Die Fans sind das Wichtigste!


Interview mit Face Down Hero
Modern Thrash Metal aus Deutschland - Marburg
FACE DOWN HERO mausern sich immer mehr zu einer der größten (modernen) Thrash Hoffnungen Deutschlands. Mit "Where all this Anger Grows" haben die Marburger vor kurzem eine weitere Duftmarke gesetzt, die für Aufsehen gesorgt hat. Schlagzeuger Carsten Kachelmuß musste sich allerdings auch kritische Fragen gefallen lassen, denn beim Autor löste das Debütalbum der Band keine großen Begeisterungsströme aus - die Entwicklung zum Nachfolger dagegen schon...

Hallöchen und schöne Grüße nach Marburg! Ich gehe gleich mal in die Vollen: ein Typ von einem Metalmagazin sagt euch: „Euer Album ist schlechter Durchschnitt!“ und gibt euch 4 von 10 Punkte. Was würdet ihr ihm antworten?

Carsten:
Ich würde sagen – „schade, dass du es nicht magst“ und „vielleicht gefällt Dir ja die nächste Platte besser“. Da muss man als Band mit leben. Wenn eine Band erwartet, dass sie, besonders mit einem Debüt, nur spitzen Reviews bekommt dann sollte sie besser erst gar keine Scheibe raus bringen hehe.

„Opinion Converter“ hat von mir exakt 4 Punkte bekommen. Wie sehr stört euch sowas bzw. beachtet ihr solche Kritik? Hauptsächlich ging es ja damals um den Gesang…

Carsten:
Naja wir lesen eigentlich schon jede Kritik die wir irgendwo finden oder geschickt bekommen. Wenn die Kritik irgendwo begründet wird und ich den Standpunkt des Schreibers nachvollziehen kann, dann kann ich damit auch leben. In dem speziellen Fall konnte ich den Standpunkt nachvollziehen da du ja klar geschrieben hast, dass dir der Gesang gar nicht gefallen hat. Gesang ist halt immer so ne Sache – den einen gefällt es den anderen eben nicht und das muss man akzeptieren. Wir waren uns damals ja auch bewusst, dass der Gesang polarisieren wird da er einfach auf der Scheibe nicht so eingefangen wurde wie er z.B. live immer schon war.

Schade ist halt wenn manche Reviews wirklich nicht mehr objektiv sind, womit ich jetzt nicht Deine alte Kritik meine. Das kommt leider öfter vor, dass du Dir beim Lesen einer Kritik denkst „Was geht denn bei dem im Kopp vor“ hehe. Mein Lieblings Review in letzter Zeit war das wo uns ein Schreiberling attestiert hat, das „Where all this Anger grows“ belangloser Hüpf¬metal wäre und nach alten Tiamat (!!!) klingen würde – Das ist dann der Punkt wo ich in Thomas Dolls Worten sagen muss „Da lach ich mir den Arsch ab“ :D.

Lassen wir die Vergangenheit mal etwas ruhen und beschäftigen uns mit dem neuen Album „Where all this Anger Grows“. Für mich persönlich war das vor allem im gesanglichen Bereich ein wahrer Quantensprung. Was sind eurer Meinung nach die größten Unterschiede zwischen den Alben? Was ist vielleicht besser/schlechter geworden?

Carsten:
Ich denke auch, dass der Gesang einer der größten Unterschiede ist. Das heißt aber wie gesagt nicht, dass ich den Gesang auf dem Debüt nicht mochte. Wir sind diesmal einfach mit weniger Druck an die Sache gegangen als noch bei „Opininion Converter“. Bei OC wollten wir alles perfekt machen. Die Songs waren komplett aus arrangiert bevor wir ins Studio gegangen sind. Wir haben im Studio damals quasi nur eingespielt und gemischt. Da wurde nichts mehr ausprobiert oder gar geändert. Hinzu kam noch, dass der damalige Aufenthalt im Studio eher stressig als entspannt war. Der Mix hat sich beispielsweise fast 4 Monate hinausgezögert.

Jedenfalls waren das alles so Gründe warum wir das Studio gewechselt haben.
Bei der neuen Scheibe haben wir eben diese ganzen Fehler nicht mehr gemacht. Wir haben einfach die Songs ziemlich grob gestrickt bevor wir ins Studio sind und haben dort zusammen mit Martin noch viel an Kleinigkeiten gebastelt. Das war einfach die bessere Arbeitsweise. Für Gesang wurde diesmal dann auch mehr Zeit eingeplant und Martin hat mit Kali wirklich sehr intensiv an den Feinheiten gebastelt.

