Atlantean Kodex - The White Goddess
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Trumpets Of Doggerland
2. Sol Invictus
3. Bilwis
4. Heresiarch
5. Twelve Stars And An Azure Gown
6. Der Untergang Der Stadt Passau
7. Enthroned In Clouds And Fire
8. White Goddess Unveiled
Die Bloodchamber meint:
Keinen gottgegebenen, sondern sorgfältig erarbeiteten heiligen Ernst haben ATLANTEAN KODEX in den drei Jahren seit dem herausragenden „The Golden Bough“ in „The White Goddess“ investiert. Das zahlt sich aus, denn die Göttin strahlt noch eine Nuance heller, in ebenso ehrgebietendem wie respektvoll neutralem Weiß anstelle des wärmeren Gold. Dabei widersprechen diese Farbattribute der Wirkung der Alben, denn nach der leicht cineastisch anmutenden, doch an Pomp sparenden Einführung „Trumpets Of Doggerland“ zieht das gewaltige (!) „Sol Invictus“ bedeutend schneller und stärker in den Bann als zuvor die „Fountain Of Nepenthe“.
Die Positionierung des Türöffners gleich zu Beginn statt wie beim Vorgänger auf Position Sieben („The Atlantean Kodex“) wirkt sich auch deshalb derart deutlich und unmittelbar auf die Nahbarkeit des Albums aus, weil niemand, der noch alle sieben Metalsinne beisammen hat, sich der Wirkung des mächtigsten Lieds (mindestens) diesen Jahres entziehen kann. Die Strahlkraft, die allein von der ersten Refrainzeile - „From darkness grows light, from ashes a fire - to conquer the cold” – ausgeht, hat eine solch überwältigende Wirkung, dass man sie nur unzureichend mit geschriebenen Worten ausdrücken kann, deshalb versuche ich es besser gar nicht erst weiter und empfehle selbst anhören. Sie verstärkt allerdings das Gefühl, dass bei „The White Goddess“ die Komposition, im Sinne von Zusammenstellung, des Albums besser geworden und damit auf dem gleichen Level an Konsequenz wie die musikalische Komposition angekommen ist.
Bemerkenswert an ATLANTEAN KODEX bleibt weiterhin der Mut, komplexe und ellenlange Texte zu schreiben, die zudem auf Wörter zurückgreifen, bei denen selbst Muttersprachler die Aussprache kaum auf Anhieb wissen dürften - ganz zu schweigen von dem Schneid, ein solches Wort als Fixpunkt eines Liedes zu verwenden („Heresiarch“). Dabei kommt man nie auf die Idee, der Spannungsaufbau der von zwei kurzen instrumentalen Zwischenspielen („Bilwis“ & „Der Untergang der Stadt Passau“) unterbrochenen, mit Spielzeiten von acht bis elf Minuten mehr oder weniger monströsen Epen sei zugunsten der textlichen Botschaft vernachlässigt worden. Stattdessen bestechen der sakrale Hauch des „Heresiarch“, die vergleichsweise locker aus dem Handgelenk geschüttelt scheinende Dynamik von „Twelve Stars And An Azure Gown“ und schließlich die sich zu voller Pracht erhebende „White Goddess Unveiled“ mit einer Eindringlichkeit, die trotz aller zur Schau getragenen Würde die Unausweichlichkeit eines frisch aus der Erde brechenden Magmastroms hat.
Will man überhaupt irgendetwas kritisieren, sollte man bei der zeitweise ziemlich freigiebigen Hintergrundausschmückung samt eingespielter gesprochener Sätze in „Twelve Stars And An Azure Gown“ und vor allem „Enthroned In Clouds And Fire“ ansetzen. Die (weiterhin) nicht im gleichen Maß wie die Musik beeindruckende Stimme von Sänger Markus Becker hingegen arbeitet – mit und ohne Hall - (wieder) hervorragend mit der Atmosphäre zusammen, so dass man zwangsläufig zu dem Schluss kommen kann und wahrscheinlich sogar muss, ein voller tönendes Organ würde dem Ergebnis mehr schaden als nutzen.
Obwohl ich bei den kursierenden Elogen zu „The White Goddess“ in den Punkten „Album des Monats“ sowie „Album des Jahres“ ohne Zögern mitziehe, habe ich einige Zeit mit dem letzten halben Wertungspunkt gerungen, doch meine Bedenken sind inzwischen von der alles bezwingenden Erhabenheit des Albums verdrängt worden: ATLANTEAN KODEX haben sich mit „The White Goddess“ die volle Punktzahl redlich verdient. Ich verbeuge mich in Demut vor diesem grandiosen Kunstwerk.
