Thrash Metal? Das machen worauf ich Lust habe!


Interview mit Sodom
Thrash Metal aus Deutschland - Gelsenkirchen
Interview mit Tom Angelripper (v. + b.) von SODOM am 27.07.2010 per Telefon für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz: www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.

Björn: Dann fangen wir mal mit etwas Aktuellem an, ihr arbeitet gerade an der neuen CD. Wie weit seid ihr?

Tom:
Wir haben diese Woche mit unserem neuen Produzenten Waldemar Sorychta angefangen. Die Vorproduktion ist abgeschlossen und diese Woche gehen die Aufnahmen los. Ich denke, wir werden im Laufe des Augusts fertig und können dieses Jahr noch veröffentlichen.

Habt ihr schon einen Titel oder kommt der bei euch immer erst zum Schluss?

Es gibt ein paar Ideen, aber das entscheiden wir immer erst ziemlich spät, wenn alles fertig ist, die Reihenfolge der Songs steht, das Cover fertig ist und wir beim Mix sind. Dann muss die Plattenfirma es auch wissen, wie das Album heißen soll.

Euer letztes Album ist ja nun auch schon ein paar Jahre her. Siehst du in der jetzigen Phase einige Veränderungen im Sound und in der Musik? Gerade mit den letzten Platten habt ihr euch ja immer etwas verändert.

Wir reden jetzt von der letzten Studioplatte, also der „Sodom“, manchen finden die gut, ich finde den Sound aber weniger gut, und deshalb hab ich jetzt versucht im Vorfeld mit dem Waldemar abzuklären, dass eine Band wie SODOM nach SODOM klingen muss. Das Schlagzeug muss v.a. größer klingen, und da orientiere ich mich gerne an alte VENOM, KISS oder MÖTLEY CRÜE Produktionen, wo das Schlagzeug schön fett und groß klingt. Ich kann das nicht beschreiben, SODOM hatte früher immer so einen eigenen Flair, einen eigenen Sound und den versuchen wir jetzt wieder mit der nächsten Produktion einzufangen. Waldemar hat das auch verstanden und natürlich gibt es heutzutage gewisse Standards, die man einhalten muss, aber wichtiger ist noch, dass eine Band so klingt, wie sie klingen muss. Bei den Digitalproduktionen klingen viele Bands gleich und da will ich rauskommen.

KREATOR haben die „Hordes of Chaos“ fast live aufgenommen, indem sie alle in einem Raum saßen und das ausprobiert haben. Mal alles über den Haufen zu werfen und ein großes Experiment zu starten, stand bei euch aber nicht zur Debatte, oder?

Ich finde, das ist gar nichts Neues, was KREATOR da gemacht haben, das haben wir auch schon bei der „Get what you deserve“ so gemacht. Wir haben damals das auch so gelassen und keine Overdubs verwendet. Bei „Get what you deserve“ hört man z.B. auch nur eine einzige Klampfe. Aber ob das jetzt den Sound beim Mix beeinflusst, das seh ich jetzt nicht. KREATOR sollen ja aber auch analog auf einer 24 Spur Bandmaschine aufgenommen haben und das kann schon den Sound wieder etwas wärmer machen, wenn man wieder zurückgeht. Das digitale Klingeln, was ich momentan immer vernehme, das ist dann natürlich weg. Digitalrecording ist zwar eine Alternative, aber ich hab es gerne, wenn es über ein analoges Pult geht und diese Wärme der Röhren mit herüberkommt. Ob man das nun live einspielt, sehe ich nicht als Vor- oder Nachteil. Live war es übrigens sowieso nicht, da der Mille bestimmt nachträglich noch gesungen hat. Wenn man als Bassist dem Schlagzeuger gegenüber sitzt, kann man noch mehr darauf eingehen, aber wenn man das gut geprobt hat und die Songs sitzen, ist es kein Problem.

Ihr habt gerade den zweiten Teil von „Lords Of Depravity“ veröffentlicht, der wieder Maßstäbe setzt. Hast du ihn dir eigentlich schon angesehen oder denkst du, dass du sowieso schon alles in- und auswendig kennst?


Bei der Präsentationsparty in Berlin hab ich sie gesehen, aber sonst noch nicht. Ich lass das erstmal so ein wenig sacken und muss Abstand gewinnen. Die Endabnahme musste ich natürlich selbst machen, dass alles chronologisch richtig ist, was der Produzent natürlich nicht alles wissen kann.

