Dark Suns - Orange

Dark Suns - Orange
Progressive Rock
erschienen am 02.12.2011 bei Prophecy Productions
dauert 59:57 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Toy
2. Eight Quiet Minutes
3. Elephant
4. Diamond
5. Not Enough Fingers
6. Ghost
7. That Is Why They All Hate You in Hell
8. Vespertine
9. Scaleman
10. Antipole

Die Bloodchamber meint:

In der Vergangenheit wurde der düstere Prog Metal der Leipziger Formation DARK SUNS häufig mit dem Sound von OPETH in Verbindung gebracht. Die schlechteste Referenz ist das nicht, aber die Schweden werfen natürlich einen großen Schatten. Keine leichte Aufgabe, sich diesem zu entledigen und damit den ewigen Vergleichen aus dem Weg zu gehen. Was also macht man? Man lässt natürlich den alten Prog Metal-Sound links liegen und widmet sich stattdessen intensiv den Prog Rock-Wurzeln, für die man tief in den 70ern gräbt. Dumm nur, dass nicht nur eine Band wie PAIN OF SALVATION sich in letzter Zeit auf musikalische Spurensuche begeben hat, nein, auch die Mannen um Mikael Åkerfeldt sind mit ihrem aktuellen Werk „Heritage“ auf den Retro-Zug aufgesprungen – der Vergleich mit OPETH muss demnach abermals bemüht werden…

DARK SUNS folgen also – gewollt oder ungewollt – einem Trend. Ist die Musik auf „Orange“ denn auch dementsprechend trendy? Mitnichten. Die Leipziger nähern sich auf ihre ganz eigene Art und Weise dem Sound der 70er an. Die Hammond-Orgel im Opener „Toy“ tönt zwar recht retro, die nervösen Drums transportieren den Song aber in die Moderne. Nicht nur „Toy“ ist auffallend kurz und knackig geraten, auch die folgenden Songs rocken recht straight los, was nicht heißen soll, dass sie simpel wären. Im Gegenteil, sowohl gesanglich als auch instrumental passiert eine ganze Menge, Ausflüge in den Jazz inklusive. Driftet der Gesang dann noch in THE MARS VOLTA-Gefilde ab wie in „Elephant“, kann das durchaus anstrengend werden. Da kommt das sphärische Instrumental „Not Enough Fingers“ mit seiner beruhigenden Wirkung gerade recht. Gleich danach geht aber wieder die Post ab, richtig krude wird es mit dem erneut an THE MARS VOLTA erinnernden „That Is Why They All Hate You In Hell“, das den Hektik-Höhepunkt des Albums markiert. Das Progger-Herz höher schlagen lässt abschließend der epische Rausschmeißer „Antipole“, in dem DARK SUNS nochmals alle ihre Register ziehen, gekonnt Prog Rock mit Jazz verweben und den Song und damit das Album schließlich mit einem ruhigen Instrumental-Part ausklingen lassen.

Was lässt sich also zusammenfassend über „Orange“ sagen? Fans des alten DARK SUNS-Sounds werden heftig vor den Kopf gestoßen. Die neuen DARK SUNS sind dafür recht eigenständig, aber nicht gerade leicht zugänglich. Der Hörer muss schon mehr als nur ein offenes Ohr mitbringen, um sich in die gelungenen Kompositionen zu finden. Sowohl Sänger als auch Instrumentalisten liefern eine sehr gute Leistung ab, Hammond-Orgel und vor allem die jazzigen Bläser werden hervorragend in den neuen DARK SUNS-Sound integriert. In der richtigen Stimmung kann „Orange“ einiges, man muss aber die nötige Konzentration mitbringen, ansonsten kann das Album auch schnell überfordernd und anstrengend sein. Metal-Puristen werden damit wenig anfangen können, aufgeschlossene Hörer sollten ihr Ohr diesem außergewöhnlichen Album mal leihen. Bis auf das zeitweilige Retro-Feeling hat „Orange“ mit „Heritage“ auch gar nicht so viel gemein, denn DARK SUNS fahren eher eine jazzig-alternative als eine folkloristisch-psychedelische Schiene – selbst wer von der letzten OPETH eher enttäuscht war, könnte an diesem Album also seine Freude haben.
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