Forteresse - Les Hivers De Notre Époque

Forteresse - Les Hivers De Notre Époque
Epic Black Metal
erschienen am 04.03.2008 bei Sepulchral Productions
dauert 40:08 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. En Quête Du Souvenir (instr.)
2. Ancienne Voix
3. Veille D'espoir - Aube Funeste (instr.)
4. Ténèbres
5. Les Corbeaux
6. Fils De Patriotes - Pères Du Renouveau (instr.)
7. Déluge Blanc

Die Bloodchamber meint:

Québec macht auf mich bisweilen den Eindruck eines kanadischen Irlands: Die stets ein wenig zu kurz gekommene Volksseele der Region ergeht sich gern in ihrer eigenen, romantisch verklärten Vergangenheit, fraglos vorhandene Tragödien gerinnen im Lauf der Jahrhunderte zu schicksalschwangeren (und lähmenden?) Existenzängsten und epische Erlösung verspricht man sich allein von dem Tag, da man "den Anderen" stolz - und vor Allem national souverän - die Stirn bieten kann. Wo genau dieser Zeitpunkt liegt, bleibt indes unklar - für den Moment begnügt man sich mit der trotzigen Feststellung "mir san mir".
Musikalischen Ausdruck findet diese Gefühlslage nicht zuletzt in der kleinen Schwarzmetallfraktion der weitläufigen Provinz, die neben fast kitschigen Szenen des Landlebens im 19. Jahrhundert vor Allem Herkunft, Eigensinn und Naturverbundenheit der Franko-Kanadier thematisiert.

FORTERESSE sind mit ihrer Scheibe "Les Hivers..." hierbei keine Ausnahme, sondern versuchen die gegensätzlichen Pole Black Metal und Biedermeier-Romantik zu verbinden. Das Artwork mischt folglich die Ästhetik von SETHERIALs "Nord..." mit Illustrationen des zeitgenössischen Malers Cornelius Krieghoff, was auf der einen Seite zwar rustikalen Bauerncharme versprüht, auf der anderen Seite aber nicht gänzlich zur gebotenen Musik passen will. Die nämlich wirkt stark unterkühlt und lehnt sich hörbar an die 90er des vergangenen Jahrhunderts an.
Insofern kann das bereits genannte Album der Schweden in puncto Kälte und Nebelgitarren durchaus als Referenz angeführt werden, allerdings setzen FORTERESSE auf einfältigere Strukturen, einen Drumcomputer und bestreiten die ruhigen Zwischenspiele ihrer Scheibe größtenteils mit synthetischen Klängen. Darüber hinaus fallen die eisigen, meist in Form hoher Gitarrentremolos eingebrachten Leadmotive ins Ohr: Vordergründig wird so durchaus für Wiedererkennung gesorgt, selbst wenn das reichlich strapazierte Element auf die komplette Distanz ein wenig an Tinnitus denken lässt. Insgesamt gesehen sind die schwebenden Klänge auf "Les Hivers..." jedoch durchaus gefällig, wenn man denn nichts Spezielles erwartet.
Diese Aussage trifft schlussendlich auch für den Gesang zu: Athros keift sich mit reichlich Hall auf der Stimme durch die meist überlangen Stücke, streut vereinzelt ein paar gesprochene Verse ein und verhält sich ansonsten recht unauffällig. Alles andere wäre hinsichtlich des auffallend homogenen Songmaterials auch eine Überraschung, die man seitens der Band wohl zu keiner Zeit angestrebt hat.

Insgesamt wirkt "Les Hivers..." wie eine schmerzfrei dahinschwebende Hommage an den Winter, der durch Verwendung der französischen Sprache etwas Lokalkolorit beigegeben wurde. Als Hintergrundbeschallung in diesen kalten Tagen ist so etwas durchaus brauchbar - für eine direkte Kaufempfehlung indes deutlich zu wenig.
-