Gute Musik machen


Interview mit Hate Eternal
Death Metal aus USA - Tampa Bay, Floria
Interview mit Erik Rutan (v. + g.) von HATE ETERNAL am 10.05.2008 in Leipzig im Conne Island.

Auf der Seite der Radiosendung Mosh-Club könnt ihr euch das Interview auch als MP3 runterladen: www.mosh-club.de.vu

Björn: Zweiter Tag der Tour, wie geht es euch?

Erik:
Uns fehlt ein bisschen Schlaf, der Bus ist ohne Klimaanlage und oben ist es eher subtropisch. Aber gestern das Konzert in Würzburg war super. Und mit CEPHALIC CARNAGE und SKELETONWITCH haben wir Freunde dabei, die Tour wird bestimmt sehr angenehm.

Wer hat denn die anderen Bands ausgewählt? Habt ihr da ein Mitspracherecht oder macht das komplett der Promoter?

Das haben wir zusammen mit Marco von Avocado Booking entschieden.

Ihr wart ja schon oft in Europa, gibt es da eine Stadt oder einen Club worauf du dich immer besonders freust?

Die Niederlande sind immer gut, wir spielen da auf dem Neurotic Deathfest, das wird bestimmt sehr gut, da befreundete Bands wie BEHEMOTH und ORIGIN zu treffen. Generell liebe ich es in Europa zu spielen, für US-Amerikaner oder besonders ist das immer wieder etwas besonderes mit der ganzen Kultur um dich herum. Ich bin jetzt das 17. Mal auf Tour in Europa mit MORBID ANGEL und HATE ETERNAL, es ist einfach was besonderes, denn eben warst du in Deutschland, dann bist du in Österreich und plötzlich schon in Italien. Und für Bands ist das Touren in Europa generell entspannter, denn hier haben wir einen Bus während wir in den USA selbst einen Van fahren müssen. Wahrscheinlich spielen wir auch bei uns zu oft, wenn wir hier einmal im Jahr hinkommen, wissen das die Fans noch mehr zu würdigen.

Alle drei anderen Mitglieder in der Band sind ja relativ neu, wie fühlt es sich an mit ihnen auf der Bühne zu stehen? Hast du den Eindruck, dass es ein neues HATE ETERNAL ist?

Irgendwie schon, denn jeder ist momentan froh auf Tour zu sein und bei HATE ETERNAL zu spielen. Das war nicht immer so. Es war eine ziemlich schwierige Zeit, wenn alle demotiviert sind, aber jetzt mit der neuen Besetzung können wir die Band auf eine nächste Stufe bringen. Mit Shaune [Kelley, Gitarre - bjg] bin ich schon über 20 Jahre befreundet und auch mit Jade [Simonetto, Schlagzeug - bjg] passt es einfach, sie waren so etwas wie eine Blutauffrischung für die Band. Allerdings ist es auch schon die dritte Tour für dieses Album, nach zwei Touren in den USA, so dass es sich nicht wirklich mehr neu anfühlt. Wir sind aus den richtigen Gründen zusammen, nämlich um gute Musik zu machen und nicht um Geld zu verdienen, denn das kann man mit Death Metal nicht.

Es gibt ja immer die Diskussion, ob HATE ETERNAL jetzt dein Projekt sind oder eine richtige Band. Mittlerweile sind ja schon wieder alle anderen Mitglieder ausgetauscht worden, was mehr für ein Projekt sprechen würde.

Ich habe HATE ETERNAL immer als Band angesehen, Jared [Anderson, Bass - bjg] wäre auch noch dabei wenn er noch leben würde. Er musste damals aus persönlichen Gründen aussteigen, was nichts mit der Band zu tun hatte. Schlagzeuger Tim Yeung war einfach noch zu jung und wollte nicht touren und Derek [Roddy, Schlagzeug – bjg] wollte das große Geld mit der Band verdienen, aber das war nicht realistisch. Man macht keine 3000$ in der Woche mit dieser Art von Musik. Randy [Piro, Bass – bjg] ist zurück aufs College gegangen und das klappte dann zeitlich nicht mehr.

Viele Leute denken, wenn man in einer Band ist, geht es immer nur aufwärts. Aber so ist es nicht, ich ziehe dieses Ding nun schon seit 15 Jahren durch und weiß mittlerweile wie es wirklich ist, aber das interessiert mich nicht. Ich habe zusätzlich das Studio und mein Geschäft, ich kann mir das Touren und Musik machen also leisten. Ein bisschen clever sollte man schon sein, denn sich nur auf das Touren verlassen geht nicht. Touren ist der einzige Weg etwas Geld zu verdienen, aber was macht man wenn man dann wieder zu Hause ist? Ich habe mir da mit dem Studio ein zweites Standbein geschaffen und beides macht mir Spaß.

Jared war bisher bei HATE ETERNAL der einzige, der sich richtig mit eingebracht hat und auch mal Probleme angesprochen hat. Momentan klappt es aber ganz gut mit den neuen Leuten und Shaune und Jade werde definitiv beim nächsten Album dabei sein und hoffentlich noch ein paar Alben länger.

