Obituary - Xecutioner's Return

Obituary - Xecutioner's Return
Death Metal
erschienen am 24.08.2007 bei Candlelight Records
dauert 40:30 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Face Your God
2. Lasting Presence
3. Evil Ways
4. Drop Dead
5. Bloodshot
6. Seal Your Fate
7. Feel The Pain
8. Contrast The Dead
9. Second Chance
10. Lies
11. In Your Head

Die Bloodchamber meint:

In Zeiten, in denen man beim Döner um die Ecke statt frischem, aber totem einheimischen Nutztier, möglicherweise angefahrenen Gammel-Biber aus den Vorkriegsjahren bekommt und sich somit nie ganz sicher sein kann, ob man auch das erhält, was man bestellt hat, scheint die Natur eine (annähernde) Konstante geschaffen zu haben, die uns den bequemen Glauben an Versprechungen und Etiketten wieder gibt. Denn: Wo OBITUARY draufsteht, ist auch die bekannte lethalste Dosis authentischen und brutalen Death Metals drin!

Wer einigermaßen mit der Bandhistorie der Kult Death Metal Band OBITUARY aus Florida vertraut ist, dem erschließt sich schon aus dem Titel "Xecutioner's Return" der Wink mit dem Zaunpfahl, dass hier alte Traditionen ausgegraben werden. Die Band welche nämlich ursprünglich den Namen "Xecutioner" trug, recycelt und belebt aber nicht etwa alte Schlachtabfälle (oder Biber), sondern fertigt aus bewährtem Alten, eine extrem bereicherte Synthese an aus Fitness alter Zeiten à "Cause of Death" zusammen mit neuem Wind in der Besetzung. Die neue humanoide Ressource hierbei ist der renommierte Gitarrenkünstler Ralph Santolla, welcher für Allen West einspringen musste, da jener derzeit eine noch knapp halbjährige Haftstrafe verbüßt.

Nach dem vorhergehenden Album "Frozen in Time" waren meine Erwartungen relativ hoch, auch wenn viele jenes eher zwiespältig aufgenommen haben. Nun im Vergleich wird bei mehreren Tracks der "Xecutioner's Return" eine Geschwindigkeitsstufe runtergeschaltet, doch die Kraft und der Elan des Vorgängers werden ungebrochen und energisch beibehalten.

Der Opener "Face Your God" spricht bereits Bände über Stärken und Schwächen des Albums:
Als erstes ist der etwas dumpfe Sound der Aufnahme etwas gewöhnungsbedürftig, erzeugt aber schon nach wenigen Sekunden eine charmante, oldschoolige Atmosphäre und mag daher im Sinne "back to the roots" auch durchaus gewollt sein.
Durchwachsen präsentiert sich zunächst der Hintergrund - anfangs unmotiviertes Geklopfe zusammen mit einer Rhythmus Gitarre, deren Akkordkombinationen etwas misslungen scheinen, erzeugen gerade bei einem Lied welches als Opener fungieren soll, eine potentiell negative Dynamik. Gerettet wird das ganze dann durch ein fantastisches Solo der Leadgitarre und den altbekannten superben aggressiven Vocals von John Tardy.

Beim zweiten Track stellt sich heraus, dass der Opener nur temporärer Missklang war, denn so hammerhart originales OBITUARY-Geriffe mit dem gewissen mitreißenden "Groove Faktor" ist einfach ein nackenbrechendes Unikat und Qualitätszertifikat. Mit fortschreitender Spielzeit entwickelt das Album seine volle Dynamik, wuchtige Riffs prallen gegen felsenharte Double Bass und die Soli, welche für sich schon unglaublich klingen, sind in Verbindung mit dem Rest einfach genau das was man sich stundenlang anhören kann, indem man immer wieder an die geliebten Stellen zurückspult. Wunderbare Beispiele wären z.B Highlights wie "Evil Ways","Drop Dead", "Feel the Pain", "In Your Head".

Aufgrund des musikalischen Genre-Terrains auf dem wir uns hier bewegen, muss man so ehrlich sein und doch zugeben, dass sich einiges -mitunter auch vieles- prinzipiell gleich anhört. Nicht so hier: Auch wenn eine nicht genannte Person manchmal etwas (selten!) an seiner Klampfe döst, herrscht aufgrund der Komposition, der Variation im Tempo und in den Instrumenten relativ viel Abwechslung - und ganz wichtig für die Lebendigkeit eines Albums: Jeder Song hat unbestritten seine eigene Identität.
Es ist faszinierend, wie die Leadgitarre sich langsam an die dumpfe, tief gestimmte Death-Gitarre herantastet und mit filigranen Fingern ein Solo aus dem obersten Regal herbeizaubert, an dem man die Verschmelzung des Musikers mit seinem Instrument, förmlich vor Augen sieht.
Aufflackern von rasenden, sich aufbäumenden, kreischenden, jagenden Gittarrenhälsen, wildes Geplänkel, geniale Solos, langsamer stimmiger Death Metal, brachiales gethrashe, geniale Stimme und abwechslungsreiches Drumming lässt nur ein Fazit zu:
All das und noch viel mehr, wenn ich glücklicher Besitzer der neuen OBITUARY wär =)

Für alle die nun Appetit bekommen haben, findet sich als besonderes Schmankerl eben dieses Album (komplett, aber nur noch kurze Zeit!) als Stream unter folgender Adresse:

http://www.mp3.com/artist/obituary/summary/
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