Solitude Aeturnus - Alone

Solitude Aeturnus - Alone
Doom Metal
erschienen am 10.11.2006 bei Massacre Records
dauert 60:30 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Scent Of Death
2. Waiting For The Light
3. Blessed Be The Dead
4. Sightless
5. Upon Within
6. Burning
7. Is There
8. Tomorrow's Dead
9. Essence Of Black

Die Bloodchamber meint:

Machen wir uns nichts vor: Das letzte Solitude-Werk "Adagio" war zwar produktionstechnisch eine Sternstunde der Texaner, aber dafür wusste das vertretene Material nicht durchweg zu überzeugen. Nun allerdings haben sich die Powerdoom-Ikonen um John Perez nach geschlagenen 8 (!!!) Jahren erneut versammelt, um mit "Alone" den Trauerflor zum Beben zu bringen - und wer den Vorabtrack "Sightless" kennt, dürfte sich bereits sämtliche Finger lecken...

Welch hohen Anspruch "Alone" sich selber setzt, zeigt exemplarisch bereits der erste Track "Scent Of Death" - ein fast 10-minütiges Monster, welches andere Formationen schon aufgrund der Dimensionen nicht unbedingt als Opener gewählt hätten. Nach ruhigem Einstieg (hallo "Shine On Sad Angel") gibt es ein brütendes, leicht orientalisches Hauptriff, welches nur geringfügig abgewandelt und ziemlich mittig durch einen quälend schönen Solopart ergänzt wird. Die letzten 4 Minuten warten mit einem Stimmungswandel hin zum Erwartungsvollen auf, was mit den verhallten Leadgitarren im Hintergrund (erneut orientalisch) schliesslich zu einem wunderbaren Abschluss führt. Und über all dem schwebt die angerauhte Überstimme von Mister Lowe, dem die Zeit schlichtweg nur Gutes gebracht zu haben scheint. Was der Mann hier in 60 Minuten an Emotionen zeigt und transportiert, ist so eindringlich wie erfrischend, und zeigt deutlich, aus welch tiefem Brunnen jüngere Helden wie Doomshine schöpfen.
Etwas treibender kommt "Waiting..." daher, auch wenn man sich recht schnell besinnt und durch die im Plattenverlauf immer wiederkehrenden cleanen Gitarren erneut diverse Königin-von-Saba-Einflüsse einstreut. Dazu gibt es den ersten Hammerchorus und ein paar sehr stimmungsvolle Tempoeinbrüche, die förmlich zum Mitleiden einladen.
Eben dies ist durchaus angebracht, denn die majestätische Doomhymne "Blessed..." schleift sich anschliessend mit schwersten Riffs und astreinem Wechselspiel im Gesangsbereich (von geisterhaft bis ziemlich hoch) unbarmherzig in den Gehörgängen fest. Allein der Refrain dieser (leider viel zu kurzen) Nummer könnte als hinreichender Kaufgrund angeführt werden.
Ähnliche Schwärmereien könnte ich nun für das schwül drückende "Sightless", den epischen Trauermarsch "Upon Within" (stilecht mit Orgel) oder das dynamisch pendelnde "Is There" folgen lassen, von Klassikern wie "Tomorrow's Dead" und dem abschliessenden Verzweiflungsakt "Essence Of Black" ganz zu schweigen. Aber da das weder der einzigartigen Atmosphäre dieser Scheibe insgesamt gerecht würde, noch dem Lesefluss dieser Besprechung zugute kommt, bescheide ich mich mit ein paar abschliessenden Worten:

Solitude Aeturnus haben in meinen Augen mit "Alone" eine der besten Scheiben des ausklingenden Jahres vorgelegt und zeigen eindrucksvoll, wie kraftvoller Doom im neuen Millennium zu klingen hat. Das feine Gespür für songinterne Dynamik, die musikalische Reife und diese gewisse Schwere der Kompositionen verweisen auf der einen Seite deutlich in die (auch eigene) Vergangenheit, während man mit Artwork (gewohnt stilsicher: Travis Smith) und der glasklaren, druckvollen Produktion den schmalen Grat hin zur Moderne beschreitet, die ich bei Bands wie Doomshine verorten würde.
Gebt dem Silberling ein paar Durchläufe zum Entfalten, und "Alone" wird euch mit erdrückender Intensität, Liebe zum Detail und seiner ganz eigenen Art von Magie belohnen.

Doom ist "Alone".
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