn etwas auf unserer Platte singen zu lassen. Das mit den cleanen Passagen würden wir gerne auf diesem Level halten. Das heißt, wenn sich ein Gastsänger anbietet, der, wie Mikkel, eine besondere Stimme hat, kann man da sicher was machen. Mehr aber auch nicht. Wir wollen jetzt nicht auch noch anfangen, in jedem unserer Songs einen melodiösen Refrain reinzupacken. Es kommt halt immer darauf an, was zu dem Song passt. Bei „Annular Eclipse“ musste Mikkel einfach etwas singen, weil es perfekt gepasst hat.

Ihr habt euer Album "When Worlds Collide" genannt. Treffen hier nur musikalische Welten aufeinander oder steckt auch ein textliches Konzept hinter diesem Titel?

Tom: Das Album an sich bildet ein Ganzes. Wir haben versucht, alles ein wenig aufeinander abzustimmen. Die Stimmungen der Songs, das Cover und die Texte. Bei den Songs waren uns die akustischen Zwischenstücke besonders wichtig, da diese kleine Ruhepausen inmitten des ganzen Krachs bilden sollten. Deshalb machen die Songs alle zusammen Sinn. Textlich ist es immer etwas schwierig, neun Songs lang ein Thema zu beackern, noch dazu irgendwas, das mit Welten zu tun haben soll. Da gibt es wieder die unterschiedlichsten Themen auf dem Album.

Das Coverartwork stammt von Paul A. Romano. Ist es nur ein Hingucker aus ästhetischer Sicht oder verbirgt sich auch hier eine bestimmte Idee?

Tom: Wir wollten Romano haben, weil uns sein Artwork für Mastodon so gut gefallen hat. Also war es uns fast egal, was er malt. Natürlich haben wir ihm einige Vorschläge gemacht. Zum Beispiel waren wir von Anfang an von der Idee mit dem Elefanten begeistert. Wir wollten das Artwork eher hell und kalt als typisch düster und brutal haben. Paul wollte dann von uns so viele Infos wie möglich haben, Texte, Titel usw. Daraus hat er dann das Konzept entwickelt.

Die nächste Frage betrifft den persönlichen Musikgeschmack: Wie beurteilt ihr eure Genrekollegen? Gibt es Bands aus dem so genannten „Metalcore“, die euch beeinflussen oder auch welche, die ihr wirklich mies findet?

Tom: Natürlich haben wir eine besondere Beziehung zu Bands wie Caliban oder Heaven Shall Burn, weil wir ungefähr zur selben Zeit angefangen haben und seitdem Freunde sind, und sicher beeinflusst man sich auch gegenseitig. Wir haben jetzt schon so viele Shows zusammen gespielt. Sonst interessieren mich andere Bands aber nicht wirklich. Ich bin da auch nicht wirklich am Ball. Ich bin nicht der Typ, der ständig neue Bands antestet. Es gibt viele sehr gute Bands in diesem Genre, aber auch sehr viele unglaubliche schlechte. Aber das ist ja überall so, oder? Mich wundert es oft bei unseren Shows, wenn irgendwelche jungen Bands mitspielen, die gerade angefangen haben, wie gut die schon sind. Wenn ich da an unsere Anfangstage denke…

Ein leidiges Thema, dass aber nicht an Aktualität verliert: Was haltet ihr von extremer Gewalt im Moshpit? Wie geht ihr damit um, wenn einige Leute bei euren Konzerten völlig austicken? Sollten die Bands, auch mit den Sachen, die sie in ihren Musikvideos zeigen, mehr Verantwortung übernehmen? Oder ist die ganze Diskussion eigentlich total überbewertet?

