With Full Force XII

With Full Force XII

AnthraxDew-ScentedDie Apokalyptischen ReiterDritte WahlEktomorfGorgorothIn FlamesIron MaidenKataklysmKillswitch EngageKnorkatorMisfitsObituarySick Of It AllSlayerSubway To SallyUnleashed
Flugplatz Roitschjora
01.07.2005
Am Samstagabend erreichte die schlechte Nachricht ein bis dato friedlich vor sich rockendes Festival: Der Headliner-Gig von MOTÖRHEAD am Sonntag musste entfallen, weil Lemmys Körper sich letztendlich doch dazu entschlossen hatte, gegen den übermäßigen Alkoholgenuss seines Besitzers zu streiken, so dass der trinkfeste Brite ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Das war aber wirklich der einzige Wermutstropfen an einem sonst rundum gelungenen Festival.
Das WFF, wohlbekannt für eine gute Organisation, wusste auch dieses Jahr seine zahlreichen Gäste nicht zu enttäuschen. Die Veranstalter sorgten für ein hochkarätiges Programm, in dem solch große Namen wie IRON MAIDEN, SLAYER, ANTHRAX, IN FLAMES und KILLSWITCH ENGAGE sowohl beim Neuling als auch beim Traditionalisten für leuchtende Augen, wehende Haare und fliegende Fäuste sorgten. Die HARDBOWL war wie jedes Jahr ein Paradies für alle Anhänger des Hard- und Metalcore; KNÜPPELNACHT, SATURDAY NIGHT FEVER und THE LAST SUPPER ließen die Umgebung um Roitzschjora bis in die frühen Morgenstunden dröhnen und vibrieren. Man legte sich dieses Jahr sogar noch mehr ins Zeug, um den Festivalbesuchern ein unvergessliches Wochenende zu bescheren: Erstmals konnte man mittels einer Leinwand nähere Einblicke auf das Geschehen auf und vor der Bühne erhaschen.
Sogar das sonst unberechenbare Wetter ließ sich nicht lange bitten, um nach ein paar Regentropfen am Freitag das restliche Wochenende mit ordentlicher Hitze für reißenden Absatz an Kaltgetränken zu sorgen.
Apropos Kaltgetränke. Da hab ich doch noch einen kleinen Kritikpunkt entdeckt: Das Leipziger Bier ist leider so gut wie ungenießbar. Aber das ist ja nix Neues.
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Im Prinzip kann ich dem Vorwort meiner werten Kollegin nicht viel hinzufügen. Die Anreise gestaltete sich auch in diesem Jahr bequemer als noch vor zwei Jahren, auch wenn das strikte Glasverbot natürlich wieder zu zeitaufwändigen Autodurchsuchungen führte. Die Stimmung innerhalb der verschiedenen Subkulturen die am WFF traditionell aufeinander treffen, war in ähnlich traditioneller Weise absolut vorbildlich. Punks, Ois, Metalheads und Hardcorer feierten alle gemeinsam und zusammen eine stilübergreifende Party. Aber noch ein kleiner Tipp am Rande für den Veranstalter: Macht mal mehr Wegweiser zum Festival ab Delitzsch, denn wenn man erstmal in der City angekommen ist, weiß man nicht wirklich weiter, und die inflationär angebrachten Werbeplakate für das Earthshaker Festival helfen da auch nicht.

Im Folgenden gibt’s nun die zahlreichen Live Eindrücke der aufspielenden Bands zu lesen, jeweils farblich separat für jeden Mitarbeiter. Während Kollegin Yvonne sich die Mühen eines fortlaufenden Textes gemacht hat, wähle ich wie immer das standardisierte Band für Band besprechen.
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FREITAG, 1. JULI
Als erste Band des gesamten Festivals stehen DESTINY auf der HARDBOWL-Bühne. Den Jungs aus Norddeutschland gelingt es mit ihrem heftigen Metal-/Emocore die feierwütige Meute zum allerersten Circlepit des Festivals anzuspornen.

