Im Endeffekt die netten Jungs von nebenan


Interview mit Disbelief
Death Metal aus Deutschland
Disbelief waren kurzfristig als Vorgruppe für Soulfly im Chemnitzer AJZ bestätigt worden. Ich schnappte mir Sänger Jagger für ein Interview.

Ihr könnt das Interview als MP3 auf www.mosh-club.de.vu runterladen und Jagger lauschen. Der Kerl spricht teilweise in einem Tempo und nuschelt dabei, dass man schon sehr genau hinhören muss.


Wie seid ihr so kurzfristig zu der Möglichkeit gekommen, mit SOULFLY zu spielen?


Jagger: Kurzfristig ja, aber im Endeffekt war es schon länger im Gespräch, es ist schon fünf Wochen her, dass unser Manager uns angerufen hat, dass eventuell die Chance bestünde, dass wir zwei, drei Shows mit SOULFLY machen sollten, es wäre auch noch gestern in München gewesen. Durch die Verbindung unseres Managements mit der Konzertagentur ist es praktisch bis zum Freitag so gelaufen, dass es da erst bestätigt wurde, so dass es im Endeffekt für uns eigentlich recht Stress geworden ist, das ganze noch so zu managen, dass wir auch jetzt hier sind und alles kurzfristig so geworden ist im Endeffekt.

Wir hatten es ja vorhin schon geklärt, 45 Minuten dürft ihr spielen und ich hab auch schon die Merchpreise gesehen, ihr dürft sogar selbst Merchpreise haben. Also, ihr müsst sie nicht SOULFLY anpassen…

Das wäre auch schlimm wenn nicht.

Ihr seid also relativ fair behandelt worden von SOULFLY und vom Management.

Bis jetzt ja, wir können nicht klagen.

In Chemnitz habt ihr noch nie gespielt, erwartet ihr irgendwas besonderes von Chemnitz?

Wir hoffen, dass wir so aufgenommen werden wie überall im Osten und von daher habe ich keine Bedenken, dass es nicht so sein sollte. Auch dass einige Seite von unsere Seite aus herkommen, die vielleicht jetzt erst erfahren haben, dass wir heute hier spielen werden. Du hattest ja auch geschrieben, dass du ne Ankündigung von uns gesehen hattest. Wie du uns die Mail geschrieben hattest, wusste ich das nicht. Normal hasse ich das, das so zu erfahren.

Ihr geht dann im Oktober mit GRAVEWORM auf Tour. Wie seit ihr auf GRAVEWORM gekommen?

Mehrere Faktoren, 1. Rock the Nation aus Österreich, unsere Konzertagentur, ist auch die gleiche wie für GRAVEWORM und von daher war einfach die Sache gegeben und wir haben auch schon mehrere Konzerte mit GRAVEWORM gehabt und die Möglichkeit gehabt die Leute kennenzulernen und von dem Aspekt her sind es feine Menschen. Und wenn sowas zusammenpasst und auch noch vom gleichen Label, dann ist es ja eigentlich perfekt miteinander auf Tour zu gehen. Ich sehe es auch so, vom Status der Band sind wir auch ungefähr auf einer Wellenlänge und dann sind das die besten Vorraussetzungen. Auch mit den beiden Vorbands, DEADBORN und IN SLUMBER, das ist ein Paket, das mich glücklich stimmt, dass es so geworden ist. Man geht in die Tour mit einem guten Gefühl rein.

Du hattest es eben schon angesprochen, der Status ist ungefähr gleich, wer macht denn den Headliner oder wechselt ihr?

Wir haben jetzt die Chance uns vor der Tour noch mal auf einem Festival zu sehen und da werden wir das besprechen. Ich denke mal, dadurch, dass man sich kennt und der Neidfaktor keine Rolle spielt, spricht man das vorher ab, wer wo weiß, dass er Leute zieht. Kann ja sein, dass sie irgendwo Leute ziehen und das wissen und wenn wir in Frankfurt spielen, wo wir herkommen, kann man das im Vorfeld absprechen, wer dann Headliner macht. Es sollte so sein, dass es im Endeffekt bei fifty-fifty ist von der Anzahl der Konzerte.

Ihr spielt auch zwei Konzerte hier in der Gegend, in Annaberg-Bucholz und in Engelsdorf im Hellraiser. Sind die Läden nicht ein bisschen zu groß für euch, speziell der Hellraiser?

