Wir werden unsere Originalität beibehalten!


Interview mit Dark Age
Metal / Rock aus Deutschland - Pinneberg
10 Jahre Bandbestehen! Das ist ein Grund zum Feiern, Erinnern, Besinnen und Reflektieren. Passend hierzu haben die Nordmänner von Dark Age ihre erste DVD veröffentlicht. Aktuelle Themen wie die Arbeit am neuen Album, Tourneegerüchte, moderne Trends und Originalität im Musikbusiness konnte ich nun mit Frontmann Eike Freese in einem unterhaltsamen Telefonat besprechen:


Hallo! Super, dass du dir ein wenig Zeit für das Interview genommen hast! Wie geht’s dir und wie geht’s dem Rest der Band?


Uns geht es eigentlich sehr, sehr gut! Wir haben den Alex, unseren neuen Bassisten, grade eingespielt und haben das Battle of Metal Open Air hinter uns und bereiten uns grade aufs Metal Bash vor und danach geht’s dann ans neue Album. Also es geht uns eigentlich recht gut!

Seit einigen Tagen halte ich nun eure DVD in der Hand und ich muss sagen, sie gefällt mir recht gut. Kannst du kurz erläutern, wie es dazu gekommen ist?

Wir haben uns mit dem Label zusammengesetzt und überlegt, was machen wir, wenn man schon 10 Jahre lang zusammen Mucke macht und da wir viel Material auf Bändern hatten, von Touren, Konzerten und privaten Proberaumsachen, haben wir uns dazu entschlossen eine DVD an den Start zu kriegen. Also haben wir uns überlegt, machen wir einen Auftritt in der Markthalle und bringen dazu eine Bonus-DVD raus, die die Bandhistorie abdeckt, so als Leckerbissen für den Fan, weil der dann vielleicht ein bisschen mehr hat, als nur ein Konzert.

Auf der Bonus-Cd zeigt ihr euch hauptsächlich von einer fröhlichen Seite. Es gibt viele Frauen, Bier und Toilettenspielereien. Ist es bei euch wirklich immer so lustig oder habt ihr bewusst ernste Momente rausgelassen?

(lacht) Ich glaube wir sind wirklich so krank! Ich glaube schon, dass wir als Band eine Menge Spaß zusammen haben. Es kommt drauf auf, natürlich gibt es auch ätzende und langweilige Aspekte auf der Tour oder auch das gemeinsame Spielen, dass das nun mal auch harte Arbeit ist, das kommt eben nicht so sehr rüber. Aber das liegt natürlich auch daran, dass wir die Kamera meist nur dann anhaben, wenn komische Sachen passieren. Den Songwritingprozess und wenn man da sitzt und hart arbeitet... da nimmt keiner die Kamera in die Hand! Wenn die Kamera läuft fühlt man sich dagegen oft provoziert ein wenig Scheiße zu bauen und da kommt dann halt Lustiges bei rum. Die Sachen, die man zu sehen bekommt sind schon authentisch und nicht gestellt! Man kann schon sagen, dass wir eine Band sind, die sehr gerne feiert.

Das stimmt! Denn was durch die DVD am meisten rüberkommt, ist dass ihr wirklich gute Freunde seid. War das euer Hauptanliegen und inwiefern hängt ihr eigentlich privat zusammen rum?

Wir sind auch innerhalb der Band ganz große Freunde und es ist zwar ein bisschen das Klischee, aber es ist wirklich so! Wir machen auch privat sehr, sehr viel zusammen. Schauen gemeinsam die Fußball WM oder Grillen, hängen gemeinsam rum...das ist auch das, was du schon bei der DVD bemerkt hast, dass es innerhalb der Band einfach passt und das ist sehr schön!

Hat sich Andy Claasen eigentlich sehr aufgeregt über euer Verhalten in seinem Studio oder machen die anderen Bands das auch so?

Ich weiß es nicht so genau, ich glaube aber auch, dass viele andere Bands ihre Studioaufenthalte filmen. Und die haben das da ganz locker gesehen, ich glaube die waren auch früher selbst so und das ist alles ganz normal.

A propos andere Bands: Wenn man euch auf Tour mit anderen Gruppen sieht (z.B. Freedom Call) dann sieht es so aus, als ob ihr die Spaßgesellschaft seid. Habt ihr so was wie den Ruf eines Karnevalsvereins weg und wie kommt ihr bei anderen an?

