RAM - Lightbringer

RAM - Lightbringer
Heavy Metal
erschienen am 19.06.2009 bei AFM Records
dauert 48:42 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Crushing the dwarf of ignorance
2. Lightbringer
3. In victory
4. Awakening the chimaera
5. Ghost pilot (MI II)
6. Suomussalmi (The few of iron)
7. Bloodgod
8. Titan
9. The elixir
10. Prelude to death

Die Bloodchamber meint:

Mit „Forced Entry“ sind die Schweden RAM vor gut vier Jahren auf Albumlänge durchgestartet und konnten sich zusammen mit PORTRAIT sogleich einen Namen im rückwärtig orientierten Untergrund machen. Angesichts der ebenso kleinen wie furiosen Clubshows schien der weitere Weg des Kommandos daher beinahe vorgezeichnet: Immer schön im gleichen Muster nachlegen und sich so einen soliden Stand bei Vinylkäufern erarbeiten, ansonsten aber lieber die sichere Schiene fahren.
Nun steht „Lightbringer“ seit gut einem Jahr in den Regalen und was soll ich sagen: Die vorliegende Einheit aus metallischer Tradition und bandinterner Evolution ist eine positive Überraschung, und der sichere Weg definitiv ein anderer.

Rein technisch hat sich auf den ersten Blick nicht viel getan: Noch immer zockt der Vierer einen Bastard aus NWoBHM-Melodik und deutlichen Ami-Einschlägen, noch immer regiert Fronter Oscar die Sphären zwischen Blitz und dem Metalgod, und noch immer verkörpern RAM den wahrhaften Pfad nach Kräften. Dass „Lightbringer“ trotzdem als Evolution zu Buche schlägt, offenbart sich dem geneigten Hörer, sobald er den etwas sperrigen Ersteindruck hinter sich lässt: Wo „Forced Entry“ nicht mehr und nicht weniger als eine gut gemachte Retro-Scheibe ist, füllt „Lightbringer“ den Begriff New Wave of Traditional Heavy Metal mit Bedeutung, indem es ihn von heute denkt und so behutsam erweitert.
Ein deutliches Zeichen dafür ist der Track „Awakening The Chimaera“, der mit einem Gastauftritt von WATAINs E aufwartet und zusammen mit dem entfesselten Beinahe-Thrasher „Blood God“ deutlich Flagge zeigt: RAM sind im Jahre 2009 um Einiges fieser und zwingender, legen den Klischeehammer des öfteren ad acta, um sich stattdessen von einer dunklen, vielleicht ernsthafteren Seite zu zeigen. Auch das 9-minütige Epos „Suomussalmi“, dessen zeitloses Hauptmotiv sich beim besten Willen nicht aus der Rinde drängen lässt, präsentiert RAM von dieser Seite und macht nebenbei ein Stück (Propaganda-) Geschichte lebendig: Am gleichnamigen Ort standen sich im Winterkrieg 1939/40 die Rote Armee und finnische Truppen gegenüber, knapp 40.000 russische Soldaten wurden von 12.000 Finnen vernichtend geschlagen. Tracks wie diese machen die neue Scheibe insgesamt vielseitiger und sorgen auch thematisch für frischen Wind – ein Umstand, der sich im etwas roheren Sound ebenfalls ansprechend manifestiert.
Selbstredend findet sich auf „Lightbringer“ daneben auch reichlich klassisches Material: Der Titeltrack ist perfektes Faustfutter, „Titan“ besticht durch pumpende Bässe und einen Hammerchorus, während „In Victory“ oder „Ghost Pilot“ schlicht gelungene Metalsongs der gehobenen Klasse sind. Dass „The Elixir“ durch psychotische Längen ein wenig abfällt und das doomige Instrumental „Prelude To Death“ nicht unbedingt Pflichtstoff darstellt, ändert am positiven Gesamteindruck allerdings nicht mehr viel: RAM sind zurück, fieser und drückender als je zuvor.

Empfehlenswert ist „Lightbringer“ zunächst natürlich für Fans der im Text erwähnten Bands, aber dank deutlich dunklerer Grundstimmung könnten die Schweden mittlerweile auch für Blackies mit Hang zu traditionellem Stahl interessant sein. Ein erstes Bild macht ihr euch am besten auf der Myspace-Seite – von meiner Seite gibt es für die ebenso regressive wie frische Scheibe 8,5 Zähler mit auf den Weg:

www.myspace.com/rammetal
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