Deadlock - Bizarro World

Deadlock - Bizarro World
Melodic Death Gothic Metal
erschienen am 25.02.2011 bei Lifeforce Records
dauert 40:18 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Virus Jones
2. State Of Decay
3. Falling Skywards
4. Earthlings
5. You Left Me Dead
6. Brutal Romance
7. Alienation
8. Renegade
9. Htrae
10. Bizarro World
11. Paranoia Extravaganza

Die Bloodchamber meint:

DEADLOCK ist eine Band, die sich seit ihrer Gründung konsequent weiterentwickelt und immer einen Blick mehr über den Tellerrand wirft, als man es im Metal eigentlich gewöhnt ist. Dass dies nicht immer jedem gefällt, ist dabei ganz natürlich und muss als Kollateralschaden der künstlerischen Freiheit in Kauf genommen werden. Auch beim neuen Konzeptalbum „Bizarro World“, welches sich um eine Art negierte Parallelwelt dreht, ist dies nicht anders. Man sollte auf jeden Fall seine eigene Erwartungshaltung direkt über Bord werfen, denn letztendlich machen die Damen und Herren sowieso nur das, wonach ihnen gerade der Kopf steht und streben nur bedingt danach, ein alteingesessenes Publikum zu bedienen.

Ohne jetzt besonders ins Detail zu gehen, lässt sich der Wandel am einfachsten an der Person Sabine Scherer (ex-Weniger) festmachen: Anfangs noch gar nicht dabei bzw. nur Gastsängerin, hat sie sich von Album zu Album mehr in den Mittelpunkt vorgearbeitet und dürfte mittlerweile als DEADLOCKscher Dreh- und Angelpunkt durchgehen - auch wenn sie selbst das vielleicht gar nicht so gerne hören mag. Tatsache ist jedoch, dass ihr keine andere DEADLOCK Veröffentlichung mehr Freiraum gewährt als „Bizarro World“. Das bedeutet im Klartext: noch mehr (hervorragender) weiblicher Gesang, dafür aber auch insgesamt deutlich weniger Härte. Zwar ist Schreihals Johannes Prem immer noch bei den meisten Songs mit von der Partie, wirkt aber insgesamt etwas ausgebremst bzw. weniger dominant als gewohnt. Darüber hinaus sind die Stücke an sich auch deutlich behutsamer instrumentiert und glänzen mehr denn je mit verträumten Piano Klängen und ruhigen Passagen als mit bratenden Gitarrenwänden und gnadenlosem Geballer.
Und das ist ja alles auch nicht schlimm, sondern nur eben anders. Schließlich kann sich die die Band ohne Probleme auf ihre Sängerin verlassen, die eine weitere tadellose Vorstellung abliefert und als roter Faden den Weg durch die düsteren Geschichten der „Htrae“ („Earth“ rückwärts) weist. Was der Platte letztendlich fehlt, sind mehr Weltklassesongs vom Format des Openers „Virus Jones“, die sich problemlos zu den anderen Bandhits „Code Of Honor“ und „The Brave / Agony Applause“ gesellen können. Zwar gehen vor allem die Refrains durchweg gut ins Ohr, es fehlt jedoch zu oft noch das letzte Quäntchen Magie, das den Unterschied ausmacht.

Ich will ehrlich sein: am Anfang war ich von „Bizarro World“ reichlich enttäuscht. Wenn man sich mit dem „neuen Stil“ (der übrigens diesmal ohne Hip Hop Experimente und mit nur wenigen Elektro Einlagen auskommt) allerdings erst mal angefreundet hat, entwickelt die Platte ihr wahres Potential und wächst sehr schnell. Diese Geduld wird sicherlich nicht Jedermann aufbringen wollen (siehe oben), es lohnt sich allerdings am Ende doch.
Sollten DEADLOCK jedoch den eingeschlagenen Weg weiter verfolgen und die jetzige stilistische Ausrichtung auf die Spitze treiben, wird der Spagat zwischen Metal, Kunst und radiotauglicher Popmusik verdammt schwierig – man darf wie immer gespannt sein.
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