Wir sind ja auch nicht so eine Band, die übertrieben albern ist! Wir hatten bislang immer Glück, dass wir mit allen Bands, mit denen wir gespielt haben sehr gut aus kamen, wie auch mit Freedom Call, mit denen wir uns richtig angefreundet haben. Wir sind jetzt keine Band, die extreme Scheiße macht, sondern es gibt schon einen respektvollen Abstand. Das heißt, dass wir auch schnell merken, wenn es genug ist. Also zum Beispiel, wenn jemand seine Ruhe braucht. Und dann gibt man halt nicht Vollgas und schaltet mal einen Gang zurück. Bislang hatten wir eben das Glück, dass die anderen Bands auf Tour selber immer so in Feierlaune waren und mitgemacht haben. Also negative Erfahrungen haben wir da noch nicht gemacht, wir hatten Spaß mit den anderen Bands.

10 Jahre Dark Age! Für all diejenigen, die die DVD nicht gesehen haben, kannst du in einem Satz sagen, was dir spontan einfällt zu dieser Zeit?

In kurzen Worten sind diese 10 Jahre für mich einfach meine und die musikalische Laufbahn der Band, in der sich gezeigt hat, dass man mit einer gewissen Beständigkeit und harter Arbeit es schaffen kann, seinen eigenen musikalischen Traum zu verwirklichen. Seit ich 15 war, war mein größter Traum, irgendwann mal in Wacken zu spielen und da man dies nun geschafft hat, sind diese 10 Jahre ein Beweis dafür, dass man nicht nur Glück hatte, sondern sich das auch hart erarbeitet hat. Das ist etwas, das man gern in Erinnerung behält. Dass man von kleinen Konzertsälen zu größeren Sachen gekommen ist usw. Und wenn man das alles Revue passieren lässt, dann freut man sich einfach, dass es geklappt hat!

Was war der schönste Moment in eurer Karriere?

Das war mit Sicherheit das Konzert in der Türkei! Das war was Besonderes, weil die Jungs und Mädels in der Türkei einfach nicht so oft die Möglichkeit haben ein Metalkonzert zu besuchen. In Ankara findet einmal im Jahr das Rockstation Festival statt und da war nun eine Halle mit 2500 Leuten. Wir haben einen Abend Headliner gemacht und am nächsten Abend war das Sodom. Und die Leute sind einfach ausgerastet und zwar von der ersten bis zur letzten Reihe. Die Security musste sich in die Halle zwischen die Reihen stellen, damit da nichts abgerissen wurde. Auf der DVD gibt es auch den Ausschnitt von unserer dortigen Autogrammsession, die über 1 ½ Stunden ging. Das ganze Wochenende war wirklich wie in Trance, einfach unglaublich. Freute mich auch sehr für die Leute, dass die mal die Chance hatten derartige Musik zu hören.

Ja, das hat man gemerkt! Die waren so richtig begeistert bei dieser Autogrammstunde!

Genau! Es gibt zwar einen großen Schwarzmarkt, meistens mit gebrannten Cd´s, aber abgesehen davon kannten trotzdem sehr viele Leute unsere Songs. Das war auch etwas Schönes für uns.

Erinnerst du dich denn auch an etwas eher Peinliches?

(lacht) Oh ja! Allein schon bei diesem Konzert in der Markthalle ist die Gitarre zweimal runter gefallen, weil der Gurt nicht richtig hielt. Und wenn man da grad Ansagen hält und die Gitarre fällt runter...das war schon sehr witzig! Vielleicht kommt das ja auf der nächsten DVD raus!
Ach ja, das erste Konzert in Wacken! Da hatte ich den Song „Trial by Fire“ angekündigt und startete mit dem ersten Riff. Unser Gitarrist Jörn spielt normalerweise diesen Riff weiter, stieg auch so ein, machte aber nicht weiter, weil er dachte, dass ein Break kommen würde und starrte dann ins Leere. Und wir standen da alle nur so: „Ähm...Jörn! Du musst weiterspielen!“. Das sind so kleine Aussetzer, die eigentlich nicht so peinlich sind. Die kann man mit einem kleinen Augenzwinkern sehen, dann passt das auch.