Während auf der Hauptbühne EXTREME NOISE TERROR und MASTODON noch nicht ganz so viele Zuschauer anlocken, werden CATARACT auf der Zeltbühne enthusiastisch abgefeiert. Mit knackigem Hardcore und mitreißenden Thrashriffs legen die Schweizer die Bühne in Schutt und Asche, während unten im Moshpit keiner von blauen Flecken verschont bleibt. Ein toller Auftritt, auch wenn ich mir von ein paar Experten, die nicht mitbekommen haben, dass der Moshpit vor der Bühne und nicht in den hinteren Reihen ist, einen schmerzhaften Tritt in die Fersen einfange. Aber was soll’s. Es ist ein Festival; also Zähne zusammen beißen.

Fast am Ende seiner Kapazität ist das Zelt dann bei WALLS OF JERICHO. Mit ordentlich Pfeffer unterm Hintern toben die Herren und die Dame über die Bühne und hauen jedem, der es will, saftigen, leicht metallischen Hardcore um die Ohren. Die Menge tobt, doch Frontwirbel Candace will noch mehr und spornt sie mit rauen Schreien immer weiter an. Das Publikum liegt der kleinen Powerfrau zu Füßen und erfüllt alle ihre Wünsche.
Es bleibt kaum Zeit zum Luftholen, denn gleich danach stehen KILLSWITCH ENGAGE auf der Hauptbühne. Der eigentlich erwartete übermäßige Massenauflauf bei den Metalcore-Stars bleibt aus, stattdessen gibt es vor der Bühne recht viel Bewegungsfreiheit. Vielleicht sparen sich die Leute ihre Kräfte für den heutigen Headliner SLAYER auf. Egal, der Blick zur Bühne ist frei und man kann eine Band bewundern, die sich im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch abspielt. Die Gitarrenfront wirbelt über die Bühne, verrenkt sich in den wildesten Posen. Man kann den Jungs ansehen, dass sie unglaublich viel Spaß an der Sache und vielleicht auch schon reichlich vom deutschen Bier mitgenommen haben. Frontmann Howard Jones vermag auch live das zu halten, was er auf Konserve verspricht. Egal ob aggressives Brüllen oder klarer Gesang, der Mann ist ein Könner. Die Fans feiern ihre Helden und singen lauthals mit. Gitarrist und Wirbelwind Adam Dutkiewicz findet daher nur lobende Worte für das Gastgeberland, vor allem für das deutsche Bier und die „awesome german women“, die er ohne Umschweife auffordert, hinter der Bühne seine Eier anzufassen. Kaum ein Highlight der beiden Großtaten „Alive..Or Just Breathing“ und „The End Of Heartache“ wird ausgelassen; besonders gut kommen „Life To Lifeless“ und der Titelsong des aktuellen Albums an. Nach den abgefeierten Hits „My Last Serenade“ und „Rose Of Sharyn“ zerlegt man, sozusagen als passender Abschluss einer Metalgroßtat, die Bassgitarre in ihre Einzelteile. Auf jeden Fall ein absolutes Festivalhighlight!

SLAYER beehrten das WFF schon häufiger mit ihrer Anwesenheit. Sie gehören sozusagen ähnlich wie Soulfly zum Stammpersonal des Festivals. Ihr Auftritt vermag demnach niemanden mehr wirklich vom Hocker zu hauen; außer natürlich die zahlreichen Fans, die sich mit unveränderter Begeisterung zum Konzert der Kultband einfinden. Man muss natürlich zugeben, dass die gigantische Lichtshow und die brachial dargebotenen Klassiker schon zu dem einen oder anderen Kopfnicken verleiten.
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SPAWN, Mainstage 15:30 – 16:00
Der Opener der Mainstage kam aus Deutschland. Die vier Kerle mit der Lady am Bass zockten sich dabei durch eine halbe Stunde aus sehr old schoolig anmutendem Todesblei, der wohl eher der nordeuropäischen Variante zuzuordnen ist. Nett.

EXTREME NOISE TERROR, Mainstage, 16:15 – 16:50
Die Legende von der Insel machte ihrem Namen dann alle Ehre. Fast schon standardgemäß haben die Kerle einen richtig miesen Sound, dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Geräuschkulisse um die beiden Frontbrüller immer noch zu den besten aus dem Grind Bereich zählen.

