Vintersorg - Solens Rötter

Vintersorg - Solens Rötter
Progressive Black Metal / Folk
erschienen am 27.04.2007 bei Napalm Records
dauert 52:51 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Döpt i en Jökelsjö
2. Perfektionisten
3. Spirar och Gror
4. Kosmosaik
5. Idétemplet
6. Naturens Mystär
7. Att Bygga en Ruin
8. Strålar
9. Från Materia till Ande
10. Vad Aftonvindens Andning Viskar

Die Bloodchamber meint:

Zugegeben, ich habe mich mit VINTERSORG bisher nur am Rande befasst. Vor einigen Jahren habe ich mal ein Album angehört und kürzlich bin ich mal wieder auf ein paar Lieder gestoßen, aber ansonsten sind die Schweden weitgehend unbesehen geblieben. Deswegen kann ich auf die bisherigen Werke leider nicht eingehen, aber dafür wenigstens unvoreingenommen an „Solens Rötter“ herangehen.

In welcher Relation die angebliche Rückbesinnung auf frühere Werke und mehr Folklore zu den bisherigen Veröffentlichungen steht, vermag ich somit nicht zu bewerten. Sehrwohl beurteilen kann ich aber das auf dem neuesten Album gebotene Liedgut – und dieses hat es in sich.
Die beiden festen Mitglieder Andreas „VINTERSORG“ Hedlund und Mattias Marklund sowie Gastmusiker Johan Lindgren haben zusammen ein Album voller metallischer Energie und Atmosphäre kombiniert mit folkloristischer Wärme und Phaszination geschaffen. Dabei fällt sofort auf, dass hier etwas ganz Eigenes vonstatten geht. Wie man sich wahrscheinlich denken kann, erwartet einen kein gängiger „Folk Metal“ oder „Viking Metal“, bei dem Folk-Melodien ins Metalgewand verpackt und mit Black Metal kombiniert werden, sondern eine andere Art der Verschmelzung.

Denn VINTERSORG spielen auf „Solens Rötter“ ihre eigenständige und eigenwillige Variante technischen, progressiven Folk Metals. Dieser wird konstant von einer guten Atmosphäre umgeben und umgarnt den Hörer, dabei ist Abwechslung von großer Bedeutung.
Ich möchte nicht zwanghaft jedes gute Album zerpflücken, da die meisten überzeugenden Werke ein umfassend stimmiges Stück Musik darstellen. Der Anschaulichkeit halber seien aber auch hier wieder die Titel näher erläutert, da es mit aufgrund der Vielseitigkeit nicht anders möglich scheint:

„Döpt I en Jökelsjö“ eröffnet mit deftigen Riffs und rauer Stimme das Album und lässt den ersten schönen Refrain erklingen, welcher mit seinen ungekünstelten Melodien und der authentisch-emotionalen melodischen Stimme in Mark und Bein fährt.
Als ebensolche „Perfektionisten“ erweisen sich die Skandinavier auch beim folgenden gleichnamigen Titel, welcher eher in eine progressiv-rockende Richtung geht und im Prinzip auch stimmungsmäßig diesen Weg einschlägt. Ein weiteres warmes Lied folgt mit „Spirar och Gror“, welches geheimnisvoll vernebelt beginnt und in flottes, aufgewecktes Musizieren mündet, bei welchem einen vor allem der phantastische, schöne Refrain mit seinem gekonnten Einsatz von Mehrstimmigkeit (melodisch und rau) und teilweiser Klaviermelodie begeistern kann.

Nun soll es metallischer werden, folgen mit den nächsten vier Titeln doch etwas energischere Stücke. „Kosmosaik“ bietet dabei einen gelungenen Kontrast zwischen akustisch-progressiver Traditionalität und rauen Metal-Riffs. Mit „Idétemplet“ wird es daraufhin erhabener und mystischer, schnell und majestätisch prescht hier eines der geradlinigeren, aber dennoch tiefgründigen Lieder voran.
Auch „Naturens Mystär“ legt einen Zahn zu, jedoch nicht ohne auf bezaubernde Zwischenspiele mit Flötenklängen und hymnische, Viking Metal-artige Passagen zu verzichten. Teilweise schon fast in Pagan Metal-Gefilde begibt sich „Att Bygga en Ruin“ und stürmt antreibend heran.

Zum richtigen Zeitpunt schlägt „Strålar“ dann einen ruhigen, sehr Folk-lastigen Weg ein und kommt hauptsächlich mit akustischer Instrumentierung aus, wodurch wiederum eine urig-warme Stimmung erzeugt wird. Sehr eigen und vielschichtig klingt auch „Från Materia till Ande“ – und gerade deswegen so interessant und gut, nicht zuletzt aufgrund des Gitarrensolos. Den passenden Abschluss bildet dann das leicht psychedelische, gesetzte Instrumentalstück „Vad Aftonvindens Andning Viskar“.

Glücklicherweise nicht durchgehend gespielt (dies würde der Musik wahrscheinlich die Akzente nehmen), aber dennoch allgegenwärtig sind die schönen folkloristischen Melodien, unter anderem erzeugt durch akustische Gitarre, Flöten, Harfen, Klavier und Violinen. Sehr gut zu Gesicht steht der Scheibe auch, dass die Texte komplett in schwedisch gehalten sind.

Man kann die thematische Verbindung zur Natur spüren und sich von „Solens Rötter“ gänzlich mitnehmen lassen – also genug der Worte: Das Album ist anders, eigen und gerade deshalb ein sehr interessantes, stimmungsvolles Werk geworden.
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