Auf der ersten DVD gibt es den Livemitschnitt eures Jubiläumsgigs. In vielen Webzines wurde das etwas ruhige Verhalten des Publikums kritisiert und auch mir ist aufgefallen, dass die Stimmung etwas untergeht. Wie war es wirklich? Liegt das evtl. an den Aufnahmen?

Tatsächlich gibt es da ein kleines Problem, das wir hatten. Und zwar wurde von der Technikcrew vergessen Publikumsmikrofone aufzustellen. Als ich dann beim Mix die Audiospuren bekommen habe, habe ich erstmal gedacht: „Ach du Scheiße!“. Das einzige Publikum, was wir hatten, war somit über das Gesangsmikrofon und das ist natürlich für einen Liveauftritt extrem ätzend. Das heißt ich habe versucht mit allen möglichen Tricks bei den Overheads usw. mit Kompressor und allem Möglichen das Publikum zwischen den Pausen hochzujubeln. In der Halle war das überhaupt nicht so! Wir hatten eine super Stimmung! Klar, es ist nicht vergleichbar mit Sepultura live at Donnington oder Soulfly beim Full Force, aber es war schon ein guter Gig!
Viele Reihen haben gemosht, aber das kam eben leider nicht so sehr rüber, weil es vielleicht auch ein wenig dunkel ist von der Lichtshow, was eigentlich auch so nicht geplant war... Es sind einfach viele Faktoren, die noch auffallen, wenn man das erste Mal eine DVD macht, die man da vielleicht nicht so sehr beachtet und dann im Nachhinein ausbügeln muss.
Ich kann das Argument also sehr gut verstehen und im Nachhinein fanden wir es auch ein bisschen schade, aber wir denken, dass es noch im Rahmen liegt und der recht gute Schnitt kann auch ein wenig darüber trösten.

Okay! Dann haben wir ja schon mal klar gestellt, dass das Hamburger Publikum nicht nur ruhig da steht, sondern richtig abgehen kann!
Wer kam eigentlich auf die Idee mit den Headbanging Puppets? Sieht genial aus!
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Ja, das war gar nicht unsere Idee! Wir haben hier in der Nähe von unserem Proberaum, unweit von unseren Wohnungen, so drei vier Jungs, die sind erst so 15 bis 16 Jahre, das sind große Dark Age Fans. Ein Arbeitskollege von unserem Keyboarder, dessen Sohn war eben ein großer Fan und der kam halt mal auf Martin zu und sagte: „Hey, du bist doch der Keyboarder von Dark Age und sie würden sich so riesig darüber freuen, wenn sie mal zu uns in den Proberaum kommen könnten!“. Und da haben wir natürlich gesagt: „Klar, ist doch kein Problem!“. Also sind die Jungs hier angetapst und es war einfach ein herrliches Bild, wie sie hier in voller Montur mit ihren XXL T-Shirts, die viel zu groß waren, standen und so aussahen, wie wir vor zehn Jahren.
Die haben sich das dann angehört und es hat ihnen so viel Spaß gemacht, dass sie gesagt haben: „Okay, Dark Age! Wir haben da so ne Handycam und wir wollen mal ein Konzert von euch als Puppentheater nachbauen.“ Und wir haben dann gedacht: „Wow! Cool!“. Die Jungs haben sich dann richtig Mühe gemacht, innerhalb von zehn Tagen jeden Tag dran gebastelt und in Eigenregie uns dann den fertigen Schnitt gegeben. Da waren wir sehr dankbar!

Ja, das sieht echt lustig aus!

Finde ich auch!

Wenn du zurückblickst, welcher Song ist dein Lieblingssong von Dark Age und welches dein Lieblingsalbum?

Lieblingsalbum würde ich sagen ist das Letzte, das Dark Age Album. Lieblingssong ist ein bisschen schwieriger...Ich glaube es könnte „Zero“ sein in Kombination mit „Dare to Collapse“ aber auch mit „Silent Republic“ (vom gleichnamigen Album). Das sind so drei Songs für mich persönlich, aber da würde bestimmt jeder aus der Band etwas anderes sagen.

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?

