Nocte Obducta - Nektar: Teil 2 - Seen, Flüsse, Tagebücher

Nocte Obducta - Nektar: Teil 2 - Seen, Flüsse, Tagebücher
Melodic Death Black Metal
erschienen am 25.04.2005 bei Supreme Chaos Records
dauert 53:19 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Anis (Desihras Tagebuch Kapitel I)
2. Und Pan Spielt Die Flöte (Desihras Tagebuch Kapitel II)
3. Im Siebten Mond (Desihras Tagebuch Kapitel III)
4. Es Fließe Blut
5. Nektar
6. Atme

Die Bloodchamber meint:

Es ist vollbracht. Nach einem langen und beschwerlichen Kampf gegen die nur selten von vereinzelten Lichtblitzen verdrängte Finsternis hat sich „Nektar“ wie einst auch sein gleichnamiger Bruder einen Weg durch den kurzen, aber dennoch verwinkelten Geburtskanal gezwängt und frohlocket nun aufgrund seiner neugewonnenen, lang herbeigesehnten Freiheit und der zukünftigen Fülle an persönlichen Möglichkeiten.
Obwohl sich selbst stets als Individuum verstehend, erwartet ihn aber alsbald eine erbarmungslose und unangenehme Sezierung und Kategorisierung durch unzählbar viele öffentliche Hände, nachdem der Schleier der aufgrund seiner bloßen Existenz entstandenen Begeisterungsflut von dannen geweht wurde.
Voller Angst vor der eigenen seelischen Zerpflückung durch die namenlose und nur partiell in das Gesamtgeschehen involvierte Gesellschaft und aufgrund der ohnedies früher oder später auftretenden Frage nach der eigenen Existenz bevorzugt er allerdings eine entblößende Selbstanalyse, die hoffentlich alle aufkeimenden Fragen beantworten und das öffentlichen Interesse befriedigen wird.
Rein äußerlich ist die Verwandtschaft zu seinem Blutsbruder auch für den Laien recht offensichtlich erkennbar, allerdings werden nur wenige in sein nachdenkliches Inneres vordringen und seine wahre Gestalt erblicken. Auch wenn Stimme und Fähigkeiten denen seines Bruders entsprechen, fließt durch die eigenen Venen nämlich weitaus mehr von der Essenz seines Vetters, der gern in der Stille das nagende Schweigen genießt.
Nachdenklichkeit und Reflektionsfähigkeit ist eine seiner bemerkenswerten Eigenschaften, wenngleich bei seinen romantischen Reisen durch die eigenen Tagebücher schon einmal die Gefahr bestand, den Bezug zum Jetzt zu verlieren. Obschon ihm diese Flucht in die gewundenen Gänge seiner Erinnerungen mehr als verlockend erschien, hat er sich aber in der Mitte seines Entstehungsprozesses der unerbittlichen Realität stellen müssen. Die Erkenntnis, dass für das eigene Überleben zunächst ein schmerzliches Opfer in Form von fließendem Blute nötig wäre, kam schnell und gnadenlos. Aber die anschließende Aussicht auf einen Neuanfang ließ ungeahnte Kräfte in ihm heranwachsen und zum ersten Mal konnte er wieder unbeschwert durchatmen und der Zukunft gelassen und ruhig entgegenblicken.
Schlussendlich hat diese innere Zweiteilung wohl sein eigenes Selbst am deutlichsten geprägt. Von seinen Erfahrungen bezüglich einer Konfrontation der Vergangenheit mit der Gegenwart wird die Öffentlichkeit wohl am meisten profitieren, und somit soll dies sein Geschenk an die Wissensdurstigen sein. Weitaus offener als sein Bruder wird er anderen Geschöpfen entgegen treten und ihnen in sanftem Melodien und gegebenenfalls mit der nötigen Härte sein Wissen vermitteln: „Verweile nicht in der Dunkelheit deiner Geschichte, denn in ihr verbergen sich stets die gleichen Kreaturen. Allein die Schwärze der Zukunft vermag es, neue Erkenntnisse zu formen und zu offenbaren.“
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