Weiterentwicklung


Interview mit Deadlock
Melodic Modern Death Metal aus Deutschland - Schwarzenfeld
Interview mit Johannes Prem von DEADLOCK am 27.10.2008 per Telefon für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz: www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.

Björn: Fangen wir mit dem an, was vom letzten Interview offen geblieben ist: Eure erste Tour. Zu eurer CD-Release Party hattest du die Tour mit NEAERA und MAINTAIN angekündigt, was sind deine Eindrücke von der ersten Tour?

Johannes:
Für uns war es ein guter Test, weil es von der Länge her so ein Mittelding war. Es waren 14 Tage und von der Länge perfekt, um mal auszuprobieren, wie es uns auf Tour so gefällt und wie wir mit dem Tourleben so zurecht kommen. Mit MAINTAIN und NEAERA hatten wir extrem viel Glück, weil das saucoole Leute sind, und wir viel Spaß hatten. Zwei drei Shows waren dabei, die für uns nicht so gut liefen, ansonsten war es aber extrem gut. Das Highlight war dann der Abschluss in Hamburg. Das war die beste Show.

Vor „Wolves“ hatte ich es im Interview angesprochen, dass man bei dem Online-Radio last.fm sehen kann, wer welche Songs von euch gerade hört, und da hatten sechs Wochen vor Release hunderte schon euer neues Album gehört. Was würdest du denn schätzen, wie viele es jetzt schon hören?

Ich tippe mal drauf, dass es jetzt genau so viele wie bei der „Wolves“ sind.

Jetzt waren es letzte Woche 1.100.

Scheiße, krass.

Merkt ihr das selbst, dass sich die Band immer weiterentwickelt? Hat die Band sich so weiterentwickelt?

Musikalisch haben wir uns für uns selbst von Platte zu Platte weiterentwickelt. Wir trauen uns auch mehr, und das merkt man auch bei „Manifesto“, dass wir immer mehr Samples und Spielereien einbauen. Und musikalisch sind wir jetzt so weit, dass wir das alles zusätzlich ausprobieren wollen und können. Ansonsten merken wir es bei MySpace: Wir kriegen halt viele Einträge aus Amerika oder Südamerika, und auch aus Japan kommen ein Haufen Anfragen, ob wir mal wieder auf Tour kommen oder dort ein Konzert spielen, weil wir ja schon einmal ein Konzert dort gespielt haben. Es ist schön zu sehen, dass es etwas internationaler und größer wird, das merken wir schon. Für uns ist es aber wie vor jeder neuen Platte, man ist ultra gespannt und hofft natürlich, dass die neue Platte etwas besser ankommt als die alte.

Vor der Platte habt ihr jetzt auch euren Plattenvertrag bei Lifeforce Records verlängert. Wie kam es dazu? Ihr hattet ja bestimmt auch andere Angebote?

Für uns ist es einfach das perfekte Label, eine coole Mischung aus einer Freundschaft mit Stefan und den Jungs von Lifeforce und aus einem professionellen Arbeiten und professionellem Umfeld. Sie promoten unsere Platte gut; wir haben ein gutes Standing bei dem Label und sind eine der Top-Bands auf Lifeforce Records, und das ist schon ein großer Vorteil. Bevor wir jetzt auf ein größeres Label wechseln, wo man Gefahr läuft in der Masse unterzugehen und nicht die Aufmerksamkeit, Anerkennung und Promotion bekommt, die man benötigt, ziehen wir lieber den kürzen, wenn es darum geht, auf die großen Festivals zu kommen, weil da ja eher die großen Labels das Sagen haben. Wir fühlen uns auf Lifeforce aber sehr wohl, haben viel Zeit, können unsere Ideen verwirklichen und kriegen da von Stefan überhaupt keinen Druck uns an irgendwelche Pläne zu halten. Wir haben zwar unseren Release-Date vorgegeben, aber ansonsten ist das sehr locker und sehr professionell; für uns die perfekte Mischung.