Wir haben noch einen Gig auf Metal Bash und dann ist unsere Livesaison erst mal zu Ende. Dann werden wir unter Hochdruck am neuen Album arbeiten. Voraussichtlich September gehen wir ins Studio...oder sagen wir eher Oktober! Wir werden das Album dann bis Ende des Jahres fertig produziert haben und das soll nächstes Jahr im Frühjahr dann erscheinen und dann geht’s erst mal los mit Touren. Wir haben schon einige Einzelgigs am Start und dann suchen wir noch nach einer größeren Tournee. Also wir würden sehr gern auf eine Tournee gehen, die zu uns auch musikalisch passt. Vielleicht kann man schon das Geheimnis verraten, dass der Gitarrist von Dark Tranquillity das Albumcover von uns macht und wir überlegen den Sänger zu fragen, vielleicht ein Duett mit mir zu singen und das wäre eben super, wenn man mit einer Band, die musikalisch zu uns passt, also Melodic Death Metal wie Dark Tranquillity oder In Flames, als Support auf Tournee gehen könnte. Auch wenn die Tour mit Freedom Call und Primal Fear sehr gut war, suchen wir eben nach etwas, das musikalisch besser zu uns passt.

Letztes Jahr habe ich Dark Tranquillity erst live gesehen und da haben sie zwar handwerklich überzeugt, sind aber nach einer Dreiviertelstunde relativ kommentarlos wieder abgehauen...

Oh, das ist nicht so gut! Waren die Headliner?

Ja! Aber das war vielleicht auch etwas unglücklich gemeinsam mit Hatesphere und Chimaira, weil viele eher wegen denen gekommen waren. Vielleicht hatten Dark Tranquillity schon von vornherein weniger Lust! Die Musik war natürlich dennoch gut!

Ja, handwerklich sind die schon super! Aber es ist natürlich schon schade, wenn so eine Band nach 40 Minuten abzieht, grade wenn man die heutigen Ticketpreise zahlt. Meiner Meinung nach sollte man als Band da auch über seinen Schatten springen und immer 100% geben! Aber man weiß ja nicht, was da so los war.

Viele Bands werden aktuell dafür kritisiert, ein wenig zu sehr in die Metalcore Ecke abzurutschen. Glatt gebügelte Produktionen, moderner Sound, Beatdowns und der ganze Spaß...In Flames sind hierfür ein Beispiel. Was hälst du von dem Trend und inwieweit lässt sich Dark Age dadurch beeinflussen?

Das habe ich auch schon sehr häufig bei den Bands beobachtet, die zu mir ins Studio kommen! Ich denke, dass jede Band von jedem Trend auch ein wenig lernen kann, aber ich finde es schrecklich, wenn man sich diesem komplett anpasst, nur des Cd-Verkaufs Willen. Dass man seine Roots verlässt und komplett etwas anderes fährt, das wird man bei Dark Age niemals haben.
Was man haben wird ist, dass ich zum Beispiel ein großer Fan von Produktionen von Collin Richardson bin, der z.B. Machine Head und die alten Fear Factory Sachen gemacht hat und die Produktionen werden dadurch, dass eben auch der Metalcore derzeit so im Trend liegt, ein wenig zum Standard werden. Diesen typischen Rock´n Roll Sound wird man bei Dark Age also nicht finden, aber das war ja noch nie so. Der Wechsel von hartem zu klaren Gesang ruft ja unweigerlich den Vergleich zum Metalcore auf, aber das haben wir ja schon seit dem zweiten Album. Also wir haben das nie gemacht, weil es grad modern ist oder so, sondern hatten eben immer das Gefühl, dass auch viele unserer Melodien auch Platz lassen für klare Gesangslinien und dass man damit auch in der Lage ist, Gefühle auf eine ganz andere Art auszudrücken. Ich kam dann mal mit solchen Ideen in den Proberaum und dann haben wir das einfach gemacht ohne darüber nachzudenken, ob das irgendwie modern werden könnte.
Ansonsten sage ich immer, dass wir mit Dark Age unser Genre gefunden haben. Wir benutzen ja auch stark das Keyboard, was uns ein wenig von den anderen Bands abhebt und haben auch da noch unsere Roots aus unseren Black Metal Zeiten.
Was mich halt beim Metalcore reizt und was ich toll finde, ist eben dieser Groove, der da entsteht, wie bei Killswitch Engage mit den ganzen Moshparts da drin. Vielleicht hört man da mal ein Riff und denkt sich „Hey, cool! Da kann man was mit machen!“, aber letztendlich wird man, wenn man eine Dark Age Cd kauft immer wissen, dass man auch „Dark Age“ bekommt ohne irgendwie einen Abklatsch zu bekommen.
Das widerstrebt mir total und das gefällt uns als Band auch überhaupt nicht. Wir werden unsere Originalität beibehalten! Was sowieso schon sehr schwer ist heutzutage!