OHL, Hardbowl, 18:20 – 19:00
Nachdem ich die US Legende Obituary schon vor einem halben Jahr auf Tour gesehen hatte, trieb es mich dann doch nach den 20 Minuten deren Sets ins Hardbowl Zelt zu den Punk Oldies von OHL. Die Band um Deutscher W. zählt ja nicht nur zu den besten und dienstältesten Kapellen unseres Landes, sondern muss sich auch vielerlei Diskussionen um sich ausliefern. So wurde aber nun in allerbester Manier für „Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit“ gekämpft, sowohl Faschisten als auch Kommunistische Diktatoren verteufelt, und mit „Belsen war ein KZ“ ein wahrer Deutschpunk Klassiker ausgepackt.

ANTI – FLAG, Mainstage, 19:00 – 19: 40
Die Amis konnten mit ihrem reichlich melodischen Punkrock dann natürlich amtlich beim Publikum punkten. Zwar thematisieren immer noch alle ihre Songs das dankbare Thema George W. Bush und seine Politik, verfehlen aber ihr Ziel nicht und regten doch zu vermehrtem Bewegungstanz vor der Bühne an.

MARK FOGGO & THE SKASTERS, Hardbowl, 20:10 – 20:55
Eigentlich bin ich nur zufällig am Hardbowl Zelt vorbeigelaufen, doch schon zu diesem Zeitpunkt konnte ich mich den treibenden Ska Rhythmen von Mark Foggo und seiner Band nicht entziehen. Verfeinert mit tollen Melodien von Saxophon und Trompete wurde das Zelt im Sturm eingenommen, und sämtliche Anwesende zum Tanzen animiert. Spaß, Freude und ausgelassene Stimmung. Definitiv für mich eines der Highlights und eine der Überraschungen des Festivals, zumal ich die Band vorher nicht kannte.

MISFITS, Hardbowl, 21:10 – 22:00
Dann war es Zeit für einen meiner großen All Time Faves. Jerry Only und seine beiden Mitstreiter wurden dabei schon während des Soundchecks so dermaßen abgefeiert, dass es kaum mehr ein Halten gab. Die Setlist bestand wie schon auf der vorhergegangenen Tour (Bericht in unserer Live Rubrik zu finden) aus einer wirklich geilen Mischung aus Klassikern und dem besten der „neuen“ Misfits Phase. Spielfreude war reichlich vorhanden, und auch wenn die Songs alle doppelt so schnell gezockt wurden, und Jerry natürlich nicht das geborene Sangeswunder ist, war der Auftritt sehr intensiv und vor allem auch gut. Und wenn „Last Caress“ mal nicht ein Song für die Ewigkeit ist, dann weiß ich auch nicht mehr.

SLAYER, Mainstage, 22:40 – 23:55
Der Freitags Headliner sollte dann ein wahres Inferno verursachen. Wenn Slayer gut drauf sind und Lust haben, dann sind sie live trotz ihrer chronischen Lethargie eine absolute Macht. Das haben sie einmal mehr am WFF bewiesen. Drückend, tight wie arsch und vor allem ultracool wars gewesen. Setlist bestand, wie sollte es auch anders sein, aus dem absoluten Best Of Programm der Schlächter, die sich einmal mehr auf ihrer Bühne in ein Meer aus Nebel und blutrotem Licht verdichteten. Herr Araya wirkte diesmal sogar etwas weniger bekifft als sonst und wandte sich (im übrigen mittlerweile mit stattlichem Vollbart) sogar mit freundlichen Worten ans Publikum. Highlight natürlich einmal mehr das übelst abgefeierte „Raining Blood“.

UNLEASHED, Knüppelnacht, 00:00 – 00:40
Die schwedische Todesstahl Institution läutete dann die Knüppelnacht ein. Das Zelt fraß den alten Helden natürlich aus der Hand, und so konnten spät nachts noch einige Hymnen über den Norden, Icecold „Vinterland“s, über „Longships“ die da kommen, und andere Sagengestalten gen Valhalla ziehen.

