Avantasia - The Wicked Symphony

Avantasia - The Wicked Symphony
Symphonic Metal
erschienen am 02.04.2010 bei Nuclear Blast
dauert 60:30 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Wicked Symphony
2. Wastelands
3. Scales Of Justice
4. Dying For An Angel
5. Blizzard On A Broken Mirror
6. Runaway Train
7. Crestfallen
8. Forever Is A Long Time
9. Black Wings
10. States Of Matter
11. The Edge

Die Bloodchamber meint:

Man kann von Quasselstrippe Tobias Sammet halten was man will, mit seinem Schaffen entzweit er in aller Regelmäßigkeit die Hörerschaft. Er verfügt jedoch über ein wunderbares musikalisches Händchen und hat unzweifelhaft einen ausgezeichneten Ruf in der Szene. Wie kann man es sich sonst erklären, dass er mit seinem All-Star-Projekt AVANTASIA dieses Jahr in die vierte und fünfte Runde geht. Dass er sich dabei von den symphonischen Klängen der Anfangstage, sprich "The Metal Opera I &II", entfernt hat, war bereits eindeutig auf "The Scarecrow" zu hören. Der nun veröffentlichte Doppelschlag "The Wicked Symphony" und "Angel Of Babylon" knüpft sowohl musikalisch als auch inhaltlich an "The Scarecrow" an und vollendet somit auch "The Wicked Trilogy".

Widmen wir uns also in diesem Review dem Mittelstück der Trilogie. Das Trademark und der Erfolgsfaktor aller bisherigen AVANTASIA-Veröffentlichungen war das Zusammenkommen des Who-Is-Who der Metal-Szene. Ohne die beeindruckende Zusammenführung der Gastmusiker auf einem Album würden diese Releases wohl nicht annähernd einen so großen Strahlwert haben, deswegen gibt es auch auf "The Wicked Symphony" die geballte Ladung von bereits, für AVANTASIA-Verhältnisse, bekannten und neuen Gesichtern. Diese vertonen verschiedene Charaktere der Story, die sich um einen isolierten Jungen dreht, der sich in imaginäre Welten flüchtet.

Mit dem titelgebenden "The Wicked Symphony" legt Tobias einen Einstand nach Maß vor und hievt schon zu Beginn die Messlatte auf ein sehr hohes Niveau. Der von Russel Allen und Jorn Lande intonierte 10-Minüter weiß durch seinen variablen Aufbau und den epischen Anstrich im gewohnten AVANTASIA-Outfit vollauf zu überzeugen. Mit dem folgenden "Wastelands" wird die Latte leider zum ersten Mal gerissen, die von Michael Kiske begleitete Nummer klingt leider, im Vergleich zum restlichen Material, zu beliebig und bleibt nicht wirklich hängen. Wir jammern hier jedoch auf hohem Niveau, es ist noch immer überdurchschnittliche Melodic Metal-Kost und zudem eine der wenigen Up-Tempo-Nummern auf "The Wicked Symphony" und "Angel Of Babylon".

Danach kommt jedoch mein persönliches Highlight und mit die beste Nummer, die je unter dem Label von AVANTASIA erschienen ist: "Scales Of Justices" mit einem überragenden Tim Owens. Der treibende und aufwühlende Track reißt von der ersten bis zur letzten Sekunde mit, jagt dem Hörer einen Schauer nach dem anderen über den Rücken und sollte sowohl ICED EARTH als auch JUDAS PRIEST dazu bringen, sich schämend in die Ecke zu stellen. Schade nur, das es bei diesem einen Auftritt vom Ripper geblieben ist.

Im weiteren Verlauf von "The Wicked Symphony" geben sich sowohl Klaus Meine (auf dem bereits vorab zu hörenden "Dying For An Angel"), Andre Matos ("Blizzard On A Broken Mirror") und der hochgeschätzte Jorn Lande ("Crestfallen" und "Forever Is A Long Time") die Ehre und veredeln die exquisiten Kompositionen aus der Feder von Herrn Sammet. Als weiteres großes Highlight wäre noch "Runaway Train" zu nennen, die Ballade des Albums, endveredelt von einem grandios aufsingenden Bob Catley. Das musikalische Spektrum reicht von leichtfüßigen Passagen bis hin zu ungewohnt düsteren Arrangements, was zu einer hohen Abwechslung führt und so schnell keine Langeweile aufkommen lässt. Richtige Stinker gibt es auch nicht zu vermelden, nur "Crestfallen" und "Black Wings" gehen im Gesamtkontext etwas unter. Den Schlusspunkt unter "The Wicked Symphony" setzt Tobias Sammet selbst, der im gefühlvollen "The Edge" beeindruckend seine Stimme zur Schau stellt.

Mit "The Wicked Symphony" legen AVANTASIA ein mit Höhepunkten gespicktes Melodic Metal-Album vor, das sowohl durch seine musikalische als auch vor allem durch seine stimmliche Vielfalt überzeugt und jeden Kritiker verstummen lassen sollte. In der Summe steht es auf einer Stufe mit dem superben „The Scarecrow“, und hat, soviel darf jetzt schon verraten sein, einen kleinen Qualitätsvorsprung vor dem abschließenden "Angel Of Babylon". Ich kann nur eins sagen: greift zu!
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