Unearthly Trance - Electrocution

Unearthly Trance - Electrocution
Doom Metal
erschienen am 25.03.2008 bei Relapse Records
dauert 51:23 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Chaos Star
2. God Is A Beast
3. The Dust Will Never Settle
4. Diseased
5. The Scum Is In Orbit
6. Religious Slaves
7. Burn You Insane
8. Distant Roads Overgrown

Die Bloodchamber meint:

UNEARTHLY TRANCE ist ein amerikanisches Fabrikat, bestehend aus dem Trio Ryan Lipynsky (Gitarre, Vocals), Jay Newman (Bass) und Darren Verni (Drums). Die Thematik, um die sich ihre akustischen Erzeugnisse drehen, ist stark geprägt von okkultem und spirituellem Gedankengut, Religion, Selbstverständnis und dessen Konflikt mit dem modernen Jahrtausend. Darf man Interviews Glauben schenken, so soll speziell dieses Album das Beschreiten eines unausweichlichen Weges ins Verderben kennzeichnen, das alleine schon durch die Entdeckung der Elektrizität seinen Anfang fand.

Sinngemäß ist "Electrocution" somit das fatalistische Todesurteil, das uns sarkastischerweise durch eine Ausgeburt des Götzen Strom selbst ereilen wird. Anders als der Band- und Albumtitel vielleicht vermuten lassen, finden sich hier allerdings keine Elemente digitaler/elektronischer Musikstile, sondern vornehmlich handgemachter schwerer, aggressiver Sludge-Doom aus den Verzerrern Pandemoniums.

Der erste Track "Chaos Star" täuscht ein wenig über das Potential der restlichen Scheibe hinweg, da er für einen Opener recht unspektakulär bleibt - dennoch ist er durchweg fähig, umfassend in die stilistische Palette von UNEARTHLY TRANCE einzutauchen: Dunkle, schwere, verzerrte Gitarren im Midtempo entwickeln sich zu langsamem, schleppendem Doom, um dann wieder an Fahrt zu gewinnen und mit einigen Hardcore-Elementen in einer mitreißenden Mischung aufzugehen.

Im zweiten Track "God Is A Beast" wird weiter mit düsterer und langsam-monotoner Akzentuierung auf Doom begonnen und eine weniger aggressive und verzerrte Version der Vocals aufgetragen, um ein abwechslungsreiches und interessantes Stück zu präsentieren. Dieses Ziel wird auch konsequent im dritten Track "Dust Will Never Settle" verfolgt, indem gleich einleitend, krachiger Punk auf den tief gestimmt&verzerrten Gitarren weiterhin für frischen Wind sorgt, und sich darauffolgend kurzzeitig ein grooviger Death-Doom-Ton einnistet, der sonst eher typischen Passagen im Stil von RUNEMAGICK innewohnt.

Nach diesem kleinen Exkurs in harte Klangsphären, rudert der Song "Diseased" wieder zurück und es ergibt sich ein tempo- und melodievariantes Produkt, das vor Allem in seinen Anfängen von den Vocals und Drums, sehr an GODSMACK und teilweise sogar MACHINE HEAD erinnert.
Auch die Tracks 5 & 6 offenbaren stellenweise Einflüsse aus anderen Stilrichtungen wie Hard und Stoner Rock, sind einladend rhythmuslastig und abwechsungsreich.

Bemerkenswert ist, dass auch jede Komponente der Musik Variation erfährt: Neben dem durchgängig innovativen Schlagzeug, präsentieren sich beispielsweise auch die Vocals in dem Song "Religious Slaves" von einer ganz anderen Seite, dadurch, dass sie sehr klangvoll, beschwörend sakral wie bei REVEREND BIZARRE anmuten. So muss auch spätestens nach den wenigen - aber passenden - melodischen Exzessen einer E-Gitarre, zusammen mit der bisherigen Dynamik der Musik, klar sein, dass es sich hierbei keinesfalls um Drone-Doom handelt, wie mitunter behauptet wird.

Die Scheibe schließt ab mit einem fast 13 minütigem Burner namens "Distant Roads Overgrown", der anfangs aus einem rockigen, progressiven Grundgerüst und hasserfüllten Vocals besteht, dann nochmal in sämtlichen, bisher erwähnten Stilvariationen mündet und einen wahrhaftig gelungenen Nachgeschmack hinterlässt. Schade ist allerdings, dass die Musik zwar in sich interessant und variantenreich auftritt, jedoch nicht wirklich eine Neuerung oder signifikanten Unterschied zu (orts- und genrenahen!) Bands wie NEUROSIS oder GRIEF bieten kann.

Wem dieser Stil zusagt und mehr davon will, hat trotzdem Grund genug, die Jungs bei ihrer nächsten Stromrechnung zu unterstützen.
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