Griechische Mythologie im Alltag einer Band


Interview mit Persefone
Melodic Progressive Death Metal aus Andorra - Andorra la Vella
Wie kaum eine andere Band haben mich PERSEFONE mit ihrer Musik überzeugt. Dass diese dann auch noch aus dem riesigen Gebirgsstaat Andorra stammen, macht die Sache dabei nur noch interessanter. Da außer der hervorragenden Musik, hier in Deutschland noch nicht viel über die Band bekannt ist, habe ich mit Keyboarder Miguel Kontakt aufgenommen. Was er über das musikalische Leben in Andorra zu erzählen hat, könnt ihr hier lesen.


Hi Miguel. Als erstes erzähl uns mal ein bisschen über PERSEFONE. Die meisten Bloodchamber-Leser dürften nicht viel über Euch wissen.


Hi Tom!!! Danke, dass ihr uns die Möglichkeit gebt, ein Interview mit Euch zu machen. Darüber sind wir ziemlich glücklich. PERSEFONE ist das Ergebnis aus verschiedenen Arten Musik. Wir sind alle Musikhörer, die nicht in einem Genre verwurzelt sind. Als wir begannen, brauchten wir das Gefühl der Variation innerhalb unserer Musik. Als Ergebnis kam dann eine Kombination aus fünf oder sechs verschiedenen Stilen heraus, aber zur Hauptsache eben Death und Progressive Metal. 2004 veröffentlichten wir unsere erstes Album ''Truth Inside The Shades'' und nun in diesem Jahr unser zweites ''Core'' in Japan und das hoffentlich dann nächstes Jahr auch weltweit. Ich hoffe, Du genießt das Interview genauso wie ich. (Komischer Satz am Anfang eines Interviews irgendwie – Anm.d.R.)


Ihr seid in Andorra beheimatet, was ja nun nicht gerade für seine riesige Musikszene berühmt ist. Erzähl mal ein wenig über die lokalen Bands, und sind da noch andere Metal-Bands als ihr?

Du hast recht. Die Musikszene hier in Andorra ist ziemlich klein. Da gibt es ein paar lokale Bands, die Punk oder Metal spielen und ein paar, die softeren Rock machen. Ich würde das gerne ändern, denn es gibt hier ein paar hervorragende Musiker, aber im Augenblick sind wir die einzige Band, die es geschafft hat, außerhalb unserer Landesgrenze internationale Promotion zu bekommen.


Nach ''Truth Inside The Shades'' habt ihr also jetzt "Core" herausgebracht. Diese Scheibe ist in sich wesentlich komplexer als noch der Vorgänger. Alle Songs sind so um die 23 Minuten. Was ist da hinter den Songs und was für eine Geschichte erzählen die?

Nun, vor zwei Jahren haben wir uns zusammengesetzt und besprochen, was der nächste Schritt mit PERSEFONE sein wird. ''Truth Inside The Shades'' war ursprünglich nur als Demo-CD gedacht, sodass wir gar nicht so hart daran gearbeitet hatten, wie wir sollten. Was auch immer die neue CD werden sollte, es musste etwas Größeres werden, etwas, was unsere Veränderung klar stellt, und so wuchs die Idee ein Tribut an die griechische Gottheit zu machen, die uns den Namen gab: Persefone. Die Geschichte hinter ihrem Namen ist sehr nett, also begannen wir mit der Arbeit.
Da sind drei Hauptcharaktere in der Geschichte: Demeter (Persefones Mutter), Hades, Gott der Unterwelt, der Persefone entführte und letztendlich Persefone selbst. Wir entschieden uns, drei Songs zu schreiben, die die Geschichte aus der Sicht des jeweiligen Charaktere beschreibt. Was sie fühlen, was sie sehen und was sie tun, spiegelt sich in jedem einzelnem Song wider. ''Sanctuary: Light & Grief'' beschreibt die Sicht Demeters. ''Underworld: The Fallen & The Butterfly'' erklärt Hades Sicht der Dinge, und schließlich kommt die Sichtweise von Persefone in ''Seed: Core & Persephone'' zum Ausdruck. Jeder Charakter hat seine eigene Melodie, die ihn identifiziert, die immer wiederkehrt, wenn diese eine Rolle in der Handlung hat. Der Name "Core" ist der Name, den Persefone hatte, bevor sie zur Göttin des Todes wurde. Wir lieben diese Dualität und entschieden uns, ihn als Name für die CD zu benutzen. Im Booklet kann man Leitfaden der Story finden, sodass dem Hörer geholfen wird, der Geschichte zu folgen.


Im Moment habt ihr mit ''Core'' das Problem, dass ihr hier in Europa kein Label findet, das die CD herausbringen will. Aber in Japan habt ihr einen Vertrag mit Soundholic. Was ist der Hauptgrund für das Problem?

Die Dinge gehen zu langsam, das ist das Problem. Wir haben Kontakt zu ein paar Labels, aber wir haben eben noch keinen Deal mit denen. Wir denken, dass wir nächstes Jahr, noch vor dem Sommer, soweit sein werden, dass ''Core'' veröffentlicht werden kann.


Wer war für das Artwork zuständig? Und wie wichtig ist für Dich, dass das Cover stimmig mit der Musik ist?