Was mich persönlich interessieren würde: ist es vielleicht auch noch eine größere Anerkennung für euch, zuerst 4 Punkte und dann vom selben Redakteur 7,5 Punkte zu bekommen, statt zweimal z.B. 7,5?

Carsten:
Ich kann da jetzt nur für mich selber sprechen ¬– Für mich ist das definitiv eine größere Anerkennung. Man will als Band ja möglichst immer eine bessere Scheibe raus bringen als im Jahr davor und daher ist es natürlich auch erstrebenswert, dass die Kritiken auch besser ausfallen. Du warst auch nicht der einzige, bei dem die Kritik soviel besser ausfiel als beim Debüt. Wir hatten allerdings auch 2 Reviews wo uns ein und derselbe Kerl diesmal eine schlechtere Note gegeben hat. Ich denke da liegt es einfach viel am persönlichen Geschmack. Auf OC sind immer noch zwei bis drei Songs wo ich denke, dass wir sie auch in 10 Jahren noch Live spielen werden. Trotzdem finde ich persönlich auch WATAG stärker einfach weil unser Songwriting ausgefeilter ist und sich unser persönlicher Stil immer mehr festigt.

Als dicken Pluspunkt habe ich den Wechsel ins Gernhart Studio in Siegburg empfunden, da der Mix deutlich mehr Power hat und auch euer Sound besser umgesetzt wurde. Inwieweit empfindet ihr den Studiowechsel als Pluspunkt und wie seid ihr darauf gekommen?

Carsten:
Ich denke auch das der Wechsel zum Gernhart Studio eine unsere besten Entscheidungen in der Bandgeschichte war. Wir kennen Martin schon einige Jahre und er schrieb mir kurz nach Veröffentlichung von OC das er gerne mal mit uns arbeiten würde. Da wir seine Arbeit schon länger interessiert verfolgt haben und wir ohnehin das Studio wechseln wollten bot sich das Gernhart Studio an.

Im Review schreibe ich, dass man meinen könnte, ihr hättet euch nach den Aufnahmen zu „Opinion Converter“ hingesetzt und gesagt: „So Jungs, jetzt hämmern wir hier einfach mal ein richtiges Thrash Metal Album ein und spielen das, worauf wir Lust haben!“ Steckt in dieser Vermutung vielleicht ein Fünkchen Wahrheit?

Carsten:
Das ist schon richtig. Wir haben durch die recht stressige OC Aufnahme gelernt, dass wir uns einfach keinen Druck mehr selber machen wollen. Wir wollten einfach völlig entspannt an die Songs rangehen.
Wichtig war uns vor allem, dass wir öfter mal Gas geben in den Songs denn ein großes Manko von OC war für uns persönlich, dass es insgesamt zu gleichförmig war – zu wenig schnelle Songs und zu viel Mid Tempo – generell zu wenig Abwechslung.
Bei der ersten Scheibe wollten wir es einfach zu vielen Leuten recht machen – darauf haben wir diesmal auf gut Deutsch geschissen und in sofern hast du schon Recht – Wir haben einfach das gemacht was wir wollten und das war denke ich die richtige Entscheidung.

Ihr seid allgemein eine sehr fannahe Band, stellt euer Album schon mal als Komplettstream ins Netz, kommentiert sogar eure Gästebucheinträge und schickt immer ein sehr sympathisches Material mit euren Promos mit. Inwiefern ist euch der Umgang mit den Fans und mit der Presse wichtig?

Carsten:
Das ist eigentlich das Wichtigste für uns. Die Fans sind das Wichtigste, denn die (und ich meine die richtigen Fans nicht die illegal Download Kiddis) bezahlen schließlich mit ihrem sauer verdienten Geld für unsere Sachen.
Deswegen beantworte ich auch jede Mail, die wir bekommen und auch jede Myspace Nachricht. Ich finde das sollte ohnehin selbstverständlich sein.
Die Presse ist natürlich ebenfalls wichtig für uns. Wir schreiben ja die meisten Kritiker auch immer noch persönlich an wenn wir uns für eine Kritik bedanken wollen oder wenn wir ihm ein interview anbieten möchten. Das ist sehr wichtig für uns, denn wir möchten einfach keine distanzierte Band sein. Jeder kann uns persönlich anschreiben und auch unsere Web Auftritte werden immer von uns persönlich geleitet sein.

