Ein Wikinger in der Maschine


Interview mit Amon Amarth
Death Metal aus Schweden - Stockholm
Eigentlich sollte das Interview mit AMON AMARTH bereits nach der Show in Stuttgart stattfinden. Leider währte die Freude auf ein persönliches Gespräch mit den trinkfesten Wikingern nicht lange, schaffte es die Band doch zeitlich nicht, sich den Fragen des Autors zu stellen. Andererseits hatte diese Absage den Vorteil, dass im nun vorliegenden Email-Gespräch auch auf Fredrik Andersson´s Nebenbaustelle THIS ENDING angemessen eingegangen werden konnte. Schauen wir mal, was der recht redselige und sympathische Drummer so alles zu erzählen hat!

Hallo Fredrik, wie läufts? Als erstes wünsch ich dir mal ein frohes neues Jahr. Wie war die Tour? Die Stuttgart-Show hat mich jedenfalls sehr beeindruckt. Erzähl mal, was ihr lustiges erlebt habt!


Die Europatour war der Hammer. Das Billing war Wahnsinn und wir hatten einen Heidenspaß mit WINTERSUN und TYR. Der Gig in Stuttgart war wohl einer der besten überhaupt. Auch das Go-Cart-Rennen, zu dem uns unsere dort ansässige Plattenfirma Metal Blade geschleppt hat, war sehr lustig. Was gibt’s sonst noch lustiges zu berichten? Nun, in Polen wurden einige von WINTERSUN von Junkies durch einen Park gejagt. In Bradford geriet ein Security-Mitarbeiter mit einem von TYR in Streit und einmal fiel Johan hinter dem Drumkit von der Bühne, glücklicherweise ohne sich zu verletzen. War schon immer recht spaßig, das ganze!


Und wie steht´s mit Groupies? Bekommen auch niedliche Wikinger das ein oder andere Mal weiblichen Besuch hinter der Bühne. Vielleicht von Frauen, die durch Johann´s nackten Körper erregt werden?

Ab und an gibt es durchaus Frauen, die mit uns feiern wollen. Und da wir für eine gute Party immer zu haben sind, sagen wir auch selten nein…

Bevor wir das Gespräch in Richtung neues AMON AMARTH-Album lenken, würde ich gerne mal etwas über dich als Person erfahren. Wo bist du aufgewachsen, welche Interessen hast du neben Musik, wie bist du zur harten Musik gekommen etc.?

Nun gut, aufgewachsen bin ich etwa 20 Kilometer nordwestlich von Stockholm in einer Stadt mit dem Namen Kungsängen. In der Region um Stockholm habe ich auch mein ganzes Leben verbracht. Von der Musik abgesehen interessiere ich mich noch für Gewichtheben und Schwimmen, auch wenn ich in den letzten paar Jahren immer weniger Zeit für diese Hobbies gefunden habe. Desweiteren lese ich ziemlich viel und sammle DVDs. Bevor ich so um 1987-88 zum Metal kam, hörte ich Zeug wie EUROPE, YNGWIE MALMSTEEN und eigentlich alles, was 1986 populär war. Wir hingen immer in einem Laden rum, wo es Tischfußball und eine Dartscheibe gab, und dort gab es einen Haufen LPS von DIO, PRIEST, MAIDEN, VAN HALEN etc., die die älteren immer aufgelegt haben. So kam ich jedenfalls in Kontakt mit dem härteren Zeug und bin darauf hängen geblieben. Die ersten Metal-Platten, die ich mir dann zugelegt habe, waren PRIEST´s „Ram It Down“ und MAIDEN´s „Seventh Son…“.

So weit ich weiß hast du dann ja angefangen Gitarre zu spielen. Was gab den Ausschlag, die Instrumente zu wechseln? Hast du dir das Gitarre- und Schlagzeugspielen eigentlich selber beigebracht?

Ja, ich habe mir alles selber beigebracht. Ich war damals ein ziemlicher Control-Freak und schrieb auch 90 Prozent der Songs. So hatte ich die Möglichkeit, beides zu kontrollieren, die Gitarren und die Drums.

Dann laß uns nun mal zum neuen Album kommen. Zuallererst mal einen riesigen Glückwunsch zum „With Oden…“-Album, das meiner Meinung nach der legitime Nachfolger von „Vs. The World“ darstellt. Um nicht falsch verstanden zu werden, „Fate Of Norns“ hatte großartige Songs und ebenso großartige Melodien, aber das neue Material erscheint mir um einiges heavier und mit mehr Power versehen. War das so geplant?

