Mayhem - Ordo Ad Chao

Mayhem - Ordo Ad Chao
Black Metal
erschienen am 20.04.2007 bei Season Of Mist
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. A Wise Birthgiver
2. Wall Of Water
3. Great Work Of Ages
4. Deconsecrate
5. Illuminate Eliminate
6. Psychich Horns
7. Key To The Storms
8. Anti

Die Bloodchamber meint:

MAYHEM - wofür steht dieser Name nicht alles: Wegweisende Musik, die zum Black Metal, wie wir ihn heute kennen, maßgeblich beigetragen hat; bis zum Geht-Nicht-Mehr ausgeschlachtete Skandale und Mord- und Schauergeschichten; eine manchmal mehr als zweifelhafte Selbststilisierung und nicht zuletzt eine recht dünne Liste an Releases. Im Laufe von inzwischen deutlich mehr als 20 Jahren Bandgeschichte bringen es die Norweger auf gerade mal vier Full-Length-Alben neben unzähligen Live-Aufnahmen, Bootlegs und anderem Kleinkram. Ihr Zweitling “Grand Declaration Of War” schaffte es voll und ganz, gemischte Reaktionen hervorzurufen. Nachdem sie sich dann mit “Chimera” wieder in gefälligere Gefilde begeben hatten, drehte sich zum x-ten Mal das Vokalistenkarussel und Attila wurde zurück ins Boot geholt.

Und der exzentrische Ungar, der auch dem Kultalbum “De Mysteriis Dom Sathanas” einen Teil seiner Unverwechselbarkeit verlieh, ist wohl zu einer der treibenden Kräfte geworden, die “Ordo Ad Chao” zu einer neuen Merkwürdigkeit in der Geschichte MAYHEMs haben werden lassen. Auch dieses Album spaltet. Es zerstört Erwartungshaltungen. Es pisst genau diejenigen frontal an, die sich nicht darauf einlassen können eine erneute musikalische Kehrtwendung mitzuvollziehen, um dem ein Stück näher zu kommen, was den Geist MAYHEMs schon immer kennzeichnete: Der totale Abgrund.
Kommen wir zur entscheidenden Frage: "Herr Doktor, was ist es?" - Ein Bastard, gekennzeichnet von einem sonderbar dumpfen Gesamtsound, von Stücken, die erst nach vielfachem Hören so etwas wie einen Wiedererkennungeffekt entwickeln und von einer Stimmung, die so krank ist, dass die guten 40 Minuten wie ein einziger akustischer Horrortrip erscheinen.
Hier werden keine Standards abgearbeitet, hier wird nicht durchgängig geblastet, hier gibts keine eingängigen Refrains, hier wird auch kein Material abgeliefert, das in den Clubs die Fäuste in die Luft schnellen lässt. Es gibt eine hohe Tempovariabilität, einen immensen Ideenreichtum und eine technische Umsetzung, die keine Wünsche offen lässt. Alle Musiker wissen hier genau, was sie tun und das machen sie voller Dynamik, manchmal scheinen Ansätze von griffigen Melodien auf, oftmals droht alles in apokalyptische Kakophonien abzurutschen. Das Herzstück dieses Albums bilden aber die Vocals: Attila raunt, schreit, wimmert, deklamiert, röchelt und führt den Hörer ins Herz der Finsternis, wie nur er es als Ausnahmeakrobat der extremen Klänge beherrscht. Hier werden Teile der menschlichen Seele offenbart, deren Anblick nur schwer zu ertragen ist und genau das ist das Geheimnis dieses Albums. Wer was für den Hintergrund haben will: Finger weg! Wer nur Black Metal braucht, der klingt wie die alten HELLHAMMER, BATHORY oder DARKTHRONE: Lasst es! Wer sich auf coole Live-Action freut und Material für den Mosh-Pit sucht: Weg mit euch! Hier gibt es nur noch Dunkelheit und die groovt nicht, die spielt keinen Rock 'n' Roll und lädt auch nicht zum Bangen ein.

MAYHEM sind sich diesbezüglich treu geblieben, sofern es ihnen darum geht, außergewöhnliche Musik zu machen, die weh tut und die keine inzwischen zum Klischee erstarrten Chiffren wiederholt. Wer sich darauf einlassen kann, wird hiermit viele Male faszinierende und dunkle Stunden verbringen. Wer nicht, der wird es hassen und soll es ruhig tun.
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