Gestern, Heute, Morgen


Interview mit VII Gates
Melodic Heavy Metal aus Schweden - Halmstad
VII GATES aus Schweden gehören für mich zu den besten Newcomern der letzten Zeit und haben mit ihrer traditionell ausgerichteten Scheibe „Fire, Walk With Me“ ein erstklassiges Debüt vorgelegt. Zeit also, sich mal näher mit den Nordlichtern auseinanderzusetzen. Bandgründer/Gitarrist Jonas Arvidsson (alias JJ Rockford) stand mir Rede und Antwort.

Okay Jonas, also als erstes würde ich gerne mal wissen, wie die ganze Sache angefangen hat. Was hattest Du im Hinterkopf, als Du die Band gegründet hast und wie kamen die anderen Bandmitglieder dazu ?

Seit ich meinen ersten Akkord spielen konnte, war ich immer in irgendwelchen Bands tätig und habe Songs geschrieben, welche am Anfang natürlich nicht so toll waren. Ich kann mich noch daran erinnern, daß ich alle sechs Akkorde auf ein Blatt Papier schrieb und sie dann mit einem Würfel den Lyrics zugeteilt habe ... na wie auch immer, im Herbst 1999 zog ich nach Halmstad um, um an der dortigen Uni zu studieren. Ich war der Meinung, daß ich eine richtige Band brauchte, um meine Songs umzusetzen (die jetzt besser waren als meine frühen Würfel-Stücke) und habe daher überall Annoncen und Inserate aufgegeben. Der einzige Typ der sich meldete war David Angsviks, und wir passten sofort gut zusammen. Er war besser an seinem Bass als ich an meiner Klampfe; war aber auch der Meinung, daß meine Songs (die in MIDI Demo Versionen vorlagen) gut waren. Wir haben also ein paar Monate mit nem Drumcomputer geprobt, bis wir dann schließlich Mick (van Slowfoot, dr.) fanden. Auch mit ihm klappte es von Anfang an gut. Darüber hinaus kannte er Criss (Blackburn, voc.) und einen Typ namens Nicklas aus einer Band, in der sie früher zusammen gespielt hatten. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Wir hatten noch viele Line-Up Wechsel, die aber nicht groß von Bedeutung waren. Häufig kamen die neuen Mitglieder durch Anzeigen oder durch „Leute, die andere Leute kennen“. Criss und Tim (Diaz, keys) sind übrigens Cousins.

Im August 2000 starb Gründungsmitglied David Angsviks dann leider tragischerweise bei einem Autounfall. Wie sah es damals in euch aus ? Wolltet ihr die Brocken hinschmeißen ? Und warum habt ihr weitergemacht ?

Nein, ich glaube nicht, daß irgendjemand der Meinung war, daß wir die Band auflösen sollten, da wir alle der Ansicht waren, daß VII GATES etwas besonderes waren. Wir spielten zwar erst seit ein paar Monaten zusammen, hatte aber schon langsam unseren eigenen Sound entwickelt.
Ich persönlich stand völlig unter Schock; es schien alles nicht real zu sein, daher erschien es mir offensichtlich, daß wir weitermachen würden. David war nicht mehr da, also brauchten wir einen neuen Bassisten. Erst ein paar Wochen später, als wir schon mit dem neuen Mann probten, wurde mir klar, was passiert war und daß David niemals wiederkommen würde. Das war ein wirklich trauriges Gefühl ...


Gehen wir etwas von dieser schlimmen Geschichte weg und schreiten in der Zeitlinie weiter voran : nach eurem zweiten Demo „A Dark Room Of My Mind“ hat euch eine Plattenfirma einen Deal angeboten. Warum habt ihr dieses Angebot damals ausgeschlagen ?

Wir verstehen zwar nicht viel von diesen rechtlichen Dingen, aber der Vertrag sah in unseren Augen nicht wirklich gut aus. Natürlich haben wir auch kein Traumangebot erwartet, aber das Aufnahmebudget war doch schon sehr knapp. Heute bin ich wirklich froh, daß wir damals nicht unterschrieben haben : zum einen, weil wir heute als Band besser sind als zu jener Zeit und zum anderen, weil unser jetziger Vertrag mit Sound Riot im Vergleich viel besser ist.

