Eine Liste, that is immer dabei


Interview mit Darkthrone
Black Heavy Metal / Punk aus Norwegen - Kolbotn
Falk: Salve Fenriz! Ich weiß, Du hasst es, Interviews per Mail zu geben. Wir versuchen also, das Ganze recht kurz zu halten. Es gab Zeiten, in denen Du Deine Gitarre drei Jahre lang nicht angerührt hast. Heutzutage bringt Ihr Eure Alben allerdings in regulären Intervallen heraus. Was spornt Euch dazu an?

Nein, also ehrlich gesagt hasse ich es, Interviews über das Telefon zu führen. Diese Geschichte ist wahr. Ich kaufte mir im Jahre 2005 meinen ersten Computer, um fortan E-Mail Interviews führen zu können. Doch selbst in diesen Interviews wurde ich missverstanden. Ich sollte jedes Interview aufzeichnen und die Leute dazu zwingen, diese Mitschnitte NICHT zu schneiden. Doch da ich mit viel zu vielen Leuten in dieser Beziehung zu tun habe, würde ich nur noch mehr Journalisten Blabla ausgesetzt sein. Von daher wäre es doch keine so gute Idee.

Was spornt uns an? Tiefe Liebe für harte Musik. Musik seit den Fünfziger Jahren, insbesondere von 1964 bis 1985. Doch ich toleriere auch verschiedene Stile bis zum Jahr 1993. Aber mal im Ernst: Wir müssen gerade mal fünf Songs pro Jahr schreiben, um in unserem momentanen Veröffentlichungsrhythmus zu bleiben. Sogar ein kleiner Chatroom Hosenscheißer bekommt das auf die Reihe! Mwoahahaha….

Falk: Kannst Du uns sagen, welchen momentanen Status Darkthrone außerhalb von Europa haben? Gerade in Amerika oder vielleicht sogar am Nordpol. Denkst Du, dass der Nordpol der ideale Platz ist, um Black Metal zu hören? Dort ist alles weiß, noch nicht mal Immortal haben das bemerkt.

Dort gibt es keine Bäume! Wie soll man da an Drumsticks kommen? Hahahaha….

Wir haben große Hörergruppen in ganz Amerika und auch in Australien und Neuseeland. Das ist einfach an unserer MySpace Seite zu sehen, denn wir haben dort ein Besucherfenster. Meine persönlichen Hauptkontakte sind über ganz Europa, USA, Kanada, Brasilien, die Türkei und Australien verteilt.

Stefan: Kannst Du uns die Gründe nennen, warum Ihr Eure neue Platte “Dark Thrones And Black Flags” genannt habt? Welche Bedeutung hat der Titel für Euch?

Es ist einfach pure Attitüde!

Stefan: Was kannst Du uns denn über die Texte des neuen Albums sagen?

Ich überlasse es lieber den Leuten, sich Gedanken über unsere Texte zu machen. Das ist viel besser!

Stefan: Heutzutage scheinst Du wirklich ziemlich genervt zu sein von der Black Metal Szene. Ich denke, dass viele Leute das auch nachvollziehen können. Doch kannst Du uns deine persönlichen Gründe nennen?

Nun, in den Achtzigern wollten die ganzen LoFi Bands einen guten Sound haben, doch die Studios waren einfach zu teuer. Nur eine Handvoll Bands konnten einen wirklich professionellen Sound vorweisen. Und die Plattenfirmen bemerkten als erste, dass sie viel bezahlen müssen, wenn eine Band mehr kommerzielles Zeugs macht. So wurde der LoFi Sound ein Synonym für den frischen Underground, wo die Stile während der Achtziger entstanden.

Dann um 1989/90 herum wurden die Studios plötzlich günstiger, was die allgemeine Aufnahmequalität der gesamten Szene verbesserte. Und auch wir verfielen diesem Trend mit unserem ersten Album, doch wir lernten aus diesem Fehler. Denn an diesem Punkt bekam der Over- und der Underground eine WAHL. Und diejenigen, die sich für PLASTIC CLICK DRUM SOUND und moderne Metal Produktionen entschieden, haben viel von der Seele und Rauheit des Achtziger Jahre Metals zerstört. Glücklicherweise fingen in unserem jetzigen Jahrzehnt wieder Leute damit an, den Underground Sound als Ziel zu WÄHLEN.

