Entombed - Serpent Saints - The Ten Amendments

Entombed - Serpent Saints - The Ten Amendments
Death Metal / Rock'n'Roll
erschienen am 13.07.2007 bei Candlelight Records, Threeman Recordings
dauert 41:22 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Serpent Saints
2. Masters of Death
3. Amok
4. Thy Kingdom Koma
5. When in Sodom
6. In The Blood
7. Ministry
8. The Dead, The Dying and The Dying To Be Dead
9. Warfare, Plague, Famine, Death
10. Love Song For Lucifer

Die Bloodchamber meint:

Eine einsame Wandergitarre sitzt am Lagerfeuer und spielt eine einsame Melodie. Ein harmlos wirkendes Piano gesellt sich hinzu, erzählt aber nix von seinen krawalligen Geschwistern, welche sich nach ein paar Sekunden aus dem Gebüsch trauen und ebenfalls in das dargebotene Lied mit einstimmen. Obwohl zunächst alle gut miteinander auszukommen scheinen, kippt die Stimmung spätestens mit dem Eintreffen des partyhungrigen, laut grölenden Holzfäller-Vaters. Es ist nun aus mit der Beschaulichkeit, die ungebetenen Gäste wollen feiern, holen den Rock’n’Roll aus ihrem Rucksack und kippen Benzin ins Feuer, woraufhin ein mittlerer Waldbrand entfacht wird. Die Wandergitarre und das sensible Piano verziehen sich beschämt nach Hause…

So oder zumindest so ähnlich beginnt die Geschichte von „Serpent Saints“, dem mittlerweile siebenhundertsten Album, auf das uns ENTOMBED diesmal vergleichsweise lange haben warten lassen. Mittlerweile sind die Schweden ja auch nicht mehr die Jüngsten und ab einem gewissen Alter beginnt man wohl einfach damit, die Vergangenheit zu reflektieren. Früher war halt alles besser, und falls dem nicht so war, dann gaukelt uns die schwammige Erinnerung dies zumindest umso deutlicher vor, je größer der Zeitraum dazwischen wird. Jedenfalls wühlt die Band mit ihrem aktuellen Album derart tief in den 80ern und 90ern, dass Liebhabern der alten Schule vor Freude die Aufnäher von der Kutte springen dürften.

Gespickt mit jeder Menge Zitaten aus der Vergangenheit kann man „Serpent Saints“ durchaus als eine Hommage an die großen Bands von damals sehen. Angefangen beim bodenständigen Sound finden sich haufenweise Anspielungen auf diverse Klischees und markante Hitpassagen. Antichristliche, gegebenenfalls auch mal kurz rückwärts gespielte Texte sowie kleine lyrische Geschmacklosigkeiten sind augenzwinkernde Anspielungen auf übliche Praktiken. Dass dies nicht wirklich ernst gemeint sein kann, merkt man spätestens an der Stelle in „Masters Of Death“ (dessen Titel um Übrigen sicher nicht zufällig auch bereits für die berüchtigte Schweden-Death-Allstars-Tour im letzten Jahr verwendet wurde) als im Hintergrund ein paar umfallende Bierflaschen zu hören sind.

Das ebenfalls in diesem Song enthaltene Riff-Zitat aus METALLICAs „One“, bei dem sich die Textpassagen sogar auch noch reimen, den Anfang von „Amok“ mit seinen einführenden Glocken- und Drumschlägen, die man in der Form auch aus diversen Klassikern kennt oder die für ENTOMBED gar untypischen, aggressiven Krächzer sowie die teilweise schon fast Lemmy-Züge tragenden Refrains lassen sich nicht einfach als Zufälle abschreiben. Gelegentlich finden sich auch Anspielungen auf eher aktuelle Sachen: „The Dead, the Dying and The Dead“ besitzt mit seinem stumpfen Rhythmus durchaus einige Gemeinsamkeiten mit aktuelleren Bands wie DEBAUCHERY, aber da diese ja auch nur ein Abklatsch von SIX FEET UNDER sind, welche es wiederum seit Anfang der Neunziger gibt, passt das ja auch wieder hervorragend ins Bild.

Nichtsdestotrotz verkommt „Serpent Saints“ nicht zu einer reinen Zitatsammlung. Vielmehr retten die Schweden bestimmte vergessene Elemente in die Neuzeit, denn die in den letzten Jahren entwickelten Einflüsse aus punkigem Rock’n’Roll, schleppendem Stoner Rock und der markigen Stimme Petrovs finden auch hier ihren Platz und verleihen der Scheibe eine gehörige Portion Charisma und Abwechslungsreichtum. Das verzerrte Outro mal außen vor lassend, ist „Serpent Saints“ mit den übrigen 38 Minuten aber irgendwie recht kurz geworden, vor allem angesichts der langen Wartezeit und des eher lückenfüllenden . Freunde der letzten Outputs können nicht viel falsch machen, aber auch älteren ENTOMBED-Fans kann man das Album ans Herz legen. Erwartet kein zweites „Left Hand Path“, sondern lasst euch von der altmodischen Bodenständigkeit positiv überraschen.
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