HORSE The Band - A Natural Death

HORSE The Band - A Natural Death
Modern Metal / Hardcore / Noisecore
erschienen am 16.05.2008 bei Ferret Music
dauert 55:36 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Hyperborea
2. Murder
3. The Startling Secret of Super Sapphire
4. The Beach
5. Face of Bear
6. Crickets
7. New York City
8. Sex Raptor
9. Broken Trail
10. Red Tornado
11. Treasure Train
12. His Purple Majesty
13. Kangarooster Meadows
14. Rotting Horse
15. I Think We Are Both Suffering from the Same Crushing Metaphysical Crisi
16. Lif

Die Bloodchamber meint:

Es ist soweit, endlich wieder erfrischender, neuer Nintendo-Core aus dem Hause HORSE THE BAND. Wem der Ausdruck oder der Bandname bisher unbekannt war, dem sei gesagt, dass es sich um fünf abenteuerlustige junge Burschen aus Kalifornien handelt, die eine Mischung aus Noise- und Post-Hardcore abfeuern, die durchsetzt ist von einigen Metalriffs und zahlreichen Nintendo Samples aus Zeiten lange vor der aktuellen Multibewegungskonsole…

„A Natural Death“ heißt das neue, mittlerweile dritte Full Length Werk der Burschen und ist das erste Lebenszeichen seit der „Pizza“ EP (u.a. mit einem köstlichen Cover des Teenage Mutant Ninja Turtles Titeltracks). Nach zwei Nummern zur Eröffnung, die durch die Samples eine wunderbare Leichtigkeit und Fröhlichkeit verliehen bekommen, vermittelt schon „The Startling Secret Of Super Sapphire“ den Eindruck, dass HORSE es mit dem neuen Album scheinbar wirklich wissen wollen. Denn in den ersten zwei Dritteln des Liedes gibt es wüste Noiseattacken mit wildem Geschrei, was so gar nicht zu den Eröffnungstracks passen will, bevor ein kurzes Melodiesample-Intermezzo dem Geräuschangriff die Wucht nimmt und den Hörer etwas beruhigt, nur um ihn mit dem folgenden „The Beach“ das mehr oder weniger komplett aus weiblichem Schluchzen und Weinen besteht, endgültig zu verwirren. Spätestens mit dem Einsetzen von „Face The Bear“ verliert man jede Orientierung, denn der an frühe UNEARTH gemahnende Anfang fügt sich in kein mögliches Bild, das vielleicht vorher entstanden ist. Dieser nicht vorhandene rote Faden zieht sich irgendwie durch das ganze Album (sic!). Entspannende und geräuscharme Ruhepausen wie „Crickets“ wechseln ab mit wüsten Angriffen auf das Nervenkostüm des Hörers („New York City“, so chaotisch wie das Lied darf man sich die Stadt wahrscheinlich vorstellen) und danach gibt’s auch mal etwas MASTODON mit weniger Dröhnen & Druck („The Red Tornado“).

Alle Ideen sind auf Anschlag geschraubt. Im Vergleich zu dem bisherigen Schaffen von HORSE sind die krachigen Lieder noch krachiger, so dass die Samples fast untergehen, während melodische Lieder, die sonst davon unterhaltsam ergänzt wurden, jetzt ohne Samples kaum noch existieren könnten und was aus diesem Muster fällt, ist fast eine Musikpause mit minimalem Instrument- und Noteneinsatz („Crickets“, „Broken Trail“, „Rotting Horse“) oder könnte einwandfrei aus der 80er Elektro Szene kommen („Sex Raptor“). Aus den ganzen Ideen, die auf „A Natural Death“ verbraten wurden, hätten andere Bands locker zwei bis drei Alben gemacht und vielleicht hätte das dann etwas harmonischer gewirkt. So ist das Album nur im Chaos homogen.

Doch das liest sich schlechter als es gemeint ist, denn viele der Ideen sind klasse und einige der Lieder sind im positiven Sinne interessant oder machen richtig Spaß. Nur wird das Album in seiner ganzen, 16 Track starken, Pracht für viele ein schwer verdaulicher Brocken sein und je nach Stimmung wird sich bei so manchem Hördurchlauf doch ein Gefühl der Erleichterung einstellen, wenn es vorbei ist. Dazu kommt, dass die Stärke (und das Alleinstellungsmerkmal) der Band, das in meinen Augen eben in schnellen, melodischen und durch die Samples so herrlich unbeschwert und fröhlich wirkenden Liedern besteht, etwas vernachlässigt wurde zugunsten von mal mehr, mal weniger komplexen Geräuschattacken voller halsbrecherischer Rhythmuswechsel.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass HORSE THE BAND unbedingt das vermeintlich wichtige dritte Album zu etwas größerem machen wollten und dabei leider die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit der wilden Harmonien früherer Werke ein wenig verloren haben.
So ist „A Natural Death“ insgesamt schwächer als erwartet geworden, aber immer noch besser und ungewöhnlicher als vieles andere da draußen.
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