Viele Leute wunderten sich auch und fragten sich, was denn nun Underground und was Overground sei. Grundsätzlich war das in den Achtzigern anders. Es geschah viel durch den Zufall, was toll war.

Als jeder es vorzog, einen „Instant Gratification“ Sound (nebenbei: wir haben einen „Acquired Taste“ Sound) zu haben, dachten die Kids, die in den Neunzigern zum Metal gekommen sind, dass irgendwas schief gelaufen sein muss, wenn jemand einen tollen Autopsy, Necrovore oder Whiplash Sound fuhr. KATASTROPHE! So sind Darkthrone, meine Songs und ich ein Krieg gegen den modernen Metal Sound.

Niemand sollte mehr „modernes“ Equipment zur Verfügung haben, als auf dem PERFEKTEN „Krov za Krov“ Album von Aria zum Einsatz kam. Und ich meine das aus tiefstem Herzen!

Doch vielleicht bin ich auch einfach nur verrückt?!

Falk: Du hast einmal gesagt, dass die Black Metal Szene arrogant und oberflächlich sei. Sind nicht die Morddrohungen an Gaahl für sein Coming-Out ein weiterer Beweis für dein Statement? Kennst Du ihn persönlich und wusstest du von seiner Homosexualität schon vorher?

Ich habe nie von irgendwelchen Morddrohungen gehört. Alles was ich weiß, ist, dass dieser so genannte „King“ Typ ziemlich gerissen aussieht. Woher hören die ganzen Leute solche Sachen? In den Achtzigern mussten die Leute eine verdammte Band gründen, um ihre Meinungen zu verlautbaren! Heutzutage höre ich nur noch von Hosenscheißer Chatrooms und dieses….blabbermouth??? Schon allein der Name…blabbermouth ist ein Beleidigung. Wie Hühnerscheiße. SLADREHANK SKAL SELV HA BANK!!!

Stefan: Du engagierst Dich für den Schutz der norwegischen Wälder! Dieses Denken unterstütze ich! Kannst Du uns mehr zu diesem Thema berichten? Denn die TV Sendung über deinen Einsatz für den Naturschutz war in Norwegisch, so dass die meisten von uns Deutschen nicht alle darin erläuterten Sachverhalte verstanden haben.

Ich danke dir! Ja, ich bin hier in Norwegen ein "FOREST-CELEBRITY" geworden. Ich habe mit einem Professor zusammen eine Kolumne für unsere größte seriöse Zeitung verfasst. Ich habe Campingführer entworfen und ich bin in eine VIELZAHL von Organisationen involviert, die sich für die Wälder rund um Oslo einsetzen. Um nur einige zu nennen: SKIFORENINGEN, NATURVERNFORBUNDET I OSLO OG AKERSHUS, LILLOMARKAS VENNER, ØSTMARKAS VENNER, SØRMARKAS VENNER. Mittlerweile ist es auch mehr als ein Hobby geworden. Außerdem habe ich einen neuen Rekord für Oslo aufgestellt, und zwar mit 36 Zelttrips im Zeitraum zwischen April und September.

Es würde den Rahmen sprengen, alles zu diesem Thema zu erzählen. Es war ein Traum von mir, Anerkennung für mein Interesse am Wald zu bekommen. Und dieses Jahr geschah das alles auf einmal! VERRÜCKT!!! WELCH EIN JAHR!!!

Stefan: Was ist eigentlich Deine persönliche Meinung zum Thema Klimawandel?

