Venom - Eine Kleine Nachtmusik (Live)

Venom - Eine Kleine Nachtmusik (Live)
Black Metal
erschienen im Dezember 1986 bei Neat Records
dauert 72 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intro / Too Loud For The Crowd
2. Seven Gates Of Hell
3. Leave Me In Hell
4. Nightmare
5. Countess Bathory
6. Die Hard
7. Schitzo
8. Guitar Solo: Mantas
9. In Nomine Satanas
10. Witching Hour
11. Black Metal
12. The Chanting Of The Priests
13. Satanachist
14. Flytrap
15. Warhead
16. Buried Alive / Love Amongst The Dead
17. Bass Solo: Cronos
18. Welcome To Hell / Bloodlust

Die Bloodchamber meint:

Das erste Live-Album in der bis dato geschriebenen Geschichte der drei Rabauken von VENOM erschien 1986. Es wurde u.a. auch im damaligen Ostblock veröffentlicht, wo v.a. die polnische Pressung ziemlich nah der gold umhüllten Originalpressung heran kam. Heute beiße ich mir in den Allerwertesten, gerade dieses (kurz vor der Wende 1989 erworbenes) Doppelalbum verscherbelt zu haben, mangels an Interesses. Denn nach unzähligem Abspielen kratzte es schon arg im Vinyl und der Sound war trotz der fetten Vinyls nicht mehr so astrein. In den Neunzigern erschien eine CD-Pressung im roten Cover, die ebenfalls irgendwie verloren ging. Nun wurde in den letzten Jahren wieder eine CD-Wiederveröffentlichung rausgeballert, die das alte Cover von "Eine Kleine Nachtmusik" wieder aufnimmt und zudem noch komplett remastered wurde.

Und der hier vertretene Sound kann es wieder mit dem alten Vinylsound aufnehmen. Die warme Live-Atmosphäre (sofern sie noch durch die Over-Dubs durchdringt) der einzelnen Songs klingt wieder durch. Aber das Album krankt an seiner zusammengeschnittenen Art. Es wurde (wie schon beim Original) leider kein komplettes Konzert aufgenommen und vermarktet, sondern zwei Gigs im Hammersmith Odeon (London) und Ritz (New York) zusammen geworfen und die Songs ein- und ausgeblendet. Unglücklicherweise. So entpuppt sich der Zusammenschnitt leider zu einer reinen Live-Compilation, die aber wiederum interessanterweise zwei verschiedene Sounds fährt.

Wo die Odeon-Mitschnitte irgendwie sauberer klingen, so knarzen die Songs vom Ritz-Gig in N.Y. räudig durch die Boxen. Wieviel davon im Studio nach gespielt wurde, weiß das Trio Infernale nur selbst. Aber es ist bekannt, dass VENOM um 1985 / 86 in keiner guten spielerischen Verfassung waren, so dass hier ein goldsüchtiges Best-Of kreiert wurde. Macht nichts, "Eine Kleine Nachtmusik" ist trotzdem ein prima Überblick über die Schaffensperiode von VENOM in der klassischen Konstellation. Neben den üblichen Songs (wovon der Hammersmith-"Gig" ein Highlight ist) gibt es noch zwei Soli der Protagonisten Cronos und Mantas zu bestaunen. Bloß gut, dass uns die Drei mit einem Drum-Solo verschont haben, denn die Tempi-Schwierigkeiten von Abaddon sind unüberhörbar.

Schick auch, dass das Re-Release die Innersleeves des Originals aufnimmt und das Ganze mit Liner-Notes versieht. Kult ist das Posing der Drei, wo Cronos mit Zylinder und fetter Zigarre ziemlich cool rüberkommt. Er ist sowieso die coolste Sau im Metal-Universum. Und die hässlichste zugleich. Und er versucht bei "The Chanting Of The Priests" zu singen. Der Song wurde dann ohne Mantas auf dem unterirdischen "Calm Before The Storm" als Studiotrack veröffentlicht. Der Song hat zwar Potenzial, aber man merkt, dass die Metalpunks von VENOM spielerischen Anspruch erheben wollen und das klappt weder in der klassischen Konstellation, noch in jeder anderen Besetzung. So haftet dem Namen VENOM immer etwas Pech an. Schade eigentlich, denn als eine der Vorreiter des NWOBHM hätten sie es wie IRON MAIDEN, SAXON und DEF LEPPARD schaffen können. Aber als Zitatgeber eines damals ganz neuen Genres (Black Metal) gelten sie ja noch immer. Und das kann ihnen keiner nehmen.

Eine kleine Randbemerkung gibt es noch; das nachträglich im Studio eingespielte Sample des Intros stammt von Antonio Vivaldi und nicht wie der Album-Titel suggeriert von Wolfgang Amadeus Mozart. Und noch was; die Songs bieten einen Querschnitt des Schaffens, angefangen von "Welcome To Hell" bis hin zu "Possessed". Zusammen mit dem damals gleichzeitig erschienenen "Hell At Hammersmith"-Video rundet sich aber das Bild der damaligen VENOM sauber ab und darf demnach in keiner gut sortierten VENOM-Sammlung fehlen.
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