Diablo Swing Orchestra - Sing Along Songs For The Damned And Delirious

Diablo Swing Orchestra - Sing Along Songs For The Damned And Delirious
Avantgarde Symphonic Gothic Metal
erschienen am 18.09.2009 bei Ascendance Records
dauert 48:08 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. A tapdancer's dilemma
2. A rancid romance
3. Lucy fears the morning star
4. Bedlam sticks
5. New world widows
6. Siberian love affairs
7. Vodka inferno
8. Memoirs of a roadkill
9. Ricerca dell'anima
10. Stratosphere serenade

Die Bloodchamber meint:

Halleluja, die schwingenden Schweden sind wieder da und lassen uns einmal mehr durch ihre avantgardistische Brille einen verzerrten Blick auf die Unterwelt erhaschen. Eine Welt, die sich ganz so gibt, als hätte ein Kind, frei von allen gedanklichen Klischees über Teufel, Dämonen und Konsorten ein paar musikalische Bilder malen sollen. Warum sollte da also nicht der Bär seine Steppschuhe herausholen und ums Fegefeuer tanzen? Warum sollten da keine bunten Federboas die gehörnten Stirnen verzieren? Und warum zum Teufel sollte man da Metal nicht mit Trompeten, Orchester und jeder Menge gute Laune mischen?

„Genau, warum also nicht?“ schreit es einem auch förmlich bei dem Nachfolger zu „The Butchers Ballroom“ zu jeder Zeit entgegen. Keine Frage, ihrer grenzenlosen Art der musikalischen Herangehensweise ist die Band auch bei ihrem Zweitling treu geblieben. „Sing Along Songs…“ bietet zehn Song-Unikate, deren einzige Gemeinsamkeit die Überraschungskomponente zu sein scheint. Selbst wenn man mit dem Unerwarteten rechnet, bieten sich dem Hörer immer wieder Momente, die man so eher auf mexikanischen Geburtstagsfeiern, bei russischen Saufgelagen, auf kunterbunten Jahrmärkten oder Underground-Improvisationskonzerten erwarten würde.

Keine Frage, ihr Gespür für mitreißende Rhythmen, bizarre und witzige Momente sowie ein außerordentliches Bewusstsein für die Außenwirkung von Instrumenten hat die Band unzweifellos zum Ausdruck gebracht. Dennoch besteht gerade bei der Kombination Metal+X immer die Gefahr, dass die Komponente Metal zu stark in den Hintergrund rückt, da die musikalischen Grenzen einfach zu sehr nach außen gedehnt werden. Meiner Meinung nach schrammt „Sing Along Songs…“ dort sehr knapp daran vorbei. Die offensichtlich für Härte sorgenden Riffs und das Schlagzeug könnte man zur Not auch durch andere schlagkräftige Instrumente ersetzen und hätte gar kein mal so anderes Ergebnis. Die metallische Basis, die die Band auch bekannt gemacht hat, verliert zunehmend an Bedeutung, weswegen gerade diese Zielgruppe, der man eh schon sehr viel Toleranz abverlangt, sich mit dem neuen Album durchaus schwer tun wird. Zudem dürfte auch der bewusst überzogene Operngesang dem einen oder anderen recht schwer in den Ohren liegen.

Nichtsdestotrotz haben die neuen Stücke auch nach wochenlangem Hören ihren Reiz und die „Ich lass mich mal überraschen“-Komponente nicht verloren, auch wenn das Unerwartete gegenüber dem Debüt nicht mehr gegeben ist. Das Gefühl, etwas „Besonderes“ zu hören, stellt sich erneut sehr schnell ein. Leider hat man aber nicht mehr sofort das Bedürfnis, dies seinen Kumpels vorzuspielen.
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