Ich weiß es wirklich nicht. Das Thema ist so weit reichend und so viele Parteien haben unterschiedliche Interessen. Es wurde schnell zu so etwas wie einem Mythos. Vergleichbar mit dem Kennedy Attentat. FIGHT! ASSASSIN!!! Hehe... Ich orderte die erste Assassin Platte bei den Jungs, als sie raus kam. Sie hatten das Teil auf den Fotos unterschrieben und ich war stinksauer…DON'T DRAW ON THE PHOTOS!! Haha…ich weiß echt nicht, was so toll sein soll an Autogrammen…

Stefan: Ok, dann mal zurück zur Musik! Darkthrone stehen für raue und authentische Musik. Wie entstehen bei euch heutzutage die einzelnen Songs. Wo siehst Du die Hauptunterschiede zwischen heute und der Zeit von beispielsweise der „A Blaze In The Northern Sky“ Platte.

Ja, „A Blaze…“ war zu 60 % Black Metal und zu 40 % Death Metal. Es war nur der die Musik umhüllende Sound, der Leute zu der falschen Annahme verleitete, dass dieses Album purer Black Metal sei. Das stimmt nicht. Wir spielten puren Black Metal auf dem „Under A Funeral Moon“ Album und wie immer wurden wir NUR von Achtziger Jahre Bands inspiriert!

Heutzutage überlassen wir die Bathory Vergötterung anderen. Wir ziehen es lieber vor, Bathory zu hören, aber unsere Musik wird davon eigentlich nicht mehr beeinflusst. Jedenfalls behielten wir die Celtic Frost / Hellhammer Einflüsse bei. Genauso wie die von Motörhead. Und wir entwickelten uns mehr in Richtung Motörhead. So wechselten wir vom Bathory Tempo zum Motörhead Tempo. Ich meine damit das typische Speed Metal Tempo. Ich werde die meisten Songs in dieser Geschwindigkeit schreiben, wie es zurzeit scheint.

Stefan: Du bist bestens dafür bekannt, ein echter Musiksüchtiger zu sein! Welche unbekannten oder älteren Bands kannst du für den Moment empfehlen?

Gerade haben mich die Jungs von Nekromantheon auf POSSESSED gebracht. Aber nicht die gewöhnlichen Possessed! Das ist eine andere Band, die 1971 ein fantastisches Album aufnahm. Älterer Stoff wäre beispielsweise Truth & Janey, Lucifer's Friend, The Pretty Things, Sly And The Family Stone (ja, ich weiß, das ist kein Metal), High Tide, Gun, James Gang, Fever Trees...das waren die späten Sechziger und frühen Siebziger. Ich denke, dort höre ich auch auf, denn es würde sonst ewig dauern. Doch ich will noch die englischen Dirty Tricks von Mitte der Siebziger erwähnen. Und das HAND OF DOOM Album von 1979. Die kamen aus Deutschland. Außerdem sollte ich das zweite SARCOFAGUS Album von 1980 erwähnen. Es hieß “Envoy Of Death”. THE PHANTOMS von Mitte der Siebziger sind auch sehr gut COVEN von 1970. Und deren „WORSHIP NEW GODS” Album (so um ´87) beeinflusste meinen Gesang auf der neuen Darkthrone Platte.

Und dann ist es für Metalheads essentiell, so alt zu werden, um alle der tollen NWOBHM Bands von 1979 bis 1985 anzutesten! Heute habe ich das SAVAGE GRACE “Master Of Disguise” Album (zusammen mit fünf anderen Scheiben) entdeckt. Ich bekomme 450 bis 750 Alben jedes Jahr. Ich schreibe sie alle auf einer Liste auf, that is immer dabei (Originaltext). Ich kaufe (meist bei Amazon) for vielleicht maybe (auch der Originaltext) 4000 Euro pro Jahr ein. Und ich handele auch viel, so dass ich etwa 100 Alben pro Jahr umsonst bekomme. Ich könnte wahrscheinlich dreimal so viel bekommen, doch dafür fehlt mir die Zeit! Auf der Arbeit kann ich jeden Tag etwa zwei bis drei Alben hören. Und ich muss ja auch die Sachen immer und immer wieder hören, die mir gefallen…dazu kommt der ganze alte Kram, den ich mag!