Kommen wir mal auf euer neues Album „Manifesto“ zu sprechen, das am 14. November veröffentlicht wird. Wie würdest du es abgrenzen zu „Wolves“? Siehst du Unterschiede? Siehst du eine Weiterentwicklung?

Wir haben den Bogen zwischen Melodie und Brutalität noch weiter gespannt. Ich finde auf der einen Seite „Manifesto“ viel brutaler als die „Wolves“, mit schnelleren und aggressiveren Parts und auch technisch viel versierter, auf der anderen Seite aber auch viel melodiöser. Bei „Wolves“ war Sabine zwar auch schon volles Bandmitglied, aber wir hatten noch bei dem einen oder anderen Song ein bisschen Probleme, dass das Team noch nicht so eingespielt war. Bei „Manifesto“ ist es so eingespielt, dass man hier und dort noch mehr Platz lässt, dass sie sich selbst verwirklichen kann. Ich denke man merkt es schon, dass es auf „Manifesto“ eine größere Einheit ist, als es auf „Wolves“ war.

Müsste ich jetzt das Review schreiben, würde ich schreiben, dass auf „Manifesto“ das Zusammenspiel zwischen dir und Sabine noch besser klingt als auf „Wolves“, wobei ihr auf „Wolves“ mehr Hits hattet.

Kann man vielleicht so sehen. Vielleicht haben wir bei dem einen oder anderen Song auch eine Idee zu viel eingebaut. Das kann schon sein. Wenn man es mit etwas Abstand hört, dann ist es vielleicht so. Wir wollten vielleicht bei manchen Songs auch einen Tick zu viel, zu viel Samples und Messages reinpacken, z.B. bei „The Brave / Agony Applaus“: Da ist auch noch so Löwengebrüll drin. Das hört man eigentlich gar nicht, wenn man die CD anhört. Wir wollten halt viel ausprobieren und vielleicht ist es so, weil wir den Bogen so weit gespannt haben, dass die Songs nicht so einheitlich sind oder nicht so den Hitcharakter haben. Es kann schon sein, dass dieser typische „Code of Honour“ Track auf der „Manifesto“ fehlt. Mir selber fehlt er in dem Sinne aber nicht, da ich die Songs gar nicht so cool fand, und „Manifesto“ überraschender ist und mehr zu bieten hat als die „Wolves“

Du hast eben schon angesprochen, dass ihr mehr ausprobieren wolltet. Beim letzten Album musste ich auf den Techno-Part eingehen, dieses mal wirst du in jedem Interview nach dem Rap-Part in „Deathrace“ gefragt werden. Mir ist als erstes dazu eingefallen, dass ihr eine Band seit, die so was darf. Wie lief die Diskussion bei euch ab? Wie kamt ihr auf die Idee?

Wir werden bei vielen Interviews gefragt, was wir privat für Musik hören und was wir neben Metal sonst noch so hören. Tobi und ich haben bei vielen Interviews erwähnt, dass wir auch ziemlich auf Hip Hop stehen, auf deutschen Hip Hop und auf englischen Rap á la SNOOP DOG und so. Darauf haben die Jungs von HITFARMERS uns kontaktiert, ob wir es uns vorstellen könnten, eine Kollaboration zu machen. Wir fanden die Idee super cool und haben uns überlegt, wie und wo wir es einbauen könnten. Auf dem ersten Teil der Platte behandeln wir alle diese Jobs, die von der Gesellschaft toleriert, akzeptiert und zum Teil in den Himmel gejubelt werden und eigentlich ziemlich kritisch zu betrachten sind, weil sie ethisch nicht zu vertreten sind.
Bei „Deathrace“ geht es dann um den Fahrer eines Tiertransports, und wir singen aus seiner Sicht, wie egal uns die Ladung ist, Hauptsache, wir verdienen unsere Kohle und kommen pünktlich beim Ablieferort an. Die Jungs von den HITFARMERS fahren dann mit ihrem Auto an diesem LKW-Fahrer vorbei und singen dazu aus der Sicht der Veganer, dass sie es scheiße finden, dass Leute an der falschen Ecke versuchen Geld zu sparen, dass jegliches Mitgefühl verloren geht, wenn es um Geld geht. Und da wir gerne Rap hören und den Part inhaltlich und musikalisch in das Konzept eingebaut haben, hat er schon seine Berechtigung. Ich find ihn ziemlich stimmig für den Song, auch wenn der Part überraschend ist.

