Marcus Silver über Musik als Liebe, Droge und Völkerverständigung


Interview mit Triosphere
Heavy Metal aus Norwegen - Trondheim
Der Gitarrist der norwegischen Newcomer TRIOSPHERE, Marcus Silver, im Gespräch über das Debüt-Album "Onwards", den Heavy Metal und wie es ist, als Kind acht Stunden auf dem Rücksitz des elterlichen Autos Gitarre zu spielen - obwohl man es nicht kann.

Hallo Marcus. Zuerst, kannst du bitte unseren Lesern etwas über die Geschichte von TRIOSPHERE erzählen?

Sicher, man. Ida und ich arbeiteten 2004 das erste Mal zusammen. Der erste Song, den wir jemals zusammen geschrieben haben, ist „Spitfire“, der auch auf unserem Debüt „Onwards“ vertreten ist. Wir fühlten beide von Anfang an, dass wir da etwas Großes am Laufen hatten und machten uns auf die Suche nach einem Drummer, um das Line-up zu vervollständigen, Ida spielt ja Bass und ist gleichzeitig für den Gesang zuständig. Wir haben lange überlegt, wen wir in die Band holen könnten, da wir einen Drummer brauchten, der Technik, Groove und spielerische Vielfalt besaß. Der einzige, den wir beide kannten und der all diese Sachen in sich vereinte, war Orjan, ein alter Freund von Ida. Die beiden kommen aus der gleichen Stadt im Norden Norwegens und haben, bevor Ida nach Trondheim gezogen ist, um ihrer musikalischen Karriere eine faire Chance zu geben, ein paar Jahre zusammen gespielt. Orjan lebte immer noch 900 Kilometer nördlich von Trondheim, aber kam zu einer gemeinsamen Probe vorbei. Wir probten drei Tage und sind dann direkt ins Studio gegangen, um unsere erste Demo einzuspielen. Es gab da gar keinen Zweifel, dass Orjan der richtige Drummer für uns war. Er kündigte seinen Job und zog im darauffolgenden Monat nach Trondheim.

Die Demo brachte uns einen Vertrag mit FaceFront Records ein. Wir verbrachten ein Jahr mit dem Schreiben des Materials, dass letztlich zu „Onwards“ wurde, das wir im Juni 2006 aufnahmen. Wie mischten das Album im Fredman Studio (Dimmu Borgir, Opeth, Pagans Mind etc.) und veröffentlichten es im April diesen Jahres.

Eure Debüt-CD „Onwards“ klingt echt stark, gefällt mir sehr gut. Kann man sagen, dass der Titel der CD programmatisch ist?

Vielen Dank!!! Ich bin wirklich froh, das zu hören. Das Feedback und die Reviews waren bisher unglaublich und zu hören, dass Leute die Scheibe mögen, dass war all die Arbeit, die wir hineingesteckt haben, echt wert. Die Songs auf dem Album sind in einer Zeit geschrieben worden, in der wir beide, Ida und ich, große Veränderungen in unserem Leben erfahren haben. Mit Veränderungen kommen immer neue Möglichkeiten und neue Reize, aber vieles wird eben auch zurückgelassen. Der Titel und das Artwork spiegeln einen Moment wieder, in dem du mit der Entscheidung zwischen dem Bleiben bei dem, was du hast, dem Gefühl der Sicherheit und dem alles Riskieren, um damit eine Möglichkeit zu ergreifen, die vielleicht in der Realisation deiner Träume endet, konfrontiert wirst. Manchmal musst du Dinge, die du liebst, zurücklassen, um ein neues Level zu erreichen, du musst eben „nach vorne“.

Wie sieht das mit den Lyrics auf „Onwards“ aus, gibt es da eine zusammenhängende Geschichte, ein Konzept gar? Und wenn ja, worum geht es genau?