GORGOROTH, Knüppelnacht, 00:55 – 01:35
Eigentlich wollte ich an diesem Abend ja noch Illdisposed sehen, aber mein erhöhter Alkoholismusgrad und zu einem nicht zu unterschätzenden Teil auch diese Norweger Poser hier trugen dann dazu bei, dass ich mich kurzerhand dazu entscheid doch lieber schlafen zu gehen. In meinen Ohren hatten Gorgoroth einen richtig miesen Sound (wobei das ja wieder mit „Spirit“ erklärt werden könnte) und vor allem waren sie auch rein musikalisch mal richtig mies. Ich habe die Kerle schon mal gesehen, hatte sie aber wahrlich nicht so mies in Erinnerung. Schon auf Platte sind die ja nicht wirklich progressiv, aber das dargebotene war dann doch eher amateurhaft und vor allem langweilig. Einzig das ultraüble Gepose konnte den einen oder anderen Lacher entlocken, denn auf diesem Gebiet ist die Band wohl ungeschlagen.
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SAMSTAG, 2. JULI
Besonders gut fängt der Nachmittag an, wenn BETZEFER auf der Bühne stehen. Die Newcomer aus Israel haben nicht nur einen Exotenbonus sondern vor allem ordentlich Talent, zumindest was das kraftvolle Darbieten modernen Thrashmetals angeht. Ihr Sound erinnert häufig an The Haunted und Pantera. Eine Truppe, die man unbedingt im Auge behalten sollte.

Zwischendurch lohnt es sich auch mal, das Können der Skater und Radfahrer auf der SKATEFORCE zu bestaunen. Mit Hintergrundbeschallung von MERAUDER und TERROR versuchen sich die Unermüdlichen an immer waghalsigeren Sprüngen; bei genauerer Betrachtung eine Wissenschaft für sich. Die dabei an den Tag gelegte Ausdauer ist absolut bewundernswert.
Später auf der Hauptbühne: AMEN aus Los Angeles ziehen mit ihrem wilden Outfit aus strubbeligen Haaren, zerrissenen Klamotten und schwarzer Schminke neugierige Blicke auf sich und machen sofort deutlich, was sie hier unters Volk bringen wollen: Punkrock und Chaos. Der etwas beleibte Frontmann heißt nicht umsonst Casey Chaos; seinem Namen gerecht wird er allemal. Zur ordentlichen Dröhnung aus Punk und modernem Metal hat er nicht nur die krächzende Stimme sondern auch eine Menge Posen beizutragen. Einfach die beste Unterhaltung aus Schmutz und Rotz. Amen.
Danach stehen EKTOMORF auf dem Programm. Während sich die Band in ihrer Heimat Ungarn aufgrund ihrer Zigeuner-Abstammung mit Anfeindungen konfrontieren muss, findet sie hier nur höchsten Zuspruch. Die euphorischen Reaktionen verschlagen Frontmann Zoli jedenfalls die Sprache und spornen ihn und seine Mitstreiter dazu an, noch kräftiger in die Saiten zu greifen. Einmal mehr beweist das Quartett, dass es viel mehr als nur ein Soulfly-Plagiat ist. Ihren Höhepunkt findet die Hüpforgie dann in „I Know Them“ vom Referenzwerk der Osteuropäer „Destroy“.
Als nächstes stehen SUCH A SURGE auf der Hauptbühne. Wer es jedoch mit mehr Biss mag, schaut sich auf der Hardbowl MAROON an. Der gewohnt brutale Auftritt der Nordhausener verwandelt das Zelt in einen Tummelplatz für Mosher und Crowdsurfer.

Etwas weniger ernsthaft klingt der Abend mit den KASSIERERn und KNORKATOR aus. Während die Herren von der Kasse mit gigantischen Bierplautzen protzen und mit Nachdruck betonen, dass ihre assigen Saufhymnen ohne Probleme die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften passiert haben und somit auch schon von Kindern gehört werden können, sorgen KNORKATOR mit allerlei Albernheiten und der bis zum Extremsopran vorstoßenden Stimme von Frontmann Stumpen für eine Menge grinsender Visagen. Und mit so einem langen Satz wird man nun in den Schlaf geschickt.