Ja, ist wohl ein größerer Laden. Wir haben das ja nicht entschieden, dass war die Booking-Agentur. Ich weiß jetzt nicht, wo der Termin liegt, vielleicht ist es ja an einem Wochenende, dann würde es vielleicht wieder passen. Das ist eh Glücksache, es muss passen zeitgeistmäßig, dass halt die Leute kommen. Dann ist alles gut.

Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag auf Tour wenn ihr die komplette Tour fahrt und nicht wie heute erst kurz vor dem Konzert anreist?

Das ist ja ein Unterschied ob man ein einzelnes Konzert hat oder auf Tour ist. Auf Tour bist du jeden Tag unterwegs und musst dich auch nicht um Sachen kümmern, dass du irgendwo hinkommen musst, du legst dich ins Bett und der Fahrer fährt dich irgendwo hin. Und von daher sind das ganz andere Vorraussetzungen.

Habt ihr die Chance euch mal die Städte anzugucken?

Die Chance besteht immer, man muss nur halt mal konsequent sein die Chance beim Schopfe zu packen. Wenn man das nicht tut, dann sieht man auch nichts. Aber die Zeit ist immer irgendwo für irgendwas gegeben.

In Köln wart ihr Vorgruppe von SEPULTURA, die ich auch gerade interviewt habe. Was habt ihr für Eindrücke von denen? Habt ihr sie kennenlernen dürfen?

Naja, kennenlernen dürfen, ich meine wir sind nicht unbedingt Leute, die jetzt auf irgendwen zugehen, "Hi, darf ich dich kennenlernen?" Bei mir ist es so, dass man zufällig ins Gespräch kommt oder nicht. Wie es auch im normalen Leben ist, jemand ist einem sympathisch, dann kommt man meistens immer irgendwo in Kontakt. Mit dem Sänger Derrick hab ich mal kurz Kontakt gehabt, eine sehr nette Persönlichkeit und super freundlich. Das war sehr positiv, auf jeden Fall. Das hätte ich mir auch nicht anders gedacht, er bringt den Eindruck ja auch .auf der Bühne rüber, er ist ja ein spaßiger Typ so, das ist schon okay. Und auch so die Band, ich war beeindruckt vom Konzert und es war alles auch locker wie heute im Endeffekt. Und von daher, dass wir erst mit SEPULTURA und dann mit SOULFLY spielen, das hat irgendwas.

"66Sick" habt ihr bei Nuclear Blast veröffentlicht und mit "Navigator" seid ihr jetzt wieder zu Massacre Records zurückgekehrt. Wie kam es dazu, nur ein Album über Nuclear Blast?

Nuclear Blast waren nicht zufrieden mit unseren Verkäufen und haben uns dann gedropt. Wir haben bei Nuclear Blast aber auch nicht den Rückhalt gehabt, den eine Band gebraucht hätte. Wir sind irgendwie zu früh fallengelassen worden und auch der richtige Plattenboss war nicht unbedingt unser Fürsprecher und da ziehst du immer die schlechtere Karte wenn gerade diese wichtige Person nicht hinter einem steht und nicht bereit ist einen zu fördern. Wenn das gewesen wäre, hätte das bestimmt anders ausgesehen und so sind wir jetzt wieder bei Massacre Records. Massacre Records können uns die Bedingungen, die wir brauchen, erfüllen und können uns da helfen. Die Türen waren nie zu und sie haben oft betont, dass die Türen für uns immer offen bleiben.

Andererseits ist es ja so, dass ihr euch in den Interviews zu "66Sick" nie so positiv über Massacre Records geäußert habt bzw. sogar andersrum, dass es immer Probleme gab, dass sie sich zu sehr auf Deutschland beschränken, … Ihr habt ja die Probleme offen angesprochen und jetzt seid ihr zurückgekehrt.

Daher wissen wir ja auch, was uns erwartet.

Ihr hattet also keine anderen Angebote?

Die Sache ist die gewesen, dass die Promotion bei Massacre so läuft, dass sie nicht im Hause ist, sondern dass jemand anders das macht. Und diese Arbeit haben wir nicht jemand anders überlassen, das macht jetzt unser Manager Andy Siry. Und von daher haben wir, was das betrifft, alle Fäden in der Hand. In den Vorgesprächen sind die ganzen Sachen ja auch angesprochen worden und an den Pranger gestellt, dass diese Sachen abzustellen sind. Bis jetzt sind ein paar kleine Sachen gewesen, die wahrscheinlich nie abzustellen sind, aber im Großen und Ganzen kann man zufrieden sein.