Ja, die Lyrics sind definitiv zusammenhängend, aber ich würde nicht so weit gehen und es als ein Konzept bezeichnen. Meiner Meinung nach gibt es, qualitative betrachtet, nur wenige CDs, die als Konzept-Album genannt werden können. „Operation: Mindcrime“ ist eines dieser Alben. (Anm. d. Vrf.: Yeessss....) Alle Texte auf “Onwards” sind durch das Thema, das durch den Titel reflektiert wird, miteinander verbunden. Wie schon erwähnt, das Album wurde während einer schwierigen Zeit, persönlich wie auch musikalisch, geschrieben und es war wichtig, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, vorwärts zu schauen, um eben diese Ziele zu erreichen. Es ist kein weltbewegendes Thema, aber es ist zeitlos und etwas, womit sich jeder identifizieren kann und das jeder versteht. Allen voran spiegelt der Titel-Song diese Thematik wieder, das Durchschreiten einer durch Erfahrungen wie Betrug und Lüge, Zweifel
verletzten Seele hin zu neuer Hoffnung, Stärke und Zielstrebigkeit. Es gibt immer eine dünne silberne Linie am Horizont eines jeden Schicksals, du musst nur alles, was dich zurückhält, loslassen und dich deinen Träumen zuwenden.

Auf deiner MySpace-Seite habe ich folgenden Satz gefunden: „Seit meinen frühen Jugendjahren bestand mein Lebens aus nichts anderem als Musik.“ Was genau macht Musik für dich so wichtig und gibt es irgendetwas in deinem Leben, dass du genauso liebst, wie die Musik?

Musik war immer schon sehr wichtig für mich, auch bevor ich anfing, selbst Gitarre zu spielen. Ich liebe Musik einfach und ich fühle mich nur wirklich lebendig, wenn wir auf der Bühne sind oder wenn wir anfangen, im Studio für das neue Material Konturen zu formen. Live zu spielen gibt mir ein Gefühl, das mit nichts zu vergleichen ist... Um deine Frage zu beantworten, es gibt nichts, was ich genauso liebe wie Musik, außer die Liebe selbst. ;-)

Ich glaube, wir können sagen, dass du so etwas bist, dass man gemeinhin „Vollblut-Musiker“ nennt. Kannst du alle deine musikalischen Vorstellungen im Heavy Metal ausleben?

Ich habe eine Menge an Ideen, die nicht unbedingt in das Standard Heavy Metal Format passen würde. Ich spiele klassisches Klavier seit ich sieben Jahre alt war, ich tendiere dazu, Akkorde und Songs so zu arrangieren, als würde ich sie auf einem Instrument spielen, bei dem du beidhändig Noten spielst. Ich weiß, dass das im Arsch unseres Rhythmusgitarristen T.O. schmerzt, hähähä. Aber zur Zeit erfüllt TRIOSPHERE alle meine musikalischen Bedürfnisse und bei „Onwards Part 4“ hatte ich ja ein Ventil für meine orchestralen Neigungen. ;-) Was ich wirklich noch machen will, ist ein Akustik-Album. Ich denke, wir nehmen das vielleicht zur gleichen Zeit auf, wie unser nächstes Album und packen das mit auf die CD, als Bonus. Aber abseits dessen will ich momentan einfach nur meinen Amp aufdrehen und TRIOSPHERE-Songs über die Bühne in Europa blasen. ;-)

Kannst du dich an das Gefühl erinnern, als du deine erste eigenen Gitarre in den Händen hieltst?

Oh man, das werde ich niemals vergessen. Es war wirklich seltsam, weil ich eindrücklichst spürte, dass dies mein Schicksal war und alles was ich wollte, war einfach nur sofort anzufangen zu spielen. Aber ich konnte und kannte nicht einen Akkord oder Song. Ich war 13 Jahre alt und mit meine Eltern im Urlaub in Oslo, als ich sie bekam. Wir hatten eine achtstündige Fahrt nach Hause und ich saß auf dem Rücksitz und spielte den gesamten Weg über. Es muss die Hölle für sie gewesen sein, ich weiß echt nicht, was ich die ganze Zeit getan habe, ich wusste ja wirklich gar nicht, wie man Gitarre spielt, aber ich bin mir sicher, ich spielte den gesamten Heimweg durch und ich habe das verdammte Ding bis jetzt nicht mehr weggelegt. ;-)

Was empfindest du als wichtiger: ausgeprägte technische Fähigkeiten oder eine intensive musikalische Ausdrucksstärke, oder, um die Frage anders zu formulieren, was ist wirklich der Unterschied zwischen DREAM THEATER und STATUS QUO?