Too long, didn’t read?
Wo SABATON mit Pyros, Hüpfrhythmen und unbedingter Eindringlichkeit nach Aufmerksamkeit gierende amerikanische Fernsehprediger sind, folgen ATLANTEAN KODEX weiterhin so strikt wie überzeugt dem Römischen Ritus in seiner ursprünglichen lateinischen Form. Das wirkt nicht nur tiefgründiger, wahrhaftiger und nachhaltiger, sondern ist es auch. Album des Jahres.
Die Positionierung des Türöffners gleich zu Beginn statt wie beim Vorgänger auf Position Sieben („The Atlantean Kodex“) wirkt sich auch deshalb derart deutlich und unmittelbar auf die Nahbarkeit des Albums aus, weil niemand, der noch alle sieben Metalsinne beisammen hat, sich der Wirkung des mächtigsten Lieds (mindestens) diesen Jahres entziehen kann. Die Strahlkraft, die allein von der ersten Refrainzeile - „From darkness grows light, from ashes a fire - to conquer the cold” – ausgeht, hat eine solch überwältigende Wirkung, dass man sie nur unzureichend mit geschriebenen Worten ausdrücken kann, deshalb versuche ich es besser gar nicht erst weiter und empfehle selbst anhören. Sie verstärkt allerdings das Gefühl, dass bei „The White Goddess“ die Komposition, im Sinne von Zusammenstellung, des Albums besser geworden und damit auf dem gleichen Level an Konsequenz wie die musikalische Komposition angekommen ist.
Bemerkenswert an ATLANTEAN KODEX bleibt weiterhin der Mut, komplexe und ellenlange Texte zu schreiben, die zudem auf Wörter zurückgreifen, bei denen selbst Muttersprachler die Aussprache kaum auf Anhieb wissen dürften - ganz zu schweigen von dem Schneid, ein solches Wort als Fixpunkt eines Liedes zu verwenden („Heresiarch“). Dabei kommt man nie auf die Idee, der Spannungsaufbau der von zwei kurzen instrumentalen Zwischenspielen („Bilwis“ & „Der Untergang der Stadt Passau“) unterbrochenen, mit Spielzeiten von acht bis elf Minuten mehr oder weniger monströsen Epen sei zugunsten der textlichen Botschaft vernachlässigt worden. Stattdessen bestechen der sakrale Hauch des „Heresiarch“, die vergleichsweise locker aus dem Handgelenk geschüttelt scheinende Dynamik von „Twelve Stars And An Azure Gown“ und schließlich die sich zu voller Pracht erhebende „White Goddess Unveiled“ mit einer Eindringlichkeit, die trotz aller zur Schau getragenen Würde die Unausweichlichkeit eines frisch aus der Erde brechenden Magmastroms hat.
Will man überhaupt irgendetwas kritisieren, sollte man bei der zeitweise ziemlich freigiebigen Hintergrundausschmückung samt eingespielter gesprochener Sätze in „Twelve Stars And An Azure Gown“ und vor allem „Enthroned In Clouds And Fire“ ansetzen. Die (weiterhin) nicht im gleichen Maß wie die Musik beeindruckende Stimme von Sänger Markus Becker hingegen arbeitet – mit und ohne Hall - (wieder) hervorragend mit der Atmosphäre zusammen, so dass man zwangsläufig zu dem Schluss kommen kann und wahrscheinlich sogar muss, ein voller tönendes Organ würde dem Ergebnis mehr schaden als nutzen.
Obwohl ich bei den kursierenden Elogen zu „The White Goddess“ in den Punkten „Album des Monats“ sowie „Album des Jahres“ ohne Zögern mitziehe, habe ich einige Zeit mit dem letzten halben Wertungspunkt gerungen, doch meine Bedenken sind inzwischen von der alles bezwingenden Erhabenheit des Albums verdrängt worden: ATLANTEAN KODEX haben sich mit „The White Goddess“ die volle Punktzahl redlich verdient. Ich verbeuge mich in Demut vor diesem grandiosen Kunstwerk.
Too long, didn’t read?
Wo SABATON mit Pyros, Hüpfrhythmen und unbedingter Eindringlichkeit nach Aufmerksamkeit gierende amerikanische Fernsehprediger sind, folgen ATLANTEAN KODEX weiterhin so strikt wie überzeugt dem Römischen Ritus in seiner ursprünglichen lateinischen Form. Das wirkt nicht nur tiefgründiger, wahrhaftiger und nachhaltiger, sondern ist es auch. Album des Jahres.