Orphaned Land - The Never Ending Way Of ORWarriOR

Orphaned Land - The Never Ending Way Of ORWarriOR
Folk / Progressive Rock
erschienen am 22.01.2010 bei Century Media
dauert 78:22 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Sapari
2. From Broken Vessels
3. Bereft in the Abyss
4. The Path (Pt. 1) - Treading Through Darkness
5. The Path (Pt. 2) - The Pilgrimage to Or Shalem
6. Olat Ha'tamid
7. The Warrior
8. His Leaf Shall Not Wither
9. Disciples of the Sacred Oath, Pt. 2
10. New Jerusalem
11. Vayehi Or
12. M I ?
13. Barakah
14. Codeword: Uprising
15. In Thy Never Ending Way (Epilogue)

Die Bloodchamber meint:

Wo soll man in einem Review über ORPHANED LAND anfangen wenn man sich vor diesem Album noch nie genauer mit der Band beschäftigt hat? Stecken wir doch erstmal den Rahmen zu „The Never Ending Way Of ORWarriOR“ ab. Sechs Jahre sind seit dem Vorgänger „Mabool: The Story Of Three Sons of Seven“ vergangen und alleine wenn man sich die Liste der Gastmusiker für das neue Album ansieht, weiß man, wie intensiv sich die letzten sechs Jahre mit dem neuen Silberling beschäftigt worden ist. Da tauchen Instrumente wie z.B. die Shofar, eine Hallposaune aus Widderhorn, auf, von denen der typische Mitteleuropäer noch nie etwas gehört hat. Dafür ist aber Produzent Steven Wilson (PORCUPINE TREE) umso bekannter und wo er gerade dabei war, hat er auch noch die Keyboards für das Album eingespielt. Auch Sängerin Shlomit Levi und Schlagzeuger Avi Diamond werden noch als Gastmusiker gelistet.

„The Never Ending Way Of ORWarriOR“ ist ein Konzeptalbum wobei OR das hebräische Wort für Licht ist. Die 15 Songs des Albums sind in drei Kapitel gegliedert und beschreiben den Kampf der Lichtkrieger gegen die Finsternis. Aber eigentlich kämpfen die Lichtkrieger nicht gegen den Gegner sondern gegen den Kampf. Eingebettet in den Kontext, dass ORPHANED LAND aus Israel stammen, die Schriftzeichen auf dem Cover arabisch und hebräisch sind, sich die Band auf den Promofotos als Mitglieder der drei monotheistischen Weltreligionen zeigt und auf englisch, arabisch und hebräisch singt, wird das Konzept langsam klarer und man beginnt zu erahnen, wie viel Arbeit dahinter steckt.

Sind ORPHANED LAND jetzt eigentlich eine religiöse Band oder lehnen sie Religionen strikt ab? Eine eingehende Beschäftigung mit dem Album könnte für Aufklärung sorgen. Schwer ist es auch, ORPHANED LAND musikalisch einzuordnen, irgendwie stecken sie zwar noch mit ihren doomigen gegrowlten Passagen im Metal, einen Wimpernschlag später hat die Musik aber rein gar nichts mehr mit Metal zu tun. Die großen Vorbilder PORCUPINE TREE aber auch nicht und daran sollte man sich nicht stören, aber sich dessen bewusst sein, dass „The Never Ending Way Of ORWarriOR“ gewiss kein hart rockendes Album ist.

Was gibt es nun aber stattdessen auf die Ohren? Quantitativ eine mit 78 Minuten bis zum äußeren Rand volle CD, die auch qualitativ überzeugen kann. Der 08/15 Metaller muss hier alle seine Scheuklappen ablegen und sich richtig Zeit nehmen um sich auf das Meisterwerk einlassen zu können. „The Never Ending Way Of ORWarriOR“ hört man nicht so nebenbei und die Scheibe erschließt sich auch nicht nach fünf Durchgängen. Easy Listening ist anders, dafür sorgen schon die vielen Gastmusiker mit ihren Instrumenten. Nach ein paar Durchläufen zeichnet sich aus den chaotischen Songstrukturen und -passagen so etwas wie ein roter Faden heraus und der Hörer versinkt immer mehr in den Tiefen des Albums. Tiefen mit cleanem männlichem Gesang voller Melodie, härterer Passagen in denen gegrowlt wird und dann noch Abschnitte mit der zuckersüßen weiblichen Stimme von Shlomit Levi sind auf dem Album zu finden. Vertrackte, rockige Musik dominiert das Klangbild und kratzt schon fast daran poppig zu werden, plötzlich brechen doomige, gegrowlte Passagen los und schon wird es wieder still und orientalische Klänge schweben aus den Boxen.

ORPHANED LAND haben mit „The Never Ending Way Of ORWarriOR“ einen Brocken Komplexität erschaffen, der sich nicht leicht greifen lässt. Nach den ersten Durchläufen wollte ich es schon beiseite legen und es spontan als mittelmäßig einstufen, aber irgendwann zündet es und lässt einen nicht mehr los. Da in den 78 Minuten aber auch einige Passagen vorhanden sind, die sich arg in die Länge ziehen und knackiger hätten sein können, gibt es für den musikalischen Teil acht Punkte von meiner Seite. Allerdings komm ich nicht darum noch einen Bonuspunkt für die Aufmachung der CD und das Konzept dahinter zu vergeben.

Anspieltipps gibt es so gut wie keine, dafür ist das Material zu komplex. Wenn jemand unbedingt welche haben möchte, dann „The Path (Pt. 2) - The Pilgrimage to Or Shalem“ und „Disciples of the Sacred Oath, Pt. 2“.
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