Du hast das Konzept schon angesprochen. Kannst du es bitte noch etwas mehr ausführen, und warum habt ihr jetzt wieder ein Konzeptalbum gemacht? Hinter „Wolves“ stand ja kein Konzept.

Bei „Wolves“ hatten wir noch ziemlich viel damit zu tun die Ideen von Sabine und das gesamte Bandkonzept umzuwürfeln. „Wolves“ war für uns schon ein ziemlich krasser Einschnitt in die Bandgeschichte, weil Sabine bei jedem Song dabei war, und ich immer Raum schaffen musste, wo Sabine sich auch entfalten kann.
Bei „Manifesto“ hatten wir viel Zeit, konnten uns Gedanken darüber machen und jeder seine Ideen ausleben. Wenn es um die Lyrics geht, hab ich lieber ein Konzept und kann mich an dem roten Faden orientieren und mein Ding durchziehen. Das fällt mir dann einfach leichter. Dadurch dass Sabine eingearbeitet war und das Songwriting so einfach und relaxt ablief, konnten wir uns darauf entsinnen, wieder ein Konzeptalbum zu machen.

Bei „Manifesto“ behandeln die ersten sieben Songs die Jobs oder Hobbys, die durch Falschdarstellungen ins Niedliche gezogen werden oder für die Menschheit immens wichtig gemacht werden. Wie in „Marthyr to Science“, dass Tiere nur dafür da sind um Medikamente an ihnen zu testen, um damit dann danach Menschenleben zu retten, was bei 90 Prozent dieser Versuche absoluter Irrsinn ist. Und wenn man sich dann diese Leute anschaut, die Tierversuche durchführen, dann weiß man, dass die alle auch noch Spaß daran haben, den Tieren Leid zuzufügen. Da gibt es ja diverse Videos, wo Tierschützer eingestiegen sind und mit versteckter Kamera gefilmt haben, auf denen man sehen kann, wie krank Menschen sein können. Bei den ersten sieben Songs behandeln wir halt diese Themen:

„Marthyr to Science“ behandelt dieses Tierversuchs-Thema, „Deathrace“ den Tiertransport, und wir haben „Slaughter’s Palace“, in dem es um Schlachter geht, wobei wir uns mit dem Text des Songs wahrscheinlich nicht viele Freunde machen werden. „The Brave / Agony Applause“ behandelt den Zirkus und wird jetzt auch unser Videosong. „Seal Slayer“ war schon bei der peta2 Kampagne mit dabei und in „Fire At Will“ geht es ums Jagen. Das wären dann die ersten sieben Songs, dann wird das Album durch das Instrumental „Manifesto“ aufgesplittet und dann kommen die beiden krassesten Lösungswege oder Entscheidungsrichtungen, die passieren können. „Dying Breed“, die komplette Auslöschung oder Ausrottung aller Rassen inklusiver der menschlichen Rasse, weil es irgendwann allen langweilig wird immer die gleichen Tötungsversuche durchzulabern, und dann drehen alle am Rad, versuchen gottgleich zu werden und bringen sich alle selbst um. Den anderen Weg zeigt „Altruism“ auf, ein Akustiksong, den nur Sabine singt, der das friedliche Miteinander, Mitgefühl für alle Lebenswesen und friedliches Beisammensein besingt. Und zum Schluss gibt es dann noch die Coverversion „Temple of Love“.

