Cradle Of Filth - Darkly, Darkly, Venus Aversa

Cradle Of Filth - Darkly, Darkly, Venus Aversa
Black Gothic Metal
erschienen am 29.10.2010 bei Peaceville Records
dauert 62:36 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Cult Of Venus Aversa
2. One Foul Step From The Abyss
3. The Nun With The Astral Habit
4. Retreat Of The Sacred Heart
5. The Persecution Song
6. Deceiving Eyes
7. Lilith Immaculate
8. The Spawn Of Love And War
9. Harlot On A Pedestal
10. Forgive Me Father (I Have Sinned)
11. Beyond Eleventh Hour

Die Bloodchamber meint:

Wenn man sie nicht gerade auf alkoholische Getränke reduziert, kann die englische Küche nicht gerade von sich behaupten, einen positiven Ruf zu genießen bzw. überhaupt so etwas wie einen Ruf zu besitzen. Deshalb bleibt Restaurant-Besitzern von der Insel gar nichts anderes übrig, als sich mehr um das ganze Drumherum zu bemühen. Das heißt im Klartext: Fast die gleiche Speisekarte wie immer, nur mit einer hübscheren Verpackung. Oder auch: „Darkly, Darkly, Venus Aversa“.

Was CRADLE OF FILTH da nämlich mit der neunten Fassung ihres 11-gängigen Menüs präsentieren, basiert grundsätzlich auf alten überlieferten Rezepten, die stets von Generation zu Generation verfeinert wurden, im Kern aber mit beständiger Zuverlässigkeit stets die Geschmäcker zu befriedigen wussten. Somit blieb deutlich mehr Zeit, sich auf das dazugehörige Ambiente, die passende Dekoration sowie die eine oder andere kleine Leckerei zu konzentrieren.

Angefangen beim durchaus leicht auf der Zunge zergehenden Titel merkt man gegebenenfalls erst nach einer ganzen Weile (und einer kurzen Recherche), dass sich dahinter auch nichts anderes als intellektueller Schweinskram verbirgt, und bekommt somit schon einmal einen Vorgeschmack auf die Notwendigkeit einer feinen Spürnase, um mehr auf die Details achten zu können. Für die erste Hälfte von „Darkly, Darkly, Venus Aversa“ ist dies nämlich durchaus vonnöten, da die Briten in fast durchgängig hohem Tempo einen Gang nach dem anderen auf den Tisch pfeffern. Ein böllerndes Schlagzeug, treibende Gitarren und ein wie immer auf dem letzten Loch pfeifender Dani servieren blutige Rumpsteaks, fast so groß wie die Teller, auf denen sie serviert werden. Mit der inflationären Verschwendungssucht eines Hollywood-Produzenten werden am Nebentisch die Mitglieder des angeforderten Orchesters mit Wasser und Brot abgespeist. Obwohl diese pflichtgemäß darauf bestehen, ihren eingeflogenen Salat irgendwo auf den Gedecken unterzubringen, fällt vieles davon ungesehen die Tischkante herunter. Manch einer garniert verzweifelt mit seinen Gürkchen und Tomaten den gut ausgeleuchteten Raum, so dass wir als Gast zwar Fleisch in uns herein stopfen, unbewusst die ganze Zeit aber auf Gemüse starren.

Ungefähr ab der Hälfte des Gelages scheint sich aber das Salatblatt etwas zu wenden. Das Tempo wird etwas heruntergeschraubt, die Männer mit den Gitarren lassen häufiger mal ein stimmiges Riff oder eine warme Melodie fallen. Eine leicht bekleidete Dame verleiht der Szenerie mit ihrem bezirzenden Gesang gar eine weitere angenehme Facette. Insgesamt fühlt man sich deutlich wohler in seiner Haut, da die Pausen zwischen den ganzen Fettbrocken deutlich das Gesamtbefinden verbessern und die Verdauung entlasten. Nichtsdestotrotz verzichtet die Küche nicht ganz auf schwermetallisches Fleisch, nur scheint es mittlerweile eine ansprechendere Portionsgröße erreicht und deutlich länger in der Pfanne geschmort zu haben.

Als kurz vor dem Finale Koch Dani gar im Duett mit seiner Kollegin fast schon so etwas wie echten Gesang von sich gibt, sich der Rest des Ensembles noch einmal auf seine Stärken im Riffsektor konzentriert, dem Orchester-Gemüse ein angemessener Platz zugewiesen und somit ein wohlschmeckender, aufwühlender und auf der Zunge prickelnder Abgang serviert wird, kann man sich getrost zurücklehnen und vom Stuhl fallen lassen. Denn das heutige Essen war zwar ungesund, dekadent und größtenteils überraschungsarm, dafür aber auch hervorragend zubereitet und letztlich vor allem angesichts der Mikrowellen-Kochkünste von Mutti zu Hause seinen Preis definitiv auch wert. Guten Appetit!
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