Die erwähnte Company Sound Riot hat euer Debütalbum „Fire, Walk With Me“ bereits veröffentlicht. Wie kamt ihr denn auf den Titel ? Zumindest ich finde ihn recht ungewöhnlich ...


Als wir uns für einen Titel entscheiden mußte, stand bereits das Releasedate der Scheibe, so daß wir nur noch ein oder zwei Monate Zeit hatten. Wir konnten uns also kein Cover nach Maß anfertigen lassen, so daß wir aus ein paar Bildern das jetzige Cover aussuchten. Der Titel mußte natürlich auch zum Bild passen, und so kamen wir drauf ... darüber hinaus stammt „Fire, Walk With Me“ natürlich aus der TV Serie „Twin Peaks“ (die ich sehr mag !!), und ich denke daß er die Musik des Albums ganz gut reflektiert.

Im Gegensatz zu vielen anderen Bands aus Schweden spielt ihr keinen typischen, von Helloween oder Hammerfall beeinflußten Power Metal. Euer Stil scheint eher traditioneller Natur zu sein und erinnert mich des öfteren an die 80er Jahre. Welche Bands haben euch beeinflußt ? Wer sind eure Vorbilder ?

Ich persönlich bin ein großer Fan von Queen, Manowar, Savatage, Rainbow, Accept, Return, Deep Purple, Mötley Crüe, The Who, Iron Maiden, Hanoi Rocks, Helloween und anderen Bands, aber wenn ihr euch den Geschmack der anderen Jungs so anschaut (siehe Bandhomepage), dann werdet ihr noch viele weitere Truppen finden, die sich teilweise doch deutlich von meinem Geschmack unterscheiden ...

Obwohl ich eure Songs sehr stark finde, war ich doch besonders von eurem Sänger Criss beeindruckt, der mich mit seiner sauguten Kopfstimme manchmal an Rob Halford erinnert. Ist Criss ein professioneller Sänger oder einfach nur ein großes Talent ? Und habt ihr keine Angst, daß eines Tages eine etablierte Band versuchen könnte, ihn abzuwerben ?

An diesem Tag werden wir hoffentlich selbst etabliert genug sein, um ihn zu halten !! Aber das ist nichts, worüber ich mir täglich Gedanken machen. Was passiert, passiert eben ... wenn es ein gutes Angebot ist, würde es ihm niemand übel nehmen, wenn er VII GATES verläßt. Ich meine, wenn mich Ian Paice fragen würde, ob ich nicht als neuer Gitarrist bei Deep Purple einsteigen will, gäbe es da auch keine großen Diskussionen :). Na egal, Rob Halford ist jedenfalls Criss‘ größtes Idol, gar keine Frage. Er mag auch David Coverdale und Bruce Dickinson. Er hat zwar schon seit einiger Zeit in vielen Bands gespielt, bekam aber nie Unterricht oder sowas.

In meinem Review zu „Fire, Walk With Me“ habe ich bemängelt, daß die zweite Hälfte der Scheibe lange nicht so stark war wie die erste. Würdest Du mir zustimmen ? Und falls ja, habt ihr deshalb die Tracklist mit Absicht so sortiert, wie sie jetzt ist ?

Nun, wenn ich mir das Album jetzt mit etwas Abstand anhöre, muß ich Dir definitiv zustimmen (außer bei „The Madman Inside“, was meine absoluter Lieblingssong der Platte ist). Das Problem ist einfach : wenn Du einen Song geschrieben hast, ihn ständig probst, aufnimmst und live spielt, dann bist Du nicht der Richtige, um ein Urteil zu fällen ob er gut ist oder nicht. Wir haben soviel andere Sachen in diese Stücke gesteckt – Gefühle und so weiter - aber der Käufer bekommt nur die nackten Songs. Daher höre ich auch nicht auf Außenstehende, die über unsere Stücke richten wollen.
„Tormented“, „Love Bullet“ und „A Dark Room Of My Mind“ sind live immer sehr gut angekommen (speziell „Tormented“ kommt live viel besser), aber die Aufnahmen waren dann doch nicht ganz so gut. Wir haben natürlich versucht, die Songs so auf dem Album zu platzieren, daß man es am besten am Stück hören kann, und unter all unseren Möglichkeiten war die jetzige das kleinste Übel :). Aber ich muß zugeben, daß wir lieber einen starken Anfang haben wollten als einen weniger guten; natürlich ist es schön wenn die Leute das Album von Song zu Song immer besser finden, aber wenn sie die ersten Tracks nicht mögen, hören sie sich den Rest vermutlich gar nicht erst an. Ein paar Kritiker haben mir übrigens einige Zeit später Mails geschickt, in denen sie angaben, das Album jetzt mehr zu mögen als zum Zeitpunkt ihrer Reviews.