Kommen wir mal zum Cover. Ich finde das fällt ein bisschen aus der Reihe eurer Cover raus, ziemlich bunt. Die letzten beiden passten mehr zum Titel des Albums.

Es gibt jetzt mehrere Gründe, die das Cover rechtfertigen oder beschreiben. Das Thema und die Lyrics an sich sind schon extrem düster, anprangernd und teilweise auch predigend oder provozierend. Wir wollten aber nicht zu sehr in diese düster oder militante Schiene hineinkommen, denn wir sind eigentlich alles andere als militant. Wir sind zwar von unserer Einstellung überzeugt, und das kommt auch in den Texten raus, aber die Musik ist auf der anderen Seite auch melodiös und wirklich schön, „Altruism“ könnte ja auch auf einem Pop-Album drauf sein. Deshalb wollten wir nicht zu sehr in diese Düster-Schiene, weil es ja eigentlich um ein positives Thema geht, wie es eigentlich sein könnte und wie wir uns unseren Lebensweg vorstellen. Wir sind ja schließlich keine Hardline Veganer, die den ganzen Tag nur darüber schimpfen, dass andere Leute Fleisch essen, oder verbitterte Straight Edger, die am liebsten jedem aufs Maul klopfen würden, der einen Schluck Bier trinkt. Durch das Cover wollten wir ein bisschen von diesem „DEADLOCK ist einen Düsterband“ ablenken, denn eigentlich sind wir alle immer lustig und gut drauf. Und mit diesem poppigen oder atmosphärischem Cover haben wir das doch ganz gut eingefangen. Mir gefällt vor allem die Digipack Version, mit dem Standard Cover hab ich noch ein paar Probleme, aber ich nehme es mit Humor.

Ihr habt mit Christian Älvestam von SCAR SYMMETRY und MISERATION einen Gastsänger auf dem Album, zusätzlich einen Gastschlagzeuger und einen Saxofon-Part. Wie seid ihr zu den drei Kooperationen gekommen?

Bei den Guest-Vocals war es so, dass wir irgendwas Herausragendes haben wollten und in meinen Augen gibt es kaum einen besseren Sänger als den SCAR SYMMETRY Sänger. Ich finde seine Stimme einfach unglaublich. Wir haben uns tierisch gefreut, dass das geklappt hat, was natürlich auch damit zusammen hängt, dass er mit MISERATION auch eine Platte auf Lifeforce veröffentlicht hat und wir so einfach den Kontakt herstellen konnten.
Die Geschichte mit dem Gastschlagzeuger war so, dass er Tobi während der kompletten Studiozeit beraten hat, und ich helfend zur Seite stand. Ganz zum Ende wurde dann die Zeit zu knapp, um alles aufzunehmen und so hat er den letzten Song für uns mit eingespielt.
Und der Gastsaxofonist ist jemand, den Sebastian von der Regensburger Musikschule kennt, und wo er die Idee hat sich mit dem ein Solo Duell auf „Fire At Will“ geben will. Das empfinde ich eigentlich als den strangesten Part auf der Platte, weil mich das immer an DOG EAT DOG erinnert, und ich DOG EAT DOG gehasst habe. Ich weiß nicht, ob es die noch gibt, aber hiermit habe ich sie soeben beerdigt.

Meine nächste Frage wäre, ob ihr jetzt so langsam euren Stil gefunden habt? Mit „Earth.Revolt“ ging das ja so langsam los, bei „Wolves“ hat es sich weiterentwickelt, und Sabine wurde festes Mitglied und jetzt kommt Album Nummer 3 mit dieser Ausrichtung. Vorher klangt ihr ja ganz anders?

