Mayhem Merrimack

Mayhem, Merrimack

MayhemMerrimack
Köln, Essigfabrik
17.05.2014
Dreißig Jahre – wenn das kein Grund zum Feiern ist! Und da das erwähnte Jubiläum das einer der wichtigsten Bands des Black Metal ist, darf man als Fan etwas Besonderes erwarten. Den Auftakt der Feierlichkeiten gaben MAYHEM auf dem Kings of Black Metal Festival, nun folgt eine ausgiebige Tour durch die deutschen Lande. Leider scheint sich die Institution norwegischen Schwarzmetalls auf die alten Tage ein wenig überhoben zu haben. Es ist fraglich, ob ihnen von Anfang an klar war, dass es Probleme geben würde. Kommentare auf ihrer Facebookseite wiesen bereits darauf hin, dass die Promotion für die Tour nicht optimal gelaufen ist. Und so stellt sich schon bei der Anreise die Frage, ob es schlau war, am Freitag in Bochum und am Samstag in Köln zu spielen – und das auch noch in der Essigfabrik. Letztlich liegen die beiden Städte nicht allzu fern voneinander und einen Laden wie den genannten muss man erstmal vollkriegen. Als wir vor der Halle eintreffen, sind wir von dem versprengten Häuflein vor und hinter der Tür einigermaßen entsetzt. Dass es nicht voll wird, war zu erwarten. Dass der Füllstand nicht über „traurig‟ hinausgehen soll, ist vollkommen überflüssig und ärgerlich.

Kurz nach acht geht es überpünktlich los und bei den ersten Tönen ist klar: MERRIMACK haben es schwer. Verdammt schwer! Die Franzosen legen in einer nicht mal zu einem Viertel gefüllten Halle, in der keinerlei Stimmung herrscht, los. Auf den ersten Metern vor der einschüchternd großen Bühne herrscht gähnende Leere, dahinter finden sich ein paar müde Gestalten, die kaum zu mehr als einem Achtungsapplaus bereit sind. Dabei sind MERRIMACK eine erfahrene Band, die sich live zu präsentieren weiß. Frontmann Vestal hat sich in den letzten Jahren sehr gemacht und bietet eine eindrucksvoll deprimierende Performance ab, die vor allem eines deutlich macht: Dieser Mann ist weder ausgeglichen noch glücklich. Das Songmaterial weiß durchweg zu überzeugen, wird aber vom bestenfalls mittelmäßigen Sound in der Halle nicht getragen. Die Gitarren sind breiig, vom Schlagzeug hört man die Bassdrum sehr gut, den Rest kann man erahnen, wenn man direkt vor der Bühne steht. Wenn nur zwei Bands am Abend auftreten, ist es eine Frechheit, diesen nicht mal einen passablen Sound zu verpassen! Zwischen den Stücken herrscht bisweilen eine solche Stille, dass es einem die Schamesröte ins Antlitz steigen lässt. Ich hatte mich auf MERRIMACK gefreut und kann der Band selbst nichts vorwerfen, doch dieser Abend scheitert schon auf den ersten Metern an seinen Umständen.

Nicht lange nach neun geht es auch schon mit dem Headliner los, der nun rechtfertigen muss, warum die Karten für den heutigen Abend über 30 Euro gekostet haben. Mit dem klassischen Einstieg, einer Kombination aus „Silvester Anfang‟ und „Pagan Fears‟, kommt dann auch Stimmung in die Halle. Wenngleich es das Verhältnis der Anwesenden zum verfügbaren Raum ermöglichen würde, sich den Nebenmann zu schnappen und Standardtänze darzubieten, ohne mit den anderen anzuecken, merkt man nun endlich: Die Leute wollen MAYHEM, und das nicht zu knapp. Leider ist der Sound nicht viel besser geworden, besonders die Gitarren sind immer noch zu undifferenziert, worunter im Laufe des Sets einige Songs beträchtlich leiden. Die Norweger sind einigermaßen gut drauf und besonders Necrobutcher, der am heutigen Abend mit der Besaitung seines Basses zu kämpfen hat, freut sich offenkundig über die „Mayhem! Mayhem!‟-Rufe zwischen den Songs. Und die nun aufgekommene Stimmung in Verbindung mit dem tollen Songmaterial rettet den Abend. MAYHEM sind einfach eine fantastische Band, die es auch unter suboptimalen Umständen schafft, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Attila füllt mit seiner Präsenz auch eine derart große Bühne. Das dargebotene Material umfasst passend zum Anlass sämtliche Veröffentlichungen, die Songs von „Deathcrush‟ bis „Psywar‟ zünden durchweg. Doch als dann kurz nach halb elf das Set ohne Zugabe endet und die Forderungen des Publikums nach mehr unerhört bleiben, stellt sich wieder dieses unschöne Gefühl ein.

Am Ende bleibt die Frage offen, ob MAYHEM sich verschätzt haben oder ob sie einfach Opfer eines schlechten Tourmanagements geworden sind. Der Abend hätte unter anderen Umständen fantastisch werden können. In Köln gäbe es reichlich Locations, die besser geeignet gewesen wären. Im Underground wären die Anwesenden besser augehoben gewesen, sogar das MTC ist bei diesen Besucherzahlen denkbar. MERRIMACK sind einfach zu schade, um sie so zu verheizen. Man kann nur hoffen, dass die Fehler, die hier gemacht worden sind, nicht auch den Rest der Tour prägen. Ein solches Preis-Leistungsverhältnis musste ich glücklicherweise schon lange nicht mehr erdulden und hoffe für die Zukunft inständig, dass die zukünftigen Termine, auf die ich mich seit Langem freue, von einem solchen Missverhältnis verschont bleiben.
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