Das ist eine Liste meiner derzeitigen Lieblingsband, die noch aktiv sind:

WORLD BURNS TO DEATH, CORRUPT, NATTEFROST, TYRANT sweden, CREEP COLONY, BASTARDATOR, WAR CRIMES, DEATH BEAST, BLÜDWÜLF, PORTRAIT, EIDOMANTUM, GASMASK TERRÖR, ZEMIAL, THE BATALLION, SALUTE, EM RUINAS, DEATHHAMMER, OLD, VOMITOR, FARSCAPE, THE DEVIL's BLOOD, LONEWOLF, ORCUSTUS, AURA NOIR, VIRUS norway, WITCH usa, EVIL ARMY, KARNAX, RÉSISTANCE, DOOMED BEAST, DEMON'S GATE, ALPHA CENTAURI, MORNE, MÄNIAC, MORRIGAN headcult album, SONIC RITUAL, DEATHRONER, JEX THOTH, NOCTURNAL, ENFORCER sweden, NEKROMANTHEON, usw….

Stefan: Dieser Tage kommt die Mayhem Dokumentation “Pure Fucking Mayhem” heraus. Was denkst Du über diese Veröffentlichung?

Ich habe nie davon gehört. Nichtsdestotrotz benutze ich immer meine OHREN, wenn es Musikdinge geht und nicht meine Augen. Das ist besonders treffend für mich in Livesituationen. Ich besitze übrigens EINE Live DVD. „Live After Death“ von Iron Maiden.

Stefan: Auf “Transilvanian Hunger” hat Varg Vikernes von Burzum einen Teil der Texte verfasst. Würdest du ihn für die damalige Zeit als einen Freund von Dir bezeichnen? Bist Du noch in Kontakt mit ihm?

Wir hatten einen guten Kontakt. Wir sahen uns nicht häufig, aber wir respektierten uns gegenseitig sehr. Seit 1996 hatten wir nicht mehr viel gemeinsam. Ich denke, seit dem Zeitpunkt, als ich mich KOMPLETT dem Studieren und Erkunden der Musik hingab.

Falk: Welche Bedeutung hat das Internet mit all seinen Pro und Contras für Darkthrone? Ich denke, Ihr werdet nicht reich mit der Musik. Also warum sollten Fans trotzdem eure neue Platte kaufen? Stehlen wäre da doch viel simpler, oder?

Wir könnten sogar sehr schnell reich werden. Vor gerade mal ein paar Wochen bekamen wir ein 90.000 Euro Angebot vom Hellfest (ein französisches Festival). Stattdessen behalten wir unserere regulären Jobs. Ich habe meinen seit 1988. Ich habe immer gearbeitet, um Geld für Alben zu bekommen. Und das seit dem ich 12 Jahre alt war.

MySpace kommt der Achtziger Jahre Tapetrading Szene am nächsten. Jedenfalls, wenn du es korrekt nutzt. Die Achtziger Jahre Szene war in den Neunzigern ziemlich tot. Ich hörte alle Arten von Musik und Achtziger Jahre Metal bis 1994. Die schlimmen Jahre 1994 und 2000 trank ich mit Alkohol weg. Dann zeigte mir Oscar von OLD, dass da eine neu Generation ist, die barbarischen Achtziger Jahre Metal spielt. So hörte ich nach und nach mit dem Trinken auf und kehrte zu meinem Lebensstil von 1987 bis 1989 zurück, nämlich heftig globales Trading und Networking zu betreiben.

Zum Stehlen: Es geht immer um das Cover. Ich brauche immer noch Magazine oder Papiere in meiner Hand. Natürlich auch Booklets und Albumcover. Wenn ich die Möglichkeit habe, etwas zu kaufen, ist das Stehlen ziemlich dürftig.

Falk: Das war es auch schon, Hank. Du hast es geschafft. Danke für Deine Zeit! Eine letzte Frage noch: Hast du einen Lieblings Internet Smiley? Dir gehören die letzten Worte!

Ich benutze sie nicht, doch mein Liebling ist der am Anfang der „DARK THRONES AND BLACK FLAGS” thank you Liste. Der, den Eric Cartman (Southpark) gebraucht, wenn er mit den NAMBLA Leuten kommuniziert. A cute little hat on top, haha!!
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