Negura Bunget Agamendon

Negura Bunget, Agamendon

AgamendonNegura Bunget
Rostock, Alte Zuckerfabrik
28.10.2011
Ein milder Herbstabend. Hansa Rostock hat grad eines ihrer grottigsten Spiele dieser Saison beendet. Polizei auf und über dem Rostocker Hauptbahnhof. Hektik ist dort angesagt. Schließlich ist es ein Ost-Derby; Rostock - Cottbus. Dieser Hektik widerstehe ich locker, da ich weiß, dass mich NEGURA BUNGET gleich mit ihrer göttlichen Musik verzaubern werden.

Ich komme an der Alten Zuckerfabrik an und warte noch vor dem Club, um einen Kumpel zu empfangen. Es ist mittlerweile 21:00 Uhr … Einlass. Aber weit und breit keiner zu sehen. Mittlerweile stehen wir wie eine Clique vor der Alten Zuckerfabrik und sind zu sechst. Also mal reingehen. Vielleicht war ja doch schon früher Einlass und es befinden sich schon Leute im Club. Und tatsächlich, es sind wirklich schon welche drin. Bands, Crew und Mitarbeiter.
Unten im kleinen Saal sieht man indes die Rumänen sich warm machen und Ageru übt auf der Panflöte. Im großen Saal hingegen, wo das Konzert stattfindet, machen gerade AGAMENDON ihren Soundcheck.
Im Vorfeld hatte ich mich dann aber doch schon über die Zusammensetzung der Tour gewundert. AGAMENDON, eine relativ unbekannte Band, die sich dem Death Metal verschrieben haben, treffen auf pure Folklore von DIN BRAD und auf den folkloristischen Black Metal von NEGURA BUNGET. Und die Jungs aus Castrop-Rauxel entschließen sich, ihren Gig zu beginnen. Trotz der Masse an Fans, denn nach wie vor sind wir nur zur sechst in der Alten Zuckerfabrik.

AGAMENDON nehmen es mit Humor und lassen einige Spitzen blicken. Bis dato kannte ich die Band nur vom Namen her und hatte mich im Vorfeld via Youtube mal über die Musik informiert. Ziemlich heftiger Death Metal mit derbtiefen Growls kam mir da entgegen. Heute Abend jedoch überrascht mich das Quintett. Die Jungs legen sehr progressiv los und halten, während des gesamten Gigs, das Niveau erstaunlich hoch. Mittlerweile wird es auch etwas voller im Club, aber ich denke, dass nicht mehr als 40 Nasen vor Ort sind. AGAMENDON geben trotzdem alles und erspielen sich sogar Fans, so dass diese dann eine Zugabe verlangen und diese dann auch bekommen.

Nun bin ich gespannt auf DIN BRAD. Das ist ja die Folk-Band von Negru und Inia Dinia, die auch bei NEGURA BUNGET aktiv sind. Doch irgendetwas stimmt nicht, denn ich sehe den Bühnenaufbau. Ageru baut sein Xylophon auf, Inia ihr Keyboard und Negru bastelt an seinem Drumkit. Die zweite Sängerin von DIN BRAD bleibt am Merchandise-Stand sitzen. Kurzum; DIN BRAD spielen heute nicht. Schade eigentlich, aber so kann man ja eventuell auf einen längeren Auftritt von NEGURA BUNGET hoffen.

Diese stehen dann, zu 50% neu besetzt, auf der Bühne und legen los. Als zweiten Song wählen die Rumänen “Dacia Hiperboreană“ und man sieht die wenigen, anwesenden Zuschauer staunend im Saal stehen. Bei schnelleren Parts kreisen die Köpfe auf und vor Bühne. Ageru sagt jeden Track an und so kann man sich prima auf die einzelnen Songs einstellen. Was einem an der neuen Besetzung sofort auffällt, ist, dass NEGURA BUNGET ein Ende agiler auf der Bühne geworden sind. Ständig fliegen die Haare, die einzelnen Musiker suchen Blickkontakt zu den Fans, Ageru wirkt nicht mehr so zurückhaltend wie früher und selbst Negru sieht man beim Drumming sogar mit Mimik. Der Sound geht vollkommen in Ordnung und so kann man den Songs lauschen und sie förmlich inhalieren. Als sie „Terasul De Lumini“ vom ‚Om‘-Album spielen, bekomme ich wieder derbe Haut vom Huhn. Dies ist leider auch der letzte Song des Abends und NEGURA BUNGET verabschieden sich ohne Zugabe. Ist es der Frust über wenigen Fans am Abend? Schon am Vorabend waren nur ca. 70 Leute in der Hamburger Markthalle und nun in Rostock noch weniger. NEGURA BUNGET packen zusammen und nehmen sich noch Zeit für Smalltalk und Fotos einiger Fans, die geduldig warten, bis die Rumänen ihren Van vollgepackt haben. NEGURA BUNGET sind wirklich sympathische Zeitgenossen.

Es war eigentlich ein schöner Abend, zumindest musikalisch gesehen. AGAMENDON waren gut und NEGURA BUNGET waren super. Schade ist es, dass DIN BRAD nicht spielten, denn auch die hätten mich interessiert.
Allerdings kotzt mich die Mentalität der Rostocker Metal-Szene ganz schön an. Passiert in unserer Hansestadt nichts, sind alle am Meckern. Kommen dann mal hochkarätige Bands, bleiben sie lieber zu Hause. Fuck! Dann sollen sie sich nicht wundern, wenn die Bands plötzlich alle Rostock meiden.
Drum Chapeau den Bands, dass sie trotzdem alles an diesem Abend gaben!

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