Doom Shall Rise Festival

Doom Shall Rise Festival

Beyond BeliefBurning SavioursGorilla MonsoonIsoleMar De GrisesMirror Of DeceptionThe Gates Of SlumberThunderstormWarning
Göppingen Chapel
15.04.2005
Das DOOM SHALL RISE Festival ist einer der Events, die man nur unter dem Motto „Von Liebhabern für Liebhaber“ führen kann. Schon zum dritten Mal jährt sich nun Europas größtes Doom Metal Festival, und einmal mehr folgten mehrere hundert Doomheads dem Ruf nach Göppingen im Schwabenland. Als Location diente wie schon im Vorjahr die alte US Kirche „Chapel“, die natürlich ein mehr als gelungener Ort für Doom Metal ist, und vA nachmittags durch den herrlichen Lichteinfall durch die Kirchenfenster eine ganz spezielle Atmosphäre aufbieten konnte. Auch soundtechnisch konnte die Chapel über die zwei Tage vollends überzeugen, was aufgrund der hohen Decke und des wohl vorhandenen Halls mit Sicherheit keine leichte Aufgabe gewesen ist.

Im Keller der Chapel gabs dann noch eine Art Café und Bar, wo man sich zwischen den Gigs oder einfach mal so hinsetzen und stärken konnte. Für das leibliche Wohl war auch in beiderlei Hinsicht gesorgt. Sowohl Essen als auch Flüssiges wurde feilgeboten, wobei die dortig vorherrschenden Preise wohl der herbste Kritikpunkt am ganzen Festival darstellen. 2€ für 0,33l Bier und 4Öre für eine Gemüsereispfanne ist doch schon recht hoch.

Dafür bekam man aber allerfeinste familiäre Atmosphäre geboten, die man so wohl auf keinem anderen Festival finden kann. Sämtliche Musiker schauten sich die Shows der anderen Bands mit großer Begeisterung an, und waren allesamt mehr als freundlich und bereit zu einem kleinen Plausch. Kein Vergleich zu großen anonymen Massenveranstaltungen.

Die fünfzehn aufspielenden Bands verteilten sich dann auch noch gekonnt auf die zwei Tage (Freitags: Beginn 19 Uhr und sechs Bands, Samstags Beginn um 15 Uhr und neun Bands) sodass keinerlei Anreiseprobleme bestanden, und vor allem am Samstag erstmal nett Mittag essen gegangen werden konnte.

Freitag 15. April 2005

LAHAR

Als Opener des dritten DSR fungierten die Niederländer LAHAR, deren Sound eine Mischung aus Sludge Doom (vA aufgrund der Vocals) und klassischem Siebziger Doom darstellt. Die Band ging dabei sehr enthusiastisch und spielfreudig vor, und konnte die zu diesem Zeitpunkt schon reichlich anwesende Menge schnell von sich überzeugen.

WELL OF SOULS
Mit Frank, dem Gitarrenmann bei WoS, war dann der erste von zwei Veranstaltern an der Reihe, seinen Dienst auf der Bühne zu verrichten. Das Trio ging dabei wesentlich weniger extrem vor, als noch der Opener, sondern war noch viel tiefer in den Siebzigern verwurzelt, und vA Frank schmiss mit Iommi Tribute Riffs nur so um sich. Neben zwei neuen Songs war das Highlight natürlich die Hymne „Legion of Doom“, die dann auch ordentlich abgefeiert wurde.

THE RIVER
Die Engländer waren dann schon ein wenig unkonventionell, hatten sie doch eine Dame als Fronter dabei, die der Musik durch ihre Stimme natürlich einen besonderen Anstrich verlieh. Die Musik überzeugte dann sowohl durch schwere, heftige Parts, als auch mit langsamen stillen, träumerischen Momenten, die das ganze herrlich auflockerten, und natürlich enorm Atmosphäre verlieh.

MIRROR OF DECEPTION
Mit MoD war nun die zweite “Veranstalterband” an der Reihe. Und die Truppe um Jochen Fopp (Gitarre) war dann zugleich eines der absoluten Highlights des Festivals. Der kraftvolle, melancholische, aber dennoch irgendwie eben „unorthodoxe“ Doom der Band zog auch die meisten der DSR Besucher in seinen Bann. Neuere Hits wie „Bleak“ oder „Ship of Fools“ wurden dabei genauso abgefeiert wie alte Klassiker wie „Asylum“ oder das als Zugabe dienende „Weiss“. Sogar eine Coverversion gabs zu hören. „Ode“ von Bathory wurde eindrucksvoll dargeboten. Klasse Gig, wie immer.