Ihr glaubt schon, dass wir jetzt von der Richtung her unseren Stil gefunden haben. Das hatte sich ja auf der „Wolves“ schon angedeutet, und in meinen Augen ist „Manifesto“ eine Verfeinerung oder Ausarbeitung der „Wolves“. Es ist alles stimmiger und runder, aber trotzdem technisch besser und aggressiver. Ich denke aber, dass wir auf der nächsten Platte auch wieder einige andere Spielereien haben werden oder uns in eine andere Richtung entwickeln werden, weil wir keine Band sind, die sich auf einen Stil versteifen kann. Wir haben so unterschiedliche Geschmäcker und Einflüsse, die jeden ein gewisses Stück begleiten und inspirieren, dass es niemals einen Punkt geben wird, wo wir unseren Stil gefunden haben werden. Das wird sich bei uns immer weiterentwickeln, und ich bin mir sicher, dass die nächste Platte wieder ganz anders sein wird. Ich hab aber noch keine Ahnung wie, aber es wird ein Stückchen weiter als die „Manifesto“ gehen.

Die Produktion hat dann wieder Sebastian übernommen. Warum habt ihr euch wie bei der „Wolves“ für ihn entschieden?

Dadurch dass wir alle berufstätig sind, war es für uns das einfachste und praktikabelste. Sebastian hatte nach der Arbeit viel Zeit, die Gitarren bei sich zu Hause einzuspielen. Beim Gesang war es auch so, dass wir dann die Songs ein oder zwei Tage wieder auf uns wirken lassen konnten, und uns dann wieder zusammengesetzt haben, um ein bisschen was dran zu ändern. Das war einfach perfekt und für uns die Arbeitsweise, die wir brauchen. Wir sind keine Band, die sich eine Woche im Studio einschließt und eine Platte einspielt, mit der sie 100 Prozent zufrieden ist. Bei uns kommen immer wieder neue Ideen und Songs sind noch nicht komplett ausgereift. Da muss man dann alles noch mal ein oder zwei Tag auf sich wirken lassen und bei Sebastian haben wir die Zeit dafür. Mit Jacob Hansen hatten wir dann für das Schlagzeug den Profi, der alle Feinheiten kennt, da ist Sebastian musikalisch auch noch nicht weit genug, dass er Drums richtig aufnehmen kann. Für uns war das die perfekte Mischung. Wir hatten alles im Kasten und Tobi und Sebastian sind dann zu Jacob Hansen gefahren, haben die Drums eingespielt und sich dann ums Mastern gekümmert.

Sebastian ist der Haupt-Songwriter und hat sich um die Aufnahmen gekümmert, und Tobi übernimmt das komplette Management der Band. Würdest du das so zusammenfassen, dass Sebastian der Mastermind und Tobi der Chef ist?

Kann man so sehen. Tobi pflegt die ganzen Kontakte und arbeitet eng mit Booking-Agentur und Label zusammen, und Sebastian ist das musikalische Mastermind der Band. Er kommuniziert dann mit Sabine wenn es um die Melodie-Parts geht, viel mit Tobi um die Grundbeats festzulegen und dann mit mir um die Lyrics drauf abzugleichen. Aber eigentlich kommt die Musik komplett von Sebastian.

Bei uns im Forum können User Fragen an die Bands stellen, und da kam die Frage auf, wie du deine eigenen Vocals beurteilen würdest. Heute morgen hab ich eins der ersten Reviews zu „Manifesto“ gelesen, und da kam drin vor, dass es nur eine Frage der Zeit wäre bis Sabine bei euch alleine singt, weil deine Vocals der Schwachpunkt der Scheibe wären. Wie gehst du mit solchen Aussagen um und wie beurteilst du selbst deine Vocals?