KATAKLYSM, Mainstage, 15:15 – 15:55
Den Anfang des zweiten Tages machten bei mir am Nachmittag die Kanadischen Holzfäller von Kataklysm. Gewohnt fett bretterten die Mannen um Fronter Maurizio durch ein nettes Set, das erwartungsgemäß das Hauptaugenmerk auf die letzten beiden Outputs legte. Auch ein neuer Song wurde vorgestellt, der ganz in der alten Tradition der Kanadier liegt.

SICK OF IT ALL, Mainstage, 19:05 – 19:55
Das Hardcore Urgestein legte dann am frühen Abend die Mainstage in Schutt und Asche. Super gelaunt, mit furchtbarer Energie und einem endlos großen Circle Pit vor der Bühne könnte aber auch nix schief gehen. Klassiker aus allen Epochen der Band durften in den Leipziger Abendhimmel gejagt werden und die Leute fraßen den Amis aus der Hand. Höhepunkt der Show war eine reibungslos ablaufende, große Wall of Death.

BEATSTEAKS, Mainstage, 20:15 – 21:15
Die große Ehre für Iron Maiden zu eröffnen hatten dann die Beatsteaks. Im Vorjahr mussten sie noch im Zelt ran, dieses Jahr war die Mainstage an der Reihe. Die ersten fünf Reihen waren vorm Gig aber zugemauert mit bekutteten Iron Maiden Fans, die nicht gerade den Eindruck erweckten Fans der Berliner zu sein. Demnach waren die Befürchtungen groß, das Endergebnis dafür aber umso überwältigender. Schon vom ersten Ton an hatten die Beatsteaks selbst die gestandenen Die Hard Metaller im Griff und verbreiteten allerorten gute Stimmung, die sich bis weit hinter den Soundturm zog. Zahlreiche Crowdsurfer und ausgelassenes Gepoge zeugten von reichlich Spaß im Publikum. Gezockt wurde gleichviel altes („Panic“, „Schlecht“) sowie neues („Let me In“, „Summer“) als auch ganz aktuelles („Hello Joe“, „Hand in Hand“). Sogar das altbekannte „Drummer aus dem Publikum“ Spiel beim „Kings of Metal“ Cover funktionierte diesmal erstaunlich gut.

IRON MAIDEN, Mainstage, 22:00 – 23:55
Der Headliner schlechthin. Iron Maiden auf der „Eddie rips up Europe“ Tour. Nur Songs der ersten vier Gottalben – was konnte es geileres geben. Und ich kann euch sagen: Wohl nicht viel. Dieses Konzert war wahrhaftig einer der geilsten Gigs, die ich in meinem bisherigen Leben gesehen habe. Alle Musiker gut gelaunt, tolle Stimmung, super Setlist (zu entnehmen aus unseren News) und ein mördergeiles Bühnenbild. Rampen, Feuer, stetig wechselnde Backdrops, Riesen Eddies auf der Bühne, Eddie Köpfe vorm Backdrop, die aufplatzen und das Gehirn rausspritzen… schweinegeil. Zu allem Überfluss kam dann auch noch irgendnen Kerl der Bier für seine Kumpels geholt hatte, die aber nich mehr da waren und die Gerstenkaltschale dann coolerweise an den Rezensenten und seinen Maiden Mitstreiter den Allergeilsten aus Ostfriesland (Gruß an dieser Stelle) und den zufällig daneben stehenden Sänger von SUPERSOMA (auch hier Grüße, an alle) weitergab. Nach Abschluss der viel zu kurzen zwei Stunden gabs dann noch ein dickes Feuerwerk. Bleibt nur noch festzustellen, dass IRON MAIDEN immer noch die Macht sind und die besten Alben ihrer Karriere ganz zu Anfang veröffentlicht haben.

