Van Canto - Tribe Of Force

Van Canto - Tribe Of Force
Metal
erschienen am 26.02.2010 bei Napalm Records
dauert 55:13 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Lost Forever
2. To Sing A Metal Song
3. One To Ten
4. I Am Human
5. My Voice
6. Rebellion
7. Last Night Of The Kings
8. Tribe Of Force
9. WaterFireHeavenEarth
10. Master Of Puppets
11. Magic Taborea
12. Hearted
13. Frodo's Dream

Die Bloodchamber meint:

Die Zeit nach der Veröffentlichung des großartigen letzten Albums „Hero“ hat VAN CANTO so viel Aufmerksamkeit beschert, dass das Konzept der - vom Schlagzeug abgesehen - instrumentlosen, stimmgetragenen Band mittlerweile selbst in den finstersten Forst zu Fenriz' Zelt vorgedrungen sein dürfte. Zwar füllt man auf Headlinertouren immer noch nicht die größten Hallen, ein gewisses Maß an Anerkennung ist dem Sextett aber von allen Seiten gewiss, selbst wenn ihre besondere Interpretation der Musik zu Auftritten in Veranstaltungen führt, die nicht gerade mit Szenekonformität punkten.

Um das eigene Profil zu schärfen, ist die Zahl der Cover auf „Tribe Of Force“ im Vergleich zu „Hero“ auf zwei halbiert worden, die aber ausreichen, um Stärken und auch Schwächen von VAN CANTO offen zu legen. Während der GRAVE DIGGER Klassiker „Rebellion“ einwandfrei in den heroischen Unterton übertragen werden kann, der dem hymnenhaften Gestus von VAN CANTO immer irgendwie anhaftet, und dank Unterstützung von Grabgräberröhre Chris Boltendahl auch mächtig Eier in der Hose hat, gelingt der Transfer bei „Master Of Puppets“ nicht so überzeugend. Denn Leadsänger (im klassischen Sinn) Dennis bringt trotz aller Bemühungen nicht den nötigen Druck, die Wut, die Unbarmherzigkeit in seine Stimme, um auch nur annähernd mit James Hetfield konkurrieren zu können. Selbst wenn man bei Covern eine eigene Note der covernden Band begrüßt bzw. diese das Covern überhaupt erst sinnvoll macht, fehlt hier einfach die notwendige Vehemenz, so dass einem der größten Klassiker überhaupt ziemlich der Zahn gezogen wird.

Vielleicht liegt es an dem fehlenden Überraschungsfaktor, der beim Vorgänger noch vorhanden war, aber im Vergleich können auch die Eigenkompositionen auf „Tribe Of Force“ nicht so klar punkten. Der Opener „Lost Forever“, die sehr feine Ballade „Last Night Of The Kings“ und besonders das energiegeladene „One To Ten“ können schon für leichte Begeisterung sorgen, aber keines dieser Lieder steht annähernd auf einer Stufe mit dem Hit von „Hero“: „Speed Of Light“. Der Drang zum sofortigen Mitschmettern bleibt aus, stattdessen stellt sich manchmal sogar das leicht ungute Gefühl ein, dass die „Wir sind etwas besonderes“-Karte übertrieben betont gespielt wird, wie unter anderem bei „To Sing A Metal Song“. Man möchte sagen: „Ja, VAN CANTO, ihr seid etwas Besonderes und dürft euch auch gerne etwas darauf einbilden, aber bitte lasst es nicht so deutlich raushängen.“ Der Spaßfaktor und die Unbeschwertheit bleiben so etwas auf der Strecke, aber man muss weiter neidlos anerkennen, dass die Band ihr Geschäft versteht, und auch Sängerin, wieder im klassischen Sinne, Inga eine sehr gute Leistung abliefert („WaterFireHeavenEarth“).

Wer VAN CANTO hauptsächlich wegen ihrer einzigartigen Interpretation von metallischer Musik mag, wird „Tribe Of Force“ zweifellos nahezu rundum gelungen finden. Wer sich dagegen auch von dem – von der Band nicht unbedingt intendierten – Spaß- & Lebensfreudeelement eben dieser Interpretation auf „Hero“ hat mitreißen lassen, sollte vor dem Kauf auf jeden Fall erstmal in die neuen Songs reinhören. Einen deutlichen Schritt in Richtung ernst zu nehmende Band mit eigenen kompositorischen Ideen haben VAN CANTO mit „Tribe Of Force“ auf jeden Fall gemacht.

Würde ich eine Note vergeben, würde sie aber etwas niedriger als beim (ebenfalls offiziell notenlosen) Vorgänger ausfallen.
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