Ohne Zweifel: Beides! Es gibt eine Menge Gitarristen da draußen mit einer bemerkenswerten Technik, aber ohne auch nur einen Funken Gefühl oder Geschmack. Ich kann da nicht lange zuhören. Auf der anderen Seite gibt es viele Spieler mit einem großen Talent, aber ausgestattet mit einem gravierenden Mangel an Disziplin, sich einfach hinzusetzen und all die Stunden in die notwenige Übung zu investieren, die es einfach braucht, um Ideen zu verwirklichen. Eine Gute Technik ist ein nützliches Werkzeug, um fähig zu sein, all das Zeug spielen zu können, das mir einfällt. Alle meine Lieblingsgitarristen haben beides, die Technik und das kompositorische Talent, welches es braucht, um gute Musik zu machen. Das ist alles.

Im April startet ihr eure Europa-Tour mit KOTIPELTO und CHRIS CAFFERY. Bist du aufgeregt?

Wir spielten eine Woche Shows mit KOTIPELTO und CHRIS CAFFERY im April. Dann spielten wir ein paar Shows mit KAMELOT und endeten mit einer gemeinsamen Woche mit WASP. Es war fantastisch, mit all diesen unterschiedlichen Bands zu spielen. Erstens konnten wir in einer Menge verschiedener Länder in Europa spielen. Zweitens haben wir ein paar tolle neue Freunde gemacht. Wir hatten schon einmal eine Tour mit WASP gespielt, letztes Jahr und das sind einfach die coolsten Leute, die du dir nur vorstellen kannst. Die Jungs von KOTIPELTO waren ebenfalls super und KAMELOT waren einfach nur 100 % professionell und brachten jede Nacht die perfekte Show.

Letztendlich gab uns diese Tour mit all diesen verschiedenen Bands die Chance, vor großem und total verschiedenem Publikum zu spielen. Ich glaube, es war eine super Art, „Onwards“ bekannt zu machen.

Während eurer Tour werdet ihr durch neun verschiedene Länder reisen. Denkst du, dass Musik die Kraft besitzt, nationale und mentale Grenzen zu überwinden?

Oh ja, definitiv. In all diesen verschiedenen Ländern, in denen wir spielten, trafen wir Leute, die die gemeinsame Liebe für den Heavy Metal teilten. Ich traf Leute nach den Shows, die zu uns kamen, um sich das Album signieren zu lassen und die kein Wort Englisch sprachen, aber wir waren trotzdem fähig, uns zu unterhalten, weil wir eine gemeinsame Liebe für die gleichen Bands hegten. Das ist eine der unglaublichsten Sachen, wenn du als Teil des Heavy Metal Zirkus um die Welt reist. Du triffst alle Sorten von Leute und kannst, trotz all den kulturellen Differenzen, sehen, dass die Liebe zur Musik die gleiche ist.

Wie sieht es mit Plänen für die Zukunft aus? Hast du schon angefangen, neue Songs zu schreiben?

Ich habe ein paar Ideen parat, aber ich will erst alle Shows hinter uns bringen, bevor ich sie dem Rest der Band präsentiere. Ich will einfach, dass sich die Band immer auf eine Sache konzentriert. Wir spielten gerade dieses Wochenende eine ausverkaufte Show mit KAMELOT in Oslo und ich denke, wir werden nächste Woche noch eine haben. Danach werden wir beginnen, am neuen Material zu arbeiten und konzentrieren uns darauf, bis die Sommerfestivals beginnen. Nebenbei arbeite ich an einer zweiten Europatour in diesem Herbst. Ich glaube, wir brauchen noch eine Tour, um „Onwards“ ausreichend zu promoten und wir haben einer Menge Länder noch nicht gespielt. Überhaupt, es gibt nichts, was wir mehr lieben tun, als live spielen. ;-)

Ich hoffe, dass wir im Januar 2008 soweit sein werden, um das nächste Album aufzunehmen, aber es hängt alles davon ab, wie viel wir in diesem Jahr noch touren werden.

Ich danke dir vielmals für deine Worte, Marcus. Irgendwas, was du am Ende noch loswerden willst?

Ich will dir danken, dass du dir die Zeit für das Interview mit mir genommen hast. Ich will auch all den Leuten danken, die zu unseren Shows kamen, ich hoffe, wir sehen euch bald wieder. An all jene, die noch nie etwas von TRIOSPHERE gehört haben, auf unserer Homepage www.thetriosphere.com gibt es einen Song, den man sich dort umsonst runterladen kann und ein paar weitere in MP3 Version unter www.myspace.com/triosphere Vielen Dank für euer Interesse!!
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