Ich krieg von allen Seiten berichtet, das Ding ist geil, und das ist die Hauptsache. Im Nachhinein könnte man immer noch was anders machen und wir hätten zu der einen oder anderen Tour noch mehr Livematerial gehabt. Aber ich bin damit total glücklich und wir haben in dem halben Jahr vor Produktionsende wirklich intensiv daran gearbeitet. Wir wollten den Sack zumachen, bevor wir mit der neuen Platte anfangen, um den Kopf freizubekommen und nach vorne auf das Album blicken zu können.

Aber natürlich hab ich die DVD gesehen und weiß auch von dem Programmierfehler, wenn man im Menü auf „DESPERADOS“ klickt, kommt das Summer Breeze, aber sowas kann immer mal passieren. Entschuldigen lässt es sich nicht, ich bin da auch immer etwas pingelig, und wenn es eine Zweitauflage gibt, wird es da auch repariert sein.

Aber ich bin mit der DVD sehr glücklich, die zweite Hälfte unserer Geschichte ist damit erzählt und abgeschlossen und jetzt gucken wir nach vorne.

Wenn du dir die Szenen der DVD anschaust, was kommen da für Erinnerungen hoch? Gedanken an die gute alte Zeit oder Assoziationen wie „der schon wieder“?

Beim ersten Teil und den 80er Jahren war das schlimmer, wenn man die alten Aufnahmen und die Ex-Musiker sieht, war da schon etwas Wehmut dabei. Wenn man die dann noch kontaktiert, wurde es noch schlimmer, denn die 80er waren die glorreiche Zeit für uns und viele andere Metalbands auch. Man erinnert sich aber auch an viele Dinge gern zurück, wie jetzt die Tour in Südamerika im zweiten Teil. Da war es mir wichtig, mal als Band zu erzählen, was so auf Tour abgeht. Das zieht sich auch wie ein roter Faden durch die DVD.

Die Sachen, die auf Tour passieren, oder die Kritik meiner Mitmusiker, kann man auch ruhig mal so erzählen. Wir haben da auch nichts geschönt oder vorher abgesprochen, wenn z.B. Bernemann sagt, dass ich zu viel mit der DVD und mit ONKEL TOM beschäftigt war und dadurch die Band vernachlässigt hab. Das ist auch berechtigt und auch gut, wenn es mal angesprochen wird.

Auf die Bandgeschichte zurückblickend, was würdest du anders machen? Im ersten Teil der Bandgeschichte haben sich die Musiker die Klinke in die Hand gegeben und jetzt seid ihr schon länger in diesem Line-Up zusammen. Hängt das damit zusammen, dass ihr reifer geworden seid und nicht bei jedem kleinen Mist die Musiker wechselt?

Ja, damit hast du schon die Antwort gegeben. Ich war wirklich mal jünger und impulsiver und hab gesagt „Leck mich am Arsch, raus hier.“. Mit Andy Brings war es so und heute verstehen wir uns wieder sehr gut. Heute ist man abgeklärter und so ein Musikerwechsel wirft die Band auch immer ein Stück zurück und man muss wieder von vorne anfangen. Damals war es mir egal und ich hatte auch noch genug Kraft dazu. Sowas kann natürlich immer mal passieren, und wenn es nicht mehr geht, muss man sich trennen. Das kommt in den besten Ehen vor. Aber damals war ich vielleicht etwas vorschnell und man hätte dem Witchhunter noch eine Chance geben sollen: „Jetzt hörst du auf zu Saufen oder noch so ein Ding und du bist draußen.“ Zu der Zeit war aber die Entscheidung für mich richtig. Da würde ich vielleicht heutzutage etwas länger warten, denn so ein Bandrauswurf ist auch ein Eingriff in die Persönlichkeit und für den Witchhunter und jeden anderen bricht da eine Welt zusammen.

Eigentlich war es aber nur beim Witchhunter und beim Andy Brings so, alle anderen haben mich von sich aus verlassen, allerdings auch nicht unbegründet. Frank Blackfire und der Hoffmann hatten ihre Gründe und man hätte als Band mehr als Freunde zusammenarbeiten müssen. Mittlerweile ist das für mich sehr wichtig, dass man als Freunde arbeitet und das war damals nicht so, da haben wir professionell gearbeitet und die Platte und die Tour gemacht.

Ansonsten glaube ich aber, alles richtig gemacht zu haben, denn das beweist ja schon die Band SODOM, die seit 27 Jahren kontinuierlich mit Höhen und Tiefen und kleinen Pausen unterwegs ist. Das honorier ich auch bei anderen Bands wie KREATOR oder DESTRUCTION, die geben halt nie auf, haben vielleicht mal etwas anderes gemacht, kamen aber immer wieder.