(lacht) Das Review, auf das du anspielst, war von Allschools. Ich fand das relativ witzig, weil der Vergleich bei „Altruism“ gezogen wurde. Und dass ich bei „Altruism“ als Verlierer davongehe, war eigentlich klar, denn das ist ein Song, den Sabine alleine singt.
An sich mag es natürlich schon sein, dass ich kein SCAR SYMMETRY Sänger bin. Ich bin dann her jemand, der sagt, Schuster bleib bei deinen Leisten, und dann schreie ich lieber, als dass ich pseudo zu singen anfange. Ich denke aber auch, dass auf „Manifesto“ meine Vocals einen Tick besser geworden sind, und ich war am Anfang auch bestimmt nicht mit allem so zufrieden, bin aber auf einem guten Weg. Ich bin aber auch nicht so der begnadete Sänger. Ich kann ganz gut schreien. Das ist okay und ist auch etwas, was DEADLOCK über die nächste Zeit beibehalten wird. Wir werden keine Popband und so passt die Mischung mit Sabine ganz gut. Sie kann gut singen, und ich kann gut schreien und bin mit dem Album so zufrieden.

Regst du dich über solche Aussagen und Reviews noch auf? Es sind ja einige dabei, die total daneben sind und z.B. zu 50 Prozent aus dem Beipackzettel zum Album bestehen.

Man darf sich da gar nicht so sehr reinsteigern. Ich bin jemand, der sich freut wenn die Platte zehn Leuten super gut gefällt, und die bei der einen oder anderen Textstelle Gänsehaut haben, bevor ich mich über zwanzig andere aufregen die sagen, dass die oder die Band besser wäre. Ich find das langweilig, wenn man sich da zu sehr drauf versteift, dreht man auch durch. Ein Review sagt, dass „Manifesto“ total lieblos und überhaupt nicht kreativ ist, und im nächsten Review steht, dass wir total ausgeflippt sind und uns trauen über die Grenzen zu gehen. Da muss man darüber stehen und für sich und seine Leute die Mucke machen, die man machen möchte. Natürlich, wenn irgendwann von 100 Reviews 99 sagen, dass die Band absoluter Müll ist, dann sollte man vielleicht mal darüber nachdenken. Aber solange es sich die Waage hält, machen mir uns darüber keine Gedanken.

Bei „Wolves“ habt ihr zu „Code of Honour“ ein Video gedreht. Jetzt kommt eins zu „The Brave / Agony Applaus“. Wie wird es aussehen?

Das Video ist schon gedreht (und mittlerweile auch veröffentlicht, bjg). Wir haben es mit den Jungs von Film M gemacht, die auch schon das Video zu HEAVEN SHALL BURNs „Endzeit“ gemacht haben. Ich glaube, es wird ganz cool, es ist ziemlich künstlerisch, und es sind viele Bilder und Motive im Hintergrund. Vom Stil her ist es so wie das SAMAEL-Video von Film M. Ich selbst war jetzt nicht hundertprozentig zufrieden mit dem „Code of Honour“ Video, wie so manch anderer auch. (lacht) Und ich denke auch deshalb wird es eine Stufe höher sein.

Das letzte Interview hatten wir bei eurer CD-Release Party in Leipzig mit HEAVEN SHALL BURN und NEAERAzu „Wolves“ ein Interview gemacht. Dieses Mal geht ihr es ganz anders an, mit zwei kleinen Bands und komplett anderem Partykonzept. Wie kommt ihr darauf?

Wir sind ja eher eine Regensburger als eine Leipziger Band und hatten am Anfang immer ein bisschen Berührungsängste mit Regensburg, weil wir nicht wussten, ob es dort überhaupt Publikum für uns gibt. Bei unserer 10-Jahres-Feier im letzten Jahr war es einfach eine super gute Party mit super Stimmung, und es waren auch verdammt viele von unseren Freunden da, die wir schon länger als DEADLOCK kennen und uns auch schon in der Zeit davor begleitet haben. Da ist es emotional noch eine ganz andere Schiene, und wir haben gesagt, dass wir die größeren Städte auch beim Touren bespielen können, auch wenn uns Leipzig viel mehr Möglichkeiten geboten hätte, und das Konzert größer geworden wäre. Da bleiben wir für die CD-Release Party einfach zu Hause und machen das auch für die Leute, die uns von Anfang an begleitet haben und wahrscheinlich keine Zeit gehabt hätten, uns irgendwo hinterherzureisen. Da verbleiben wir dann in Regensburg und machen hinterher noch eine fette House-Party daraus, denn wir müssen um 22 Uhr schon fertig sein.

