Maroon Myra Neaera Just In Time

Maroon, Myra, Neaera, Just In Time

MaroonNeaera
Leipzig, Moritzbastei
19.11.2005
Draußen ist’s frostig. Was liegt da näher, als sich in eine mollig warme Metalcore-Höhle zu flüchten und sich in die moshwütige Menge zu kuscheln? Ein flottes Programm, das die Leipziger Veranstaltungsprofis der härteren Gangart da wieder zusammengeflickt haben. MAROON und NEAERA brauchen dem Genrekenner sicher nicht ausschweifend vorgestellt werden; die Lokalhelden JUST IN TIME und MYRA ergänzen das Programm auf ihre ganz eigene, brutale Weise.

Schon zum Auftakt mit JUST IN TIME ist das tonnenförmige Etablissement ordentlich gefüllt. Trotzdem bleiben die Begeisterungsstürme noch aus, als die Leipziger stumpf und mit starker Hardcore-Schlagseite aufrocken. Da ist einfach zu wenig Bewegung auf der Bühne; dem Shouter fällt auch nicht wirklich viel ein, um die statische Präsenz seiner Band etwas aufzulockern. Der schlecht abgemischte Sound tut sein Übriges, und so beschränken sich Reaktionen des Publikums auf Rumstehen und Höflichkeitsapplaus. (JUST IN TIME haben sich mittlerweile aufgelöst. Die Beweggründe für den Split können auf der Homepage der Band nachgelesen werden; http://www.justintime-hc.de/)

Besonders übel stößt der miese Sound bei den talentierten Deathmetalcorelern NEAERA auf. Die Saitenhexereien der beiden Gitarristen und etliche Soundfeinheiten, die bei der Debütscheibe der Münsteraner „The Rising Tide Of Oblivion“ für echte Verzückung sorgten, sind somit kaum zu vernehmen. Das tut dem nun hereinbrechenden Inferno jedoch keinen Abbruch. Mit ungebremster Power, unglaublicher Spielfreude und viel augenzwinkernder Kommunikation mit dem Publikum bieten die rasenden Westdeutschen eine unterhaltsame Show wie man sie zuletzt nur bei ihren „Brüdern im Stile“ FEAR MY THOUGHTS erleben konnte. Da die dazugehörige Musik einfach nur als schädelsprengend und zugleich mächtig groovig bezeichnet werden kann, wird dementsprechend ordentlich gemosht. Auch die ersten Crowdsurfer werden über die Hände gereicht, um dann ziemlich unsanft wieder auf dem Boden zu landen. Und da sag mal einer, der deutsche Metalnachwuchs hätte nichts zu bieten. Ein paar kräftige Arschtritte für Zweifler auf jeden Fall!

Ein ordentliches Brett fahren auch MYRA auf, die wie ihre Mitstreiter in der recht variablen Schnittmenge von Heavy, Death Metal und Hardcore liegen. Die etwas undankbare Position zwischen den „größeren“ Bands raubt der Truppe keineswegs ihre Spielfreude. Die Moshwütigen befinden sich jedoch noch in einer Phase zwischen Ausruhen nach NEAERA und Kraftschöpfen vor MAROON und halten sich dementsprechend zurück.
Dass da noch etliche Reserven vorhanden sind, zeigt sich dann beim Finale mit den Nordhausenern MAROON , die neben HEAVEN SHALL BURN und CALIBAN zu den beliebtesten Metalcore-Bands aus deutschen Gefilden zählen. Schon zu Beginn, als die ersten Takte von Slayers „Raining Blood“ intoniert werden, steht fest, was in der kommenden guten Stunde geboten wird. Hauptinspirationsquelle für die hier gezockten Riffs sind immer noch die Bay-Area-Helden. Vermischt mit aggressiven Vocals und halsbrecherischen Breaks ergibt das eine explosive, gut im Magen dröhnende, doch wohlbekömmliche Suppe, die für eine Menge Bewegung im Publikum sorgt. Noch mehr Leute fühlen sich dazu berufen, sich wacklig über die Menge tragen zu lassen (ein Experte konnte, trotz mehrerer Abstürze, wohl nicht genug von der Sache bekommen). Frontmann Andre ist an dem Getümmel vor der Bühne nicht ganz unschuldig: Immer wieder animiert er die Fans, so richtig die Sau raus zu lassen, zollt noch nebenbei den fleischlos lebenden Anwesenden Respekt und empfiehlt dem Rest die tollen Falaffel vom Dönerladen um die Ecke.
Fazit: Leckerer Abend!
-