KNORKATOR, Saturday Night Fever, 00:15 – 00:55
Nach dem Maiden Overkill war an der Zeit für ein klein wenig Spaß. Wer wäre dafür besser geeignet als die Berliner Sickos von KNORKATOR. Deutschlands meiste Band der Welt zog dann auch alle Register. Quietschgesang, Gebrüll, zielloses Rumgehüpfe auf der Bühne, Umherwerfen mit Essen und Sofateilen (!!). Highlights waren eindeutig die kleine Matheaufgabe, wie weit es denn nun zum Horizont ist. Aber Knorkator sind ja grundsätzlich bekannt für ihre grandiosen Lebensweisheiten und so durfte man belehrt und freudig erregt auf die nächste Band warten, ins Bett gehen, weitersaufen oder das Privileg genießen sich mit Mambo Kurt und seinen Slayer Klassikern auf der Yamaha Heimorgel im Pressezelt den Abschuss zu geben (der wie sich herausstellen sollte ein reichlich kurzer Abschuss sein sollte)
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SONNTAG, 3. JULI
Aufgrund des Ausfalls von MOTÖRHEAD dürfen heute alle Bands länger als ursprünglich geplant auf der Hauptbühne stehen. Auf der Zeltbühne bleibt alles wie gehabt. Dort findet man gegen drei die erste Überraschung dieses heißen Nachmittages. FEAR MY THOUGHTS würzen ihren melodischen Deathmetal mit Hardcore-Bausteinchen und halsbrecherischen Breaks. Die Band strotzt nur so vor Spielfreude; die Posen der Gitarristen stehen denen schwergewichtigerer Bands wie KSE oder Unearth in nichts nach. Da bleibt kein Auge trocken und kein Fuß still stehen. Auf den am 18. Juli erscheinenden neuen Longplayer „Hell Sweet Hell“ darf man mehr als gespannt sein.
Mit SMOKE BLOW ist danach im Zelt Zeit für räudigen Rock n Roll. Die anschließend punkig aufspielenden, mit einer piepsenden Sängerin ausgestatteten SHE-MALE TROUBLE bringen einen dann doch auf die Idee mal nachzusehen, was auf der Hauptbühne so läuft.
Dort schicken sich die britischen Doomcoreler RAGING SPEEDHORN die fiesesten Riffmonster des Festivals in ins Publikum zu schleudern. Die mächtigen Gitarrensalven hauen direkt in die Magengrube und überrollen den Unvorbereiteten förmlich wie eine gewaltige Dampfwalze. Das kreischende Zweigespann tut sein Übriges um ein richtig fettes Stück moderner Extremmusik zu zaubern. Das anwesende Publikum mobilisiert angesichts der dargebotenen Power seine letzten Kräfte und schwingt in einem großen Circlepit das Tanzbein.

Das letzte Abendmahl bietet ein reichhaltiges Angebot aus frischen und wieder aufgewärmten Speisen. SUBWAY TO SALLY spielen in gewohnt mitreißender Liveperformance ein Best-of-Programm ab. Dazu wird stilecht am heißen Met genippt. Der Frontmann der Polka-Metaller FINNTROLL hat gar Ähnlichkeit mit einem Troll. Bei diesem Rhythmus fließt der Met gleich noch schneller in die Kehle. Dann spielen ELÄKELAISET: Humppa, humppa, der Met ist wirklich lecker, humppa, humppa, humppa. Machs gut, With Full Force, humppa, humppa. War ein tolles Festival, humppa, ehrlich. Bis zum nächsten Jahr, humppa.
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Wie meine werte Kollegin schon erwähnte durften am Sonntag bedingt durch den Motörhead Ausfall alle Bands länger ran, sodass ich mich an die genauen Zeiten nicht mehr erinnern kann. Grundsätzlich finde ich aber, dass dies die beste Lösung für alle Seiten war und auch fair gegenüber allen Beteiligten.

DEW SCENTED, Mainstage
Frühstücken mit den deutschen Thrashern. Zwar ist es schon weit nach Mittag, aber das macht ja nix. Das von Leif Selbstbetitelte „Weckcommando“ machte seine Aufgabe dann auch diszipliniert und energisch, auch wenn die Dew Scented typische Hüftsteifheit allgegenwärtig war (im Sinne von lockeren Ansagen etc)

DIE APOKALYPTISCHEN REITER, Mainstage
Quasi Heimspiel für die Reiter der Apokalpyse. Und wie immer bei Reitershows sprühte nur alles vor ausgelassener Freude und Spaß. Dr. Pests Geburt zu Beginn aus der Holzkiste war schon ein gelungener Einstieg und mit Songs wie „Unter der Asche“ oder dem neuen Superhit „Die Sonne scheint ..“ kann man nichts falsch machen. Neukreationen wie die „Wall of Love“, die zu Lemmys Ehren anstelle der „Wall of Death“ stattfinden sollte, taten ihr übriges um die Stimmung zum kochen zu bringen. Die Reiter sind nach wie vor eine Live Macht, und vor allem Sänger Fuchs ist ein Flummi, der sich an allen Ecken und Enden der Bühne austobte.