Eigentlich wollten wir schon nach „Vs. The World“ ein schnelleres Album machen, aber als alle Songs geschrieben waren, merkten wir, dass es eher langsamer war. Das war so eigentlich nicht beabsichtigt, sondern spiegelte einfach das Gefühl der Band zu dieser Zeit wider. Als es an die Arbeit zur neuen CD ging, kamen wir gerade von einer ziemlich erfolgreichen US-Tour und hatten schon einige gute Ideen, als wir mit der Arbeit begannen. Es war irgendwie so etwas wie ein Neuanfang und wir hatten ein tolles Gefühl in der Band.

Wer war eigentlich für die Schädelspaltende Produktion, die um ein vielfaches besser klingt als zu “Fate...”-Zeiten, verantwortlich? Was gibt’s über den Kompositions- und Produktionsprozess zu berichten?

Sein Name ist Jens Bogren. Wir hörten, was er für OPETH und KATATONIA geleistet hatte und es gefiel uns. Als wir uns mit ihm unterhielten, schien er wirklich interessiert und war richtiggehend scharf darauf, uns zu produzieren. Und diese Begeisterung war sehr wichtig für uns. Jeder kann einen guten Sound erschaffen, aber wenn die Arbeit aus tiefstem Herzen kommt, dann hört man das sofort. Komponiert und produziert waren die Songs eigentlich innerhalb von 2 Monaten, im Januar und April. Wir wollten uns komplett auf die Musik konzentrieren und verbrachten jeden Tag –Montag bis Freitag – von 9 bis 16 Uhr im Proberaum. So konnten wir uns auf die Arbeit konzentrieren, was uns wirklich weiter brachte.

Auch “With Oden...” dreht sich einmal mehr um das Thema „Nordische Mythologie“. Da mir die Texte nicht vorliegen, würde ich dich bitten, einmal kurz auf die Lyrics der einzelnen Songs einzugehen!

1. „Valhalla Awaits Me“: Ein klassischer Schlachten-Text über einen Helden, der auf dem Feld mit dem Schwert in seiner Hand stirbt.
2. „Runes To My Memory“: Einer meiner Lieblingstexte, der eine Geschichte über die Menschen erzählt, die auf der Suche nach Ruhm Richtung Osten reisten und nie zurückkehrten.
3. „Asator“: Der Text handelt von Thor, dem Donnergott, Sohn der Asen. Daher auch der Name.
4. „Hermod´s Ride To Hel“: Auf jeden Fall eine meiner Lieblingsgeschichten, die von Hermod´s Versuch handelt, seinen Bruder Balder wieder zum Leben zu erwecken.
5. „Gods Of War Arise“ handelt von einem Angriff auf ein feindliches Dorf und den voran gehenden Vorbereitungen.
6. „With Oden On Our Side“: Einer der ersten Texte für das Album und eigentlich eine Fortsetzung von „An Ancient Sign Of Coming Storm“.
7. „Cry Of The Blackbirds“: Wieder einmal ein Schlachtlied, in dem es um die Ermutigung und die Stärkung vor dem Krieg geht.
8. „Under The Northern Star“ handelt von der Rückkehr von einer langen Reise und der Sehnsucht, endlich wieder weg zu kommen
9. „Prediction Of Warfare“: Eine Geschichte, die von Sagen über die ersten Reisen nach Enland inspiriert wurde.

Ein weiteres typisches Merkmal sind eure grandiosen Melodielinien, die immer wieder zum Tragen kommen. Habt ihr keine Angst, dass euch irgendwann mal die Ideen zu solchen Melodien ausgehen?

Nein, ich denke schon, dass der Ideenreichtum noch eine ganze Weile anhalten wird.

Im Gegensatz zu AMON AMARTH enthält das THIS ENDING-Werk mehr trashige und technischere Death Metal-Einflüsse. Hast du das Album gemacht, um etwas aus dem AMON AMARTH-Stil auszubrechen?

Eigentlich nicht. Wir haben schon lange darüber geredet, wieder etwas zusammen zu machen. Und als es endlich passierte, stellte sich heraus, dass wir mengenweise Riffs und Ideen angesammelt hatten.

Da fällt mir gerade ein: du veröffentlichst mit AMON AMARTH in regelmäßigen Abständen Alben und ihr tourt euch die Ärsche wund. Wo zum Teufel holst du die Zeit für eine weitere Band her? Wieviel Stunden hat denn dein Tag?

Haha, ich habe genauso 24 Stunden wie jeder andere auch. Aber stimmt schon, manchmal ist es schwierig, sich für alles Zeit zu nehmen. Ich habe auch das Glück, dass ich nichts anderes mache als Musik, so dass ich für gewöhnlich Zeit für beide Bands aufbringen kann. Außer natürlich, wenn wir auf Tour sind.