Wie seid ihr darauf gekommen, um 22 Uhr fertig zu sein? Einfach nur damit die jüngeren Fans unter 16 kommen können?

Weil wir nur so junge Hüpfer ziehen (lacht). Quatsch! Das Gloria ist direkt in der Altstadt von Regensburg, ein ehemaliges Kino und eine ultra coole Location, die auch ziemlich edel und stylisch wirkt. Wir wollten unbedingt dort wieder spielen, weil wir da auch schon die 10-Jahres-Feier hatten, und da geht es dann nicht anders, weil da auch ein paar Anwohner außen herum sind. Wir haben zwar behauptet, dass die Polizei kommen würde und uns auffordert, weiterzuspielen, aber das hat uns der Veranstalter nicht abgenommen. Er meinte, dass die Polizei um 22 Uhr auftauchen würde, weil es dann Lärmbelästigung wäre. Wir haben uns jetzt darauf eingelassen, bis 22 Uhr zu spielen und wenn dann wirklich die Polizei auftaucht und sagt, dass wir weitermachen sollen, dann spielen wir bis um 3 Uhr durch. Dann können wir die House-Party auch verschieben, weil House ist mir nun auch nicht so unbedingt lieb.

Ihr habt mit ANIMA und MYRA zwei noch jüngere Bands dabei. Wie seid ihr auf die gekommen?

Die sind jung und billig gewesen.

Okay, nächste Frage.

Nee, quatsch. Die Jungs von ANIMA kennen wir jetzt schon eine ganze Weile, und ich finde es beachtenswert, in wie kurzer Zeit die sich zu so einer stattlichen Band gemausert haben, die jetzt auch einen Plattenvertrag hat und derbe abknüppelt für das Alter. Und MYRA kennen wir auch eine ganze Weile. Das sind ja alles Leipziger, und bei denen hat Gert auch mal eine Weile Gitarre gespielt. dadurch haben wir zu ihnen eine besondere Bindung. Hando, der Schlagzeuger von MYRA, war auch schon oft bei uns dabei und hat uns gefahren: 24 Stunden Nonstop durch Polen und wieder zurück. Er hat auch unseren Merch schon zig mal gemacht und ist einfach ein super Kerl. Und da haben wir uns gedacht, wir helfen ihnen mal, bei uns ein bisschen bekannter zu werden, da es in Regensburg kaum Konzerte gibt. Es waren zwar gerade NEAERA und FEAR MY THOUGHTS da, aber das sind eigentlich Ausnahmen gewesen in den letzten beiden Jahren.

Von jung und billig kommen wir zu alt und teuer - zu eurer nächsten Tour mit ALL THAT REMAINS und THE HAUNTED. Eine Tour, die euch länger und durch viele andere Länder führen wird. Schon Vorfreude darauf?

Total! Wir hatten ja immer schon darauf gewartet, dass für uns die Möglichkeit kommt auf ein richtiges herausforderndes Package zu springen ,und bei THE HAUNTED und ALL THAT REMAINS finde ich die Mischung richtig cool. Ich freu mich drauf. Ich mag ALL THAT REMAINS richtig gerne und finde die neue THE HAUNTED-Scheibe auch richtig gut und von daher freue ich mich mit den beiden Bands unterwegs zu sein. Es wird natürlich auch von den Orten her toll. Es sind ein Haufen Städte dabei, wo wir noch nie waren, und es ist für uns eine große Chance eine neue Hörerschaft zu erreichen. Von daher sind wir unglaublich froh, die Möglichkeit zu haben, da unsere neue Platte ein bisschen zu bewerben.

Du darfst dir dann zum Abschluss für die Radiosendung ein Lied einer anderen Band wünschen.

Ich hätte gerne von FEAR MY THOUGHTS „Blankness“.
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