Ulver - ATGCLVLSSCAP

Ulver - ATGCLVLSSCAP
Avantgarde Metal / Ambient
erschienen am 22.01.2016 bei House Of Mythology
dauert 80:01 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. England's Hidden
2. Glammer Hammer
3. Moody Stix
4. Cromagnosis
5. The Spirits That Lend Strength Are Invisible
6. Om Hanumate Namah
7. Desert/Dawn
8. D-Day Drone
9. Gold Beach
10. Nowhere (Sweet Sixteen)
11. Ecclesiastes (A Vernal Catnap)
12. Solaris

Die Bloodchamber meint:

Der Pfad von ULVER scheint sich seit dem 2007er Album „Shadows Of The Sun“ immer weiter zu manifestieren. Schon viele Bands haben dem klassischen Metal den Rücken gekehrt, doch wohl keine Band so allgemeingültig und zeitlos wie ULVER, und das, obwohl sie mit ihrem Debütalbum „Bergtatt“ noch ein Meisterstück in Sachen Black Metal hingelegt haben. Das Albumcover und der Albumtitel lassen auch dieses Mal vermuten, dass es sich nicht um klassischen Metal oder gar um geläufige Musik handelt. Dabei ist es jedenfalls keine komplizierte Musik. Man muss nichts verstehen oder sich irgendwo einhören, man muss sich einfach nur über eine Stunde Zeit nehmen und die Musik genießen.

Mit Kirchenglocken startet das Album, und eine halbe Stunde später werden auch noch Orgelsounds eine wichtige Rolle spielen. Eine erste Interpretationsmöglichkeit? Göttlichkeit, Transzendenz und Reinheit? Leckt mich, wir sind hier nicht im Musikunterricht, denn wenn ich dieses Werk nach bestehenden Regeln der Musiktheorie einordnen sollte, dann würde mir ziemlich schnell der Spaß vergehen. Viel lieber konzentriere ich mich auf den langsamen und stetigen Übergang zu den sphärischen Synthesizerklängen, welche die Musik nun förmlich in einen hellen Sonnenstrahl tauchen. Es dauert nicht lange und schon wird diese Herrlichkeit durch den „Glammer Hammer“ abgelenkt, ein Stück, das erstmal ziemlich stark in Richtung Trance oder gar Psybient geht. Dabei werden die projizierten Gefühle immer größer. Anspannung macht sich breit und ist damit ein Vorbote zu den düsteren Klangbildern, die gegen Ende des Liedes erschallen sollen. Dieses Spiel zwischen unbeschwerter Leichtigkeit und nervenzerrender Düsterkeit ist ein Grundelement auf diesem Album. Und beide Richtungen werden so stark in die Extreme gezogen, dass man sich auf einen regelrechten Trip durch seine eigene Gefühlswelt begibt. Bilder werden projiziert, und spannenderweise bei jedem Hördurchgang die Gleichen. Der grundlegende Stil ist dabei stets elektronisch gehalten und bewegt sich meistens im bereits genannten Trance. Doch immer wieder gibt es Geschwindigkeitsvariationen und Übergänge zwischen den Songs, die irgendwo zwischen den Stilrichtungen stehen. Man muss „ATGCLVLSSCAP“ schon als komplettes Werk betrachten und auch anhören, um die musikalische Dimension verstehen zu können. Gesang gibt es nur selten zu hören, so dass man ihn für diese Rezension fast ignorieren könnte. Aber natürlich kann man davon ausgehen, dass auch die Vocals auf diesem Album absolut stimmungsgebend sind und sich nahtlos in die träumerische Welten einfügen.

ULVER haben mich auf diesem Album mehr denn je an THE ALAN PARSONS PROJECT erinnert. Man hat es hier natürlich nicht mit Progressive Rock zu tun, aber wenn man den 4/4 Takt abzieht, so könnten es eineiige Zwillinge sein. Es wird eine Spur über die nächste gelegt und jede davon so lange perfektioniert, bis sie die Gefühle der Zuhörer wie ein Puppenspieler beeinflussen können. Das komplette Album ist für mich ein grandioses Werk, das mit seiner Vollkommenheit sofort Gedanken an weitere monumentale Werke der Menschheit assoziieren lässt. Dabei will ich ULVER aber nicht auf eine Stufe wie Beethoven oder Mozart setzen, sondern nur versuchen die Mystik auf „ATGCLVLSSCAP“ zu erklären. Für die Bewertung bin ich dennoch stark geneigt die volle Punktzahl zu vergeben, aber dafür ist es mir zu ausufernd. Ich habe mir viel Zeit dafür genommen und es lange auf mich einwirken lassen, aber 80 Minuten sind einfach zu viel des Guten. Die Aufmerksamkeitsspanne ist überschritten und so kann sich auch der Spannungsbogen gegen Ende nicht mehr halten. Dennoch sei erwähnt, dass es mir gerade nicht leicht fiel diese simple Kritik an ein solches Album niederzuschreiben. Es scheint fast so, als scheitert „ATGCLVLSSCAP“ an meinem menschlichen Kleingeist.
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