Das Ende einer Ära und der Anfang von etwas Neuem


Interview mit Elis
Gothic Metal aus Liechtenstein - Vaduz
Mit Sängerin Sabine Dünser verstarb im Sommer dieses Jahres die zentrale Figur der Liechtensteiner ELIS – zumindest, was die Außendarstellung angeht. Gitarrist Pete Streit äußert sich im Kurz Interview über Sabines Tod, ihre Nachfolge und das neue Album „Griefshire“.


Hallo Pete!
Wir kommen leider an dem Thema nicht vorbei, daher will ich es direkt am Anfang ansprechen: am 08. Juli starb eure Sängerin Sabine Dünser an einer Gehirnblutung. Wie seid ihr mit dieser Situation umgegangen? Wie habt ihr dieses schreckliche Ereignis verkraftet?


Pete: Zuerst brach natürlich eine Welt zusammen. Wir hatten sehr gute Konzertangebote und auch sonst ist alles gut gelaufen. Ich konnte mir nicht vorstellen mit der Band weiterzumachen. Nach einigen Wochen und Bandmeetings entschlossen wir uns doch, die Band weiterzuführen.

Aus welchen Gründen ist die Entscheidung gefallen, die Band weiterzuführen?

Pete: Das ganze Umfeld wie Label, Management, Verlag; alles was wir uns aufgebaut haben, wollten wir nicht einfach wegwerfen. Die Hauptgründe um weiterzumachen sind die große Anteilname der Besucher auf unserer Homepage, was unglaublich war, unsere Band selbst und die Musik. Ich könnte nicht ohne sein.

Sabine hat ja das Konzept zu „Griefshire“ entwickelt, leider fehlen bei meiner Promo Version aber die Lyrics. Kannst du bitte kurz erklären, um was es im Groben geht?

Pete: Im Konzept geht es um zwei Brüder, die in der Stadt „Griefshire“ leben. Der Jüngere ist körperlich behindert und wird vom Älteren beschützt. Im Verlauf der Geschichte gründet der Ältere eine Sekte. Alle Leute schauen zu ihm hinauf und er beginnt sie zu kontrollieren. Der Jüngere versucht ihn davon abzubringen, doch er scheitert. Während einer Zusammenkunft aller Mitglieder brennt der Sektenführer in seinem Wahn das Haus mit samt den Insassen nieder.

War Sabine alleine für die Songtexte zuständig?

Pete: Ja, Sabine hat ihre Texte, bis auf die Trakl-Gedichte und die der Coversongs, immer selbst geschrieben.

Mittlerweile sucht ihr ja intensiv nach einer Nachfolgerin. Gibt es schon ernsthafte Kandidatinnen für den Job?

Pete: Wir hatten schon einige Proben mit diversen Sängerinnen und es gibt zwei, drei Favoriten, aber definitiv entschieden haben wir uns noch nicht.

Gehen wir mal näher auf das Album ein, ich hatte den Eindruck, dass ihr vor allem in Sachen Gitarren und Drums ziemlich zugelegt habt. Ist „Griefshire“ euer härtestes Album bisher? Und wenn ja, warum?

Pete: Das ist richtig, ich wollte dieses Album bewusst härter machen als die Vorgänger. Ich konnte nicht mehr einordnen wo wir stehen. Irgendwo zwischen harter und weicher Musik war mir zu wenig. Mein Ziel war es ein Album zu schreiben, dass den Gegensatz von harter Musik und Frauengesang noch größer macht.

Passt dir überhaupt die Schublade „Gothic Metal“, in die ihr ja oft gesteckt werdet? Ich finde, dass ihr die typischen Klischees dieser Szene eigentlich kaum erfüllt.

Pete: Grundsätzlich ist das sicher in Ordnung. Neben den heavy Gitarren haben wir auch Orchester und Chöre, die unserem Sound den melancholischen Touch geben. Das Schöne ist, dass man mit dieser Instrumentierung viele verschiedene Emotionen und Stimmungen erzeugen kann.

Auf „Griefshire“ befinden sich mit „Die Stadt“ und „Seit Dem Anbeginn Der Zeit“ auch zwei deutschsprachige Songs. Das habt ihr auf den ersten beiden Alben ja auch schon gemacht. Wie kommt es dazu, oder anders gefragt: was muss ein Song haben, damit er in deutsch aufgenommen wird? Ist das reiner Zufall, Tradition oder doch etwas Besonderes?

Pete: Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten. Sabine schrieb die ganzen Texte und entschied, welche Songs englisch oder deutsch gesungen werden. Welche Kriterien sie dazu bewegt haben, kann leider nicht mehr beantwortet werden.

Für die Limited Edition des Albums habt ihr als Bonus Track „Heaven And Hell“ gecovert. Wieso habt ihr euch gerade für diesen (großartigen) Song entschieden?

Pete: Der Grund ist, weil es ein großartiger Song ist. Es war spannend ihn so umzusetzen, dass er nach Elis klingt.

Dann noch ein paar allgemeinere Fragen: seit Sabines Tod habe ich subjektiv den Eindruck, dass ELIS viel mehr Medienpräsenz erreicht haben als vorher. Siehst du das auch so und falls ja, ist dir dieser Umstand eher unangenehm?

Pete: Es ist leider so, dass die Aufmerksamkeit der Leute da ist, wo etwas schlimmes passiert. Auf jeden Fall ist die Medienpräsenz größer. Mir persönlich hilft es aber enorm, über das Schicksal von Sabine und unserer Band sprechen zu können. Unangenehm wäre mir jedoch, wenn wir Sabines Tod und nicht die neue CD verkaufen würden.

Bevor ihr ELIS wurdet, hieß die Band ja „Erben Der Schöpfung“. Wieso erfolgte die Umbenennung, und hat das Wort „Elis“ eine besondere Bedeutung?

Pete: Als der Keyboarder die Band verließ, wollten wir uns umbenennen und gleichzeitig den Sound verändern. Weniger Elektro- dafür mehr Gitarrensound. Elis war die Single vom Album „Twilight“. Der Name stammt vom Gedicht „An den Knaben Elis“ von Georg Trakl.

Ihr kommt ja aus Liechtenstein, einem der kleinsten Staaten der Welt. Ihr seid auch die einzige Metal Band aus eurem Land, die mir bekannt ist. Gibt es in Liechtenstein noch mehr nennenswerte Bands oder gar eine richtige Szene?

Pete: Liechtenstein hat im Verhältnis eine große Musikszene. Dabei handelt es sich jedoch hauptsächlich um Regionalbands. Neben Elis ist mir nur eine Metalband mit Plattenvertrag bekannt.

Das soll es jetzt auch schon gewesen sein mit dem Kurz Interview. Ich danke dir für deine Zeit und wünsche euch alles Gute für die Zukunft. Die letzten Worte gehören bei uns traditionell der Band:

Pete: Wir danken allen Fans die uns in dieser schweren Zeit unterstützt haben. Es war eine super Stütze und sicher einer der größten Gründe, dass wir mit der Band weitermachen.
-