Etablierung eines eigenen Sounds


Interview mit This Ending
Melodic Death Metal aus Schweden - Stockholm
Vor kurzem veröffentlichten die Schweden THIS ENDING ihr Zweitwerk „Dead Harvest“ und konnten damit das hohe Niveau ihres Debüts „Inside The Machine“ bestätigen. Wie es dazu kam, wie es so ist Videodrehs in stillgelegten Atomkraftwerken zu veranstalten und was sonst noch zum Rundumsorgenvoll-Kunstwerk THIS ENDING gehört, hat Sänger Mårten Hansen der Bloodchamber beantwortet.

Lass uns gleich mit „Dead Harvest“ anfangen. Wie lief es mit dem Schreiben und dem Aufnehmen der Platte und wie lange habt ihr letztendlich vom Anfang bis zum fertigen Produkt gebraucht?

Mit dem Schreiben der ersten Songs für „Dead Harvest“ haben wir schon vor dem Release von „Inside The Machine“ begonnen. Insgesamt haben wir 12 Monate mit dem Schreiben von neuem Material verbracht. Es jedoch nicht alles auf dem Album gelandet, weil wir wollten, dass es dieses Mal noch besser zusammenpasst. Vom Anfang bis zum fertigen Album haben wir wegen einiger Probleme beim Mixing 19 Monate gebraucht. Den ersten Mix fanden wir nicht gut genug, und so mussten wir neue Studiozeit buchen, um den Re-Mix zu machen, den ihr jetzt hören könnt. Es hört sich jetzt um Längen besser an. Aus diesem Grund war es das Verschieben der Veröffentlichung auf jeden Fall wert. Bei den Aufnahmen haben wir mit dem Schlagzeug begonnen, dann kamen Gitarren und Bass und am Ende der Gesang. Beim Mixing danach fügen wir immer noch einige zusätzliche Elemente hinzu und versuchen besondere Ideen aufzunehmen, von denen wir denken, dass sie den Liedern die außergewöhnliche Note verleihen.

So weit ich gesehen habe, ist „Inside The Machine“ überall sehr gut angekommen. Haben die so geschürten Erwartungen bei euch für einen besonderen Druck im Hinblick auf „Dead Harvest“ gesorgt?

Die Reaktionen auf „Inside The Machine“ waren allgemein positiv, aber wir haben deshalb keinen besonderen Druck gespürt. Egal was wir machen, es wird nicht jedem gefallen. Also können wir nur das machen, was für uns zu diesem Zeitpunkt die beste Musik ist und das Beste hoffen. Um ehrlich zu sein, ich glaube, dass die Gesamtqualität der Musik auf „Dead Harvest“ noch eine Spur höher ist. Die Musik verlangt dem Hörer vielleicht mehr ab, aber im Gegenzug ist in meinen Augen die Qualität auch höher.

Mir gefällt „Dead Harvest“ sehr gut und es klingt für mich wie ein weiterer Schritt in Richtung der Etablierung eines eigenen und wieder erkennbaren THIS ENDING Sounds. Auf der anderen Seite fehlt dem Album in meinen Augen ein bisschen die Eingängigkeit von „Inside The Machine“ und es hat weniger Hits. Wie siehst du die beiden Alben im direkten Vergleich und wie waren die ersten Reaktionen?

Ich stimme dir darin zu, dass „Dead Harvest“ ein weiterer Schritt dahin ist, einen eigene THIS ENDING Sound zu etablieren. Für mich fehlt den Liedern keine Eingängigkeit, aber es ist vielleicht etwas fordernder die Hits zu entdecken. Die Eingängigkeit ist aus meiner Sicht auf jeden Fall da und ich denke, „Dead Harvest“ hat viel mehr einprägsame und denkwürdige Gesangs- und Gitarrenparts. Aber das ist mein Eindruck, der ich die Lieder viele, viele Male gehört habe. Unsere Intention für „Dead Harvest“ war ein Album aufzunehmen, das davon profitiert, dass man es „komplett“ hört, wie man so sagt. Aber jedes Lied sticht hervor und kann problemlos für sich genossen werden. Bisher waren die Reaktionen auf „Dead Harvest“ mindestens so positiv wie bei „Inside The Machine“. Es sieht so aus, als ob noch mehr Leute denken, dass wir damit unseren eigenen Sound etabliert haben.

THIS ENDING scheint, von außen betrachtet, eine sehr durchdachte Band zu sein. Die Bilder und die Symbolik um die Band passen zur musikalischen Atmosphäre und dem Logo. Habt ihr einen festen Plan bzw. eine feste Vorstellung im Kopf und alles, vom Merch bis zu den Promofotos, muss in dieses Konzept passen?

Was wir erreichen wollen, geht in diese Richtung. Wir wollen ein bestimmtes Feeling bei den Dingen rund um THIS ENDING, das zur Musik, die wir machen, passen sollte und das den Eindruck der Musik noch verstärkt. Also steckt natürlich ein Konzept und eine Idee auch hinter dem, was wir visuell tun.

Das Video zu „Parasites“ wurde in einem stillgelegten Reaktor gedreht. Wie war es, dort ein Death Metal Video zu drehen? Und wenn ich eine Örtlichkeit für ein zukünftiges Video vorschlagen darf: ich finde, dass die Leichenhalle einer Pathologie sehr gut passen würde…

Es war super und die Umgebung hat perfekt gepasst für uns. Es war dunkel und düster. Viele coole alte Sachen lagen noch herum, aus der Zeit als der Reaktor noch in Betrieb war. Aber es war harte Arbeit, weil der Videodreh zwei Tage mit vielen Arbeitsstunden gedauert hat. Eine Leichenhalle wäre auch mal cool, wenn wir Zutritt bekommen können. Oder irgendein anderes runtergekommenes Gebäude, das uns eine apokalyptische Atmosphäre verleiht.