Bleibt ihr mit dem nächsten Album bei Massacre Records oder ist das noch nicht entschieden?

Im Moment wollen wir uns diesbezüglich keine Gedanken machen. Im Endeffekt zählt erst mal die kommende Tour, das ist jetzt erstmal das wichtigste und alles danach, dazu kann man jetzt noch nichts sagen.

Wie sind denn jetzt die Reaktionen auf "Navigator"? In den letzten Interviews spracht ihr ja offen von Verkaufszahlen und dass ihr im Ausland durchstarten wollt.

Das gehört halt alles noch in diese Geschichte mit Massacre Records, dass da halt viel schiefgelaufen ist. Ich kann dir nichts sagen, wie viel wir in Frankreich verkauft haben, da wir keine Bestätigung bekommen haben und da kann man jetzt auch keine Zahlen nennen.

Ihr spielt ja nun schon mit den drei festen Bandmitgliedern am Bass, Gesang und am Schlagzeug ziemlich lange zusammen und wie läuft da bei euch das Songwriting ab.

Das ist jetzt ne ganz junge Geschichte, die wir am Start haben. Wir haben zwei neue Gitarristen und wie sich das ganze integriert wird sich zeigen müssen. Heute spielt ein Gitarrist mit, der am Freitag erst erfahren hat, dass er heute hier spielt, da er praktisch ein Kandidat ist um den Posten unseres Gitarristen Tommy zu ersetzen. Und das wird sich zeigen, wir haben noch einen anderen Kandidaten und vor der Tour wird sich das entscheiden. Es sind beide sehr gute Gitarristen und bei beiden machen wir keinen Fehler wenn wir einen davon nehmen. Und von daher ist es für uns sehr positiv von der Entwicklung her. Und wie die beiden sich integrieren hängt von ihnen selber ab und da mache ich mir keine Gedanken, dass der vollste Einsatz dahinter steckt.

Ihr seid nicht irgendwie so diese Klischee Metal Band, diese bösen Jungs. Ihr lauft ganz normal rum, man hört keine schlechten Gerüchte über euch, keine Geschichten, dass ihr irgendwie den Backstageraum zerdeppert oder dass ihr euch wie Rockstars aufführt.

Ja scheiße was, wir hätten uns wahrscheinlich genau umgedreht verhalten müssen, dann wären wir jetzt bekannt. Bei vielen Leuten zählen Schocknachrichten, da irgendwie ein Gerücht und da ist jetzt der wieder halb verreckt weil er irgendwelche Drogen genommen hat und irgendwo in der Ecke gelegen hat. Mit sowas wollen wir uns nicht anpreisen oder mit sowas bewerben oder uns irgendwie anbiedern.

In Interviews mit euch kommt es ja häufiger vor, das ihr euch nicht in die Death Metal Schublade stecken lassen wollt. Warum wehrt ihr euch so dagegen?

Es gab Zeiten wo wir uns dagegen gewehrt haben als Band. Als wir "Shine" veröffentlicht haben, da wollten wir eigentlich mit Klischees und all dem gar nichts mehr zu tun haben. Wir wollten uns so normal wie möglich präsentieren, auf Fotos, um nicht in schwarz aufzutreten, hat unser Schlagzeuger immer eine orange Jacke angehabt. Da wollen wir uns nicht limitieren, Klischee ist Limitierung.

Kommt das auch wegen den Death Metal Fans? Peter Dolving von THE HAUNTED sagte im Januar im Interview, dass die Death Metal Fans dumm seien und dass THE HAUNTED sich jetzt so freuen würden vor dem jungen KILLSWITCH ENGAGE Publikum auftreten zu dürfen. Auch die Verkäufe wären jetzt überragend.

Das kann man nicht verallgemeinern. Das ist eine andere Generation und diese Generation besteht nciht aus diesen typischen Langhaarigen. Und wenn das mal zusammenschmelzen würde, dass diese Mauer verschwinden würde, dass würde ich mir gerne für die Zukunft wünschen.

Zum Abschluss können und dürfen sich die Bands bei mir immer ein Lied von einer anderen Band für die Radiosendung wünschen…

Joe (wirft das Besteck weg und fängt heftig an zu winken):
KORONA (http://www.myspace.com/koronarocks). Ich wünsch mir ja keinen Alltagsstoff.

Jagger: RUNNING WILD – Ginghis Khan
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