Entombed - Unreal Estate

Entombed - Unreal Estate
Death Metal / Rock'n'Roll
erschienen in 2004 bei Threeman Recordings
dauert 42:39 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. DCLXVI/Intermission
2. Chief Rebel Angel
3. Say It In Slugs
4. It Is Later Than You Think
5. Returning To Madness
6. Mental Twin
7. Night Of The Vampire
8. Unreal Estate
9. In The Flesh
10. Something Out Of Nothing
11. Left Hand Path (Outro)

Die Bloodchamber meint:

Manch einer hat an einen üblen Scherz geglaubt, als es hieß, dass das einstige Death Metal Aushängeschild Schwedens zusammen mit dem Royal Ballet Ensemble einen Auftritt hinlegen würden. Und sogar die Band selbst benötigte einige Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden. Führt man sich aber die musikalische Entwicklung von ENTOMBED etwas näher zu Gemüte, fällt unzweifelhaft die ausgeprägte Seite der Band für Experimente ins Auge. Wirklich viel Death Metal ist kaum noch zu finden, vielmehr hat rotziger und leicht punkiger Rock die Führung übernommen, ohne aber auf eine gehörige Portion Härte zu verzichten. Und auch wenn es zunächst alles absurd klingen mag: wenn man es sich so recht überlegt, könnte die Mischung aus mitreißenden Rock/Metal und ausdrucksstarker Performance irgendwie funktionieren.
Denn die Songauswahl des vor 2 Jahren stattgefundenen Events beschränkt sich zum größten Teil auf aktuelle aber vor allem etwas langsamere Stücke. Zudem kann ENTOMBEDs Song-History sogar eine reine Piano-Nummer vorweisen, die mit DCLXVI ein prima Intro abgibt. Danach wird’s aber umso heftiger, denn wer glaubt, die Band hätte sich komplett verbiegen lassen, der irrt gewaltig. Wie auch von etlichen anderen Live-Performances bekannt, kratzen die Schweden nämlich stimmlich und gitarristisch tiefe Kerben in den Lack der Stagebretter und entfachen eine gewaltige Soundflut, die sich druckvoll über die Menge ergießt. Die einprägsamen Midtempo-Walzen drehen sich also auch im Angesicht von Tütüs und enganliegenden Oberteilen mit durchscheinenden Brustwarzen.
Leider kenne ich den Auftritt nicht komplett in Bild und Ton, da mir nur der musikalische Teil des Auftritts vorliegt, aber ich kann förmlich die Jungs und Mädels herumfliegen sehen, während beispielsweise „Night Of The Vampire“ aus den Boxen dröhnt. Und falls man nicht in den Genuss der ebenfalls geplanten DVD kommen sollte, muss man dieses Album halt einfach als eine Art Live-BestOf betrachten, denn bis auf den übermäßig gestreckten Füller „It Is Later Than You Think“ und dem nicht mal einminütigen Wutausbruch „Unreal Estate“ sind eigentlich nur gute und mitreissende Songs der Bandgeschichte zu finden, die sich sehr flüssig an einem Stück hören lassen.
Ob es viel Sinn macht, ein solches Ereignis, dass ja hauptsächlich von seinem audiovisuellen Gegensätzen lebt, auch auf CD zu veröffentlichen, bleibt natürlich fraglich. Bis auf einige umgestellte Arrangements gibt’s auch auf „Unreal Estate“ kein wirklich neues Material, allerdings ist die Stimmung dank des Livemitschnittes noch einmal einen Tick rauer als auf den bekannten CDs. Mein Fazit lautet: Nicht schlecht, aber eigentlich nur für sammelwütige Fans, die mal wieder ihren CD-Verkäufer mit der korrekten Aussprache von ENTOMBED beeindrucken wollen.
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