Nur ist es auch so, dass wir die Leute genauso Respektvoll oder Respektlos behandeln wie sie das mit uns tun.
Wir haben da durchaus schwarze Listen von Magazinen oder besser gesagt Schreiberlingen die eben null Promomaterial von uns bekommen. Wir hatten z.B. bei OC den Fall, dass ein Schreiberling unter ein gutes Review, das einer seiner Kollegen verfasst hatte, dann noch meinte ein absolut albernes in bestem Gossen Slang verfasstes Diss-Kommentar schreiben zu müssen einfach weil er uns einen reindrücken wollte.
Solche Leute werden von uns dann eben genauso unprofessionell behandelt wie sie das selber mit FDH tun.

Ihr seid bei dem kleinen Label YONAH RECORDS untergebracht. Seid ihr zufrieden mit der Zusammenarbeit und wie ist es dazu gekommen?

Carsten:
Das Ding mit Yonah war ein angenehmer Zufall. Wir hatten uns selber für unsere Debüt Scheibe einen Zeitplan gesetzt – der beinhaltete eben auch Plattenfirmen Bemusterung usw. Da sich aber der Mix so unfassbar hinausgezögert hatte. Beschlossen wir die CD in Eigenregie zu veröffentlichen da uns das mit den Reaktionen der in Frage kommenden Plattenfirmen zu lange gedauert hätte. Also dachte wir uns, dass wir die Scheibe dann in Eigenregie veröffentlichen und uns eine Promotion Agentur suchen wollten die eben die Scheibe an die richtigen Stellen schickt. So kamen wir auf CMM. Die fanden die Scheibe ziemlich gut und brachten uns dann mit Yonah in Kontakt.
Das ging dann alles super schnell, da wir uns direkt klasse verstanden haben und so kam dann das Debüt eben auch direkt über Yonah raus.

Wir sind bisher sehr zufrieden mit Yonah. Gerade in Zusammenarbeit Yonah / CMM sind wir wirklich was Promotion in Deutschland angeht Top versorgt. Klar muss man bei so kleinen Labels einiges an Abstrichen machen aber bisher können wir uns echt nicht beklagen zumal wir absolut alle Freiheiten bei Yonah haben und das ist ne Menge wert – glaub mir - wir kennen es auch ganz anders :).

Zwei Alben innerhalb von so kurzer Zeit. Wie geht’s weiter mit FACE DOWN HERO?

Carsten:
Wir werden im September bereits wieder im Studio sein um das dritte Album einzuspielen. Uns ist es wichtig nicht soviel Zeit verstreichen zu lassen.
Da wir leider bisher auch nie die Chance bekommen haben eine längere Zeit auf Tour zu gehen verbringen wir die freie Zeit eben mit Songwriting und schieben dann recht zügig eine neue Platte nach.

Ich habe mir vor kurzem die neue TESTAMENT Platte gegönnt. Musik, die ihr euch auch gerne anhört, würde ich vermuten…wer sind allgemein eure Inspirationsquellen?

Carsten:
Unsere Haupteinflüsse kommen natürlich ganz klar aus dem amerikanischen Raum. Bay Area Thrash bzw. generell der US Metal hat uns sehr geprägt. Hinzu kommen dann natürlich noch ein paar moderne Vertreter.
Wenn ich Namen nennen sollte dann wären da natürlich Forbidden, Machine Head, Disturbed etc. zu nennen. Ne gewisse Metallica Note ist bestimmt auch dabei. Ich denke aber, dass wir spätestens mit der zweiten Platte jetzt auch gezeigt haben das wir aus diesen ganzen Einflüssen was eigenständiges kreiert haben und unseren Stil immer weiter verfeinern.

Ihr stammt aus Marburg, garnicht so weit entfernt von mir. Wollt ihr nicht mal hier in der Gegend spielen? Im Westerwald oder in Siegen und Umgebung?

Carsten:
Oh mit Siegen das hätte fast schon geklappt letztens. Wir versuchen natürlich überall zu spielen nur ist es als kleinere Band eben auch nicht so ganz einfach überall ranzukommen. Siegen ist aber sehr wahrscheinlich noch dieses Jahr der Fall:)

So, wir sind am Ende unseres Interviews und mir bleibt nur, euch für die investierte Zeit zu danken. Die letzten Worte gehören euch:

Viele Dank für das Interview und das Review. Dann viele Grüße an alle, die das hier gelesen haben und natürlich alle unsere Fans und besonders an die ganzen Leute die uns schon so lange und so aufopferungsvoll unterstützen !!

Ansonsten hoffe ich auf Eintracht Frankfurt im UEFA Pokal und sage prost euch allen aus Marburg!!
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