Eure Musik verbreitet eine tödliche, harsche und kalte Atmosphäre. Spiegelt sich das auch in den Texten wieder? Behandeln die Texte auch ernste Themen oder geht es mehr in Richtung „klassische Death Metal“ Texte?

Die kalte Atmosphäre spiegelt sich auch in den Texten wieder. Es sind keine klassischen Death Metal Texte. Sie behandeln die dunkle Seite der menschlichen Psyche und die Gewaltakte, die Menschen allein und in Gruppen ausüben. Auf „Dead Harvest“ versuchen wir die Konsequenzen dieser Taten wie auch die Taten selbst darzustellen, je nachdem welches Lied man sich anschaut.

Zuerst habt ihr als A CANOROUS QUINTET zusammengespielt und euch dann als THE PLAGUE wiedervereint, bevor ihr euch in THIS ENDING umbenannt habt. Die Bedeutungen der ersten beiden Namen sind recht selbsterklärend, aber was ist der tiefere Sinn hinter THIS ENDING?

Der Punkt hinter dem Namen THIS ENDING ist, dass wir uns früh dafür entschieden haben, ein Gefühl des drohenden Untergangs in der Musik und den Texten zu haben. THIS ENDING kann jedes Ende sein, das du dir vorstellen kannst. Aber für uns war es ein Name, der die Texte und die Stimmung, die unsere Musik auf den Hörer übertragen soll, wiedergeben kann. Wir leben in einer Welt am Rande der Apokalypse, wenn sie nicht schon da ist. Auch das könnte THIS ENDING sein.

Ihr kennt euch untereinander sehr gut und habt zusammen eine Hand voll Alben aufgenommen (3 als A CANOROUS QUINTET und 2 als THIS ENDING) in den letzten 15 Jahren. Nutzt ihr immer noch andere Bands als Inspirationsquelle oder entsteht die Musik einfach aus eurer Erfahrung, persönlich wie zusammen als Band?

Heutzutage passiert es eher selten, dass wir andere Bands als Inspirationsquelle nutzen. Wir schreiben unsere Musik und manchmal werfen wir etwas weg, weil es uns zu sehr an andere Musik erinnert, die wir gehört haben. Wir versuchen Musik auf unsere eigene Art zu machen und so unseren eigenen Sound zu kreieren. Aber manchmal hört man etwas richtig Cooles, das einen dazu inspiriert, etwas anderes zu machen, aber mit der gleichen Idee hinter der Musik.

In Deutschland haben wir bisher noch nicht viele Gelegenheiten gehabt THIS ENDING live zu sehen. Gibt es konkrete Pläne für eine Tour 2009? Oder, wenn Fredrik zu viel mit AMON AMARTH auf Tour ist, für ein paar Festivalauftritte z.B. auf dem Party San?

Bisher steht nichts fest, was Live Shows angeht. Unabhängig davon ob Fredrik verfügbar ist oder nicht, werden wir versuchen passende Lösungen zu finden, so dass wir die meisten Shows spielen können, zu denen wir die Chance bekommen. Wenn ihr also daran interessiert seid THIS ENDING zu buchen, zögert nicht, und wir werden unser Bestes tun zu kommen, wenn die Bedingungen stimmen.

Kommen wir zur letzten Frage. Vielleicht weißt du, dass DARKTHTRONEs Fenriz seit Monaten die Welt mit Bandempfehlungen via MySpace oder auch dem deutschen Rock Hard überschwemmt. Ich hab jetzt langsam genug von obskuren 80er Bands und würde dich bitten uns ein paar persönliche andere Empfehlungen zu geben (natürlich abgesehen von A CANOROUS QUINTET & THIS ENDING).

Klar, aber ich werde auch etwas obskurere Bands nehmen, von denen die Leute vielleicht noch nichts gehört haben. EXHORDER sind eine Thrash Metal Band aus den frühen 90ern, die man definitiv antesten sollte. Ich habe Gerüchte von einer Re-Union gehört. Dann gibt es noch INTERNAL DECAY aus Stockholm, die ein richtig cooles Album in der Art von altem PARADISE LOST und ähnlichen Bands veröffentlicht haben. Das Album heißt „A Forgotten Dream“. Eine noch aktive, coole Band aus Stockholm ist VICIOUS ART mit ihrem neuesten Album „Pick Up This Sick Child“. Brutaler, technischer Death Metal. Eine andere Band, die ich immer unterhaltsam finde, ist ABSU. Ich glaube, sie veröffentlichen bald ein neues Album, in das ich große Hoffnungen setze. (auch ein Liebling einiger BC Redakteure - mba) NOCTURNUS’ „The Key“ ist ein ziemlich cooles und sonderbares Death Metal Album. Ich glaube das reicht. Und wenn nicht, könnt ihr immer „Flesh On Our Bones“ von SINS OF OMISSION hören, wo ich mitgewirkt habe. (auch dort am Gesang – mba)

Das war es auch schon. Ich danke dir für deine Zeit und hoffe euch bald mal live zu sehen. Die letzten Worte gehören dir.

Danke für das Interview und euer Interesse an THIS ENDING. Hört euch „Dead Harvest” an und wenn euch gefällt, was wir machen, unterstützt uns auf jede euch mögliche Art & Weise. Ich hoffe ich sehe euch alle bald auf einer Show und bis dahin: Reap the „Dead Harvest“!
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