Dann lass uns mal über „Fury and Flames“ reden, wie sind bisher die Reaktionen der Fans auf das Album?

Ausgezeichnet, trotz all der Wechsel im Line-Up. Derek und Randy sind ausgestiegen und mit Jared war ich mir einig, dass er wieder einsteigt und dann ist er plötzlich verstorben. das hat natürlich das Songwriting für das Album beeinflusst und die Fans haben schon mitbekommen wie ich damit kämpfen musste, mich zusammenzureißen und die Band zusammenzuhalten.

Wo siehst du denn die Unterschiede zwischen „Fury and Flames“ und dem Vorgänger „I, Monarch“?

Viele Leute sagen mir, dass „Fury and Flames“ mehr in die Richtung „straight forward Death Metal“ wie „Conquering the Throne“ geht, aber ich sehe das eigentlich gar nicht so. Ich finde es abwechslungsreicher als „I, Monarch“, durchaus mit Melodien aber auch grimmiger. Vielleicht nicht so stark wie „King of all Kings“, denn das war mehr Blitzkrieg. bei „Fury and Flames“ gibt es auf jeden Fall mehr Solos, mehr Melodien aber auch einiges mehr an Dissonanzen. Es floss einfach aus mir raus, da musste ich beim Songwriting gar nicht groß überlegen.

Ich denke die Kritiken in Deutschland waren aber zu „I, Monarch“ besser.

Aber doch nicht im Metal Hammer und Rock Hard, oder?

Doch eigentlich schon. Hast du denn mal gedacht jemanden als Produzenten dazu zunehmen, du hast ja wieder selbst produziert?

Das macht für mich nicht viel Sinn, denn eigentlich weiß nur ich wie HATE ETERNAL zu klingen haben. Den Mix von jemand anderem machen zu lassen, kam mir in den Sinn, aber ich habe nicht die richtige Person dafür gefunden. Auch die nächsten Alben werde ich definitiv wieder selbst produzieren, das Mixen könnte ich aber schon abgeben, denn als Musiker hat man nicht den richtigen Abstand zu den Aufnahmen. Aber es ist natürlich auch schwer so was aus den Händen zu geben.

Wie sehen denn die Pläne für HATE ETERNAL nach dieser Tour aus? Festivals sind ja bisher noch nicht bestätigt.

Werden wir dieses Jahr auch nicht spielen, nächstes Jahr aber. In den USA steht dann dieses Jahr noch eine Tour mit JOB FOR A COWBOY an und im Februar werden wir mit CANNIBAL CORPSE touren, wenn deren neues Album erscheinen wird. Mit „Fury and Flames“ werden wir dann drei mal in Europa auf Tour gewesen sein.

Aber warum die Kritiken so schlecht gewesen sind ... die Verkäufe sind jedenfalls sehr gut, es hat sich in den ersten zwei Monaten halb so gut verkauft wie „I, Monarch“ in vier Jahren. Ich versteh das nicht...

In den Reviews war oft zu lesen, dass das Album relativ eintönig und gleich bleibend Vollgas ist.

Da wird das Album falsch verstanden und wenn man so etwas sagt hat man sich das Album nicht genau angehört, denn eigentlich ist „Fury and Flames“ sogar unser abwechslungsreichstes Album. Es gibt halt viele Kritiker, die schon mit einer Meinung an das Album herangehen ohne es gehört zu haben, hätte ich aber jemals auf Journalisten gehört, hätte ich schon vor langer Zeit mit der Band aufhören müssen. Ganz gleich wie das Album klingt, man wird von manchen Leuten gemocht und von manchen gehasst. Man kann es halt nicht allen Recht machen.

Aber ich denke diese Leute haben sich nicht ausreichend mit dem Album beschäftigt, z.B. mit „Tombeau“ oder „Bringer of Storms“. „This is a super heavy catchy tune and not much blast“. Es kommt mir so vor, dass das Album auch oft nur nach dem ersten Song bewertet wird und nicht mehr angehört wird, das ist echt schade. Es ist natürlich ein komplexes Album, aber man sollte ihm eine Chance geben. Wir sind halt nicht so eingängig wie SIX FEET UNDER oder OBITUARY aber auch nicht so komplex und schnell wie ORIGIN oder BRAINDRILL.

Aber eigentlich gehen die Reviews auch an mir vorbei, ich gucke mir die Verkäufe und die Fans auf den Konzerten an und richte mich danach. Ehrlich gesagt hatten mich die sehr positiven Kritiken in den USA aber auch überrascht, naja wenn es hier nicht so ist...

Am Ende des Interviews darfst du dir für die Radiosendung ein Lied einer anderen Band wünschen, die du gerne hören würdest. Du hattest ORIGIN ein paar Mal erwähnt, wie wäre es mit Material von deren neuen CD?

Auf jeden Fall.
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