Das Cover hat eine dänische Künstlerin gestaltete. Sie heißt Annika von Holdt. Sie ist eine außergewöhnliche Künstlerin. Wir hatten ein paar Probleme damit, den Kontakt zu ihr zu knüpfen. Aber schließlich haben wir es geschafft, und das Arbeiten mit ihr war echt toll. Sie hat wirklich großartige Ideen, und da sie die Story sehr mochte, wurde das Artwork richtig klasse. Als wir die Illustrationen hatten, machte Claus Jensen (gleichzeitig Bandmanager der Band. - Anm.d.R) das Layout. Da ist jede Menge Inspiration drin zu finden und ein Haufen guter Ideen.
Über das Cover: es ist wirklich wichtig ein Cover zu haben, das auf den ersten Blick fesseln kann. Das Auge im Mittelpunkt des Covers ist irgendwie so, als ob es Dich beim Stöbern im CD-Laden ansieht und sagt: 'Hey Mann, probier mal diese CD hier!', haha! Wir lieben diese Idee, und das Design ist wirklich nett.


Wenn ich mir Eure Musik so anhöre, fällt mir immer die große Nähe zu Opeth auf, ohne dass ihr aber wie ein Kopie klingen würdet. Wo sind Eure Einflüsse?

Ich denke, jeder Musiker hat seine eigenen Einflüsse und diese zu verleugnen wäre falsch. Auf ''Truth Inside The Shades'' war die Nähe wesentlich größer. "Blackwater Park" ist eine phantastische CD, die uns eine Menge Inspiration gegeben hat, Musik zu machen. Aber sein wir mal ehrlich, diese Zeiten sind vorbei. Heute hören wir Sachen von anderen Bands. ''Core'' hat größere Unterschiede zu Opeth. Sie sind, was den Death Metal angeht, wesentlich rauer als wir. Wir mögen es, Soli und instrumentale Parts zu erarbeiten. Wir sind progressiver als sie, eher wie Bands wie Cynic, Symphony X, Dream Theater, Porcupine Tree, Gojira, Decapitated, und wir lieben klassische Musik und Soundtracks. Also ist unsere musikalische Bandbreite größer als nie zuvor. Wenn wir komponieren, lassen wir die Musik den Weg bestimmen. Wir kümmern uns nicht um andere Bands. 'Das ist das Riff, das uns zu diesem Punkt bringt...' und wir folgen ihm.


Eurer Drummer Aleix hat gerade die Band verlassen. Warum und ist schon ein Nachfolger in Sicht?

Ja. Aleix Dorca war die letzten vier Jahre unser Drummer und Produzent. Wir sprachen kürzlich mit ihm, als er uns mitteilte, dass er aus persönlichen Gründen sie Band verlassen würde. Um es genau zu sagen, er hat komplett alles aufgegeben, was Musik ist. Er wird uns auch nicht mehr produzieren. Nun haben wir einen Menge zu regeln, da er sehr professionell gearbeitet hat. Aber PERSEFONE ist mehr als ein einzelner Musiker, und der Weg liegt vor uns. Lass uns noch ein bisschen Zeit, dann werden wir was Offizielles haben. Vielleicht innerhalb der nächsten zwei Wochen.


Wird es möglich sein PERSEFONE mal in Deutschland auf Tour zu erleben? Und wie stellt ihr Euch das überhaupt vor, das schwierige Material von ''Core'' live zu präsentieren?

Wenn wir eine Möglichkeit finden nach Deutschland zu kommen und da zu spielen, werden wir das machen. Da kannst Du Dir sicher sein!! Wir sind bereit ''Core'' live zu spielen, aber erstmal wäre es sinnvoll, die CD auf dem Markt zu bringen. Irgendwann wird das passiert sein, und dann werden wir sehen, dass wir möglichst viele Gigs spielen. Wie Du schon sagtest, ist das schwieriges Material, aber wir haben es schon hier in Andorra live gespielt, und ich muss sagen: Es hat funktioniert! Abhängig von der Zeit, die wir spielen können, werden wir sowohl Songs von ''Core'' als auch von ''Truth Inside The Shades'' spielen.


Ich gehe mal davon aus, dass es Euch nicht möglich ist, mit der Musik genügend Geld zu verdienen. Was machen PERSEFONE, wenn sie nicht gerade ihre Musik machen?

Das ist eine ganz normale Angelegenheit und dürfte heutzutage allen Bands so gehen. Die Musikindustrie ist eingebrochen, und es ist schwierig, die Chance zu bekommen, von der eigenen Musik zu leben. Also müssen wir eben die Band mit unserer täglichen Arbeit kombinieren. Carlos ist der Einzige in der Band, der die meiste Zeit von Musik leben kann. Er ist Gitarrenlehrer. Der Rest der Band: Marc arbeitet als Auslieferungsfahrer, Jordi ist Programmierer, Toni arbeitet auf dem Bau und ich im Kaufhaus. Wir alle arbeiten in verschiedenen Projekten hart daran, irgendwann mal die Chance zu bekommen, von der Musik zu leben.


Welche Schlagzeile über PERSEFONE würdest Du gerne in der Presse lesen können?

Ganz ohne Zweifel wäre das, dass wir endlich ein Label gefunden haben, das ''Core'' veröffentlichen wird. Das ist im Augenblick unser primäres Ziel, um das wir kämpfen. In Japan ist ''Core'' ein Erfolg, warum nicht auch in Europa? Klar, die CD ist im ersten Durchlauf nicht leicht zu verarbeiten, aber es gibt eine Menge großer Momente, die sich da verstecken. Gib ihr einfach eine Chance ;-)


OK, Miguel, danke für das Interview! Die letzten Worte gehören Dir.

Danke für das Interview Tom und danke an alle, die sich die Zeit nehmen dieses Interview zu lesen. Wir werden unser Bestes tun, damit wir mal bei Euch spielen können. Man sieht sich dann. Stay Metal!!
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