WARNING
Mit WARNING sollte dann erstmals eines dieser unvergleichlichen Ereignisse passieren, die das DSR eben so schön machen. Nachdem die Kultband von der Insel ihren kraftvollen regulären Set fertig gezockt hatten (für viele waren WARNING wohl einer der größten Gewinner des Festivals) gab es erstmal minutenlangen Jubel und Zugaberufe. Die Band selbst wunderte sich am allermeisten über diese Tatsache, und gestand, keine weiteren Songs auf Lager zu haben. So wurde kurzerhand der schon gespielte Song „Return“ noch einmal ausgepackt, was in den weiten der Chapel aber keinen Menschen gestört hat, da alle nur staunend gen Bühne blickten.

THUNDERSTORM
Die Italiener waren dann der Freitags Headliner. Am DSR I wusste das Trio vollends zu überzeugen, und so waren die Erwartungen an Fabio Bellan und seine Mitstreiter doch ziemlich hoch.

Die Meinungen zum THUNDERSTORM Gig gingen dann weit auseinander. Die einen waren der Meinung, dass die drei an diesem Tag nicht wirklich zu ihrer Form gefunden haben, andere waren dann wiederum ziemlich von der Darbietung begeistert. Der Rezensent hatte zu diesem Zeitpunkt aber schon den ein oder anderen sitzen, sodass ich mir ein neutral objektives Review spare. Jedenfalls gingen doch viele der Chapel Besucher noch auf alte Kracher wie „Sad Symphony“ ab, und auch auf Material neuer Prägung wie „Templars of Doom“.

Meiner Meinung nach jedenfalls ein mehr als gelungener erster Tag, der dann mit einer doch erstaunlich bequemen Nacht im Auto endete (einige Besucher campten, andere flohen in die anliegenden Pensionen um dort Nachtruhe zu finden)

Samstag 16. April 2005

GORILLA MONSOON

Als Opener des zweiten Tags hatten die Ostdeutschen von GORILLA MONSOON die ehrvolle Aufgabe, das Publikum zurück in die Chapel zu locken. Und mit dem megaschweren Bastard aus allem möglichen dreckigem Rock n Roll und Sludge Doom hatten sie die staunenden Zuschauer mit Leichtigkeit auf ihrer Seite. Ich für meinen Teil habe Die Jungs schon öfters gesehen, und würde durchaus soweit gehen, diesen Gig als ihren gelungensten zu betiteln. Doch auch viele Ohren derer, die bisher noch nichts von der Band gehört hatten, konnten erreicht werden, sodass GORILLA MONSOON wohl als eine der absoluten Gewinner des dritten DSR zu bezeichnen sind.

RISING DUST
Die Franzosen waren dann die einzige Band, die ich aufgrund der Einnahme von lebensnotwendigen Stoffen überhaupt nicht gesehen habe, sodass ich mir ein Urteil über den Auftritt schenke.

BURNING SAVIOURS
Im absoluten Hippie Look kamen dann diese vier Burschen auf die Bühne (wirklich der Hammer die Frisuren und vA die Schlaghose des Fronters mit den coolen Blumen Aufnähern) und ließen die 70er wieder aufleben.
Rein optisch dürften die vier Schweden die wohl jüngste Band des Festivals gewesen sein, vom Sound her spielen sie aber eher in der ältesten Liga. Hier herrschte die ganz alte Schule, deutlich geprägt von Hippie Sounds. Ob man dann in diesem Fall noch wirklich von Doom sprechen kann, ist zumindest zweifelhaft, aber Spaß gemacht haben die Herren auf alle Fälle. Vor allem die schon fast schüchterne Art der Protagonisten wirkte sehr sympathisch

THE GATES OF SLUMBER
Die Amis sind Mitglieder im C.O.T.D. , und das merkt man auch an der Musik. Das Trio bot bei seinem Gig ein intensives Gebräu aus klassischem Doom. Dabei schafften sie es durchaus auch so was wie richtig ordentlichen Druck zu fahren, und gut Stimmung zu verbreiten, was mit den Klassesongs des Debütalbums „The Awakening“ natürlich nicht so schwer war. Das die Jungs dabei maßgeblich von den Minimalismuslegenden SAINT VITUS beeinflusst zu sein scheinen, ist natürlich auf diesem Festival mehr als nur eine Auszeichnung.

BEYOND BELIEF
Die Holländer waren einer der wenigen Death Doom Acts auf dem DSR III und mussten das Genre dementsprechend repräsentieren. Leider gelang ihnen das irgendwie nicht so wirklich. Ich weiss nicht, was dem Auftritt wirklich gefehlt hat, aber irgendwie wirkte alles sehr statisch und vor allem ohne wirkliche Atmosphäre. Ein Highlight der Show dann aber sicherlich als OFFICIUM TRISTE Fronter Pim die Landsmänner bei einem Song unterstütze, und mit seinem feinen Organ veredelte.