DRITTE WAHL, Hardbowl
Aufgrund meines Beatsteaks Interviews konnte ich leider nicht die ganze Show der Rostocker sehen, kam aber rechtzeitig zurück um wenigstens die letzten paar Songs mitzubekommen. Gewidmet wurde der Gig dem Anfang des Jahres verstorbenen Busch´n (RIP noch einmal an dieser Stelle), dessen Bassstelle mittlerweile ersatzbestückt worden ist (standing ovations sind trotzdem ein Muss für ein Originalmitglied einer der intelligentesten Deutschpunk Bands). Dritte Wahl wurden abgefeiert wie es nur ging, und waren selbst auch sehr engagiert. Besonderes Schmankerl die leicht Skaig angehauchte Drogen Hymne „Hash“. Hoffentlich machen Dritte Wahl noch lange weiter – das wäre gewiss auch in Busch´ns Wille.

HELLACOPTERS, Mainstage
Die schwedischen Rock n Roller zeigten dann den Massen wie man die dreckige, schmierige Variante der Musik zu spielen hat. Denn nur wenn ein Song mit nem Solo anfängt, ist es ne gute Rocknummer – oder so…
Jedenfalls zeigten sich die outfittechnisch mal wieder sehr eleganten Schweden wo der Hammer hängt und rifften sich durch ihren sehr spaßigen Set. Meiner bescheidenen Meinung nach schon seit langem wichtiger als Entombed.

ANTHRAX, Mainstage
Aufgrund des Motörhead Ausfalls avancierten die Amis von Anthrax plötzlich zum Headliner. Und die wiedervereinten Milzbrandviren machten ihre Sache verdammt gut. Der Sound war brachial, die Songauswahl ließ kaum Wünsche offen, denn da war von „Caught in a Mosh“ über „A.I.R.“ bis hin zu „Madhouse“ und „N.F.L.“ alles dabei, was das Banger Herz begehrte. Stimmung war auch bis zum Abwinken dabei und so konnte ein Verlust von Motörhead, die eigentlich nicht zu ersetzen sind, zumindest verschmerzbar gemacht werden.

SUBWAY TO SALLY, Last Supper
Das Last Supper ist traditionell der endgültige Abschluss des dreitägigen Festivalmarathons. Die altgedienten StS sollten den Anfang des Endes bereiten und hatten aufgrund eines nicht zu unterschätzenden Alkoholgrades ihres Sängers erstmal ein wenig Probleme den Einstieg zu finden. Aber da Subway eben Subway sind und eigentlich immer irgendwie Spaß machen, gings dann doch noch rund. „Ohne Liebe“, „Knochenschiff“ und das mittlerweile sogar live recht starke „Falscher Heiland“ zog über die bangenden und tanzenden Köpfe hinweg. Als Zugabe noch ein schön Partykompatibles „Julia und die Räuber“. Sehr schön. Die nachfolgenden Finntroll hab ich mir dann aufgrund eines unermesslichen Interessensdefizites geschenkt.

ELÄKELÄISET , Last Supper
Meinen persönlichen Festivalabschluss gabs mit den kaputten Finnen. Traditionell saßen die drei und der Schlagzeuger an ihren Biertischen und laberten so unendlich viel Scheiße, dass es eine wahre Pracht war. Zwischendurch erfreuten die Finnen das springende, und Polonaise tanzende Publikum mit ein wenig „Hummpaa und Jenkka Musik“. Dass das ganze zwar musikalisch nicht gerade anspruchsvoll, dafür aber umso spaßiger und effektiver ist, braucht wohl nicht erwähnt zu werden.
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