Ich persönlich höre beide Richtungen schon ganz gerne! Mich ärgert es aber, dass viele Bands sich von dem Begriff Metalcore distanzieren, weil dieser total verheizt ist und sich als Melodic Death Metal Band bezeichnen, obwohl sie nichts anderes machen. Das finde ich irgendwo sehr schade!

Ja, das ist sehr, sehr schade! Es ist auch sehr interessant, das mal von der Seite eines Redakteurs zu hören. Als Musiker nimmt man solche Trends ja auch anders war als Redakteure, die jeden Tag Cd´s für Rezensionen bekommen und damit natürlich auch sehr schnell merken, wo sich Bands ähneln und wie weit gefächert das Gebiet eigentlich ist. Also das ist schon interessant zu hören. Ich sehe das da ein bisschen ähnlich. Da gibt es eben einmal die hartgesottenen Old School Death Metaller, die auf einmal ihre tiefen Growls in Shouts umgewandelt haben und die Gitarren sind auf einmal furchtbar tief gestimmt. Das bekomme ich schon so ein bisschen mit.
Aber der ganzen Geschichte kann man auch eine gute Sache abgewinnen. Ich war immer schon gegen dieses Spartendenken. Also ich war nicht so derjenige, der so eine typische Black Metal Phase durchlebt und nichts anderes an sich heran lässt. Deswegen finde ich es gut, dass dieser Trend vielleicht so ein bisschen zur Toleranz aufgerufen hat und so ein wenig das Hardcorelager mit dem Punklager und dem Heavy Metal Lager zusammengeschweißt hat. Ist ja gut, wenn das heutzutage nicht mehr so abgegrenzt ist. Es gibt ja auch Bands wie Chimaira oder Killswitch Engage, die irgendwo ihre Roots haben, nämlich den Göteborgstyle aus der Mitte der Neunziger und das darf man nicht vergessen.
Ich freue mich darüber, wenn es innerhalb der Szene mehr Toleranz gibt gegenüber anderen Musikrichtungen. Das ist vielleicht ein positiver Nebeneffekt.

Da sprichst du mir wirklich aus der Seele! Man hat eben das Problem als Redakteur, dass man die ganzen Platten irgendwo einordnen muss. Das ist vielleicht so ein kleiner Teufelskreis mit diesem Schubladendenken, da wir ja (obwohl wir es vielleicht nicht wollen) den Alben irgendein Genre zuordnen müssen, damit der Leser es einordnen kann, was ja wiederum ein Schubladendenken verstärkt. Am liebsten würde ich einfach nur Metal hinschreiben, aber dann kann niemand etwas damit anfangen.

Genau! Die Begriffe müssen ja auch da sein, damit man das einordnen kann. Es gab ja vor ein paar Jahren bei den Fans dieses Denken „Magst du kein Black Metal, bist du untrue oder unreal!“. Das ganze Gesabbel ging mir immer schon auf den Sack! Wenn man mal ein Strapping Young Lad Shirt an hat und zu einem Black Metal Konzert geht, wurde man gleich blöd angeguckt. Das ist heut nicht mehr so und das freut mich sehr. Musik ist viel mehr als nur eine Richtung, in der man sich verkrampft!

Es ist schon komisch, dass es immer Leute gibt, die sagen: „Alles was Metalcore ist, muss scheiße sein!“. Sowas gibt es auch bei uns im Team. Das ist irgendwie in den Leuten verwurzelt und geht da auch scheinbar nicht raus. Finde ich sehr komisch!