ISOLE
Die Schweden, die früher unter dem namen FORLORN bekannt waren, zeigten dann einen der intensivsten Gigs des Festivals. Epischer Doom, mit vielen CANDLEMASS Anleihen und wikrlich grandiosen Gesangslinien wusste die Chapel Besucher zu begeistern. Vor allem in den zweistimmigen Passagen wurde den Zuhörern die eine oder andere Gänsehaut gezaubert. Die Band wirkte dabei schon fast schüchtern und verhalten, was sie in ihrer Art aber fast noch viel sympathischer macht. Die zauberhaft melancholischen klänge von ISOLE waren in jedem Falle ein Highlight.

PALE DIVINE
Die Amis waren dann wieder eine eher der alten Schule zugewandten Gruppierung, die mit ihren kräftigen schweren Riffs versuchen alte Legenden aufleben zu lassen. Der Auftritt war vor allem durch das kräftige Organ des Fronters Greg Diener geprägt, der nicht nur rau sondern auch manchmal ein wenig neben der Spur kam. Ich selbst habe die meiste Zeit des Gigs damit verbracht mich mental auf den kommenden Auftritt der Chilenen MAR DE GRISES vorzubereiten.

MAR DE GRISES
Nun war es soweit. Der persönliche Headliner des Rezensenten. Vom anderen Ende der Welt nach Europa gekommen um hier ein paar Gigs zu zocken. In der Tat konnten die sympathischen Chilenen selbst es am wenigsten fassen, und waren dementsprechend in euner nahezu übersprudelnden Spiellaune. Und die latenten Befürchtungen meinerseits, dass das Material nicht wirklich wiedergegeben werden kann, wurden schon bei den ersten Tönen zerstört. Die Atmosphärischen, mal harten, mal ruhigen Sounds des Fünfers kamen auch live so intensiv und unglaublich wie auf Platte rüber. Neben der Herkunftsexotik waren MAR DE GRISES aber auch reinstilistisch eher „anders“. Die geniale Mischung aus Funeral Doom und progressiven, atmosphärischen und Akustischen Momenten zog dann aber auch den Großteil der Chapel in seinen Bann. Das Keyboard von Fronter und Sänger Marcelo stand dabei in der ungewöhnlichen mittigen Position direkt vorne an der Bühne. Und was der Mann aus seinen Stimmbändern rausholt ist eh beeindruckend. Mal flüsternd, mal schreiend, mal grunzend. Da war alles dabei was ein Mensch kann. In ihrer Musik aufgegangen sind sowieso alle Bandmitglieder, doch besonders Marcelo starb während der einzelnen Songs mehrere male an seinen Keys, und brach bei „El Otro“ einmal wirklich in Tränen aus. Unglaublicher Auftritt einer unglaublichen Band.

PLACE OF SKULLS
Victor Griffin ist bekanntlich eine Legende (auch wenn er selbst das nicht wahrhaben will). Und da er mit seiner aktuellen Band PLACE OF SKULLS auch so nebenbei mal zwei wirklich hammermäßige Doom Alben veröffentlicht hat, steht ihm und seinen Mitstreitern die Headliner Position mehr als nur zu. Und so zauberte Meister Griffin, unter anderem verstärkt durch den ehemaligen REVELATION Sänger Dennis Cornelius ein eineinhalbstündiges Feuerwerk aus den Instrumenten. Highlights dabei waren die PENTAGRAM Coverversion von „Too Late“ und das Cover von „Don´t let me be missunderstood“, das gekonnt zweistimmig dargeboten wurde. Auch einen kleinen Ausblick auf das kommende Album der Amis gab es zu hören, und sogar „Cornerstone“ vom aktuellen Mini Album wurde gespielt (ohne es geprobt zu haben). Toller Auftritt, und in jedem Falle ein würdiger Ausklang für das dritte Doom Shall Rise Festival.

Die wirklichen „Überraschungen“ am DSR III waren wohl neben MAR DE GRISES die deutschen GORILLA MONSOON. Doch im Endeffekt waren alle Bands stark, und vor allem bewiesen alle ein Eintreten für die gemeinsame Sache. Wie schon erwähnt ist die Atmosphäre des DSR Festival wohl einzigartig, und so freut man sich schon wieder auf die nächste Auflage, die einmal mehr in der Chapel stattfinden wird. Jochen, Frank und Roman werden mit Sicherheit wieder für ein Hammerfest sorgen.
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