War From A Harlots Mouth & Burning Skies

War From A Harlots Mouth & Burning Skies

Burning SkiesWar From A Harlots Mouth
Zwickau, Alter Gasometer
23.02.2008
Das Interesse an den New Noize Partys in Chemnitz und Zwickau ist wie die Pickel im Gesicht eines Teenagers: Im Alter von 12 Jahren kommen sie so langsam auf, erfahren ihren Höhepunkt mit 16 und pünktlich zur Volljährigkeit werden sie weniger. Und alle die von Pickeln nicht (mehr) betroffen sind finden sie abartig und sind einfach nur genervt.
Leider buchen die Veranstalter dieser Tanz-Veranstaltung für Szene-Kiddies regelmäßig interessante Bands, so haben in Chemnitz u.a. schon THE DESTINY PROGRAM und NARZISS gespielt. In Zwickau sollte es also das Schicksal von WAR FROM A HARLOTS MOUTH und BURNING SKIES sein vor einigen hundert Personen zu spielen, von denen sich nur eine Handvoll überhaupt für die Bands zu interessieren scheint.

Zuerst musste allerdings der Alte Gasometer in Zwickau gefunden werden, dank einer großen Baustelle und einer nicht sehr gelungen Wegbeschreibung von Google Maps, landeten wir nur grob in der Nähe. Hei, vor dem großen hell erleuchteten Gebäude erbricht sich gerade ein 13jähriges Mädel in die Blumenkübel, das könnte es sein. War es dann aber doch nicht, diese Kiddies waren noch am Vorglühen, begaben sich später aber auch noch zur New Noize Party.
Im Alten Gasometer angekommen, überlies ich es meinen beiden Begleitern den Altersdurchschnitt nach oben zu korrigieren und begab mich mit WAR FROM A HARLOTS MOUTH Gitarrist Simon in den Backstage zum Interview.

Dort trauten wir uns erst wieder zu den ersten Tönen von BURNING SKIES raus und unsere Befürchtungen trafen zu: Von den vielleicht 400 Anwesenden interessierten sich vielleicht 50 für BURNING SKIES. Der Rest feilte sich die Fingernägel, machte Fotos von sich selbst, richtete sich die Haare oder betrank sich mit „Wodka Ahoi“ für 1€. Vor der Bühne hüpften sich die Kickboxer schon mal warm, und BURNING SKIES schienen nicht sehr begeistert zu sein von dem Publikum. Sogar ein Partyfotograf eines Zwickauer Stadtmagazins hatte es mit seinen geschätzten 60 Jahren in die erste Reihe geschafft, um das Spektakel festzuhalten. Was genau der auf seiner Jacke für eine Werbung hatte ist mir entfallen, es war wohl irgendeine Ramschbörse.

BURNING SKIES spulten ihr Programm trotz dieser Umstände routiniert ab, besonders freuten sie sich über die zehn Headbanger in der ersten Reihe und widmeten ihnen gleich mehrere Songs. In den ca. 30 Minuten ihres Auftrittes stellten sie u.a. die Songs „Rounding up the cattle“ und „Emocalypse“ ihres am 21. März erscheinenden neuen Albums „Greed.Filth.Abuse.Corruption“ vor. Im Gesang ist jedenfalls eine voll Breitseite Grindcore dazugekommen, die hat Lust auf mehr gemacht.
In der Pause zwischen den Bands konnte man sich dann als Kerl entweder auf dem Klo die Frisur richten, sich selbst fotografieren, sich von einem Punkmädel zusammenschlagen lassen oder, wie ich es getan habe, sich das Treiben halb belustigt, halb angewidert anschauen.

Als WAR FROM A HARLOTS MOUTH dann die Bühne betraten, schienen sich doch einige Leute mehr für die Band zu interessieren, aber höchstens die Hälfte der Anwesenden konnte auch was mit der Band anfangen.
Das Computerspiel „Tekken“ dürfte ja bekannt sein und seit Samstag weiß ich auch, dass diese Tritte, der Figuren in dem Kampfspiel, sogar in Wirklichkeit durchführbar sind:

Everybody was kung-fu fighting
Those cats were fast as lightning
In fact it was a little bit frightning
But they fought with expert timing

Der erste Song war noch nicht ganz zu Ende gespielt, da lag schon der Erste bewusstlos, blutend und mit verdrehten Augen auf dem Boden. Während er langsam wieder zu sich kam, wurde der Tekken-Spezialist von einem Security in die Hall of Fame, also nach draußen, befördert. Die ausgeknockte Person schien aber noch nicht alle Leben verbraucht zu haben und war schon beim dritten Lied wieder fit für eine neue Runde.
Professionell, aber sichtlich geschockt, machten WFAHM weiter. Überraschungen standen bei ihrem Auftritt nicht auf dem Programm. Ich hatte sie aber 2007 auch dreimal gesehen. Der neue Sänger Nico bewegt sich mehr auf der Bühne als Steffen, kommt allerdings bei den gegrowlten Parts live nicht ganz so tief runter wie Steffen, so jedenfalls mein erster Eindruck.

Bei jedem Auftritt von WFAHM machen immer mehr Bandmitglieder Ansagen, so kamen in Zwickau die Statements zum Hype um die Band, zur Modewelle auf den Konzerten oder zu der New Noize Party von Simon, Nico und Filip: „Wer von euch ist hier wegen der Bands anstatt der Disko?“ – Schweigen im Publikum. Als Höhepunkt präsentierten die fünf Berliner dann noch einen neuen Song und beendeten mit „Keeping it up“ von der Split mit MOLOTOV SOLUTION nach 45 Minuten den Auftritt. Sänger Nico sprintete sofort von der Bühne und stellte sich durchgeschwitzt noch an den Ausgang des Konzertraumes, um sich noch mal für das Erscheinen zu bedanken.

Durchaus ansprechende Leistungen der beiden Bands, und ich ärger mich immer noch, dass ich es nicht geschafft habe, am Tag vorher zum Konzert in Leipzig zu erscheinen und mich stattdessen einen Teil auf die Ausuferungen der heutigen Jugendkultur einlassen musste.
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