Mit neuer CD würde dem Rhythmus zufolge dann ja eine Tour kommen, ist da schon was geplant oder spruchreif?

Geplant ist noch nichts, aber den klassischen Album-Tour-Wechsel gibt es ja kaum noch. Früher war es so, dass du die Platte rausgebracht hast und gleich danach kam die Tour. Heute muss man das etwas vorsichtiger planen und es ist schwieriger geworden eine Tour zu planen, unabhängig davon mit welchem Package man selbst fährt. Man weiß nie genau, welche Band dann gerade unterwegs ist, man kann in Deutschland fast jede Band an einem Wochenende irgendwo in Deutschland sehen. Das war früher übersichtlicher, dann kommen KREATOR, dann wir, dann TANKARD, dann CELTIC FROST auf Tour oder man macht halt eine Tour zusammen. Das ist heute ja gar nicht mehr möglich, obwohl mein Traum natürlich wäre, mal wieder mit KREATOR und DESTRUCTION zu touren. Eine Tour muss heute aber auch so einen Festivalcharakter kriegen und mehrere Bands müssen sich präsentieren können, egal wer jetzt der Headliner ist. Dann muss man mal sehen, wie die Platte anläuft und wer welchen Stellenwert hat. Probleme sind dann auch die verschiedenen Booking-Agenturen und Plattenfirmen der Bands, die ihre eigenen Interessen verfolgen und lieber Bands aus dem eigenen Stall mit auf Tour schicken wollen. Das ist sehr schwierig geworden, das alles vorauszuplanen. Wir gehen aber auf jeden Fall wieder auf Tour und wollen in Nordamerika touren und vielleicht auch eine Europatour über drei oder vier Wochen machen.

Die Festivals im Sommer sind ja auch mittlerweile sehr groß. Wir spielen ja auch fast an jedem Wochenende und man sieht die Band sowieso schon und dann stellt sich die Frage, ob man sie sich nochmal angucken will.

Was würdest du denn in der Hinsicht jungen Bands raten, die vor 20 Leuten spielen, wenn sie versuchen sich einen Namen auf Tour zu machen?

Müssen sie eigentlich nicht, ich hab hier mit FINAL DEPRAVITY aus Essen eine Band, die sehr jung und sehr geil sind. Die fahren z.B. nach einem Konzert nach Berlin und spielen dort dann vor fünf Leuten. Ich hätte ihnen davon abgeraten und hätte sie lieber mal auf einem Festival gesehen, dann sagen aber die Festivalveranstalter, dass sie lieber eine Band mit Plattenvertrag und aktueller Scheibe hätten. Die Plattenfirmen sagen dann aber wiederum, dass sie keine Liveerfahrung haben. Das beißt sich in den Schwanz, denn es gibt kaum Chancen für junge, gute Bands in der Szene Fuß zu fassen, denn es kommen auch so jeden Monat dutzende neue Bands heraus. Ich versuche da auch immer zu vermitteln und frage an, wenn wir mit SODOM irgendwo spielen, ob noch ein kleiner Platz am Nachmittag frei wäre.

Das Business hat sich in den letzten Jahren auch sehr geändert und nicht zum Positiven hin. Es ist zwar schön, dass jetzt überall Festivals sind und man überall dabei sein kann, aber auch da kommt irgendwann der große Knall.

Was sagst du denn zu der These, dass Metal nur noch im Internet stattfindet? Im Vergleich zum Pop- oder Hip Hop-Bereich sind die Verkaufszahlen der großen Bands ja nicht so stark zurückgegangen durch die illegalen Downloads. Auf Konzerten sind die Zahlen aber stark rückläufig und im Internet boomt es halt noch auf den diversen Seiten.

Weil es halt zu viel ist. Wacken wird immer ausverkauft sein, da geht es aber auch weniger um die Musik, als um das Dabei sein. Wir spielen aber am nächsten Wochenende auf der Loreley und der Veranstalter hat sich auch mehr davon versprochen. Das Grundproblem für mich ist halt immer noch, dass zu viele Festivals stattfinden, auch kleinere Festivals. Die Leute haben nicht mehr das Geld in der Tasche um überall hinzugehen, überlegen sich genau wo sie hin wollen und landen dann doch wieder in Wacken, wo sie drei Tage lang alle Bands sehen können.