Bleiben wir mal bei THIS ENDING: das Cover, die Bilder (man beachte das verzerrte Band-Foto) und der Albumtitel transportieren eine eher futuristische Atmosphäre. Erzähl mal bitte kurz was über das Album und seine Entstehung. Was genau finden wir innerhalb welcher Maschine („Inside The Machine“) und was stellt für dich die Saat der Zerstörung („Seed Of Destruction“) dar?

Nun, die Idee hinter dem ganzen ist es, das Gefühl zu beschreiben, das eine Menge Menschen haben. Die Frustration über eine Welt, mit der es immer mehr bergab geht und die – so wie´s scheint – auf eine nicht ganz so helle Zukunft zu steuert. Dieses Gefühl soll der Titel „Inside The Machine“ einfangen. Die Saat der Zerstörung hingegen ist der Mensch selber.

”Inside The Machine” wurde, genau wie die AMON AMARTH-Alben über Metal Blade veröffentlicht. Hast du nicht die Befürchtung, dass das Label AMON AMARTH und THIS ENDING miteinander vergleichen wird, hinsichtlich des Erfolgs und der Verkaufszahlen? Glaubst du, dass sie beide Veröffentlichungen auf gleiche Weise promoten?

Ich mache mir keine Sorgen, dass Metal Blade beide Bands miteinander vergleichen, denn es handelt sich um 2 verschiedene Bands, und diese Tatsache ist ihnen durchaus bewusst. Wir haben das Demo auch nur an ein einziges Label verschickt. Also waren sie durchaus die erste Wahl und ich bin sehr glücklich, dass es ihnen gefallen hat und sie das Album veröffentlichen wollten.

Was war eigentlich der Grund, “Inside The Machine” nicht unter dem bekannteren Banner A CANOROUS QUINTET zu veröffentlichen?

Da gibt es viele Gründe. Wir hatten das Gefühl, dass das Material etwas neues und anderes war und wir keine alten Gefühle und Dinge in das Material reinbringen wollten. Außerdem fanden wir, dass wir mit A CANOROUS QUINTET alles gesagt haben, so dass das Kapitel geschlossen werden sollte. Es war an der Zeit, ein neues aufzuschlagen!

Können wir eine Tour erwarten oder soll THIS ENDING als eine Art Studio-Band bestehen?

Wir wollen und werden wohl auch live spielen. Bisher haben wir allerdings noch keine ernsthaften Angebote vorliegen. Aber im Moment ist es vielleicht auch noch ein bisschen früh, aber ich bin sicher, dass da noch was kommt.

Übrigens, gehst du heute noch gerne zu Konzerten und Festivals? Welche Shows hast du dir letztes Jahr denn so alles angetan?

Ja, selbstverständlich gehe ich gerne zu Konzerten und Festivals. Außer auf den Festivals, auf denen wir aufgetreten sind, war ich letztes Jahr u.a. auf dem „Gothenburg Metal Town“, auf dem „Inferno“ in Norwegen und habe das komplette Wochenende in Wacken verbracht. Ich schaue mir für gewöhnlich alle Bands an, die nach Stockholm kommen und kann mich auch nicht mehr an alle erinnern. Ach ja, MISERY INDEX hab ich noch gesehen, als sie mit FEAR FACTORY hier waren.

Kommen wir mal wieder zu deiner Hauptband zurück. Was ist denn dieses Jahr tourmäßig so geplant, abgesehen von den vielen Festivalauftritten?

Bisher gibt es noch keine konkreten Pläne, aber es wird im Herbst wahrscheinlich eine weitere Europatour geben und eine, die uns wieder in die USA führt.


Auf die Tour freue ich mich bereits jetzt. Bevor ich dich mit den obligatorischen letzten Worten in den wohlverdienten Feierabend entlasse, würde es mich mal interessieren, welche Frage du gerne mal beantworten würdest!

Nun, es macht immer Spaß, interessante und ungewöhnliche Fragen zu beantworten, wie beispielsweise deine persönlichen Fragen über meine Person oder über meinen Background, so dass in dieser Hinsicht alles abgedeckt ist. Ich kann dir sagen, dass es nichts Schlimmeres gibt als immer gleiche Fragen. Interviewer, die für jede Band die gleichen Fragen parat haben…so was ist ziemlich beschissen.

Dann noch einmal Danke für das Interview. Ich wünsch dir was. Und hier ist dein Platz für die letzten Worte!

Danke für das Interesse an beiden Bands. Und die, die bisher von THIS ENDING noch nichts gehört haben, sollten dies schnellstmöglich nachholen. „Inside The Machine“ ist auf jeden Fall ein Killer-Album! www.thisending.com & www.myspace.com/thisending

Cheers!!!
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