Das finde ich auch komisch. Ob das damit zusammenhängt, dass der Metalcore vielleicht auch durch das Styling so ein bisschen die Metal Old School Schublade aufbricht? Dass man vielleicht nicht so metallisch aussieht, weil man nicht mit Lederstiefeln und Lederschnürhosen ausgestattet ist...vielleicht brechen sie da so Dogmen auf, was ich ja persönlich ganz gut finde! Vielleicht passt das aber anderen Leuten nicht in den Kram.
Metal ist ja sowieso ein sehr sensibles Thema, weil es für viele Menschen auch Lebensinhalt ist und sie sich danach ausrichten, so dass sich manche vielleicht auch in ihrem Lebensstil durch die neuen Trends angegriffen fühlen oder dass sie eine solche Veränderung überhaupt nicht erwünschen und daher von vornherein abschalten. Ich mag Stillstand nicht, aber es gibt ja durchaus Menschen, die so denken.

Ich persönlich finde es dann auch besonders schön, wenn man solche Menschen vielleicht auch ein wenig von „dem Neuen“ überzeugen kann. Ich denke da grad an einen unserer Kollegen (Hallo Herr Meyer ;-), der sich glücklicherweise irgendwann von der neuen Disturbed Scheibe doch hat überzeugen lassen.

Für mich als Studiobesitzer ist so was sowieso ganz unverständlich! Also ich höre von Rock bis Metal wirklich alles, weil man ja auch andere Inspirationsquellen braucht. Wer sich in der Musik da limitiert, vollführt da meiner Meinung nach keine Kunst! Musik ist ja eine Form der Kunst und ein Künstler darf sich in keiner Weise limitieren, denn dann ist es keine Kunst mehr! Deswegen sollte man sich als Musiker auch viel unterschiedliche Musik anhören. Ich höre vielleicht 80% Metal, aber es gibt eben auch viele andere Sachen, die ich mal gern höre. Das merkt man ja auch bei Bands wie Stratovarius, die hören sehr viel Klassik! Bruce Dickinson hat mal im Rock Hard gesagt, als die Verkäufe im Metal in den Neunzigern so ein wenig eingebrochen waren und als die Szene etwas unterging: „Das Problem der Metaller ist, dass sie zu viel Metal hören!“. Und da ist so ein bisschen was dran!
Vielleicht, dass man einfach zu sehr noch die Scheuklappen auf hat und das finde ich ist mit dem Metalcore zum Beispiel so eine schöne Sache, dass die das ein wenig aufbrechen, denn schlussendlich ist es alles nur Musik! Und ich werde mich nicht beschränken, weil es meine Szene vorgibt. Dann bin ich halt nicht Teil der Szene. Das gilt auch für die gesamte Band. Wir hören alles von AC/DC über Emperor, In Flames oder Killswitch Engage, um mal was modernes zu nennen. Aber auch mal einen Song von Puddle of Mudd, wenn der gut ist. Hey, warum denn nicht?

Finde ich eine sehr gute Einstellung! Würde ich so unterschreiben!

Wir sind dann auch am Ende unseres Interviews und ich stelle zum Schluss immer drei Fragen, die nichts mit dem Metal zu tun haben:

1. Was würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen? (Drei Dinge)


Also auf jeden Fall meine Gitarre, meine Freundin und wahrscheinlich eine kleine Fee, die mir tausend Wünsche erfüllt! (lacht)

2. Was ist für dich der beschissenste Song aller Zeiten? So ganz spontan?


Sehr gute Frage, da fällt mir auch bestimmt gleich was ein...Ziemlich mies fand ich mal diese eine Band...da hatte ich schon Schmerzen von! Das war dieses „Blue“ von Blue oder wie die auch hießen. Das war einfach nur schlecht!!!

3. Mit wem würdest du gerne mal in die Badewanne steigen?


Abgesehen von meiner Freundin mal mit Angelina Jolie!

Alles klar! Dann bedanke ich mich für das tolle Gespräch! Wünsche dir und der Band alles Gute für die Zukunft und macht so weiter! Das letzte Wort gehört dir:

Im Zusammenhang mit der DVD kann ich mich noch mal bedanken für den Support, für zehn tolle Jahre! Wir freuen uns auf neue Livekonzerte und sehen uns dann 2007 mit dem neuen Album, was ein Killer wird! Die neuen Songs lassen viel versprechen, kann ich nur sagen! Und schaut mal bei unserem neuen Dark Age Forum vorbei. Den Link gibt es auf unserer Homepage www.dark-age.de. Wir freuen uns auf jeden Fall auf die neue Livesaison und darauf, mal wieder mit euch Fans einen Trinken zu gehen!
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