Mit Kee Marcello (Europe) und Chris Amott (Arch Enemy) habt ihr auch zwei recht prominente Gastauftritte auf eurer CD. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande ?

Chris wohnt in der gleichen Stadt und ich kenne ihn schon lange, daher war das keine große Sache. Wir haben ihn einfach mit dem Auto abgeholt, ins Studio gekarrt und gesagt, was er spielen soll. Und er hat es großartig gemacht ! Ich muß schon sagen, daß er ein echter Gentelman ist.
Bei Kee Marcello war er nicht viel schwieriger, ich brauchte etwa eine halbe Stunde, bis ich seine Email Adresse herausgefunden hatte. Ich hab ihm dann eine Mail geschickt und ihn gefragt, ob er nicht auf dem Album spielen will. Er sagte sofort zu und fand es recht inspirierend. Eine schöne Erfahrung, auch mit ihm war die Zusammenarbeit völlig problemlos.
Ich möchte an dieser Stelle noch erwähnen, daß auch alle anderen, die mit uns an der Platte gearbeitet haben (Tommy Denander, Janne Stark, Apollo, Stefan, Rickard, Jon und so weiter) sehr nett mit uns umgegangen sind.


„Fire, Walk With Me“ ist ohne Zeifel ein sehr starkes Debüt geworden. Allerdings müßt ihr euch dennoch mit hunderten anderen Bands in eurem Genre messen – was macht VII GATES anders ? Warum werdet ihr als Sieger aus dieser Konkurrenz hervorgehen ?

FALLS wir etwas Erfolg haben, kommt es darauf an, was wir aus den Dingen machen, die sich entweder als gut erweisen oder in einem Desaster enden können ... :). „If you are in an uphill slope, you can‘t brake to reach to top of the hill!“ (Frei übersetzt aus einer schwedischen TV Sendung namens „Sally“)

Was steht als nächstes an ? Werdet ihr in Europa auf Tour gehen – und falls ja, auch in Deutschland ? Plant ihr eventuell schon ein neues Album ? Habt ihr schon neues Material auf der Pfanne ?


Im Moment proben wir neues Material, ungefähr 10 Songs sind schon mehr oder weniger fertig. Wir wollen versuchen, etwa doppelt so viele Songs zu haben, als dann letztlich auf der Platte stehen werden, damit wir entsprechend wählen können. Das ist auch kein Problem, da wir schneller Songs schreiben als wir sie proben können ... unser Fundus wird immer größer ! Wir haben zwar noch keine detaillierten Pläne für ein Erscheinungsdatum, aber ich schätze mal, daß wir im Herbst oder Winter mit den Aufnahmen beginnen werden, so daß die Platte dann im späten Frühling 2005 erscheinen dürfte.
In Europa zu touren wäre natürlich großartig ! Aber solange Sound Riot nicht mehr etablierte Bands unter Vertrag haben, glaube ich kaum, daß wir als Opener auf eine Tour aufspringen können. Falls natürlich die Verkaufszahlen der Platte gut werden, können wir eventuell sogar selbst auf Tour gehen. Wir versuchen zwar, auf ein paar Festivals in Europa zu landen, aber das erweist sich als gar nicht so einfach ... wünsch uns Glück !
Wir haben außerdem ein Video zu „The Saviour“ aufgenommen, welches man sich auf unserer Homepage runterladen kann (www.sevengates.se). Viel Spaß !


Eine letzte Frage : wer sind denn diese netten Mädels im Bikini, die sich mit euch auf dem Backcover der CD in einem Cabrio räkeln ?

Es ist zwar schwer zu glauben, aber trotz Mick’s 150 Kilo ist er sehr gut darin, Mädels abzustauben ... diese Schönheiten sind alle seine Freundinnen.

Jonas, viele Dank für das kurze Interview. Ich wünsche euch für die Zukunft alles Gute und bin überzeugt, daß ihr es schaffen werdet. Rock on !
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