Fleshgod Apocalypse - Oracles

Fleshgod Apocalypse - Oracles
Death Metal
erschienen am 29.05.2009 bei Candlelight Records
dauert 37:40 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. In Honour of Reason
2. Post-Enlightenment Executor
3. As Tyrants Fall
4. Sophistic Demise
5. Requiem in 57 Minore
6. At the Guillotine
7. Embodied Deception
8. Infection of the White Throne
9. Retrieving My Carcass
10. Oracles

Die Bloodchamber meint:

Schon auf dem ersten Blick im MySpace Profil der italienischen Band FLESHGOD APOCALYPSE erkennt man einen kleinen aber feinen Unterschied zu den meisten anderen Bands dieser Musikrichtung. Während man meist schon gewohnt ist vier oder fünf Menschen zu erblicken, die einen möglichst finsteren Eindruck machen und alles tun um ihren wirklich teuflischen Charakter nach außen zu projezieren, ließen sich die Jungs von FLESHGOD APOCALYPSE im edlen Smoking und Rüschenhemdchen ablichten. Dieser Bruch der typischen Vermarktung von Bands lässt sich auch auf ihre Musik übertragen, denn die Italiener verstehen es prächtig wie man klassische/romantische Sonaten, Etüden oder auch mal einen Gregorianischen Choral mit Brutal Death Metal vom feinsten verbindet.
Natürlich gab es schon oft Bands oder Stilrichtungen die sich Elemente der klassischen Musik bedienten und daraus etwas wie Symphonic Metal erschufen. Bei FLESHGOD APOCALYPSE ist dies allerdings etwas anderes, da diese einen Wechsel zwischen Klassischer Musik und Death Metal vollziehen, der ohne irgendeine Überleitung oder Intro auskommt.

Schon in den ersten Sekunden der CD kann man sich einen guten Eindruck von dem bereits angesprochene Wechsel der Stilrichtungen machen. „In Honour of Reason“ beginnt mit einer irischen Fidel, die immer wieder unterbrochen wird von heftigen Death Metal Breakes, bis die Musik komplett übergeht in kompromisslosen Brutal Death Metal mit einem Schlagzeuger, der in einem wahnwitzigem Tempo noch besonders durch seine akurate Spielweiße überzeugen kann, und Gitarristen die im Hintergrund eine prächtig dissonante Stimmung schaffen. Im weiteren Verlauf des Albums wird man feststellen, dass die Band durchwegs den gleichen Stil verfolgt, wobei zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt. Vielleicht liegt dies ja an dem starken Kontrast der durch die Klassischen Musikeinlagen geschaffen wird, wenn eine Sonate im Mozart Stil innerhalb von Sekundenbruchteilen umschwenkt in das genaue Gegenteil. Ich persönlich bekomme dabei immer ein sehr komisches Gefühl, dass ich nicht wirklich beschreiben kann. Aber meine Stimmung ist irgendwo zwischen Humor, Genuss und Interesse.Vielleicht liegt es aber auch an der hohen Komplexität der Songs, welche durch leicht progressive Gitarrensoli in Verbindung mit dem Schlagzeug eine herrlich psychodelische Wirkung erzielen. Insgesamt kann man sagen, dass bei jedem Durchlauf ein paar Nuancen mehr hörbar werden und zur Geltung kommen, wie zum Beispiel der Operngesang bei „Post-Enlightment Executor“ der hinter den kreischenden E-Gitarren gelegt wurde und somit leicht zu überhören ist. Den musikalischen Höhepunkt bildet meiner Meinung nach „Requiem in Sj Minore“, welcher als einziger Song mal einen Gang zurückschaltet und die komplette Bandbesetzung in einer satanischen Messe zu Spitzenleistungen auflaufen lässt.
Genauso wie die CD angefangen hat, hört sie schließlich auch wieder auf, nämlich mit dem Titelgebenden Song „Oracles“ welcher als reine Klaviersonate die Klimax der klassischen Musik darstellt und das Album perfekt abrundet.

Zum Gesang lässt sich leider nicht so viel positives sagen, denn dieser ist mit seinen Shouts und Growls einfach einen Tick zu mittelmäßig und spricht mich einfach nicht so an wie der Rest der Besetzung. Das einzige was mir sonst noch negativ aufgefallen ist, ist die kurze Zeitspanne zwischen den einzelnen Tracks. Es wäre besser gewesen, wenn sie noch eine oder zwei Sekunden Pause reingelegt hätten, um dem Hörer die Möglichkeit zu geben den vorher gehörten Song besser zu verarbeiten.

FLESHGOD APOCALYPSE spielen sich nun 37 Minuten lang wie oben erwähnt durch ihr Album, wobei mir ganz besonders die teils melodischen Elemente der Gitarren Soli, die vielen Generalpausen, die clever gesetzt und die allgemein technisch ausgereifte Spielkunst aufgefallen sind. Auch ihre neue Idee der kontrastreichen Musik ist weit mehr als nur ein Marketinggang. Es ist ein sehr gutes musikalisches Stilmittel welches zusammen mit anderen instrumentalen Highlights das Debutalbum „Oracles“ zu einem kurzweiligen Musikgenuss mit erstaunlichen Pointen und Höhepunkten formt.
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