Tom: Diese ganzen Abarten des Tanzens sind es, die mich persönlich gegenüber dieser HC-Szene immer skeptischer haben werden lassen Ich weiß schon mit dem Begriff Violent Dancing nix anzufangen. Was bitte haben Tanz und Gewalt gemeinsam? Natürlich soll HC und auch Metal dazu da sein, Spaß zu haben und Aggressionen abzulassen, und da wird auch schon mal härter getanzt. Aber warum sollte dies nicht mit gegenseitigem Respekt geschehen? Diese Kickbox-Ein-Mann-Shows, die ich manchmal auf unseren Shows erlebe, sind einfach nur albern. Ich vermisse ein bisschen das Gefühl von früher. Da konnte ich auch mit langen Haaren und Jeanskutte zu einer HC-Show gehen und wurde nicht verprügelt, weil ich „nur“ gebangt und gemosht habe. Jetzt gibt es Anfeindungen zwischen HC-Leuten und Metallern auf unseren Shows und die gängigen Metal Magazine gießen noch Öl ins Feuer, indem sie ständig auf diesem Violent Dancing-Ding rumreiten, als würde es nichts anderes bei unseren Shows geben. Das macht mich traurig und lässt mich mehr und mehr an der heutigen HC/Metalcore (oder wie immer man es nennen mag) Szene zweifeln!

Zuletzt wart ihr zusammen mit Obituary und Samael live unterwegs. Wie war die Tour mit diesen zwei im Vergleich zu euch und auch untereinander so unterschiedlichen Bands?

Tom: Super! Es war die beste und angenehmste Tour, die wir bis jetzt gemacht haben. Wir hatten einen eigenen Mini-Nightliner, das heißt, es waren nur wir acht Leute (Band und Crew) zusammen unterwegs und relativ unabhängig. So hatten wir an unseren Day Offs die Möglichkeit, uns irgendetwas anzugucken und Abstecher zu Orten in der Nähe zu machen, die wir schon immer mal sehen wollten. Obituary, Samael und die komplette Crew waren aber auch extrem nett. Gerade mit Samael hatten wir ne Menge Spaß. Es war alles sehr gut organisiert, so dass die Tour einfach nur Spaß gemacht hat und kaum stressig war.

Demnächst steht auch wieder eine Tour an. Wo wird es euch überall hin verschlagen und mit wem werdet ihr die Bühne teilen? Kann man auch einige Festivalauftritte erwarten?

Tom: Wir werden mit der neuen Platte mal wieder in jedem Winkel des Planeten spielen. Die anstehende Europatour werden wir sicher allein fahren und immer mit lokalem Support auftreten, aber es sind auch einige Festivals im Gespräch wie zum Beispiel Wacken oder das Dour Fest in Belgien.

Zum Schluss noch etwas Kulinarisches: Viele Leute denken, dass man sich als Veganer nur selbst quält. Könnt ihr denen das Gegenteil beweisen, indem ihr ein tolles Rezept oder raffinierte Überlebensstrategien verratet?

Tom: Dazu kann ich nur sagen, dass man heutzutage fast alles auch in einer wohlschmeckenden veganen Version kochen kann. Es gibt veganen Käse, Milch, Fleisch… einfach alles. Ich persönlich bin immer noch ein großer Fan der Bolognese. Einfach wie immer machen, bloß anstelle von Hackfleisch Sojagranulat oder Tofu (gibt es beides mittlerweile in jedem Supermarkt) verwenden. Und dann so an die 4 Teller essen! Perfekt! Oder natürlich Cannelloni, das sind gefüllte Teigrollen in einer schönen Soße gebacken. Die Rollen kann man dabei füllen, wie man möchte. Mit gehacktem Gemüse, Tofu, Sojagranulat… Wie gesagt, man kann alles auch durch irgendwelche veganen Sachen ersetzen. Muss man aber auch nicht. Man kann zum Beispiel auch einen schönen Gemüseauflauf mit viel frischem Gemüse und Kartoffeln oder Nudeln machen. Einfach alles klein schnibbeln, ne leckere Soße (z. B. mit Alpro Soja Cuisine) bauen und ab in den Ofen. Den Scheiß-Käse kann man weglassen. Schmeckt super und ist viel gesünder als totes Tier! Empfehlen kann ich die Kochbücher vom OX mit vielen leichten veganen Rezepten, chinesische oder indische Kochbücher, weil die viele fleischlose Sachen kochen.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten weisen Worte gehören euch:

Tom: Danke für das Interview. Schaut mal auf unsere Website www.maroonhate.com und kauft unsere neue Platte. VIVA HATE!
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