Das Thema CD-Verkäufe haben die Plattenfirmen einfach verpennt. Wenn ich das schon wieder höre, dass es ein Album in vier verschiedenen Versionen mit Booklet in 12 oder 24 Seiten, ohne Booklet in Digipack oder als Jewelcase gibt. Man sollte doch versuchen, eine CD, denn daran kommt man nicht vorbei, mit allen Informationen, mit allen Bildern im Digipack zu einem vernünftigen Preis abzugeben. Das verpennen aber viele und wenn eine CD 18,99 kostet, dann hole ich sie mir nicht, da bin ich rigoros. Ein Jewelcase mit einem Blatt drin für 9,99 will ich aber auch nicht haben. Vielleicht bin ich noch ein Ewiggestriger, aber ich sprech auch mit jungen Leuten und die sehen das genauso. Das hat für mich die Plattenindustrie einfach verpennt, fertig. Grundsätzlich darf für mich eine CD nicht mehr als 9,99€ kosten und dann wird das gekauft.

Als ich angefangen habe mit Metal und CDs hat mir mein Onkel ein Interview gezeigt, wo jemand von einer Plattenfirma erzählt hat, sie würden jetzt mit 30 DM für die CD starten und wenn die sich dann als Massenware etabliert hätte, würde man mit dem Preis runtergehen.

Da hat sich ja nichts bewegt, ursprünglich war geplant, die CD zum gleichen Preis wie eine LP zu verkaufen: 18,99 DM. Eine CD ist in der Produktion sowieso billiger als eine LP und die Plattenfirmen haben sich die Taschen vollgemacht, wir Musiker haben sowieso nie mehr gesehen. Irgendwann kam dann der große Knall und eine Plattenfirma nach der nächsten meldet Insolvenz an. Jetzt müssen sie überlegen, wie viele CDs sie verkaufen müssen um die Produktionskosten wieder herauszuholen. Das haben die verpennt und in ein paar Jahren wird jede Band ihre CDs selbst über ihre Homepage vermarkten. Das machen ja jetzt auch schon viele und in ein paar Jahren wird dann auch dafür die richtige Plattform dafür gefunden worden sein. Dann gibt es CDs kaum noch, Booklets gibt es als PDFs und die Musik als MP3s und als WAVs. Das ist dann aber auch das Ende und hat für mich mit Metal nichts mehr zu tun.

Was sagst du eigentlich zur neuen Thrash Metal Welle? Sind da irgendwelche Bands bei dir hängengeblieben, gab es das alles schon in den 80ern oder freust du dich, dass die Kiddies wieder die Musik hören und viele geile Bands entstanden sind?

Das Thrash Metal Revival hatte man ja schon für 2000 prognostiziert. Ich hab jetzt auf dem Rock Hard Festival KETZER gesehen, die sind ja auch sehr jung und kleiden sich wie wir in den 80ern. Ich find das auch relativ lustig, aber sollten da die Fans nicht lieber Original kaufen? Wir als SODOM haben uns seit 1982 nicht geändert und machen kontinuierlich unsere Musik, ob Thrash nun angesagt war oder nicht. Thrash Metal ist Musik aus den 80er Jahren, die kann man nicht neu nachmachen, und viele der Versuche klingen auch sehr nach Metalcore. Es gibt auch viele Bands, die versuchen diesen Sound von SODOM, KREATOR, DESTRUCTION oder SLAYER aus den 80ern zu kopieren, das kann man aber nicht wiederholen. Das war die Musik zu der Zeit. Wir selbst versuchen in der heutigen Zeit das einfach nur weiterzutragen von damals. Für mich bedeutet es auch, die Musik zu machen, auf die ich ohne kommerzielle Hintergedanken Bock habe. Thrash Metal bedeutet für mich, die Freiheit zu haben, das zu machen, worauf ich Lust habe.

Ich seh jetzt aber bei unseren Konzerten auch ganz viele junge Mädels und Kerle in der ersten Reihe, die Bangen wie die Schweine. Auf dem Ragnarök Festival habe ich mal gefragt, wie alt die sind, und die waren 15 oder 16 und interessieren sich wieder für die alten Bands. Für die sind nur die alten Metalbands wahr und alles Neue ist eine Modeerscheinung oder ein Aufguss von damals. Das gibt uns natürlich auch wieder Hoffnung, dass eine neue Generation heranwächst, die uns auch in der Zukunft die Stange halten wird.

