Dissection - Storm Of The Light's Bane

Dissection - Storm Of The Light's Bane
Black Metal
erschienen am 17.11.1995 bei Nuclear Blast
dauert 43:17 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. At The Fathomless Depths
2. Night's Blood
3. Unhallowed
4. Where Dead Angels Lie
5. Retribution - Storm Of The Light's Bane
6. Thorns Of Crimson Death
7. Soulreaper
8. No Dreams Breed In Breathless Sleep

Die Bloodchamber meint:

Sich einem Album wie "Storm of the Light's Bane" zu widmen, ist ein zweischneidiges Unterfangen. Einerseits scheint es fast überflüssig, sich überhaupt noch rezensierend zu einem solchen Klassiker äußern zu wollen. Andererseits gibt es derartig viel dazu zu sagen, dass es schwer fällt, einen Anfang zu finden. Schließlich hat dieses Album nicht nur einen kaum zu überschätzenden historischen Einfluss ausgeübt, ohne den große Teile der heutigen Black Metal-Szene nicht denkbar wären. Wo wären Bands wie WATAIN, NAGLFAR oder NECROPHOBIC ohne die wegweisende Arbeit von DISSECTION, die sich auf "Storm of the Light's Bane" in absoluter Perfektion inkarniert?

Gehen wir ein wenig in der Geschichte zurück: DISSECTION haben sich 1989 gegründet und waren zunächst noch deutlicher dem reinen Death Metal zuzuordnen. Doch innerhalb der ersten Jahre Bandgeschichte entwickelte sich bald ein ganz eigener Sound, der eine Menge Technik des Death Metal mit dem inzwischen in ganz Skandinavien groß gewordenen Black Metal zusammen brachte. Und im Gegensatz zu anderen Bands dieser Zeit waren DISSECTION schließlich diejenigen, die deutlich machten, dass gepflegte Härte und Schwärze nicht bloß rumpelig, unterproduziert oder durchweg rasend schnell sein musste, sondern auch ganz besonders von Melodie getragen werden kann. "The Somberlain" aus dem Jahre 1993 war ein erster Meilenstein, der bereits eine Menge zeitloser Klassiker enthält. Doch gute zwei Jahre später war es soweit und "Storm of the Light's Bane" erblickte das Dunkel der Welt. Im Gegensatz zum Debüt war man hier noch gereift und es gelang, ein Album zu erschaffen, auf dem jeder Ton sitzt und jeder Song besser zu sein scheint als der vorherige.

Doch mit diesem Album hatten DISSECTION ihren Zenit erreicht und es kam der freie Fall. Jon Nödtveidt, zweifelsohne ein über die Maßen begnadeter Musiker, wurde 1997 wegen der Beteiligung an der Ermordung eines Homosexuellen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt und 2004 wieder entlassen. Die Wiedergründung seiner Band mit dem dritten und letzten Album "Reinkaos" konnte aufgrund der musikalischen Neuausrichtung am trendigen Göteborg-Sound viele alte Fans nicht mehr hinter dem Ofen hervorlocken. 2006 setzte er seinem Leben dann ein Ende und mit seinem Tod hörten auch DISSECTION endgültig auf zu existieren.

Was soll man zu "Storm of the Light's Bane" noch schreiben? Dieses Album ist schwarzmetallische Perfektion, es ist kaum möglich ein Stück besonders hervorzuheben. Und so wie das Cover atmet auch die Musik Kälte und Finsternis, die dennoch von absoluter Schönheit durchzogen ist. Die Gitarrenleads, die jedes einzelne Stück prägen, liefern Melodien von Brillanz und großer Erhabenheit. Und das Gespür für Arrangements, das sich an jeder Ecke hören lässt, ist überwältigend. Man achte nur auf solche Augenblicke wie im Intro des überirdischen "Where Dead Angels Lie": Zunächst arbeiten sich beide Gitarren in die zweistimmige Melodie hinein. In dem Moment, in dem das zunächst zurückhaltende Schlagzeug auf einmal die Double-Bass einsetzt, wird auf beiden Gitarren dieselbe Melodie im Tremolo-Picking gespielt, ohne dabei aber das Tempo des Songs zu erhöhen. Es mag banal klingen, aber diese Momente entfalten auch nach scheinbar unendlich vielen Hördurchgängen immer wieder eine derartige Wirkung, dass eines deutlich wird: Neben viel guter und interessanter Musik werden nur wenige Alben für die Ewigkeit geschaffen. "Storm of the Light's Bane" gehört dazu.

Man muss Jon Nödtveidt als Hauptverantwortlichem soweit Respekt zollen, dass er damit eines der besten Metalalben aller Zeiten geschaffen hat. Nicht mehr und nicht weniger. Dass er nach dieser künstlerischen Leistung einen derartigen Absturz erlebt hat, ist eine traurige Tatsache, die dazu zwingt, zwischen der Person und dem Werk zu unterscheiden. Denn so groß seine Leistungen als Musiker innerhalb eines halben Jahrzehnts auch waren, so wenig bietet er sich zur Heldenverehrung an.
-