Deep Purple & Alice Cooper

Deep Purple & Alice Cooper

Alice CooperDeep Purple
Dortmund, Westfalenhalle
10.02.2006
Einer der viele Vorteile (oder auch Nachteile) eines älteren Arbeitskollegen liegt unter anderem darin, daß man sich auch mal zu Konzerten verirrt, die man ansonsten garantiert niemals aufgesucht hätte. Wie an dem heutigen Freitag, wo ich mich bei moderater Kälte in der Dortmunder Westfalenhalle einfinde, um mir DEEP PURPLE und ALICE COOPER anzuschauen.

Nachdem eine mir nicht bekannte Vorgruppe schon weit vor dem offiziellen Konzertbeginn (weshalb ich auch nichts mitbekommen habe) wieder die Bühne verläßt, startet kurz darauf ALICE COOPER, der Vater aller Schockrocker, zu einer knapp 75-minütigen Zeitreise durch seinen Backkatalog. Zwar gibt’s auch ein paar Tracks vom neuen Album „Dirty Diamonds“, jedoch liegt das Hauptaugenmerk ganz klar auf Überklassikern wie „No More Mr. Nice Guy“, „I’m Eigteen“ oder „Feed My Frankenstein“. Die Show des Altmeisters ist wie immer spektakulär, aber eben auch altbekannt. Egal, die Zwangsjacke, der Degen, die Krücke, der ständige Krieg mit seiner Tochter und natürlich die Guillotine gehören einfach dazu, auch wenn man es schon zig mal gesehen hat. Technisch ist die Band voll auf der Höhe (auch wenn das alle seine Söhne sein könnten), und auch am Sound kann man nicht wirklich meckern, so daß der Gig ein echter Triumphzug wird, der mit den Knallern „School’s Out“ (inklusive Luftballons), „Poison“ und „Under My Wheels“ einen mehr als gelungenen Abschluß findet. 58 Jahre und immer noch Rock, das ist ALICE COOPER. Daumen hoch !

Nach Onkel Alice betritt eine Band das ausverkaufte Rund, die sogar noch mehr Jahre auf dem Buckel hat : DEEP PURPLE. Zugegeben, etwas kauzig und in die Jahre gekommen sind die Herren schon irgendwie : so steht Ian Gillan mit Schlabberhemd und barfuß auf der Bühne, und Drummer Ian „Jan“ Paice sieht mit seinem Jogginganzug, dem Zopf und der Brille ein bißchen aus wie „eine Mischung aus Karl Lagerfeld und Elton John“ (O-Ton Thomas K., Arbeitskollege). Das macht aber natürlich nichts, solange die musikalische Leistung stimmt, und die ist in der Tat ziemlich beeindruckend. Vor allem der „neue“ Gitarrist Steve Morse ist alleine schon das happige Eintrittsgeld von etwa 60 Euro wert. Meine Herren, ich besuche nun ja schon jahrelang Konzerte, aber einen besseren Gitarristen haben ich noch nie gesehen. Kein King, kein Hanneman, kein Tipton, kein Downing, kein Mustaine, ja nicht mal ein Jeff Waters kann gegen diesen Mann anstinken. Der Kerl spielt absolut perfekt und wahnsinnig melodisch, besser geht es nicht. Ritchie Blackmore, go home ! Da macht es nicht mal viel aus, daß DEEP PURPLE sich viel zu sehr auf ihr neues Album „Rapture Of The Deep“ konzentrieren und erst gegen Ende die Klassiker auspacken. Als sie es dann allerdings in Form von „Speed King“, „Highway Star“, „Smoke On The Water“ und den beiden Zugaben „Hush“ und „Black Night“ dann doch tun, gibt’s endgültig kein Halten mehr und selbst der dickste Opa in der Halle rastet gnadenlos aus. Grandios.

Fazit : ein toller Abend mit zwei klasse Bands, die trotz ihres biblischen Alters immer noch nicht zum alten Eisen gehören. In dieser Form können diese Truppen gerne wiederkommen.
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