Du hast es eben schon erwähnt: Spaß. Damit wären wir beim Thema Nebenprojekte. Auf der DVD sieht man dich ja auch mit deinem DIE KNAPPEN Pullover, wie weit seid ihr mit der CD?

Die Platte ist fertig, aber nach den Aufnahmen brauch ich immer so ein oder zwei Wochen Ruhe, um den Abstand zu gewinnen und dann den Mix anzufangen. Zwölf Songs haben wir aufgenommen und ich bin selbst sehr davon begeistert. DIE KNAPPEN ist eine Band, die aus Amateuren besteht, und mich sehr stark an meine Zeit Ende der 70er in der Realschulaula erinnert. DIE KNAPPEN sind ehemalige Bergleute oder mit dem Bergbau verbunden und ich fand das einfach geil. Jetzt lassen wir das mal sacken und werden wahrscheinlich auch einen Deal bei Sunny Bastards Records aus Essen bekommen. Ich will das jetzt aber auch nicht allzu stark pushen, ich will damit nicht in Südamerika auf Tour gehen, das ist einfach ein Projekt mit dem ich Spaß habe. Die Platte ist jedenfalls fertig und wird im September herauskommen.

Ist ONKEL TOM eigentlich Geschichte?

Nein, ich hab ja vor zwei Jahren eine neue Band mit Musikern hier aus der Gegend zusammengestellt, vorher hatte ich zwei aus Darmstadt und Weimar und wir kamen einfach nicht zum Proben. Die letzte Studioplatte war aus dem Jahr 2000 und jetzt haben wir 20 neue Titel geschrieben und die neue CD kommt im Januar oder Februar, vielleicht sogar als Doppel-CD. Das ist aber auch nicht mehr so ONKEL TOM wie man es von den ersten Scheiben kennt, wir haben jetzt eigene Songs drin und eine große musikalische Bandbreite von Thrash- und Death Metal bis zu Hardcore. Da werden einige noch die Ohren spitzen müssen.

Ein aktuelles Thema noch zum Abschluss, die Loveparade. Denkst du solche Vorfälle wären auch auf Metalfestivals oder Konzerten möglich?

Selbst wenn Wacken 100.000 Leute hat, ist das Gelände so weitläufig, dass die nach allen Richtungen flüchten können. Ich hab dort aber auch schon mal im Publikum gestanden, als von hinten geschoben worden ist und ich Panik bekommen hab. Das kann passieren. Das Problem in Duisburg war aber, dass der Fluchtweg durch den Tunnel viel zu klein war. Das haben Leute genehmigt, die es gar nicht hätten genehmigen dürfen und die sind dafür verantwortlich. Ganz einfach. Meine Tochter ist mittlerweile auch schon 17 und wollte hingehen, hatte aber keinen Zug bekommen, weil es so voll war am Bahnhof...

Die Geldgier der Leute ist unfassbar. Man hat ausgerechnet, dass die Stadt Duisburg nach Abzug aller Kosten pro Teilnehmer an der Loveparade 50 Cent Einnahmen hat. Ich find solche Spaßveranstaltungen sowieso nicht so gut, denn was ist die Loveparade, worum geht es da? Genau wie die A40 zu sperren und jeder stellt sich auf die Autobahn, was soll das? Konzerte haben ihre Berechtigung, aber sowas?

Ich bin nur froh, dass meine Tochter nicht da war, der hätte leicht auch was passieren können. Und wenn man die Bilder sieht, kann man froh sein, dass es nur 21 Tote waren. Irgendeiner wird sich dafür verantworten müssen und das Schmerzensgeld wird richtig teuer, auch wenn der Duisburger Oberbürgermeister sich immer noch weigert zurückzutreten. Es gab ja im Vorfeld die Warnungen und wer will schon schätzen, wie viele Leute dort waren, aber es waren mehr als die 150.000 Leute, wie ein Polizeisprecher gemeint hat. Jetzt schieben sie sich den Schwarzen Peter hin und her. So eine überflüssige Veranstaltung wie die Loveparade muss es meiner Meinung nach auch gar nicht geben.

Kommen wir zum Schluss noch mal auf das Thema Metal. Du darfst dir einen Song einer anderen Band für die Radiosendung wünschen.

Oh, das ist eine gute Frage. Habt ihr auch ältere Sachen da?

Ja, klar. Oder was neueres, FINAL DEPRAVITY hattest du ja erwähnt, die könnte ich dann anschreiben.

Ich bin so ein Ewiggestriger, ich würde gerne mal wieder TANK hören: „This means war“.
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